Bislang ist das deutsche Elektrohandwerk gut durch die Corona-Pandemie gekommen, wie Umfragen des Branchenverbandes ZVEH zeigen. Die Branche verzeichnete 2020 ein Wachstum beim Umsatz, bei den Beschäftigtenzahlen und sogar bei den Auszubildenden. Der Geschäftsklimaindex hat sich nach kurzem Einbruch zu Beginn der Pandemie längst wieder bei stabilen 80 Punkten eingependelt. Auch die zukünftige Geschäftssituation beurteilten die Mitgliedsbetriebe bei der Ende März 2021 durchgeführten ZVEH-Frühjahrskonjunkturumfrage sehr positiv – nicht zuletzt deshalb, weil die Auftragsbestände wieder deutlich gestiegen waren.
Allerdings befürchtet die Branche nun neues Ungemach: Sich verschärfende Lieferengpässe bei nahezu allen relevanten Produkten führen dazu, dass Aufträge nicht mehr abgearbeitet werden können, beklagt der ZVEH. Zudem reagierten die Hersteller mit zum Teil empfindlichen Preissteigerungen auf die Materialknappheit. Die Betriebe des Elektrohandwerks können die höheren Preise nicht so einfach an ihre Kunden weitergeben, so der Verband. Im schlimmsten Fall müssten sie Aufträge aufgrund fehlender Bauteile auf Eis legen oder sogar komplett absagen. Bei den Kunden sorge das, insbesondere in Krisenzeiten, für Unverständnis und Unmut.
Bereits zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 habe es Engpässe gegeben. Damals seien vor allem Produkte aus den Bereichen „Erneuerbare Energien“, „Licht und Beleuchtung“, „Gebäudeautomation“ und „Elektrogeräte“ betroffen gewesen.
Die elektrohandwerklichen Betriebe träfen Lieferengpässe und Preissteigerungen an einer empfindlichen Stelle. Ändere sich nichts an der Situation, drohten in vielen Unternehmen Kurzarbeit und dramatische Einnahmeausfälle. Der ZVEH appelliert daher an Hersteller und Elektrogroßhandel, gegen die Engpässe in der Lieferkette anzugehen und die Problematik nicht durch überzogene Preissteigerungen weiter zu verschärfen.
„Die Elektrohandwerke mit ihren 516.000 Beschäftigten und 46.000 Auszubildenden waren in der gesamten Corona-Krise ein Wirtschaftsmotor. Unsere Mitgliedsbetriebe haben aufgrund ihrer Systemrelevanz trotz der Pandemie weitergearbeitet, nur selten Kurzarbeit angemeldet und damit nicht zuletzt wirtschaftlich für Stabilität gesorgt“, erklärt ZVEH-Präsident Lothar Hellmann. Es könne daher nicht sein, dass nun unsere Branche die Liefer- und Beschaffungsprobleme sowie die Materialknappheit ausbaden muss.
Hellmann kritisiert zudem, dass die Hersteller den Elektro-Handwerken den Schwarzen Peter zuzuschieben versuchen, indem sie damit argumentieren, das Handwerk stelle bezüglich der Auftragsabarbeitung den Flaschenhals dar. „Die Elektrohandwerke sind hinsichtlich der Beschäftigten- und Lehrlingszahlen sogar in der Krise weiter gewachsen und stellen innerhalb des dreistufigen Vertriebs von jeher einen starken Partner dar. Wollen wir die Corona-bedingten Probleme bewältigen, geht das nur gemeinsam, indem wir nach konstruktiven Lösungen suchen“, so der ZVEH-Präsident.
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