Anfang Februar warteten viele Experten in der Solarbranche gespannt auf die aktualisierte Markterklärung des Bundesamts für Informationssicherheit (BSI). Mit ihr schien dann auch der Startschuss für einen verpflichtenden Smart-Meter-Rollout für die Photovoltaik-Anlagen ab sieben Kilowatt Leistung wahrscheinlich. Doch das BSI veröffentlichte keinen neuen Marktbericht, stattdessen entschieden die Richter des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Nordrhein-Westfalen Anfang März in einem Eilbeschluss, dass die bislang vom BSI zertifizierten Smart-Meter-Gateways die gesetzlichen Anforderungen nicht hinreichend erfüllen. Damit und seither ist der Einbauzwang für intelligente Messsysteme bei Photovoltaik-Anlagen erst einmal wieder vom Tisch. Die politischen Reaktionen auf den Beschluss der Richter sind bislang mager bis kaum wahrnehmbar.
Die SPD versucht nun, das Thema wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken. „Dass sich das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mehr als einen Monat nach der Entscheidung in seinem heutigen Bericht zu den Auswirkungen der OVG-Entscheidung weiterhin darauf beruft, dieses noch prüfen zu müssen, ist ebenso unbefriedigend wie der Zustand, dass die BSI-Markterklärung bislang nur für die klagenden Unternehmen ausgesetzt wurde“, erklärte der Energiepolitiker der SPD-Bundestagsfraktion Timon Gremmels. Das Wirtschaftsministerium nehme wissentlich in Kauf, dass weiterhin Geräte verbaut würden, die die gesetzlichen Anforderungen nicht erfüllten. Im Fall von 50 weiteren klagenden Messstellenbetreibern hatte das BSI nach dem Eilbeschluss die Einbaupflicht für Smart Meter vorläufig gestoppt.
Auf meine Nachfrage räumt @Thomas_Bareiss ein, dass insgesamt 53 weitere Rollouts von #SmartMeter vom @BSI_Bund gestoppt wurde. Stand nicht im schriftl. Bericht. Ob es noch in dieser WP eine Überarbeitung der Rechtsgrundlage geben wird, konnte das @BMWi_Bund nicht versprechen.
— Timon Gremmels, MdB😷 (@Timon_Gremmels) April 14, 2021
Gremmels sieht das Bundeswirtschaftsministerium dringend in der Pflicht, endlich zu handeln. „Wenn der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Bareiß Wochen nach der Entscheidung einräumt, weder die Zeit gefunden zu haben, sich intensiver damit zu beschäftigen, noch wisse, ob das BMWi noch in dieser Legislaturperiode gesetzliche Änderungen am Messstellenbetriebsgesetz plane, kommt das einem energiepolitischen Offenbarungseid gleich“, sagte der Energiepolitiker. „Schon heute zeichnet sich ab, dass die Digitalisierung der Energiewende durch den verkorksten Smart-Meter-Rollout ernsthaften Schaden nimmt.“ Bereits jetzt gehe erforderliches Vertrauen verloren.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) müsse umgehend Klarheit schaffen, wie es mit dem Smart-Meter-Rollout weitergehen soll, so Gremmels weiter. „Ein ‚Augen zu und durch‘ in der Hoffnung, dass das Hauptsacheverfahren doch noch zugunsten von BMWi und BSI entscheiden, gefährdet die Akzeptanz des Smart-Meter-Rollouts und der Energiewende insgesamt.“ Eine Ausweitung der Einbaupflicht für intelligente Zähler auch für Photovoltaik-Anlagen unter sieben Kilowatt Leistung, wie sie das Bundeswirtschaftsministerium gern hätte, werde es mit der SPD-Bundestagsfraktion nicht geben. „Der weitere Smart Meter-Rollout gehört umfassend auf den Prüfstand“, erklärte Gremmels in Richtung Altmaier.
Für die @spdbt ist klar: Solange das Chaos beim Rollout nicht behoben wurde, kommt eine Ausweitung der gesetzlichen Smart Meter Pflicht auf kleine PV-Anlagen nicht in Frage. Im #EEG2021 haben wir genau das verhindert. @BMWi_Bund muss endlich seine Hausaufgaben machen!
— Timon Gremmels, MdB😷 (@Timon_Gremmels) April 14, 2021
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Zitat:
„Gremmels sieht das Bundeswirtschaftsministerium dringend in der Pflicht, endlich zu handeln…“
„Wenn der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Bareiß Wochen nach der Entscheidung einräumt, ….“
„Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) müsse umgehend Klarheit schaffen, …“
…Ich lach mich tot!
Das ist so, als würde man von einem Blinden und einem Gelähmten verlangen, ein Bild im Stile von van Gogh zu malen!!!!
Die Genannten haben weder einen Plan, noch Ahnung, und schon gar nicht den Willen die Energiewende aktiv zu befördern!
Deren Plan besteht darin, die Energiewende zu verhindern, mindestens aber zu behindern und solange wie möglich zu verzögern.
Wer dran zweifelt sollte sich fragen, wer denn für die Gesetze und Regularien verantwortlich zeichnet, die zu Hemmnissen beispielsweise beim PV Ausbau führen:
https://pvspeicher.htw-berlin.de/wp-content/uploads/SIEGEL-2020-Systematische-Betrachtung-von-Hemmnissen-fuer-den-PV-Ausbau.pdf
Es wäre es hilfreich, darüber nachzudenken und zu erörtern, welchen Mehrwert der Einbau von intelligenten Zählern für welche Partei bringen würde.
Eventuell ließe sich dieses Thema mit einem Vergütungsmodell seitens der Stromempfänger, -Versorger besser einfangen?????
Einem sonst sehr gepeinigtem Staatssekritär sollte auch ab und zu geholfen werden.
Wem soll die Einspeisedaten der PV-Anlagen etwas nutzen?
Solange nicht alle Stromverbräuche und alle Einspeisungen bekannt sind, können die Daten nur für mehr oder weniger genaue Kurzzeitprognosen herangezogen werden.
Die Summe aller Stromeinspeisungen und Stromentnahmen samt Verlusten misst man viel einfacher an den Stromübergabestellen und erhält damit die selbe Information zur selben Zeit mit weniger Messfehler, weniger technischen Problemen und geringerem finanziellem Auwand.
Über Vorteile und Notwendigkeit der Smartmeter bei PV-Anlagen habe ich noch keine schlüssige Erklärung gefunden. Hier wird oft schlichtweg behauptet, dass Smartmeter wegen der dezentralen Einspeisung notwendig wären.
Wenn PV-Anlagen die aktuellen Normen einhalten, dann können diese eine Überproduktion erkennen und entgegenwirken. Dazu wurden die Normen entwickelt und die Anlagen geprüft. Schält eine Altanlage bei erreichen der Schaltschwelle plötzlich ab, so fängt dies die Mehrzal der Neuanlagen durch lineare Abregelung auf.
Moderne PV-Systeme sind in der Regel mit Smartmetern und Visualisierung ausgestattet. Auch richtet sich die Mehrzahl der PV-Besitzer bei neuen Anlagen nach der Verfügbarkeit von Eigenstrom, so dass Smartmeter des NB in diesem Umfeld keinen erzieherischen Wert haben, sondern nur neue Hürden darstellen.
Wie kontraproduktiv solche Hürden sind, kann man an der Hürde der EEG Umlagen ab 10 kw erkennen. Mit Einführung der Smartmeter wird es sicher vermehrt Anlagen unter 7 kW geben. Das kann aber nicht das Ziel der Energiewende sein, weil es mit solchen Anlagen deutlich schwererer ist, ein BEV zu laden und es kaum attraktiv ist, eine Wärmepumpe zu betreiben.
Werte Mitstreiter, nun haben wir uns doch mal nicht so. Die wichtigsten Schritte sind doch schon geschafft. Vorrang des EEG weg, Marktstammdatenregister etabliert. Wenn das mit dem Smart Meter mal klappt ( wie bei der Corona APP), dann kann ja kurz danach auch die Sonnensteuer kommen. Damit die unermesslich reichen PV Investoren den Strombedarf der fossilen Verheizer klimaneutraler gestalten … Denn: Geld oder gar Steuern sparen, das geht im verwaltungstechnisch verregelten Hinterzimmerbeschlussstaat nun gar nicht. Und Klimaneutralität … das kann doch kein ernsthaftes Wirtschaftsziel sein … ohne steuerliche Anreize … nach der Steuererhebung … das kann doch nicht gehen. Lasst euch doch noch mal die Solarpolizei vom 1. April auf der Zunge zergehen, die GEZ Prüfer gab es ja auch.
Das war ursprünglich auch meine Befürchtung. Aber wozu sollte man erst 100 bzw. 130 EUR pro Jahr versickern lassen. Es gibt schlicht weg einfachere Möglichkeiten für den Staat, sich an dem Gewinn zu beteiligen.
Der Staat (Allgemeinheit) wird über kurz oder lang an der geringen Einspeisevergütung verdienen. Nach üblichen Finanzierungsregeln ist das genau dann der Fall, wenn die Abschreibung nicht mehr durch die Vergütung gedeckt ist, d.h. bei 8 Cent / kWh Vergütung darf eine durchschnittliche 10 kWp Anlage nicht teurer als 16000 EUR sein. Dieser Preis lässt sich heute unter normalen Bedingungen aber nicht mehr realisieren. Ein weiterer Gewinn für den Staat ist der Wegfall von Übertragungskosten.
Wenn man das Thema genauer anschaut, geht es um tageszeitabhängige Preise, leistungsabhängige Preise in beide Richtungen, Leistungsbegrenzung und Laststeuerung.
Eine zentrale Eigenschaft des Smartmeter ist, dass dieser die abgerufene oder eingespeiste Leistung messen kann. Eine moderne Messeinrichtung misst lediglich die Energie.
Die Interessen werden auch sehr schnell klar, wenn man die Protagonisten von Smartmeter anschaut (http://smartgrids-bw.net/ueber-uns/mitglieder/).
Da gibt es nicht nur Bösewichte, weil das Thema eben auch positives Potential hat. Allerdings sehe ich auf der Liste mitunter Trittbrettfahrer der Energiewende, die das System unnötig verteuern und keinen positiven Beitrag liefern.
Das Thema Smartmeter bei PV-Anlagen ist eine neue Energiewendebremse, die wir uns nicht leisten sollten. Hätten Verbraucher bei einem Verbrauch von 6000 kWh / a mit einer PV Anlage die Möglichkeit einen Smartmeter zu umgehen, dann würde sich daraus für die Energiewende eine Win – Win Situation ergeben.
Schon allein, dass jemand mir jemand Tag und Nacht einen LTE oder UMTS Sender oder Powerlan ins Haus verordnet, dürfte für viele ein No-Go sein.
Finanziell müssen ca. 1,5 – 2 kWp und zukünftig noch deutlich mehr eingesetzt werden um die zusätzlichen Kosten zu neutralisieren, das bedeutet, dass 12,5% Mehrkosten für einen Smartmeter entstehen. Was passiert wenn ich eine zweite Anlage auf dem selben Grundstück baue? Bekomme ich dann eine Smartmeterfarm in meinen Zählerschrank?
Im Jahr 2021 könnte man sich deutlich einfachere Lösungen seitens der bereits im Internet vernetzten Wechselrichter vorstellen.
Zahlen soll nicht der Nutznießer der Information sondern derjenige wie ich befürchte, der zukünftig mit diesem System zur Kasse gebeten werden sollen.
Man stelle sich einmal vor was passieren würde, wenn ich mit meinem Smartmeter jemandem Stom schicken könnte – Da höre ich heute schon die Energieversorger jammern! Jedenfalls wäre dies innovativ und könnte den Smartmeter rentabel werden lassen.
Man könnte sich aufregen, dass der Smartmeter Rollout nicht so klappt – aber mir erschließt sich der Sinn dieser Aktion auch nicht so ganz. Ich stelle sogar die komplette Digitalisierung der Energieversorgung in Zweifel, da ich eigentlich vor habe, die gesamte sektorübergreifende Energieversorgung grundsätzlich ohne Importe zu bewerkstelligen. Wenn 100 % THG-Neutral in 2050 dann 1.300 bis 3.000 Terawattstunden EE-Strom bedürften, dann würde das volatile Dargebot der Erneuerbaren relativ selten bis nie mit dem relativ konstanten Verbrauch über Smartmeter und sonstigen digitalen Schnickschnack in Einklang zu bringen sein. Viel simpler wäre eine verteilte Speicherinfrastruktur, welche jedweden EE-Strom aufnimmt und bedarfsoriert in Form von Strom, Wärme und grünem Gas bereitstellt.