EWE hat nach eigenen Angaben einen ersten Meilenstein beim Bau seiner Wasserstoff-Testkaverne in Rüdersdorf erreicht. Es seien 160 Stahlrohren bis in 1000 Meter Tiefe eingebaut und zementiert worden. Damit sei die Grundlage gelegt, um die geplante Testkaverne herzustellen. In dem unterirdischen Hohlraum will EWE testen, ob eine sichere Speicherung von Wasserstoff möglich ist. Die gewonnenen Erkenntnisse aus Brandenburg sollen dann auf große Kavernenspeicher nur einem 1000-fachen Volumen übertragen werden. „Damit wäre grüner, aus erneuerbaren Energien erzeugter Wasserstoff in großen Mengen speicherfähig und bedarfsgerecht nutzbar und würde zur unverzichtbaren Komponente, um gesteckte Klimaziele zu erreichen“, erklärte EWE-Wasserstoffbotschafter Paul Schneider. Zuvor sei jedoch der Nachweis einer sicheren Speicherung notwendig.
Für die Testkaverne hat das Energie-Unternehmen ein Rohr-in-Rohr-System verbaut. „Ein kleines und ein großes Stahlrohr haben wir ineinander gesetzt, eine sogenannte Doppelrohrtour“, beschreibt EWE-Projektleiter Hayo Seeba die Verbindung von der Erdoberfläche bis in 1000 Meter Tiefe. Um das innere Rohr für die Materialtests nutzen zu können, sei gemeinsam mit UGS ein flexibles System entwickelt worden. Damit könne das innere Rohr wieder ausgebaut und für Tests genutzt werden, ohne dass das Material zerstört wird. „Diese Tests sind vor allem für zukünftige, langfristige Anwendungen wichtig. Bei großtechnischer Wasserstoffspeicherung müssen wir den zuständigen Behörden nachweisen, dass Wasserstoff sich mit den verbauten Materialien gut verträgt und langfristig sicher ist“, so Seeba weiter.
In den kommenden Monaten wird EWE nun die Herstellung des unterirdischen Hohlraums vorbereiten. „Für die Aussolung der Testkaverne bauen wir zunächst die Obertage-Technik auf. Im Herbst wollen wir dann mit der Ausspülung des Steinsalzes beginnen“, sagt Seeba. Die Steinsalzschicht unter dem Speichergelände beginne in circa 600 Metern Tiefe und reicht bis zu 3200 Meter unter die Erdoberfläche. „Unsere Kaverne wird ein Volumen von 500 Kubikmetern haben. Dahinein passt also ungefähr ein Einfamilienhaus. In der Dimension des Salzstocks ist das winzig, sozusagen eine kleine Kirsche in einem riesigen Baum“, so der Projektleiter weiter. Der Hohlraum werde mit Wasser aus dem eigenen Teich und aus dem vorbeifließenden Mühlenfließ ausgewaschen. „Zum Solen unserer Kaverne werden wir über einen Zeitraum von drei Monaten 4000 Kubikmeter Frischwasser nutzen. Das beim Solprozess entstehende Salzwasser pumpen wir über eine bestehende unterirdische Rohrleitung zu unserer Versenkstation nach Heckelberg. Dort wird die Sole in 1000 Meter tief gelegene Sandsteinformationen geleitet, in denen sich bereits von Natur aus Salzwasser befindet“, erläutert Seeba den Prozess.
EWE hat im brandenburgischen Rüdersdorf 2 seiner 37 Kavernen in Salzgestein gebaut und speichert darin seit 2007 Erdgas. Die Bohrung für eine weitere Kaverne sei bereits vorhanden gewesen und werde jetzt für den Bau der Wasserstoff-Testkaverne genutzt. „Wir erhoffen uns im Rahmen des Forschungsvorhabens insbesondere Erkenntnisse darüber, welchen Reinheitsgrad der Wasserstoff aus der Kaverne hat, wenn er eine Zeitlang in der Kaverne gespeichert wurde“, ergänzte Schneider. Dieses Kriterium sei besonders wichtig für die Wasserstoffanwendung im Mobilitätssektor. Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft sei insgesamt ein zwingend notwendiger Schritt hin zu einem nachhaltigen und klimaschonenden Energiesystem.
An dem Projekt „HyCAVmobil“ ist auch das Institut für Vernetzte Energiesysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligt. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund zehn Millionen Euro – vier Millionen davon kommen von EWE, wie es weiter hieß. Die restliche Summe werde im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie als Förderung vom Bundesverkehrsministerium dazugegeben. „Für den wirtschaftlichen Betrieb bedarf es insbesondere für die Phase des Markthochlaufes einer Förderung der Umrüstkosten, für die wir uns politisch engagieren. Immerhin verfügen wir mit 37 Salzkavernen über 15 Prozent aller deutschen Kavernenspeicher, die sich perspektivisch zur Speicherung von Wasserstoff eignen könnten und damit eine wichtige Basis wären, um gesteckte Klimaziele zu erreichen“, so Schneider.
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