Seit der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens haben Banken ihre Unterstützung für die Kohleindustrie von Jahr zu Jahr weiter gesteigert. Das zeigt eine Analyse, die Urgewald am Donnerstag gemeinsam mit Reclaim Finance, Rainforest Action Network, 350.org Japan und 25 weiteren internationalen NGOs veröffentlicht hat. Zu den untersuchten institutionellen Investoren gehören etwa Pensionsfonds, Investmentfonds, Vermögensverwalter, Versicherer, Hedgefonds, staatliche Fonds und Geschäftsbanken. Zusätzlich wurden die Kreditvergaben und Investmentbanking-Geschäfte weltweit agierender Banken untersucht. Demnach waren Anfang 2021 insgesamt 4488 untersuchte institutionelle Investoren mit 1,03 Billionen US-Dollar in Kohlefirmen investiert, und 665 Banken haben solche Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren mit Krediten und Investmentbanking-Geschäften in Höhe von 1,12 Billionen US-Dollar unterstützt.
„Die Pariser Klimaziele erfordern einen schnellen Ausstieg aus der Kohle, aber sehr viele Banken und Investoren marschieren immer noch in die entgegengesetzte Richtung“, so Karin Ganswindt von Urgewald. Das gelte insbesondere für deutsche Banken: „Sie beteuern gerne ihre Sorge um das Klima, sind aber nicht bereit, ihre Finanzdienstleistungen für Kunden aus der Kohleindustrie zu beenden.“ Reclaim Finance unterhält die Online-Datenbank Coal Policy Tool, die alle von Finanzinstitutionen angekündigten Richtlinien zum Ausschluss von Kohle sammelt und vergleicht. Demnach haben inzwischen 88 Geschäftsbanken eine solche Richtlinie verabschiedet. Aus Sicht der NGO hat jedoch die Mehrheit dieser Kohle-Richtlinien der Banken so viele Schlupflöcher, dass ihre Wirkung fast bedeutungslos sei.
Deutsche Banken sind der Analyse zufolge für 31 Milliarden US-Dollar und damit für rund ein Zehntel der gesamten Kreditsumme von 315 Milliarden US-Dollar für die globale Kohleindustrie verantwortlich und liegen im Ländervergleich auf dem siebten Platz. Die Commerzbank ist demnach mit 5,1 Milliarden US-Dollar an vergebenen Krediten mit Abstand die größte deutsche Kreditgeberin in den vergangenen zwei Jahren, gefolgt von der Deutschen Bank mit 3 Milliarden US-Dollar.
Bei den Investitionssummen liegen laut Urgewald deutsche Finanzinstitutionen ebenfalls international auf dem siebten Platz mit Aktien und Anleihen von Kohleunternehmen in Höhe von 18,9 Milliarden US-Dollar. Die Allianz steche mit einer Investitionssumme von acht Milliarden US-Dollar besonders heraus, gefolgt von der Deutschen Bank mit sechs Milliarden US-Dollar. Mit Blick auf die Allianz falle auf, dass die französische Konkurrentin AXA viel weniger in Kohle investiere – die Allianz liege im internationalen Ranking auf Platz 20 der größten Kohle-Investoren, AXA auf Platz 242. Der Grund liege in den jeweiligen Richtlinien. Die Allianz-Kohlerichtlinie beschränke lediglich Kohle-Investitionen für ihre Eigenanlagen, AXA hingegen wende die Beschränkungen auf sämtliches Vermögen an.
Der weltweit größte institutionelle Investor in die Kohleindustrie ist der Analyse zufolge die US-Fondsgesellschaft Vanguard mit einem Bestand von fast 86 Milliarden US-Dollar, dicht gefolgt vom US-Konkurrenten BlackRock mit Investitionen von über 84 Milliarden US-Dollar. Auch insgesamt habe die US-Finanzindustrie eine dominierende Rolle: Mit Aktien und Anleihen im Wert von 602 Milliarden US-Dollar halte sie 58 Prozent der institutionellen Investitionen in die globale Kohleindustrie. Die größten drei Kreditgeberinnen sind die japanischen Banken Mizuho (22 Milliarden US-Dollar), Sumitomo Mitsui Banking Corporation (21 Milliarden. US-Dollar) und Mitsubishi UFJ Financial Group (18 Milliarden US-Dollar). Beim Underwriting liegen chinesische Banken vorn: Industrial and Commercial Bank of China (37 Milliarden US-Dollar), China International Trust and Investment Corporation (32 Milliarden US-Dollar), Shanghai Pudong Development Bank (28 Milliarden US-Dollar), Bank of China (24 Milliarden US-Dollar) und China Everbright Group (23,7 Milliarden US-Dollar).
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was ist bitte gemeint mit dem genanntem Begiff „Underwriting „