Etwa 19 Millionen Mietwohnungen gibt es in Deutschland. Im Gegensatz zu Besitzern von Einfamilienhäusern ist es für die Bewohner schwierig an der Energiewende teilzuhaben. Dies will das neu gestartete Forschungsprojekt „Melani“ nun ändern. Es soll untersucht werden, wie sich mehrere Wohnparteien eines Mehrfamilienhauses eine Photovoltaik-Anlage und einen Stromspeicher teilen können, wie Naturstrom am Montag erklärte. Das Unternehmen koordiniert das Forschungsvorhaben, an dem auch SMA, die Physikalisch-Technischen Bundesanstalt und das Elenia-Institut für Hochspannungstechnik und Energiesysteme der TU Braunschweig beteiligt sind. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Projekt mit 2,3 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren. Auch die Wohnungswirtschaft in Form der Verbände GdW und VDIV sowie die Berliner Gewobag unterstützen die Arbeiten.
Die Projektpartner wollen die derzeit noch bestehenden Hürden bei der Nutzung von Photovoltaik-Anlagen und Speichern in Mehrfamilienhäusern aus dem Weg räumen. Im Fokus stünden dabei die Messtechnik, ein dezentrales Energiemanagement für die teilnehmenden Wohnungsnutzer und Abrechnungsprozesse. Zu knacken sei eine harte Nuss, denn beim Zugriff mehrerer Wohnparteien auf ein und denselben Stromspeicher muss stets exakt bestimmt und abgerechnet werden können, welche Strommengen durch welche Wohnpartei aus der häuslichen Stromerzeugungsanlage, dem Speicher oder aus dem öffentlichen Netz bezogen wurden, hieß es von Naturstrom weiter.
Diese Daten müssten eichrechtskonform erhoben werden und den relevanten Marktpartnern im Strommarkt zur Verfügung stehen. Zu den relevanten Marktteilnehmern gehörten der lokale Stromnetzbetreiber sowie die Stromanbieter der Bewohner. „Die nötige Messtechnik zu entwickeln, eichrechtskonform auszugestalten und die Messwerte rechtssicher abzurechnen ist Kern des Projektes Melani“, erklärt Hauke Witte, der bei Naturstrom für die Projektleitung zuständig ist. Daneben gehe es auch um die Entwicklung eines Geschäftsmodells, um die Nutzung von Photovoltaik-Anlagen und Speichern sowohl für die Bewohner als auch die Investoren attraktiv zu gestalten.
„Mit Melani erschließen wir den Geschosswohnungsbau für die Speichernutzung“, ergänzt Naturstrom-Vorstand Tim Meyer. „Damit geht ein enormer Modernisierungsschub für die energetische Gebäudetechnik einher. Denn mit der Optimierung der lokalen Ökostromerzeugung, ihrer Speicherung, der Nutzung durch die Wohnparteien oder auch im Schaffen von Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge hält die Digitalisierung der Energiewende im Mehrparteienhaus Einzug. Wir schaffen die Grundlagen, damit künftig ein Großteil der Bevölkerung Teil einer digitalisierten Energiewende sein kann.“
Weiterhin verfolgen die Projektpartner mit ihrem Forschungsvorhaben auch, den netzdienlichen Effekt von Stromspeichern weiter auszubauen. Gerade in verdichteten urbanen Räumen werde aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung von Alltagsanwendungen und der steigenden Zahl an Elektroautos viel Geld in den Ausbau der Verteilnetze gesteckt. Mit „Melani“ sollen Lösungen angestoßen werden, die einen kostendämpfenden Effekt auf diese Entwicklung ausüben und damit einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen haben, wie es weiter hieß. Nach einem Jahr Entwicklungsarbeit sollen diese Lösungen im Feldtest praktisch umgesetzt und erprobt werden. Dafür werde derzeit nach einer passenden Immobilie gesucht.
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