Es ist ein Pionierprojekt in mehrfacher Hinsicht. Bereits im November 2019 kündigte Axpo an, es wolle an der Muttsee-Staumauer in den Alpen ein Photovoltaik-Kraftwerk installieren. Im Frühjahr 2020 erhielt der Schweizer Energiekonzern die Baugenehmigung. Jetzt sind alle Partner an Bord und das Leuchtturmprojekt mit dem Namen „Alpin Solar“ wird tatsächlich realisiert. Initialzündung war dabei der Abschluss eines langfristigen Stromabnahmevertrags (PPA) mit der Schweizer Supermarktkette Denner. Sie wird den Solarstrom aus dem 2,2 Megawatt Photovoltaik-Kraftwerk für 20 Jahre beziehen. „Damit wollen wir Pioniergeist fördern“, sagte Mario Irminger, CEO von Denner. Zum Abnahmepreis für den Solarstrom wollte er sich nicht konkret äußern, erklärte jedoch, dass er über dem heutigen Marktpreisniveau liege.
Die Installation der knapp 5000 Solarmodule wird Axpo gemeinsam mit IWB übernehmen, wie es am Donnerstag erklärte. Dies sei ebenso wie die Inbetriebnahme für den Sommer geplant. Die Anlage befindet sich auf 2500 Höhenmetern. Der Energiekonzern rechnet damit, dass sie pro Jahr rund 3,3 Millionen Kilowattstunden Solarstrom liefert, davon etwa die Hälfte während des Winterhalbjahres, wenn Strom in der Schweiz tendenziell knapp sei. Dies sei durch die Lage in den Hochalpen möglich, in denen auch im Winter die Sonneneinstrahlung höher ist als in tieferen Lagen, da es weniger Nebel gebe und der Schnee die Erträge durch Reflektion steigere. Zudem werden die Solarmodule optimal nach Süden ausgerichtet an der Staumauer des Pumpspeicherwerks installiert, wie es weiter hieß. Es handele sich um die höchstgelegene Staumauer in Europa, sagte Christoph Brand, CEO von Axpo, bei der Vorstellung des Projekts. Um die wegfallenden Stromerzeugungskapazitäten der AKW zu kompensieren, brauche es tausender solcher Photovoltaik-Anlagen im Land.
Es sei der erste PPA für ein großes Photovoltaik-Projekt in der Schweiz, hieß es von Axpo weiter. Es handelt sich um einen Corporate PPA, die direkt mit den Unternehmen geschlossen werden. IWB beteiligt sich nicht nur über die Tochtergesellschaft Paneco am Bau des Photovoltaik-Kraftwerks, sondern auch am Gesamtprojekt mit 49 Prozent. Der Energieversorger des Kantons Basel-Stadt strebe eine konsequent klimafreundliche Energieversorgung an. „Teil davon ist der Ausbau der Stromproduktion aus Solarenergie mit gezielten Investitionen in der Schweiz“, sagt IWB-CEO Claus Schmidt.
Wie so oft bei Pilotprojekten ist es eher schwierig mit der Wirtschaftlichkeit. „Leider sind solche Anlagen aufgrund der fehlenden Rahmenbedingungen heute noch kaum wirtschaftlich realisierbar, so auch dieses Projekt, räumt Axpo-CEO Brand ein. Dies sei ein Wehmutstropfen. Die Investitionssumme gab Brand mit rund 8 Millionen Schweizer Franken an. Der Energiekonzern habe sich dennoch für die Realisierung dieser nicht gerade günstigen Anlage entschieden, um ein Zeichen für die Energiewende in der Schweiz zu setzen. „Wir sehen das Projekt auch als wichtigen Diskussionsbeitrag für die anstehenden Gesetzesrevisionen“, so Brand weiter. Der heutige Förderrahmen sei für kleine, private Eigenverbrauchsanlagen ausgelegt. Diese brauche es, aber eben auch neue Großanlagen in der Schweiz, so Brand weiter mit Blick auf das Winterstrom-Problem des Landes.
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Der 2. Grund für den grossen Anteil Winter-Strom ist der steile Winkel, in dem die Solarmodule aufgestellt sind. Ein steiler Winkel reduziert die Gesamtleistung über das Jahr, erhöht aber die Leistung im Winterhalbjahr, wenn die Sonne tief steht.
„Der Energiekonzern rechnet damit, dass sie pro Jahr rund 3,3 Millionen Kilowattstunden Solarstrom liefert, davon etwa die Hälfte während des Winterhalbjahres“ Das wären also 1,6 Millionen Kilowattstunden im Winterhalbjahr und die andere Hälfte im Sommer. Das klingt nach konstantem Stromertrag über das gesamte Jahr. Ist es nicht vielmehr so, dass die Produktion im Winterhalbjahr halb so ertragreich ist wie im Sommerhalbjahr? Also 1,1 Millionen kWh im Winter und doppelt so viel im Sommer? Selbst das wäre ja schon sensationell.
In den verlinkten Artikeln ist noch von 6.000 Modulen und 2,7 GWh pro Jahr die Rede. Gibt es neue Prognosen. Werden effizientere Module eingesetzt?
Selbst wenn man berücksichtigt, dass bei der steilen Anordnung der Module der Schnee wenig Chancen hat darauf liegen zu bleiben, scheint mir die Ertragsprognose für den Winter, doch etwas optimistisch zu sein.
Für mich ist der vereinbarte Abnahmepreis vordergründig, bei der wirtschaftlichen Betrachtung.
Zitat aus dem Artikel…Initialzündung war dabei der Abschluss eines langfristigen Stromabnahmevertrags (PPA) mit der Schweizer Supermarktkette . Zum Abnahmepreis für den Solarstrom wollte er sich nicht konkret äußern, erklärte jedoch, dass er über dem heutigen Marktpreisniveau liege. Zitat Ende.
Der Marktpreis ist das Hauptproblem. So lange der Marktpreis entsteht in dem Strom aus Sonne und Wind – ohne Grenzkosten – gegen konventionelle Erzeugungen antreten müssen, wird das zum Nachteil aller Markteilnehmer, und ganz besonders der Erneuerbaren führen.
Diese fehlenden Rahmenbedingungen kommen ja auch im Folgenden zum Ausdruck.
Zitat:…Wie so oft bei Pilotprojekten ist es eher schwierig mit der Wirtschaftlichkeit. „Leider sind solche Anlagen aufgrund der fehlenden Rahmenbedingungen heute noch kaum wirtschaftlich realisierbar,… Zitat Ende.
Der Marktpreis entsteht von der Strom Erzeugung aller Arten, bis an die Börse, nach dem Merit Order Prinzip.
Bis an die Börse gibt seit der vorrangigen Einspeisung der EE nur Verlierer, weil diese wegen ihrer „Null“ Grenzkosten die Börsenpreise, sprich Großhandelspreise, senken. Die Wertschöpfung findet erst beim Handel und Vertrieb statt, wo man von den niedrigen Großhandelspreisen profitiert. Und da sind nach den gegenwärtigen Rahmenbedingungen .die Erneuerbaren leider nicht mehr dabei.
Genau dieser Bremsklotz gegen die EE, und der gesamten Energiewende, wird bei diesem Projekt umgangen, in dem ein Abnahmepreis, über dem „Marktniveau“ vereinbart wurde. Die EE dürfen in diesem Fall an der Wertschöpfung auf der Handelsebene teilhaben. Mit anderen Worten im Gegensatz zu den Rahmenbedingungen wird ihr „Grünstromprivileg“ honoriert.
Erfreuliche Erkenntnis, Hindernisse auf dem Wege zur Energiewende, werden immer öfter durch ökologisch nachhaltige Strategien ans Tageslicht gebracht, und umgangen.
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@ Andreas Hahn
Es wird sicher viel mehr als 1/3 im Winterhalbjahr sein. Schon meine Anlage im Schweizer Mittelland, genau gegen Süden gerichtet, aber relativ steil aufgestellt – 45 Grad, weil das Dach halt so war – produziert schon genau 1/3 des Stroms im Winterhalbjahr; seit 4 Jahren ist das so. Insbesondere Februar und März sind fast immer sehr gut.
Da es dort oben viel weniger Nebeltage im ersten Teil des Winters gibt, die Kälte noch die Produktion fördert und der umliegende Schnee noch reflektiert, glaube ich schon, dass man ca. auf 1/2 der Produktion im Winterhalbjahr kommt.
Man weiss das übrigens schon, weil es schon mehrere Jahre Forschungsprojekte (der ETH, wenn ich mich richtig erinnere) zu diesem Thema gibt.