Aufregung im Bundeswirtschaftsministerium (BMWi). Am Wochenende wurde bekannt, dass der Gesetzentwurf des Steuerbare-Verbrauchseinrichtungen-Gesetzes (SteuVerG) vorerst auf Eis gelegt ist. Mit dem Gesetz soll eigentlich ein schneller Anschluss neuer Verbrauchseinrichtungen wie Elektrofahrzeugen, Wärmepumpen und dezentrale Speicher in die Niederspannungsnetze geregelt werden.
„Es handelt sich um einen Entwurf der Arbeitsebene, der nicht die Billigung des Ministers gefunden hat und deshalb bereits am vergangenen Freitag zurückgezogen und von der Homepage des BMWi heruntergenommen wurde“, erklärte eine Sprecherin von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Sonntag. Altmaier wolle das der Hochlauf der Elektromobilität schnell und verlässlich erreichen. „Er wird in den kommenden Tagen diesbezüglich sowohl mit den Fahrzeugherstellern als auch mit den Netzbetreibern Gespräche führen und danach einen neuen Vorschlag vorlegen, der für alle Beteiligten akzeptabel ist.“, so die Ministeriumssprecherin weiter.
Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) begrüßte die Entscheidung, das Gesetz vorerst zurückzunehmen. „Der Gesetzentwurf wäre für die Energiewende, die Verbraucher, die Verkehrswende und die Automobilwirtschaft schädlich gewesen“, erklärte bne-Geschäftsführer Robert Busch. Der Entwurf sei „nicht reparierbar“. Der bne fordert daher vom Ministerium einen völlig neuen Gesetzentwurf. Er solle Flexibilitäten im System fördern und nicht behindert sowie marktbasierte Lösungen eröffnen.
Für den BDEW kam die Rücknahme des Referentenentwurf nach mehr als zwei Jahren der gutachterlichen Vorbereitung „völlig überraschend“. „Es ist völlig unverständlich, dass der ausgewogene Vorschlag zurückgenommen wurde. Elektromobilität ist erfolgreich, wenn das System mitgedacht wird. Das Schüren von unbegründeten Ängsten behindert den Erfolg der CO2-freien Mobilität der Zukunft“, erklärte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. Es sei nicht nachvollziehbar, warum die Autobranche suggeriere, dass das Laden von Elektrofahrzeugen verhindert werde. Es werde „ohne Not eine regelrechte Reichweiten-Angst herbeigeredet“, sagte Andreae weiter.
„Es muss allen Beteiligten klar sein: Wir brauchen für den Erfolg der Elektromobilität ein jederzeit stabiles Stromnetz.“ Das Laden von Millionen Elektroautos und der Anschluss von Millionen neuer Wärmepumpen sei für die Verteilnetze eine Herausforderung, für die sie aber gut aufgestellt. Für einen Marktanteil von 50 Prozent Elektrofahrzeuge müssten die Netze jetzt geplant werden. „Ohne die Möglichkeit einer kurzzeitigen Anpassung der Ladeleistung müsste das Stromnetz-Verteilnetz in Deutschland flächendeckend für die sehr seltenen Fälle extremer Stromnachfragespitzen ausgebaut werden“, sagte Andreae weiter. Dies würde zusätzliche Milliarden-Investitionen zum bereits erforderlichen Ausbau benötigen, die am Ende alle Verbraucher zahlen müssten – egal, ob sie Elektroauto fahren oder nicht. Dies hält der BDEW angesichts praktikabler Alternativen nicht für vertretbar. „Wichtig ist, dass jetzt ein verlässlicher gesetzlicher Rahmen für ein modernes, intelligentes und effizientes Netz geschaffen wird, der zugleich aber offen bleibt für zukünftige Anpassungen auf Basis von Praxiserfahrungen und sich ändernden Rahmenbedingungen“, sagte Andreae. Zudem brauche es ein Monitoring, um die Häufigkeit und Dauer der netzseitigen Begrenzungen zu evaluieren. Auf dieser Basis sollten dann weitere sinnvolle Ansätze zu Spitzenlastglättung entwickelt werden.
Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) zeigte sich über den Rückruf eines Gesetzesentwurfs zur Neuordnung der Netzentgelt-Tarifstruktur für steuerbare Verbrauchseinrichtungen erleichtert. Die Solar- und Speicherwirtschaft fordern eine faire Kostenverteilung beim weiteren Umbau der Stromnetze im Rahmen der Energiewende, der keinesfalls zu Lasten des Ausbaus der Elektromobilität, von Speichern und Wärmepumpen gehen dürfe, hieß es am Dienstag vom Verband. Der Referentenentwurf hätte aber genau dies vorgesehen. Dieser hätte Netzbetreiber in die Lage versetzt, Verbrauchseinrichtungen wie zum Beispiel Ladeeinrichtungen für Elektroautos oder Wärmepumpen täglich für Stunden vom Netz zu nehmen oder die Jahresnetzgebühren für eine sichere Anschlussleistung gegenüber heute zu vervielfachen. Bei Prosumerhaushalten mit einem Energiemangementsystem wäre sogar die gesamte Anschlussleistung inklusive des normalen Haushaltsstroms durch den Netzbetreiber steuerbar, wenn auf die kostenintensive Bestellung von sicherer Anschlussleistung verzichtet würde.
„Uns vorliegende Berechnungen zeigen, dass es bei hohen unbedingten Leistungen bis zu einer Vervierfachung der Jahresentgelte hätte kommen können. Schon mit einer kleinen Wallbox von 11 Kilowatt und lediglich 5 Kilowatt unbedingter Leistung hätten einige Netzbetreiber zum Beispiel einen Jahrespreis von 2.000 Euro nur für die Netznutzung festsetzen können“, erklärte BSW-Solar-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. „Unter diesen Bedingungen käme die Solarisierung des Mobilitäts- und Wärmesektors ins Stocken. Wir empfehlen dringend, keine weiteren Hürden für verbrauchernahen Klimaschutz zu schaffen, sondern bestehende Barrieren endlich abzubauen.“*
*Anmerkung der Redaktion: Die Stellungnahme des BSW-Solar ist am 19.1.2021 nachträglich in den Artikel aufgenommen worden.
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Es ist sehr gut das dieses Gesetz gestoppt wurde.
Denn es hätte weitere „künstliche Dummheit“ ins Netz gebracht- z.B. beim Laden der E-Autos:
Also statt einer digitalen Steuerung der Netze zu fördern schlicht den Verteilnetzbetreibern die Möglichkeit eröffnet mitten im Laden „einfach mal abzuschalten“. So als ob mitten beim Tanken an der Tankstelle mal irgendwer der Tankstelle den Stecker zieht und nix ist mehr mit Tanken. Abenteuerlich.
Dem BDEW schmeckt die Rücknahme des Gesetzes nicht weil viele seiner MItglieder leider noch immer nicht die Zeichen der Zeit erkannt haben. Und offenbar noch immer in den Zeiten der Funkrundsteuerempfänger als einzige Möglichkeit zu Regulierung von Lasten bei kleinen und mittleren Verbrauchen festhängen.
Die Verteilnetzbetreiber müssen von Bundesregierung und BNetzA endlich in die Pflicht genommen aber auch gleichzeitig ertüchtigt werden echte digitalisierung voranzubringen. Noch immer sind viele Verteilnetze ein digitales Niemandsland.
Und zuletzt:
Der BDEW und seine Mitgliedsunternehmen sollten endlich verstehen das ihnen die Verbraucher Umsatz bringen. Und je mehr Strom verkauft wird umso besser. Mit abschreckenden Gesetzen die auf Angst und technischer Steinzeit beruhen wird das nix.
„Der BDEW und seine Mitgliedsunternehmen sollten endlich verstehen das ihnen die Verbraucher Umsatz bringen. Und je mehr Strom verkauft wird umso besser.“
Genau dort scheint ja der Hase im Pfeffer zu liegen. Wir erleben hier offensichtlich einen Kampf der Giganten: alte Energiewirtschaft der trägen Kohlekraftwerke gegen Automobilindustrie. Es geht um Geschäfte mit Regelenergie und den Verkauf von Strom an den Endkunden. Sowohl VW (mit Elli) als auch Tesla positionieren sich am Energiemarkt. Alleine mit dem Verkauf von Autos wird in Zukunft kein Geld mehr zu verdienen sein, da zählen Absatzzahlen- die wohl irgendwann auch zwangsläufig sinken werden – die Batterietechnik eröffnet neuen Playern Möglichkeiten zum Markteintritt und der „Autokuchen“ wird nicht größer werden.
Anders als beim Benzin können die Autobauer beim Strom mitagieren. Das Auto kann als rollender Stromzähler gesehen werden, der fest mit einem Stromvertrag verbunden werden könnte. Speicher-, Mess-, Kommunikationstechnik ist digital weit fortgeschritten, mobil und steht doch die meiste Zeit des Tages herum. Bei heutigen Batteriegrößen könnten mühelos Kapazitäten von den Kunden freigegeben werden und als Ausgleichsmasse im Netz eingesetzt werden-die Batterien nehmen dabei keinen Schaden, wie schon untersucht wurde. Gegen ein entsprechendes Entgelt oder günstige Stromtarife lassen sich sicher viele Autobesitzer darauf ein.
Während Kohlekraftwerksbetreiber in der Lausitz verzweifelt Minibatterien neben ihre Kraftwerke stellen, wächst hier mit der E-Autoflotte langsam eine echte Konkurrenz heran. Es scheint, die Autoindustrie hat wohl gegen die Vorlage der alten Energieriesen erfolgreich Einspruch erhoben.
Ich habe das Gefühl dein Beitrag ist mindestens 10 Jahre alt. Der Kunde ist König. Die Netzbetreiber und die Regierung haben eine Dienstleistung zu erbringen und sie werden gezwungen, ihren Teil dazu beizutragen. Das du froh bist kein Elektroauto zu fahren ist eine Meinung von Vorgestern. Ich frage mich warum du hier überhaupt was schreibst, wenn du deinen Stinker weiterhin fährst. Im Dezember sind in Deutschland 14% reine E-Fahrzeuge zugelassen worden. Die deutschen Autohersteller versuchen über Ionity die Strompreise ins Unrentable zu bringen, um diesem Boom zu bremsen, da sie selbst noch nicht genug anzubieten haben. Tesla wird davon massiv profitieren.
Ich schließe mich der Meinung von Herrn Remmers voll an. Ein Eingriff in den Ladevorgang von ist völlig unmöglich und hätte in einigen Fällen sicher einen ganzen Rattenschwanz von Haftungsklagen zur Folge, wie beim Ausfall von Gescäftsreisen, eiligen Fahrten in eine Klinik etc. Die von Digitalnerds erfundene Schnapsidee sollte entlich begraben werden und einem vernünftien Speicherausbau Platz machen. Wenn sich die Marktwirtschaft dagegen sträubt muss subsidiär der Staat eingreifen und es muss die Gesellschaft auf allen Ebenen die Stromverteilung übernehmen. Das Wirtschaftswunder wurde mit staatlich kontrollierter Energiewirtschaft initiiert, also kann(!!!) eine solche erneute staatliche Übernahme des Stromnetzes nicht(!!!) Schädlich sein
Vergleiche auch den Erfolg der staatlichen Firma TENNET in Holland.
Ich bin jetzt kein ausgesprochener Fan der E-Energie im Fahrzeugbereich; aber so dilletantisch wie im Herzen des Landes der Autobauer kann es doch nicht weitergehen.
VW, einer der größten Autobauer setzt seit ca. einem Jahr mit seinem I3 zu 100% auf E-Antrieb; trotz massiver Bedenken für die ausreichende und unabhängige Beschaffung von Grundstoff für die Batterieproduktion!
Und die bisher verbliebenen Stromproduzenten, Netzbetreiber und auch das massgeblich zuständige Wirtschaftsministerium dümpeln offensichtlich weiter vor sich hin, als würde das keinerlei Einfluss auf deren Aktivitäten und Recourcen haben.
Ein Aufschrei der örtlichen Versorger, die die inerstädtischen Netze zu organisieren haben, ist auch kaum zu hören.
Bundesregierung behauptet mit ihrem Entwurf zum weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energieen, dass der Bedarf der allg. Stromversorgung trotz beabsichtigter Umstellung auf E-Mobile in den bevorstehenden Jahren ehen sinken würde! Vollkommen unverständlich.
Von den Skeptikern heißt es, die Wasserstoff- Wirtschaft wird die Erlösung im Fahrzeug-Verkehr bringen! Aber alle namhafte Autobauer winken ab und favorisieren den Einsatz von Wasserstoffantrieben eher in Schwerlastverkehr!
Es knirscht all allen Ecken und Enden.
Ehrlich gesagt: ich bin froh im Moment noch kein E-Fahrzeug unterhalten zu müssen.
Es wäre aus meiner Sicht dringend angesagt, ein Konzept zur stufenweise Freigabe von (vorhandenen) Netz-Kapazitäten des bestehenden Stromnetzes zu entwickenl; ja wenn nötig auch über die alte Ringsteuertechnik. E-Versorger steuert Stufe 1, 50% ; II, 70% oder 3; Volladung.
Auch in der Tarifierung der möglichen Kapazität wäre eine Steuerungsalternative zu sehen.
Den Bereich der E-Versorgung so desolat einfach laufen zu lassen, ohne Konzepte oder auch ohne wissenschaftlichen Beistand ist einfach ein Offenbarungseid der verantwortlichen Zuständigen.
Eventuell sollten die Aufgabenbeschreibungen des zuständigen Ministers,der Staatssekritäre aber auch der vielen Manager der örtlichen Versorgungseinrichtungen nochmals überprüft und besser formuliert und angepasst werden.
Hier sollte es mehr Möglichkeiten geben, um den dringen benötigte Wandel weg von der Verbrennung von Fossilen Beständen auch im Verkehrsbereich zu ermöglichen.
Gut, dass Altmaier seine Leute zurückgepfiffen hat. Das wäre marketingtechnisch ein Bärendienst an der Elektromobilität gewesen.
Noch dazu halte ich es für praktisch kaum umzusetzten. Wie soll man das ladende E-Auto denn abschalten? Klar, man könnte über ein Smartmeter-Gateway gehen, das in/an der Wallbox angeschlossen ist.
Aber mal im Ernst: Dann geht doch jeder halbwegs geschickte Heimwerker hin und kauft sich eine mobile Wallbox a la Juice- Booster oder NRG-Kick und schließt die an eine 16A CEE-Dose an. Dann wars das mit der Unterscheidung zwischen E-Auto und „normalem“ Verbraucher
Nein, die Diskussion geht offensichtlich am Wesentlichen vorbei:
„Zappelnde Stromproduktion“,
Individueller, nicht reglemetierter Verbrauch; ein widerspruch!!
<<<ohne den Einsatz von Regulativ der Stromspeicher wird es sich nicht vertragen.
Wir brauchen dringend ein Konzpt der zukünftigen Stromversorgung hinsichtlich Kapazitäten.
PV und Wind als wenger Konstante, aber als Grundlast.
Speicher als Element der Regelenergie; positiv wie negativ!
Erforderliche Größenordnungen sollten durch die Wisssenschaft festgelegt werden.
Wann werden Institute mit entsprechenden Aufgabenstellungen betraut?