Nach der EEG-Novelle ist vor der EEG-Novelle: Dies war auch bei den Beschlüssen im Bundestag im Dezember 2020 der Fall. Neben dem EEG 2021 verabschiedeten die Abgeordneten mit der Mehrheit der Regierungsfraktionen auch einen Entschließungsantrag. Darin enthalten zahllose Punkte, über die sich CDU, CSU und SPD im Zuge der Diskussion über die EEG-Reform nicht einigen konnten und deren Entscheidung somit auf das erste Halbjahr 2021 verschoben wurde. Ein Punkt darin ist die Anpassung der Ausbauziele für Photovoltaik, Windkraft und Co.
Im Referentenentwurf des CDU-geführten Bundeswirtschaftsministeriums war vorgesehen, für die Photovoltaik ein Ausbauziel von 100 Gigawatt bis 2030 im EEG festzuschreiben. Dies kommt in etwa einer Verdopplung der in Deutschland bisher installierten Photovoltaik-Leistung bis zum Ende des Jahrzehnts gleich und würde einen jährlichen Zubau von durchschnittlich fünf Gigawatt bis 2030 erfordern. Dem Koalitionspartner SPD, der das Umweltressort leitet, ist dies wohl eindeutig zu wenig. In der vergangenen Woche hatte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) auf der Handelsblatt-Jahrestagung „Energiewirtschaft“ von der Notwendigkeit einer erneuten EEG-Reform gesprochen und einen deutlich ambitionierten Photovoltaik-Ausbau gefordert. Sie will das Ziel für die Photovoltaik von 100 auf 150 Gigawatt bis 2030 anheben und für Windkraft an Land von 71 auf 95 Gigawatt bis 2030. „Ich gehe davon aus, dass wir dies bald mit einer weiteren #EEG-Novelle beschließen, denn die Energiewirtschaft braucht dringend einen neuen Orientierungsrahmen“, twitterte Schulze.
Dazu müssen wir die Ausbaupfade anheben: 2030 150 statt 100 GW Photovoltaik, 95 GW statt 71 GW Onshore-Windkraft. Ich gehe davon aus, dass wir dies bald mit einer weiteren #EEG-Novelle beschließen, denn die Energiewirtschaft braucht dringend einen neuen Orientierungsrahmen. (3/3)
— Svenja Schulze (@SvenjaSchulze68) January 13, 2021
Ihr Staatssekretär Jochen Flasbarth bekräftigte nun in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ die Forderungen der Ministerin. Beide verwesen auch auf die gestiegenen EU-Ambitionen. Daher brauche Deutschland bis 2030 einen Anteil von mindestens 65 Prozent Erneuerbare an der Stromerzeugung und eine größere Dynamik beim Kohleausstieg, um das EU-Klimaziel zu erreichen. Dazu passt auch die jüngst veröffentlichte Forderung der Europäischen Umweltagentur. Sie will eine Verdoppelung des Anteils erneuerbarer Energien im Stromsektor.
2030 sollen Erneuerbare mind. 65% der Stromerzeugung ausmachen. Doch das neue EU-Klimaziel, die größere Dynamik beim Kohleausstieg und der zunehmende Bedarf an sauberen Strom für Elektroautos, Wärmepumpen und grünen Wasserstoff, erfordern einen deutlich erhöhten Ausbau. (2/3)
— Svenja Schulze (@SvenjaSchulze68) January 13, 2021
Vor diesem Hintergrund hat sich der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) ebenfalls zu Wort gemeldet. Er drängt seit längerem auf die Anpassung der Ausbaupfade für Photovoltaik, Windkraft und Co., um die Klimaschutzziele in erreichbare Nähe zu rücken und eine Ökostromlücke angesichts des wachsenden Strombedarfs durch Elektromobilität, grünen Wasserstoff und Wärmepumpen in den kommenden Jahren zu vermeiden. Neben den Ausbaupfaden müssten dafür auch die Ausschreibungsmengen zügig angepasst werden. „Die Bundesregierung wird durch den Entschließungsantrag dazu verpflichtet, nochmals tätig zu werden, um mit angepassten Ausbauzielen ein Signal für Klimaschutz und Innovation zu geben“, so BEE-Präsidentin Simone Peter. „Es geht jetzt nicht nur darum, der drohenden Verfehlung des bisherigen 65-Prozent-Ziels gegenzusteuern, sondern auch darum, auf die Ambition der EU zu reagieren und ein nationales Ausbauziel von 80 Prozent erneuerbaren Energien im Stromsektor bis 2030 zu beschließen.“
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150 GW ist doch eine Witznummer um die Energiewendeziele zu erreichen. 1.000 GW bis 2030 und 3.000 GW bis 2050 wären ambitionierte Zahlen, die auch wirklich den Strombedarf decken könnten. Oder wie soll die Energie zu günstigen Kosten bereit gestellt werden, wenn wir eine All-Electric-Society sein wollen?
alles verarsche das ganze die cdu regierung hält die menschen für blöde.
so ist das mit allen dingen rente, e auto und solsrstrom.
Da hat Herr Schnitzler vollkommen Recht, denn man darf nicht vergessen, dass es sich bei den 100 bzw. 150 GW nur um die installierte Leistung handelt und die Anlagen diese als Maximum nur mittags bei optimalen Bedingungen liefern. Man braucht also ein vielfaches, wofür in Deutschland auch noch reichlich Dachflächen vorhanden wären. Wer mit offenen Augen durch unsere Städte geht, dürfte sehen, dass die meisten Dächer noch brach liegen. Anmeldeverfahren bei den Netzbetreibern und beim Marktstammdatenregister, dies alles muss radikal vereinfacht, wenn nicht für kleine
Anlagen sogar ganz abgeschafft werden, denn diese Bürokratie zeichnet sich in meinen Augen vor allem durch ihre abschreckende Wirkung aus. Außerdem müssen die erneuerbaren Energien wieder absoluten Einspeisevorrang erhalten. Es ist doch vollkommen unlogisch, dass schon heute Windräder und in Zukunft auch die PV- Anlagen abgeregelt werden können, während fossile Kraftwerke und momentan auch Kernkraftwerke des Profits wegen einfach so weiterlaufen dürfen…
@Thomas aus Marl: Das Problem mit dem Abregeln ist ein physikalisches, weil wir den Strom noch nicht speichern. Darum ist bei Sonnenschein und Wind sehr schnell das Netz voll und dann muss abgeregelt werden, sonst gibt es Probleme mit der Frequenz im Netz. Die von mir oben genannten 1.000 bis 3.000 Gigawatt-Peak Solarleistung sind nur möglich, wenn diese komplett gespeichert werden können. Der maximal mögliche Stromfluss, den das aktuelle Netz transportieren kann, liegt nämlich nur bei ca. 100 Gigawatt. Physik ist aber keine Leistungskursfach für Politiker! Leider!
Ralf Schnitzler. sagt:
Das Problem mit dem Abregeln ist ein physikalisches, weil wir den Strom noch nicht speichern. Darum ist bei Sonnenschein und Wind sehr schnell das Netz voll und dann muss abgeregelt werden, sonst gibt es Probleme mit der Frequenz im Netz.
@ Ralf Schnitzler.
Mal davon abgesehen, dass Speicher in Zukunft unumgänglich sind, ist das Abregeln nicht „nur“
ein physikalisches Problem. Haupt verantwortlich ist der Bremsklotz der der Energiewende seit 2010 in den Weg gelegt wurde.
Siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Zitat:…Die Einführung des neuen Ausgleichsmechanismus hatte somit starke Auswirkungen auf die Einspeisung von erneuerbaren Energien und von Kohlekraftwerken. Bis 2009 hatten erneuerbare Energien sowohl einen Einspeisevorrang als auch einen Verbrauchsvorrang. Wurde viel regenerativer Strom ins Netz eingespeist, mussten konventionelle Kraftwerke abgeschaltet werden, damit der Strom aus erneuerbaren Energien in Deutschland verbraucht wurde. Mit der Reform wurde der Verbrauchsvorrang aufgehoben, was einen starken Anstieg der Kohlestromproduktion zur Folge hatte, da diese nun bei starker Einspeisung erneuerbarer Energien nicht mehr notwendigerweise gedrosselt werden musste. Zitat Ende.
Während bis 2009 gesetzlich konventionelle Kraftwerke abgeregelt werden mussten, sind es seit 2010 – kontraproduktiv zur Energiewende – , Sonne und Wind die als angeblichen Überschuss abgeregelt werden.
Mit dem System bis 2009 hätten wir bei dem Kohleausstieg eine Menge Geld sparen können. Mit kontinuierlich zunehmenden EE, wären Kohlekraftwerke, ohne Abfindung, weil unrentabel, ganz von selbst vom Netz gegangen.