Als die Internationale Energieagentur IEA in der vergangenen Woche ihren World Energy Outlook veröffentlichte, rieben sich Mitglieder der alten und der neuen Energiewelt gleichermaßen verwundert die Augen: „Solar is the new king of electricity“ heißt es in dem diesjährigen Bericht der viel zu lange fossil dominierten Organisation, deren allzu offensichtliche Unterschätzung des globalen Photovoltaik-Zubaus in der Vergangenheit regelmäßig für Kopfschütteln sorgte.
“Besser spät als nie“, anders lässt sich der Sinneswandel der IEA kaum kommentieren. Denn längst haben sich die Erneuerbaren zu einer tragenden Säule der Stromversorgung entwickelt. In Deutschland beträgt ihr Anteil am Stromverbrauch inzwischen fast 50 Prozent. Weltweit fließen mittlerweile zwei Drittel aller Investitionen, die im Bereich der Stromerzeugung getätigt werden, in erneuerbare Energien. Der Siegeszug der Erneuerbaren, das lässt sich im nunmehr 20. Jahr seines Bestehens sagen, ist vor allem das Verdienst des EEG, einer Erfolgsgeschichte, die vor 20 Jahren ihren Anfang nahm: Aus der Mitte eines selbstbewussten Deutschen Bundestages heraus, von Mitgliedern der damaligen Regierungsfraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen sowie mit einzelnen Abgeordneten der CSU entstand die Initiative zu einem Gesetz, das weltweit rund 100 Mal kopiert werden sollte – und den erneuerbaren Energien damit zum Durchbruch verhalf. Seitdem haben Investitionen und Innovationen aus den Erneuerbaren die saubersten, beliebtesten und preiswertesten aller Energiequellen gemacht.
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Doch ausgerechnet im Ursprungsland der Energiewende bleibt der Ausbau der erneuerbaren Energien inzwischen hinter den Erwartungen zurück. Das EEG ist über die vergangenen zwanzig Jahre zwar häufig, aber nicht immer zum Besseren geändert worden. Weiterhin hemmen viel zu niedrige Ausbaupfade die dringend erforderliche Dynamik im Ausbau. Nun kommt noch erschwerend hinzu, dass das bisherige Zugpferd der Energiewende, die Windenergie an Land, ihre wohl schwerste Krise durchlebt. Mangelnde genehmigte Flächen im Norden und politischer Unwillen im Süden machen ihr zu schaffen. Selbst mit den richtigen politischen Weichenstellungen, der Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsprozessen und der Erleichterung des Repowerings wird es einige Zeit dauern, bis sie an die Erfolge vergangener Jahre anzuknüpfen vermag.
Gleichzeitig verpflichtet uns das neue Klimaschutzgesetz, das unsere nationalen Klimaziele bis hin zur Klimaneutralität im Jahr 2050 erstmals auch rechtsverbindlich festschreibt, zu großen Schritten: 65 Prozent Erneuerbare am Stromverbrauch müssen es bis zum Jahr 2030 mindestens sein. Mit Blick auf den „Green Deal“ der EU wäre eigentlich ein noch ambitionierter Ausbau der erneuerbaren Energien erforderlich, um eine Ökostromlücke zu vermeiden. In dieser Gemengelage, unseren ambitionierten Klimazielen einerseits und dem zuletzt lahmenden Ausbau andererseits, kommt der anstehenden Novellierung des EEG – dem EEG 2021 – eine entscheidende Bedeutung zu. Ihr obliegt es, dem Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland endlich wieder den erforderlichen Schwung zu verleihen.
Für die Windkraft, das ist die gute Nachricht, enthält der seit Ende September vorliegende Gesetzesentwurf der Bundesregierung spürbare Verbesserungen: Mit der geplanten Regelung zur finanziellen Beteiligung von Standortgemeinden und einer Südquote kommt CDU-Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier langjährigen Forderungen der SPD-Bundestagfraktion nach, die die Akzeptanz der Windenergie erhöhen und – mit Blick auf den Süden der Republik – eine bessere regionale Verteilung des Ausbaus gewährleisten werden.
Völlig unverständlich bleibt hingegen, und das ist die schlechte Nachricht, warum der EEG-Entwurf Peter Altmaiers die Solarenergie wider besseren Wissens weiterhin so stiefmütterlich behandelt. Schließlich hat vor allem die inzwischen kostengünstige Solarenergie das Potential, das angehende Jahrzehnt als goldenes Zeitalter der Erneuerbaren nachhaltig zu prägen. Auch hierzulande ist die in den letzten Jahren stark gebeutelte Solarindustrie wieder in Aufbruchsstimmung. Nicht zuletzt dank der richtigen Weichenstellungen dieser Legislaturperiode wächst der Markt für Photovoltaik-Anlagen seit geraumer Zeit im deutlich zweistelligen Bereich: Einerseits führen die Sonderausschreibungen zu einem spürbar beschleunigten Zubau an Freiflächenanlagen. Andererseits ist es insbesondere die Abschaffung des Solardeckels für Dachanlagen, die die SPD gegen erhebliche Widerstände unseres Koalitionspartners durchgesetzt hat, die für eine positive Stimmung in der Branche sorgt. Die Erwartungen der Branche für die kommenden Jahre sind so groß, dass selbst die Herstellung von Solarzellen und Modulen, die einst aus Kostengründen vollständig abgewandert ist, in Deutschland wieder lukrativ erscheint.
Dieser erfreulichen Entwicklung der Solarenergie zum Trotz ist es ausgerechnet die kommende EEG-Novelle, die der Branche einen Strich durch die Rechnung zu ziehen droht. Ein unzureichender Ausbaupfad, neue Hürden für den solaren Eigenverbrauch oder mangelnde Perspektiven für jene Solaranlagen, die ab dem 1. Januar 2021 nach 20 Jahren Förderung aus der EEG-Vergütung fallen: Die Liste an Unzulänglichkeiten im vorliegenden Gesetzesentwurf ließe sich weiter fortführen.
Schon vor zwanzig Jahren erkannten die Pioniere der Energiewende um den viel zu früh verstorbenen Hermann Scheer: Die Demokratisierung der Stromerzeugung, das bürgerschaftliche Engagement und die direkte Teilhabe der Bürger sind die Schlüssel zum Erfolg einer dezentral ausgerichteten Energiewende. Diese bis heute gültigen Parameter werden der SPD auch im Rahmen der nun anstehenden parlamentarischen Beratungen zum EEG 2021 als Richtschnur dienen: Wir sind fest davon überzeugt, dass die Energiewende nur dann zum Erfolg geführt werden kann, wenn sie von Bürgern nicht nur akzeptiert, sondern auch aktiv vorangetrieben wird.
Um das EEG 2021 zu einem in diesem Sinne wegweisenden Gesetz zu machen, setzen wir uns deshalb neben ambitionierten Ausbaupfaden dafür ein, Investitionshemmnisse der Bürgerenergie konsequent abzubauen. Dazu gehört zunächst und vor allem, den Eigenverbrauch deutlich zu vereinfachen, so wie es im Übrigen auch die europäische Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) vorsieht. Im Rahmen eines neuen innovativen Rechtsrahmens für die Bürgerenergie, dem sogenannte Energy Sharing, wollen wir es den Bürgern künftig ermöglichen, erneuerbaren Strom innerhalb von Energiegemeinschaften gemeinschaftlich zu erzeugen und selbst zu verbrauchen. Dazu gehört auch, Mieter endlich in angemessener Form von preiswertem olarstrom profitieren zu lassen. Über die vorgenannten Verbesserungsvorschläge hinaus könnte eine eigenständige Definition der erneuerbaren Quartiersversorgung dazu beitragen, den Mieterstrom fest im Stadtquartier verankern – und die bereits versiegelten Dachflächen deutscher Städte und Gewerbegebiete auf sozial gerechte Weise für die erneuerbare Energieerzeugung zu gewinnen.
Daneben wird es auch darauf ankommen, den sogenannten Post-EEG-Anlagen eine neue Perspektive zu geben: Wir können es uns schlicht nicht leisten, dass ausgeförderte aber noch vollkommen funktionsfähige Solaranlagen zurückgebaut werden müssen. Ein verfrühtes Abschalten der betreffenden Anlagen, etwa aufgrund von künstlichen Hürden für den Wechsel in den Eigenverbrauch oder von unverhältnismäßigen Anforderungen an die Messtechnik, wäre ein fatales Signal – und energiepolitisch vollkommen widersinnig. Denn gerade diese Anlagen werden künftig dazu beitragen, den Markt für Stromspeicher zu beleben, und damit einen solidarischen, systemdienlichen Eigenverbrauch befördern. Nicht zuletzt wird es uns darum gehen, bürokratische Monster, so etwa die weiterhin bestehenden Doppelbelastungen für Stromspeicher, aus dem EEG zu verbannen – und neue zu verhindern. Um es ganz klar zu sagen: Die von Peter Altmaier angedachte Absenkung der Auktionspflicht für Photovoltaik-Dachanlagen ist wenig zielführend und kaum zu administrieren.
Bei den anstehenden parlamentarischen Beratungen des Bundestags zum EEG 2021 müssen CDU und CSU zu diesen Forderungen und ihrem übergeordneten Ziel einer bürgernahen und sozial gerechten Energiewende endlich Farbe bekennen. In den kommenden Wochen werden wir also sehen, inwieweit unser Koalitionspartner bereit ist, die gemeinsam vereinbarten Klimaziele mit konkreten Maßnahmen für eine erfolgreiche dezentrale Energiewende zu hinterlegen und dabei nötigenfalls auch über ihren ideologischen Schatten zu springen. Dann kann die Solarenergie auch in Deutschland ihr Potenzial vollständig ausspielen – und die IEA mit ihrer Prognose Recht behält: “Solar is the new king of electricity“.
— Der Autor Timon Gremmels ist seit 2017 direkt gewählter Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Kassel. Als Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie berichtet er der SPD-Bundestagsfraktion unter anderem über die Solarenergie. Zuvor war Gremmels energiepolitischer Sprecher und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD-Landtagsfraktion Hessen. —
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Zu nächst ist es mal sehr erfreulich, dass ein aktueller Politiker in diesem Fachmagazin schreibt, und , ich hoffe , in diesem der Realität nahen Forum auch liest. Was den Forentrollen, die hier unterwegs sind, weniger gefallen wird. Denn die haben sich in der Vergangenheit, bei den ihnen unangenehmen Wahrheiten immer damit getröstet, dass glücklicherweise hier keiner von Berlin mit lesen würde.
Aber nun zum Artikel. Der Autor ist ein relativ junger Politiker und erst seit 2017 im Bundestag, vor diesem Hintergrund ist die folgende Aussage von ihm zu verstehen.
Zitat aus dem Artikel:
Völlig unverständlich bleibt hingegen, und das ist die schlechte Nachricht, warum der EEG-Entwurf Peter Altmaiers die Solarenergie wider besseren Wissens weiterhin so stiefmütterlich behandelt. Zitat Ende.
Verständlicher wird es, wenn man weiß, dass die Solarenergie von Anfang an ein Dorn im Auge der konventionellen Stromerzeuger war und ist.
Die Lobbyisten der Branche sorgen ständig dafür, dass dieser Dorn beseitigt wird, oder möglichst beherrschbar bleibt, was auch an Peter Altmaier nicht spurlos vorbei geht.
Warum die Solarenergie bei den Altgedienten besonders unbeliebt ist, haben die Leute vom Polit Magazin Monitor schon 2007 im folgenden Video deutlich gemacht
https://www.youtube.com/watch?v=a4pslA3NKvQ
Wenn die Sonne am höchsten steht, ist der Strom am teuersten, und verdirbt den Konventionellen das Geschäft.
Aber nun Werter Herr Gremmels, an Sie persönlich. Wenn Sie schon mal da sind, und hoffentlich auch Kommentare zu Ihrem Artikel lesen, lassen Sie sich von einem, der seit 1992 seine erste PV Anlage betreibt, und seit dem die Weiterentwicklung akribisch verfolgt, ein paar Anmerkungen zum aktuellen Thema, der EEG Umlagen „Explosion“ 2021 geben.
Dazu folgende Kommentare.
https://www.pv-magazine.de/2020/10/19/anhoerung-im-saechsischen-landtag-zum-antrag-der-afd-abschaffung-des-eeg/
https://www.pv-magazine.de/2020/10/15/ohne-108-milliarden-euro-bundeszuschuss-waere-die-eeg-umlage-2021-auf-965-cent-gestiegen/#comments
Die Ursache für diese Volksverdummung mit der EEG Umlage, die jetzt durch Corona zutage tritt, liegt im Jahre 2010 der Ermächtigungsverordnung zum EEG, und somit vor Ihrer Zeit im Bundestag. Sie sind so mit möglicherweise mit den Ursachen und Zusammenhängen weniger vertraut.
Siehe hier:https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Wie die Umlage bis 2010 ( Kosten/Nutzen ) und ab 2010 ( reine Kosten ) verlaufen ist, zeigt der Ex Chef vom Fraunhofer Institut im folgenden Video.
https://www.youtube.com/watch?v=VjN_J3QA3RI
Wenn sich die Möglichkeit bietet unterhalten Sie sich mal mit Ihrem Parteikollegen Ulrich Kelber darüber. Der hatte 2012 mal mit dem so genannten Kelber Papier begonnen mit diesem Umlagenparadoxon aufzuräumen, wurde aber ganz schnell ruhig gestellt, in dem er als Staatssekretär ins Justizministerium befördert wurde. Das Kelber Papier wurde dann auch sofort aus dem Netz entfernt.
Herr Gremmels.
Dem Artikel kann man Ihr Arrangement für die Energiewende entnehmen, deshalb meine Empfehlung, bleiben Sie als Leser von PV Magazine am Ball, und besonders hier im Diskussionsforum , dann sind Sie nahe an der Realität.
Glückwunsch, endlich einmal eine vernünftige Stimme aus der Politik. Hoffentlich gelingt es Ihnen alle Ihre Parteikollegen zu überzeugen gegen die derzeitige Fassung des EEG 2021 zu stimmen.
Trotzdem bleibt die Frage wieso ein Gesetz 178 Seiten braucht, um definiert zu werden. Mit Bürgernähe hat das nichts zu tun. Ganz zu schweigen von den derzeit schon bestehenden Regeln und Ausnahmen, die sich teilweise auch noch widersprechen.
Wo bleiben z.B. die von vielen Landesregierungen geförderten Speicher im Gesetz? Wenn ich nur die von Tesla angekündigten Batteriekapazität von 3 Terawatt pro Jahr bis 2030 sehe. Was für Möglichkeiten eröffnet dies an Geschäftsmodellen! Die ersten 10 Gigawatt von Tesla in Fremont, Kalifornien selbst hergestellter 4680er Batterien werden übrigens in Deutschland in Grünheide schon nächstes Jahr verwendet.
Rahmenbedingungen entschlacken! Ein einfaches und simples Gesetz. Das wäre Aufgabe der Politik. Vorschläge dazu gab und gibt es genug, auch im Beraterstab der Bundesregierung. Dann kämen wir auch ohne Subventionen ans Ziel und würden die Vorgaben wahrscheinlich bei weitem Übertreffen. Aber genau davor hat man wohl Angst.
Sehr geehrter Herr Gremmels,
Sie schreiben: „Schon vor zwanzig Jahren erkannten die Pioniere der Energiewende um den viel zu früh verstorbenen Hermann Scheer: Die Demokratisierung der Stromerzeugung, das bürgerschaftliche Engagement und die direkte Teilhabe der Bürger sind die Schlüssel zum Erfolg einer dezentral ausgerichteten Energiewende.“
In der Tat! Das ist auch die Leitlinie des Bündnis Bürgerenergie, des Runden Tisches der EE und vieler, vieler weiterer Akteure der Energiewende. Diesen ist die Bedeutung Hermann Scheers bewusst, und sie orientieren ihre Praxis an seinen Erkenntnissen.
Für die SPD kann man das leider nicht sagen. Wirtschaftsminister Gabriel trat mit dem größten Vergnügen in die Fußstapfen seines FDP-Vorgängers Rösler. Er war sich nicht zu schade, in einem üblen populistischen Stil die Erneuerbaren als „Welpen“ zu bezeichnen, denen nun aber kein „Welpenschutz“ mehr zustehe, weil sie zu „Jagdhunden“ herangewachsen seien, vor denen man sich in Acht nehmen muss.
Wenn Sie die SPD vom „Gabriel-Kurs“ (dessen Absichten denen Altmaiers entsprechen) wieder auf einen „Scheer-Kurs“ bringen wollen, dürfte Ihnen eine Herkules-Aufgabe bevorstehen, die nicht geringer ist als das, was Scheer damals vollbrachte. – Aber nehmen Sie die Aufgabe an! Wenn Sie es ernsthaft tun, werden Sie sehr viele Unterstützer gewinnen – für sich und für Ihre Partei!
Ob Sie aber schon auf einem solchen Weg sind? – Ich bin da noch nicht überzeugt. Sie schreiben z.B.: „Das EEG ist über die vergangenen zwanzig Jahre zwar häufig, aber nicht immer zum Besseren geändert worden.“ – Was hat sich seit 2010 überhaupt verbessert?
Oder Sie schreiben: „Völlig unverständlich bleibt hingegen, und das ist die schlechte Nachricht, warum der EEG-Entwurf Peter Altmaiers die Solarenergie wider besseren Wissens weiterhin so stiefmütterlich behandelt.“
Ich kann Ihrem Verständnis aufhelfen: Altmaier will die „Energielücke“, die durch Atom- und Kohleausstieg entsteht, nicht durch EE schließen, sondern durch Erdgas. Hierzu z.B. https://www.pv-magazine.de/2020/09/08/fuer-die-klimaschuetzenden-kleinen-gibt-es-nur-spielzeug/ Und das macht er nicht, weil er dumm ist, sondern weil er seine Aufgabe darin sieht, den konventionellen Konzernen Geschäftsfelder möglichst lange zu erhalten.
Ja, packen Sie die erwähnte große Aufgabe an und stellen Sie sich den erheblichen Herausforderungen, die sie mit sich bringen wird!
Mit freundlichen Grüßen,
Christfried Lenz
Sehr geehrter Herr Gremmels,
wenn Ihnen die katastrophale Situation der Solarenergie durch das EEG 2021 so bewusst ist, wieso stimmt dann das Kabinett, dem die SPD angehört, einer solchen Novelle zu? Hat ihre Kollegin Svenja Schulze die Brisanz nicht erkannt? In welchem Umfang sind jetzt überhaupt noch Veränderungen möglich?
Auch für die SPD gilt: Nicht an den Worten, an den Taten sollt ihr sie erkennen!
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Pfefferle
Ich verstehe nicht, warum man den Eigenverbrauch für so wichtig hält, und ihn gar noch als „solidarisch“ bezeichnet. Eigenverbrauch bringt Eigennutz und ist eher unsolidarisch als solidarisch, weil man gut nutzbaren Strom statt ihn mit der Gemeinschaft der Stromverbraucher zu teilen, zu Vorzugspreisen selbst verbraucht, schlecht nutzbaren zu garantierten Abgabepreisen ins Netz speist, und teuren Strom, den man aus dem Netz beziehen muss, wenn die eigene Anlage nichts liefert, zum pauschalen Durchschnittspreis beziehen darf – zum Schaden der Nicht-Eigenverbraucher, für die der Durchschnittspreis dadurch steigt.
Ich will hier keinen Keil zwischen die Eigenverbraucher und die unprivilegierten Stromverbraucher treiben, aber man muss doch die Kirche im Dorf lassen: Eigenverbrauch macht man, weil damit finanziell besser abschneidet als bei Volleinspeisung (die wäre solidarisch, weil man dann seinen Strom mit allen teilt!) und für die Deckung des eigenen Strombedarfs solidarischer Einreihung in die Gemeinschaft aller Stromverbraucher.
Es ist eine sehr kurzfristige Sicht der Dinge, dass man den Eigenverbrauch fördern müsse. Natürlich ist er zur Zeit eine wesentliche Motivation für Errichter von kleinen PV-Anlagen, weil sich damit mehr Rendite erzielen lässt, als mit Volleinspeisung. Aber der Fehler liegt nicht darin, dass es den Eigenverbrauchern schwer gemacht wird, sondern darin, dass die Einspeisevergütungen zu niedrig sind. Das gilt es zu korrigieren. Das Argument, Eigenverbraucher würden auch zum Nutzen des Netzes ihren Verbrauch an das solare Angebot anpassen, ist ein vergiftetes: Erstens machen das ohnehin nur wenige auf Dauer, weil es ihnen zu lästig ist. Zweitens: Wenn sie es machen, dann erschweren sie den Netzbetreibern die Prognose und erhöhen damit die Kosten der Stromversorgung für alle, weil bei höheren Prognoseunsicherheiten höhere Reserven (positiv und negativ) vorgehalten werden müssen.
In unserem freiheitlichen Staat wäre es nicht sinnvoll, Eigenverbrauch ganz zu verbieten. Aber es gibt auch keinen einzigen Grund, ihn besonders zu fördern. Auf jeden Fall sollten die Verteilnetzbetreiber verpflichtet werden, den Eigenverbrauchern den benötigten Reststrom nur zu den Preisen zu liefern, die sich ergeben, wenn man die Kostensteigerung duch die höhere Prognoseunsicherheit mit berücksichtigt. Und Einspeisevergütungen sollten so festgelegt werden, dass sich bei Volleinspeisung für jede Anlagengröße angemessene Renditen ergeben, und einer Neiddiskussion, die wir leider schon hatten, da war dann von der Förderung von Zahnärzten die Rede, muss man entschieden entgegentreten.
Danke für diesen Kommentar!
Der wird vielen missfallen, die Diskussion über dieses Thema finde ich aber wichtig!
Eigenverbrauch zu verbieten; WARUM?
Eigenverbrauch entlastet die öffentliche Stromversorgung und reduziert die erforderliche Dimensionierungoder Belastung der Stromleiter!#
Der Beitrag ist nur schwachsinnig!###
Lieber thomas,
Du hast, als Du mich zitiert hast, das „nicht“ weggelassen, und das verkehrt den Sinn ins Gegenteil. Ich habe geschreiben „Es ist NICHT sinnvoll, Eigenverbrauch zu verbieten“. Was ist denn das für eine Diskussionskultur, wenn man denen, die anderer Meinung sind als man selbst (oder etwas differenzierter denken können) grob falsche Zitate unterschiebt?
Zum sachlichen Argument: Die Netze würden durch Eigenverbrauch nur entlastet, wenn der Eigenverbraucher seinen Anschlusswert für Netzstrombezug reduzieren würde und es akzeptierte, dass ihm der Netzbezug zu Zeiten, wo der Strom im Netz knapp wird und deshalb von selten gebrauchten Spitzenlastkraftwerken teuer gekauft werden muss, vorübergehend noch weiter reduziert wird. Durch Rundsteuersignal wäre das schon heute technisch möglich. So wie Eigenverbrauch derzeit organisiert ist, spart er keine Kosten im Netz, sondern erhöht sie noch – wegen der zusätzlichen Prognoseunsicherheiten. Und diese Kostenerhöhung zahlt die Solidargemeinschaft der Stromverbraucher, je höher der Netzbezug ist, umso mehr, der Eigenverbraucher also weniger. Und das ist unsolidarisch.
JCW sagt:
So wie Eigenverbrauch derzeit organisiert ist, spart er keine Kosten im Netz, sondern erhöht sie noch – wegen der zusätzlichen Prognoseunsicherheiten.
@ JCW.
So ist es………So wie der Eigenverbrauch „derzeit“ organisiert ist.
Nach dem System von vor 2010, wo die EE noch zwingend den Lastprofilen der Versorger zugeteilt wurden, wäre auch der Eigenverbrauch wesentlich einfacher zu prognostizieren.
Wie ich schon an anderen Stellen geschrieben habe, und auch meinem vorhergehenden Beitrag zu entnehmen ist, das faule Ei, das den EE 2010 ins Nest gelegt wurde, zieht sich wie ein roter Faden negativ durch alle Bereiche der Energiewende.
Womit wir wieder bei dem Thema wären, wo wir Beide auseinander laufen.
Ich halte den kostenlosen Eigenverbrauch für unabdingbar. Ob das nun solidarisch ist oder nicht, das sei dahingestellt. Aber nur so kann man der Ausbau der Solarenergie schnellstmöglich vorantreiben. Das Gewinnstreben steht doch bei 99% der Bürger im Vordergrund. Wenn es sich lohnt, dann baue ich mir eine Solaranlage aufs Dach, ich kaufe mir ein Elektroauto und habe eine Wallbox in der Garage. Dazu kommt noch ein fetter Speicher ins Haus. Das muss in jedem Jahr 500.000 Mal in Deutschland passieren. Für den Überschussstrom ins öffentliche Netz reichen dann auch 5 Cent pro Kilowattstunde. Das ist dann der Solidarbeitrag für die Allgemeinheit, welche nicht davon profitiert.
Lieber/liebe JCW,
ich verstehe Ihre Argumentation in „Eigenverbrauch macht man, weil damit finanziell besser abschneidet als bei Volleinspeisung (die wäre solidarisch, weil man dann seinen Strom mit allen teilt!)“ nicht und frage mich, ob hier nicht ein Missverständnis vorliegt? Physikalisch wird der Strom immer im Haushalt verbraucht sofern gerade ein Bedarf vorliegt. Die Unterscheidung zwischen Voll- und Teileinspeisung ist rein bilanziell. Auf eine Verquickung dieser verschiedenen Ebenen weist zumindest der Passus „weil man gut nutzbaren Strom statt ihn mit der Gemeinschaft der Stromverbraucher zu teilen, zu Vorzugspreisen selbst verbraucht, schlecht nutzbaren zu garantierten Abgabepreisen ins Netz speist“ hin. Es gibt keinen gut oder schlecht nutzbaren Strom, sonder nur Bedarf und keinen Bedarf. Vielleicht habe ich Sie nicht ganz vestanden, würde mich also über eine Erläuterung freuen.
Ich bin allerdings über Ihre Aussage eines vermeintlich „unsolidarischen“ Eigenverbrauchs erstaunt und kann Ihre Behauptung anhand folgender Fakten auch widerlegen. Als Solarteur berate ich Tag für Tag Interessenten, die sich mithilfe von Solarstrom unabhängiger machen möchten. Ich weise stets darauf hin, dass aktuell die Installation eines Speichers in den meisten Fällen noch unwirtschaftlicher ist, als nur eine PV-Anlage zu installieren. Trotz der geringeren Rentabilität installieren aber inzwischen 85% der Kunden einen Speicher mit den unterschiedlichsten Motivationen. Der zentrale Zweck des Speichers ist Verbrauch und Produktion abzustimmen und sie haben dadurch eine netzdienliche Funktion. Die stetig zunehmende Versorgungssicherheit des deutschen Stromnetzes scheint darauf hinzuweisen, wie interessanterweise übrigens auch, dass manche Netzbetreiber die Installation von Speichern fördern! Wie können Sie also den Betreibern der Anlagen mangelnde Solidarität vorwerfen, obwohl sie auf eigene Kosten und eigenes Risiko „unwirtschaftlichere“ Anlagen installieren, die zudem einen Nutzen für die Allgemeinheit haben?
Des weiteren wird Eigenverbrauch übrigens nicht gefördert, sondern soll mit Novelle des EEG zukünftig bestraft werden, insbesondere bei den ausgeförderten Ü-20 Anlagen, indem man die Betreiber dazu zwingen möchte völlig überdimensionnierte Messtechnik dort zu installieren, wo noch nie welche vorhanden war. Wie absurd ist es denn, Anlagen die nun fast zum Nulltarif Strom produzieren, jetzt abzuschalten nachdem sie lange teuer gefördert wurden? Die Betreiber, mit denen ich regelmäßig spreche, erwarten keinen finanziellen Gewinn aus diesen Anlagen, möchten aber verständlicherweise auch nicht drauflegen. Das geht aber nur indem man Speicher nachrüstet, damit nebenbei das Stromnetz weiter stabilisiert, den überschüssigen sauberen Strom an die Allgemeinheit zu einem konkurrenzlos niedrigen Preis abgibt und mit jeder zusätzlich produzierten grünen kWh die Umweltbilanz der Anlagen verbessert. Unsolidarisch?
Beste Grüße
Meine Sorgen um die Solidargemeischaft sind andere.
Wir betreiben 2 PV Anlagen. Eine mit Direkteinspeisung, und eine im Eigenverbrauchsmodus.
Beide Anlagen tragen dazu bei, dass die Börsenpreise, sprich Strom Beschaffungskosten für die Versorger sinken. Von 2010 bis 2010 haben die sich halbiert. Leider hat die Solidargemeinschaft davon nichts abbekommen. Das Gegenteil ist der Fall, denn genau deswegen ist für die Solidargemeinschaft die EEG Umlage von 3,530 auf 6,756 Cent gestiegen.
Mehr als 3 Cent/ kWh könnte der Strom für die nicht privilegierten Verbraucher billiger sein, wenn bei ihnen ankäme, wozu meine Anlage beitragen.
Wie schon in vorangehenden Kommentaren geschrieben … toll, dass sich ein Mitglied des Bundestages mit dem EEG auseinandersetzt … unverständlich, dass eine Umweltministerin im Kabinett der „Novelle = lukrative Arbeitsbeschaffungsmassnahme für spezialisierte Anwaltskanzelein und Steuerberater … (von der Umsatz- und Gewinngarantie der Netzbetreiber und börsennotierten Energiekonzernen brauchen wir ja nicht weiter zu reden)“ eventuell unreflektiert zugestimmt hat … wo / wann erfolgte denn die „Resortabstimmung“? ABER: Ein Kabinettsbeschluss bedeutet ja NICHT automatisch eine Verabschiedung eines Gesetzes im Bundestag … Es gibt also noch Möglichkeiten einer Einflussnahme … z.B. über die städtischen und kommunalen Baugenossenschaften … deren „energetische Modernisierungsanstrengungen“ sind im Umfeld von Mieterstrom aus Fotovoltaik dann erst Recht Makulatur … ODER: über „Autonutzer“ … denen (erst einmal) die Möglichkeit genommen wird ihr E-Auto zu Hause „kostenlos“ durch die Sonne aufzutanken ODER: Hauseigentümerverbände, Bausparkassen und so weiter … die seit Jahren nicht nur über „Wärmedämmung“ sondern auch über Solarstrom und dessen Speicherung berichten …. da kämen schon so ein paar Millionen Betroffene zusammen, oder? Vielleicht kann man gerade die anstehende Distanzwahrungsempfehlung für poitische Aktivitäten nutzen.
Autor: „Einerseits führen die Sonderausschreibungen zu einem spürbar beschleunigten Zubau an Freiflächenanlagen“
Diese bleiben meilenweit hinter den in der Koalitionsvereinbarung gesteckten Zielen zurück. Die Anlagen sollten im Jahr 2020 genau definierte Beiträge zur Stromerzeugung leisten. Nachdem die Auschreibungen erst spät begannen, wurde nur ein Bruchteil rechtzeitig errichtet.
Die SPD-Fraktion hat das ohne zu weckern geschluckt.