Nach den Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums sollen künftig alle Photovoltaik-Dachanlagen ab 500 Kilowatt Leistung um Zuschläge in Auktionen konkurrieren. Dabei soll solarer Eigenverbrauch untersagt sein. Der Bundesverband Solarwirtschaft sieht darin ein neues Bremsmanöver der Politik für den Photovoltaik-Zubau.
Die Streichung des 52-Gigawatt-Deckels für Photovoltaik-Anlagen bis 750 Kilowatt aus dem EEG hat der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) nach zähem Ringen erreicht. Doch die Photovoltaik-Branche in Deutschland konnte nur kurz durchschnaufen. Seit einigen Tagen ist der Referentenentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums für das EEG 2021 bekannt. Mit der Novelle droht neues Ungemach.
Anstatt die Vorgaben der EU-Erneuerbaren-Richtlinie endlich umzusetzen und damit etwa die Belastungen für solaren Eigenverbrauch zumindest für kleine Anlagen abzuschaffen, hat die Bundesregierung weitere Bremsmanöver für den deutschen Photovoltaik-Markt in ihren EEG-Entwurf eingebaut. So soll die Ausschreibungspflicht für Photovoltaik-Dachanlagen ausgeweitet werden. Bisher müssen Anlagen ab 750 Kilowatt Leistung mit Freiflächenanlagen um Zuschläge buhlen, was nur in wenigen Fällen erfolgreich ist. Künftig plant das Bundeswirtschaftsministerium separate Ausschreibungen für Dachanlagen, dann aber bereits für alle Projekte ab 500 Kilowatt Leistung und die Grenze soll in den Folgejahren noch weiter nach unten gehen.
Ein „Irrweg und Kostentreiber“ nach Meinung des BSW-Solar. Die Crux bei den Ausschreibungen: Es ist Eigenverbrauch untersagt, wenn die Anlagen eine Förderung über Zuschläge erhalten. Zudem sind die Volumina mit 200 Megawatt – wie sie für 2021 und 2022 vorgesehen sind – viel geringer als das Marktwachstum in diesem Segment in der jüngsten Vergangenheit. Dies lag 2019 bei den größeren Dachanlagen schon bei mehr als einem Gigawatt neu installierter Leistung.
Der Verband fordert vor diesem Hintergrund von der Politik daher auch ein „Solar-Beschleunigungsgesetz“ sowie die „Streichung der Sonnensteuer“, also die Belastung des Photovoltaik-Eigenverbrauchs mit Abgaben und Umlagen. Andernfalls drohe Deutschland nach Ansicht von Marktforschern bereits in Kürze eine Stromerzeugungslücke durch den geplanten Ausstieg aus Atom- und Kohlekraft. „Ein zu langsamer Ausbau erneuerbarer Energien würde unweigerlich zu verlängerten Laufzeiten fossiler und atomarer Kraftwerke in Europa führen“, warnt der BSW-Solar.
Der Photovoltaik-Ausbau müsse doppelt so schnell erfolgen, wie von der Bundesregierung vorgesehen. Der Verband fordert, das jährliche Zubauziel auf zehn Gigawatt anzuheben. Gerade Gewerbedächer, die bislang vielfach ungenutzt sind, müssten dann für die Photovoltaik aktiviert werden. Mit dem EEG-Entwurf, mit dem sich bereits in Kürze das Kabinett sowie Bundestag und -rat befassen sollen, würde aber genau dies verhindern. Denn die Betriebe hätten großes Interesse, zumindest einen Teil des Solarstroms auch selbst zu nutzen. Wenn sie erst in Ausschreibungen müssten, könnten sie genau dies aber nicht mehr. „Diese Bedingungen sind schikanös und das Gegenteil dessen, was die Energiewende braucht und vorantreibt. Das wäre so, als wenn man Landwirte dazu zwingen würde, ihre Erträge vollständig zu vermarkten und es ihnen nicht mehr erlaubt wäre, sie zum Eigenverzehr selbst zu verbrauchen,“ erklärt BSW-Solar-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.
Unterstützung erhält der BSW-Solar für seine Position von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Auch sie sieht die Gefahr, dass solch ein Systemwechsel die Investitionsbereitschaft der Unternehmen in Photovoltaik ausbremsen würde. Auch der Blick ins Nachbarland bestärkt die Befürchtungen. „Die französischen Solardach-Auktionen gelten als gescheitert und ein Investorenschreck. Sie sind regelmäßig unterzeichnet und dazu noch teuer. Der Förderbedarf liegt 20 Prozent über dem Deutschlands“, so Körnig weiter.
Über den geplanten Systemwechsel hinaus belastet bereits die anteilige EEG-Umlagezahlung auf Eigenverbrauch aus Photovoltaik-Anlagen größer zehn Kilowatt-Leistung die Nachfrage. „Die ‚Sonnensteuer´ blockiert Milliardeninvestitionen in die Energiewende in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität. Neben dem Ausbau der Photovoltaik erschwert sie die Markteinführung dringend benötigter intelligenter und dezentraler Lösungen der Speicherung und Sektorenkopplung und verstößt teils sogar gegen EU-Recht“, erklärt Körnig.
Nach Ansicht des Verbands ist das Bundeswirtschaftsministerium aktuell gefordert, seine Gesetzpläne nochmals gründlich zu überarbeiten. Nur so könnten Kosten und Förderabhängigkeit der Photovoltaik weiter gesenkt werden. Erste größere Solarparks entstehen in Deutschland bereits ohne EEG-Förderung. Mit Blick auf die Förderausgaben betont der BSW-Solar, dass diese seit der letzten großen EEG-Novelle 2017 um ein weiteres Drittel gesunken seien. Verglichen mit denen vor zehn Jahren müsste sogar nur noch ein Viertel der damaligen Kosten aufgewendet werden.
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Es ist schon lange bekannt, daß die Energiewende völlig absurd ist und nicht funktionieren kann.
Bei diesen Strompreisen, die noch steigen werden, wären Franzosen oder Spanier schon lange mit faulen Tomaten vor dem Altmaier- und Merkelamt erschienen und hätten Rabatz gemacht. Aber der deutsche Michel hats ja dicke und zahlt gerne.
Und nun wird halt politisch gebremst… nicht umsonst hört man ja schon Stimmen aus ökologischer Richtung, man möge doch vorsichtshalber zum Klimaschutz die Laufzeiten von AKWs verlängern… langsam werden sie vernünftig.
Solange das Speicherproblem nicht wirklich gelöst ist, und das ist nicht absehbar, hat es keinen Sinn, massenhaft Strom ins Netz zu pumpen, der nicht gebraucht wird und mangels Leitungskapazitäten nicht verteilt werden kann, jedenfalls nicht zu den Millionen privater Stromtankstellen der fiktiven, rollenden Akkus, die in der Phantasie der Politiker herumschweben. Da müßte man die Autos schon verschenken…eine Akkuladung entspricht im Mittel nur ca. 5 l Sprit… damit ist wohl alles gesagt.
Aber ein Verbrenner braucht z. B. 7l Benzin = ~70kWh. 70% der Energie des Benzins muss über den Kühler als nicht nutzbare Abwärme abgeführt werden.
Ein E-Auto braucht nur <20 kWh inkl. Ladeverluste!
Merkst du was?
Speicher brauchts nicht viele, wenn entsprechend mit Netzen der Strom verteilt wird.
Regelleistung kann heute schon mit Stromspeichern günstiger als mit Dampfkraftwerken bereitgestellt werden.
Du hast ja spannende Vorstellungen von der Welt, sind die aus 2000?
Vielleicht solltest du doch mal nachschauen, wie das aktuell in der realität aussieht.
Frankreichs Strompreise sind verhältnismäßig sogar stärker angestiegen als die Deutschen, wir hatten hier nunmal schon immer hohe Strompreise, dafür sind andere Sachen günstiger, das hat wenig damit zu tun, dass der deutsche Michel so reich ist. Der deutsche Michel zahlt auch Milliarden für Autobahnen jedes Jahr über die Steuern. In Frankreich sind die Steuern übrigens recht hoch, jedes Land hat vor und Nachteile, ich zahl lieber 50€ mehr für meinen Strom und kann meinen Verbrauch selbst kontrollieren, als den Strom aller mit meinen Steuergeldern zu finanzieren.
Der BSW-Solar war auch gegen die Ausschreibungen für Freiflächenanlagen .Und weshalb diese Ausschreibungen für Dachanlagen zum Kostentreiber werden sollen wurde auch nicht schlüssig begründet . Es ist eher davon auszugehen die Zuschlagswerte deutlich unter den aktuellen Einspeisevergütungen für Dachanlagen bis 750 KW liegen werden
Lieber Florian,
das ist falsch. Der BSW Solar hat sich aktiv an der Ausgestaltung von Ausschreibungen für Freiflächensolaranlagen beteiligt, ebenso an den Innovationsausschreibungen und den gemeinsamen Ausschreibungen eingebracht und diese begrüßt. Der Unterschied: Vor der Einführung der Ausschreibungen für Freiflächen gab es in diesem Bereich keinen Zubau mehr. Das ist bei Gebäude-PV anders. Dort haben wir im letzten Jahr mit rund 900 MW ein Viertel des gesamten deutschen Zubaus gehabt.
Bundesminister Altmaier plant gerade in diesem erfolgreichen Bereich einmal im Jahr Ausschreibungen in Höhe von 200 MW und außerdem ein Verbot von Eigenverbrauch. Beides würde den Zubau in diesem wichtigen Segment abwürgen. Ob Ausschreibungen funktionieren, hängt von der Ausgestaltung ab. Das sieht man am Wind Onshore mit miserablen Ergebnissen. In Frankreich haben Ausschreibungen für Gebäude-PV zu höheren Preisen und niedrigerem Zubau geführt, weshalb die französische Regierung diese Ausschreibungen gerade letzte Woche wieder abgeschafft hat. Das sind meiner Erachtens Gründe genug sein, vor überstürzten Schritten zu warnen.
Bernd Hoffmann schreibt:“…eine Akkuladung entspricht im Mittel nur ca. 5 l Sprit… “
Mit dieser Akkuladung fahre ich 250 km weit.
Hape
Hat noch niemand gemerkt, dass Herr Altmaier die PV Anlagen solange ausbremsen wird., bis sich genügend grosse DAX Konzerne gebildet haben , die mit PV Alagen den Aktionären Dividenden verschaffen und genügend viele Aktienpakete vom Fossilmarkt in den Erneuerbarenmarkt zransferiert wurden. Köima egal, die Aktien müssen stimmen! Auch die Aktienpakete, in die Politiker für ihre Altersversorgung investiert haben – in Siemensaktien . Aktienbesitz ist die moderne Form der passiven Bestechung. Wo kämen wir denn hin, Fossilaktien in kurzer Zeit wertlos würden. Da ginge ja weltweit das Bankensysrem pleite!
Es ist nicht nachvollziehbar, warum Tausende von Schülern weltweit auf die Straße gehen und „Fridays For Future“ zelebrieren, die EU eindeutig gesetzlich geregelt hat, dass JEDER das Recht hat, seinen eigenen Strom zu erzeugen und zu verbrauchen, Deutschland hier aber mal wieder einen unsinnigen Extraweg gehen möchte, um exakt das zu verhindern!
Strom muss da erzeugt werden, wo er verbraucht wird: regional und SAUBER!
JETZT und künftig!
Bernd Hoffmann sagt:
Es ist schon lange bekannt, daß die Energiewende völlig absurd ist und nicht funktionieren kann.
Bei diesen Strompreisen, die noch steigen werden, wären Franzosen oder Spanier schon lange mit faulen Tomaten vor dem Altmaier- und Merkelamt erschienen und hätten Rabatz gemacht. Aber der deutsche Michel hats ja dicke und zahlt gerne.
@ Bernd Hoffmann.
Damit auch Sie wissen warum die Strompreise bei uns so hoch sind, schauen Sie mal
hier: https://www.pv-magazine.de/2020/09/17/greenpeace-studie-atomkraft-hat-deutschland-bisher-mehr-als-eine-billion-euro-gekostet/#comments
Da habe ich gerade dem Florian Fender zu neuen Erkenntnissen verholfen.
Das könnte auch für Sie von Interesse sein.
Ganz ehrlich die Politbonzen in Berlin verstoßen hier massiv gegen geltendes EU Recht und keinen intressierts?
Man sind wir Deutschen dämlich, das gibt’s doch gar nicht.
Alle privaten Solarerzeuger sollten sich zudem zusammentun und den schlechtesten ‚Energie’Minister aller Zeiten vor den EUGh zerren wo er hoffentlich prompt und sehr gründlich von den Richtern abgeurteilt wird.
Man überlege nur mal … in BaWü MUSS man beim Bau ne Anlage bestimmter Grösse für teuer Geld aufs Dach packen von der man im Zweifel nicht mal Eigenverbrauch hat und die Strommafia die Anlage zudem auf 0 runterpegeln kann wenn ihnen danach ist (und denen wird in 99,99% der Fälle danach sein weil sie sonst ihren dreckigen Kohlestrom nimmer loswerden und die Kraftwerke Minus machen).
Da platzt mir gleich in Serie der Kragen weg.