N-Ergie reiht sich in die Reihe von Unternehmen ein, die in Deutschland große Photovoltaik-Anlagen ohne EEG-Förderung realisieren. Der Solarpark mit 9,2 Megawatt soll im unterfränkischen Seinsheim/Wässerndorf entstehen. Der erzeugte Solarstrom werde als Grünstrom mit Herkunftsnachweis über die sogenannte „sonstige Direktvermarktung“ verkauft werden, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Damit basiere die Refinanzierung direkt auf den Einnahmen aus den Lieferungen an Endkunden.
Dazu eruiert N-Ergie derzeit verschiedene Optionen, wie ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage von pv magazine mitteilte. „Allerdings sind wir bereits mit potenziellen Kunden unterschiedlicher Segmente – beispielsweise Kommunen und Industriekunden – im Gespräch, die Interesse an einer direkten Abnahme signalisiert haben.“
Die Baustelle werde seit Wochenbeginn eingerichtet. Demnächst sollt mit den Rammungen für die Tische der Solarmodule begonnen werden. Mehr als 20.000 Solarmodule werden dann auf einer Fläche von 10 Hektar installiert. Der „straffe Zeitplan“ sehe vor, die Photovoltaik-Anlage noch in diesem Jahr ans Netz zu bringen.
Nach eigenen Angaben legt N-Ergie bei der Realisierung der Photovoltaik-Freiflächenanlage ein besonderes Augenmerk auf ökologische Aspekte. Es gehe darum, Insekten und Kleintieren auf dem Gelände viel Nahrung und Schutz zu bieten. N-Ergie wolle eine Blühwiese anlegen, die extensiv bewirtschaftet werden. Die Biodiversität solle durch Strauchreihen, Obstbäume, Stein- und Totholzhaufen gefördert werden.
„Mit unserer PV-Freiflächenanlage in Wässerndorf gehen wir einen neuen Weg außerhalb einer Förderung nach dem EEG. Die Anlage erzeugt hierdurch auch 100 Prozent regionalen Ökostrom. Die Einbindung der Kommunen und der Bürgerinnen und Bürger vor Ort ist hierbei für uns ganz wesentlich“, so Rainer Kleedörfer, Prokurist und Leiter Unternehmensentwicklung bei N-Ergie.
Anmerkung der Redaktion: Der Artikel ist am 23.9.2020, 11:15 Uhr, mit der Reaktion des Unternehmens ergänzt worden.
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Was stimmt an diesen Werbeaussagen? Regional ist dieser Strom, wenn er nur an Kunden in der Nähe verkauft wird. Aber warum sollte man das? Wichtig ist doch nur, dass die Anlage durch Kundenbezugsverträge finanziert wird. Wo diese Kunden sitzen ist völlig unerheblich, denn alle Kunden, ob nah oder fern, werden doch nur von dem physikalisch ihnen am nächsten liegenden lieferfähigen Erzeuger versorgt.
Ökostrom wird zweifellos erzeugt, und der Direktvermarkter ist auch verpflichtet, für die Zeiten, wo die PV-Anlage nichts liefert, anders erzeugten Ökostrom einzukaufen, der dann anderen Verbrauchern, die sich weniger darum kümmern, rechnerisch abgezogen wird. Die Abrechnung mit den Netzbetreibern erfolgt auf der Basis von Standard-Erzeugungsprofilen bei den Anlagen und Standardverbrauchsprofilen bei den Kunden. Kurzfristige Abweichungen von den Standards wegen ungenauer Wetter- oder Verbrauchsprognosen werden von den Netzbetreibern dann ausgeglichen und zwar mit Strom aus Kraftwerken, die von diesen für den Ausgleich von diesen kurzfristigen Abweichungen unter Vertrag genommen sind. Da bekommt der Kunde dann doch Kohle-, Gas- oder Atomstrom oder Ökostrom, der anderen Verbrauchern, …, rechnerisch abgezogen wird.
Immerhin: Es ist nach der Vollautarken Versorgung, beispielsweise mit PV, Kleinwind, Speicher und KWK, die beste Art, den Aufbau von Erneuerbaren Erzeugern trotz staatlicher Blockadepolitik voranzubringen, wenn man den Strom von einem Anbieter kauft, der diesen Weg der „sonstigen Direktvermarktung“ geht.
Auch die Mitgliedschaft in einer Genossenschaft, die solche Projekte entwickelt, kann man empfehlen.
Die obige Kritik will vor allem sagen: Einzelne derartige Projekte können unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen ökologischen Nutzen entwickeln. Für die 100% Erneuerbar reicht es aber nicht. Dafür muss das Netz umgebaut werden, und dann führt am Staat kein Weg vorbei. Der muss den Rahmen für einen sinnvollen Betrieb von Speichern setzen, schiebt das aber bisher vor sich her. Auch die große Masse der Erneuerbaren Erzeuger wird auf das bisherige System der Garantievergütung angewiesen bleiben. Deshalb ist auch da eine vernünftige gesetzliche Regelung unabdingbar.
NB: Es wäre schön, wenn man in Zukunft auf Modultische setzen würde, die keine Rammung erfordern, sondern einfach mit etwas Balastierung auf den Boden gestellt werden. Der Rückbau der Anlagen um nach Ende der PV-Nutzung den regenerierten Boden wieder landwirtschaftlich zu nutzen, wäre viel einfacher. Bisher geht man ja davon aus, dass diese Ständer mindestens zum Teil im Boden verbleiben, was eine Rohstoffverschwendung darstellt und auch als Altlast anzusehen ist.
Zwei Anmerkungen auf JCW:
1. Speicher sind für 100 % EE notwendig. Das geht nicht marktgetrieben, sondern nur mit staatlich garantierter Refinanzierungssicherheit. Leider fehlt das Thema völlig in der EEG-Novelle.
2. Kraftwerke werden solange betrieben, wie sie sich sich lohnen. Vermutlich wird die Anlage nie wieder zu landwirtschaftlicher Nutzfläche. Darum ist eine hohe Qualität der Fundamentierung wichtiger für einen möglichst langen Betrieb. Ballastierung bedeutet mehr versiegelte Fläche, als Rammpfosten. Rammpfosten können sehr leicht gezogen werden, falls notwendig.
3. Wenn der Solarpark auch ein Biotop werden soll, dann werden sich dort Arten ansiedeln, die unter Naturschutz stehen. Das bedeutet automatisch, dass jede Nutzungsänderung dann nicht mehr so einfach möglich sein wird.