Wie groß soll der Anteil des neuen Geschäftsfelds Ankauf, Restrukturierung und Verkauf am Umsatz der SAG Solarstrom künftig werden?
Zunächst einmal haben wir im letzten Jahr damit begonnen und haben gesehen, dass so etwas geht und funktioniert. Ich würde mich zum jetzigen Zeitpunkt ungern festlegen wollen, welchen Anteil dieses neue Geschäftsfeld am Umsatz oder am Ertrag haben wird. Wir werden damit zukünftig weitermachen und haben auch klare Vorstellungen, wie wir potenzielle Verkäufer von Bestandsanlagen ansprechen wollen. Wir werden uns zunächst im Wesentlichen, vielleicht sogar zu 100 Prozent, auf Deutschland beschränken. Es gibt zwar deutlich mehr Angebote von Anlagen aus Italien und aus Spanien. Allerdings ist dort die Refinanzierung dieser Anlagen kaum möglich und es gibt weniger Investoren, die das Länderrisiko tragen wollen. Darauf kann man kein Geschäftsmodell aufbauen. Deshalb werden wir uns mit der Frage nach spanischen oder italienischen Anlagen auf dem Zweitmarkt erst einmal nicht befassen.
War es bei den fünf Anlagen, die Sie angekauft, restrukturiert und verkauft haben, vor allem eine technische oder eine finanztechnische Umstrukturierung?
Das eine ist die Technik. Hier mussten bestimmte Dinge zunächst einmal erfasst und anschließend beurteilt werden. Das Zweite war das gesamte Vertragswerk, das überprüft und in Ordnung gebracht wurde. Einzelne Genehmigungen mussten beispielsweise nochmals angepasst werden. Hier gab es auf jeden Fall viel Arbeit. Der nächste Teil war das ganze Thema der Finanzierung, die restrukturiert werden musste. Es ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich, wo die Schwerpunkte der Arbeit liegen. Aber ich gehe davon aus, dass in allen Fällen auch eine technische Beurteilung notwendig ist. Es kann ja sein, dass ein technischer Mangel erkannt und besser in die Ertragsrechnung hineingerechnet wird, anstatt dass der Mangel durch eine Reparatur oder einen Austausch behoben wird.
Können Sie das an einem Beispiel verdeutlichen?
Angenommen, es handelt sich um eine Anlage mit einem Nachführsystem. Dieses Nachführsystem funktioniert nicht. Dann kann natürlich die Anlage so umgebaut werden, dass sie wie eine feststehende Anlage arbeitet, und der vermeintliche Vorteil des Nachführens wird aus der ganzen Ertragsrechnung herausgerechnet. So kann ich restrukturieren, obwohl ich technisch vielleicht gar nichts gemacht habe. Oder die verwendete Technologie ist ohne großen Aufwand zu reparieren. Dann repariere ich sie. Bei einer Restrukturierung stellt man sich immer die Frage: Ersetze ich Teile, um den höchstmöglichen Ertrag zu erzielen, oder ist es insgesamt wirtschaftlicher, mit einem niedrigeren Ertrag zu kalkulieren. Oder es sind bei der Vertragskalkulation Annahmen getroffen worden auf der Basis von Gutachten, die viel zu optimistisch waren. In solchen Fällen muss natürlich der Ertrag auf einen realistischen Wert angepasst werden.
Große Teile der Anlage einfach auszutauschen geht jedoch nicht so einfach, wenn die Anlage EEG-gefördert ist.
Das ist richtig. Man kann bei einer Anlage, die zehn Jahre alt ist, die Technik nicht komplett durch neueste Komponenten ersetzen. Das geht so ohne Weiteres nicht und ist auch im Rahmen der Einspeisevergütungsregelungen nicht zulässig. Auf der anderen Seite: Wenn in einer Anlage wirklich Dinge defekt sind, also beispielsweise Module Mikrorisse haben oder Hotspots, und Sie bekommen das baugleiche Modul nicht, können Sie natürlich auch austauschen. Aber das muss dann geordnet und mit offizieller Dokumentation erfolgen.
Wenn die alten Module ausgefallen sind und es keinen passenden Ersatz mehr gibt, kann das zum Problem werden?
Es ist grundsätzlich nicht ganz einfach. Sie müssen sehen, ob ein neues Modul überhaupt auf das vorhandene Montagesystem passt oder ob umgebaut werden muss. Nehmen wir mal den theoretischen Fall, es ist ein Modul auszuwechseln und ichbekomme dieses Modul nicht mehr. In einem solchen Fall ist so umzustrukturieren, dass gegebenenfalls ein ganzer String verändert und mit neuen Modulen bestückt wird. Dann kann ich alte Module aus diesem String zurücklegen und zukünftig bei einer eventuell weiteren Reparatur verwenden.
Ist Ihr neues Geschäftsmodell eine echte Alternative zum Anlagenneubau, der ja nicht mehr so boomt?
Wir haben in Deutschland mittlerweile eine Gesamtinstallation von rund 35 Gigawatt. Das sind zu 85 bis 90 Prozent Dachanlagen. Und davon ist wieder die Hälfte der Anlagen kleiner als 30 Megawattpeak. Die werden älter und fallen irgendwann aus der Förderung. Dann muss sich der Besitzer fragen, was er damit macht: ob er den Strom selbst vermarktet oder die Anlage verkauft oder einfach abbaut. Dadurch ergeben sich neue Aufgaben. Das wird absehbar in etwa drei bis fünf Jahren der Fall sein. Und in diesem Zuge wird auch das Geschäft der Zweitvermarktung interessant werden. Der Zweitmarkt für Photovoltaikanlagen wird ähnlich wie der Zweitmarkt für Immobilien zunehmen.
Für welche Photovoltaikunternehmen ist das interessant?
Sie brauchen dafür schon eine gewisse Kompetenz. Und Sie haben bei großen Objekten ja immer zwei Geschäftspartner – einen, dem sie die Anlage verkaufen wollen, und einen, mit dem Sie finanzieren möchten. Schauen Sie sich die Automobilindustrie an. Die professionellen Händler überprüfen das Fahrzeug und verkaufen es anschließend mit entsprechender Garantie. Aber es gibt natürlich auch viele kleine Händler, die sagen, ich verkaufe ein Auto, wie gesehen, so verkauft. Das wird es wahrscheinlich so auch bei Solaranlagen geben. Der Markt ist ja relativ groß.
Letzteres ist aber nicht Ihre Strategie.
Das stimmt. Wir sind als Unternehmen ja von Anfang an darauf angewiesen, einen zuverlässigen Qualitätsstandard zu verkaufen, und in dem Zusammenhang sehen wir auch ein für uns möglicherweise interessantes Geschäft auf einem qualitativ anspruchsvollen Zweitmarkt.
Gibt es andere Unternehmen, die sich schon bei Ihnen gemeldet haben und von Ihnen weitere Informationen wollten oder mit Ihnen kooperieren wollen?
Es gibt durchaus Interessenten, die uns auch berichten, dass sie viele potenzielle Kunden hätten, die solche Anlagen suchen. Wir erhalten auch Angebote, uns Anlagen anzuschauen. Wir springen jetzt jedoch nicht von einem Telefonat zum anderen. Wir strukturieren das und haben auch Vorstellungen, wie wir uns den Markt erschließen.
Arbeiten Sie beim Aufarbeiten der Anlagen mit Subunternehmen zusammen?
Entscheidend ist da der Aufwand. Bei unserem oben angesprochenen Projekt haben wir keinen Dienstleister eingesetzt, sondern konnten alles selbst machen. Wir haben ja eine Mannschaft, mit der wir bei unseren eigenen Anlagen nacharbeiten und Service bei den von uns gebauten Anlagen leisten. Aber wir haben eine Reihe qualifizierter Partner an der Hand, mit denen wir auch an anderer Stelle zusammenarbeiten.
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