„Klimaschäden treffen unsere Unternehmen und Arbeitsplätze, nicht nur Eisbären und Korallenriffe.“ Das sagt Leonie Wenz vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), die gemeinsam mit Matthias Kalkuhl vom Mercator Research Institute for Global Commons and Climate Change (MCC) die Studie „The Impact of Climate Conditions on Economic Production. Evidence from a Global Panel of Regions“ veröffentlicht hat. Wenz: „Durch die statistische Auswertung von Klima- und Wirtschaftsdaten der letzten Jahrzehnte haben wir festgestellt, dass die aggregierten wirtschaftlichen Schäden durch steigende Temperaturen sogar noch größer sind als zuvor geschätzt.“
Das Autorenteam hat für die Studie auf Grundlage eines in dieser Form erstmals entwickelten Datensatzes des MCC für 1500 Regionen in 77 Staaten der Welt die Auswirkungen des Klimawandels auf regionaler Ebene untersucht. Das soll ein vollständigeres Bild ergeben als die nationalen Durchschnittswerte. Für Gebiete wie etwa US-Bundesstaaten, chinesische Provinzen oder französische Départements kann demnach eine globale Erwärmung um 4 Grad bis zum Jahr 2100 dazu führen, dass diese Regionen im Durchschnitt fast 10 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung verlieren – in Gebieten in den Tropen sind es sogar mehr als 20 Prozent. Schäden durch Wetterextreme kommen den Autoren zufolge noch hinzu, da sie für einzelne Regionen oft schwer zu bestimmen seien. Und außen vor bleibe in der Studie auch, dass der Klimawandel Ökosysteme zerstöre, die Biodiversität vermindere und die Wahrscheinlichkeit von gewaltsamen Konflikten erhöhe.
„Wenn man das weit verbreitete Klima-Wirtschafts-Modell DICE des Nobelpreisträgers William Nordhaus mit den statistischen Schätzungen aus unseren Daten aktualisiert, sind die Kosten jeder Tonne Kohlenstoff, die an die Gesellschaft abgegeben wird, zwei- bis viermal höher“, so Matthias Kalkuhl vom MCC. „Laut unserer Studie wird jede Tonne CO2, die im Jahr 2020 emittiert wird, einen wirtschaftlichen Schaden verursachen, der bei den Preisen von 2010 zu Kosten zwischen 73 und 142 Dollar führt, anstelle der vom DICE Modell angezeigten 37 Dollar. Bis 2030 werden die sogenannten sozialen Kosten von Kohlenstoff aufgrund steigender Temperaturen bereits um fast 30 Prozent höher sein.“
Die Autoren weisen darauf hin, dass die aktuellen Kohlenstoffpreise im europäischen Emissionshandel nur einen kleinen Teil der tatsächlichen Klimaschäden widerspiegeln. Nach dem Verursacherprinzip müssten sie deutlich nach oben angepasst werden.
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Bei einer Erwärmung um 4 Grad bis 2100 kann uns die theoretische Wirtschaftsleistung dann auch egal sein, weil essentielle Lebensgrundlagen nicht mehr vorhanden sein werden.
… und wenn man die Einnahmen aus der CO2-Abgabe nicht dazu verwendet, um die Klimafolgen zu kompensieren, sondern den Klimawandel noch anzuheizen, hat es auch keinen Sinn.
Den CO2-Preis muss man so festsetzen, dass die Energieversorgung mit Erneuerbaren die fossilen Energieträger verdrängt. Insbesondere wenn deren Anbieter zur Erhaltung ihrer Marktanteile mit dem Preis immer weiter runtergehen, dann muss das mit einem steigenden CO2-Preis beantwortet werden. Jedenfalls, wenn man für etwas Gerechtigkeit in der Welt sorgen möchte. Denn die Leidtragenden des Klimawandels sind zum geringsten Teil die, die von der Verbrennung der fossilen Energieträger profitieren.