Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) zeigt sich erleichtert, nachdem der Bundestag nach elend langen neun Monaten endlich den Weg frei gemacht hat für die Abschaffung des 52-Gigawatt-Deckels im EEG. Damit ist zunächst ein Markteinbruch abgewendet. Nach der Entscheidung im Bundesrat Anfang Juli kann der Passus endgültig und ersatzlos aus dem EEG entfernt werden.
Doch eigentlich geht es noch um mehr als die Abwendung eines Markteinbruchs: Deutschland braucht mit Blick auf den anvisierten Atom- und Kohleausstieg deutlich mehr Photovoltaik-Zubau in den kommenden Jahren. Daher hat der BSW-Solar am Tag nach der Entscheidung im Bundestag auch gleich einen „7-Punkte-Fahrplan zur Solarisierung der Energieversorgung“ vorgelegt. „Die Solar- und Speicherbranche könnte damit deutlich kraftvoller dazu beitragen, dass die Klimaziele im Stromsektor erreicht werden und die Versorgungssicherheit kosteneffizient gewährleistet wird“, sagt Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Mit einer Beschleunigung des Photovoltaik- und Speicherausbaus könnten zudem mindestens 50.000 neue Vollzeitjobs in der deutschen Energiebranche geschaffen werden.
Der erste der sieben Punkte ist eine Verdreifachung der Photovoltaik-Kapazitäten in Deutschland bis 2030. Dazu müsse mit der anstehenden EEG-Novelle das Ausbauziel von jährlich 2,5 auf mindestens 10 Gigawatt angehoben werden, heißt es in dem Papier. Zudem müssten weitere Marktbarrieren fallen. Der Verband zählt etwa die Belastung von solarem Eigenverbrauch mit der EEG-Umlage auf. Aber auch die Standortbeschränkungen für Solarparks in den Ausschreibungen hemmten die Photovoltaik-Marktentwicklung in Deutschland. Zudem sei eine Anhebung der Bagatellgrenze für Dachanlagen bei der Festvergütung hilfreich. Bisher müssen alle Dachanlagen mit mehr als 750 Kilowatt Leistung in den Ausschreibungen mit Freiflächenanlagen um einen Zuschlag konkurrieren. Zudem ist Eigenverbrauch bei Ausschreibungsanlagen bislang nicht zulässig.
Im dritten Punkt seines Fahrplans fordert der BSW-Solar die kurz- und langfristigen Speicherkapazitäten bis 2030 zu verzehnfachen. Dieser Markt wachse zwar derzeit dynamisch, allerdings gebe es zahlreiche Hemmnisse, die für den weiteren Markthochlauf dringend beseitigt werden müssten. Desweiteren spricht sich der Verband dafür aus, Anreize für Doppelnutzungskonzepte zu schaffen, etwa für schwimmende Solarparks oder Agro-Photovoltaik-Anlagen, um deren Markteinführung zu beschleunigen.
Angesichts des sich in Deutschland langsam entwickelnden PPA-Marktes, der den Bau von Photovoltaik-Anlagen außerhalb der EEG-Förderung ermöglicht, setzt sich der BSW-Solar für die Einführung von CO2-Mindestpreisen ein. Es müssten faire Investitionsbedingungen für die Photovoltaik auf dem Strommarkt geschaffen werden. Der durch starke Preisschwankungen gekennzeichnete europäische Emissionshandel biete zu wenig Investitionsimpulse und gleiche Marktverzerrungen zuungunsten erneuerbarer Energien nur unzureichend aus, heißt es zur Begründung. Er bilde zudem auch nur einen Bruchteil der Gesundheits- und Klimafolgenkosten fossiler Energieträger ab.
Darüber hinaus setzt sich der BSW-Solar für einen diskriminierungsfreien Weiterbetrieb von „Ü20-Anlagen“ ein, also Anlagen, die ab 2021 aus der EEG-Förderung fallen. Die Betreiber dieser Anlagen benötigten keine Anschlussförderung mehr, wohl aber die Freistellung von Umlagen und Abgaben für den eigenverbrauchten Solarstrom sowie die Erstattung eines fairen Marktwertes für den eingespeisten Überschussstrom. Der siebte Punkt des Fahrplans zielt auf die Sektorenkopplung ab. Hier sollten „die riesigen Potenziale des Multitalents Photovoltaik“ konsequent erschlossen werden, fordert der Verband.
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Zitat aus dem Artikel.
Darüber hinaus setzt sich der BSW-Solar für einen diskriminierungsfreien Weiterbetrieb von „Ü20-Anlagen“ ein, also Anlagen, die ab 2021 aus der EEG-Förderung fallen. Die Betreiber dieser Anlagen benötigten keine Anschlussförderung mehr, wohl aber die Freistellung von Umlagen und Abgaben für den eigenverbrauchten Solarstrom sowie die Erstattung eines fairen Marktwertes für den eingespeisten Überschussstrom. Zitat Ende.
Der faire Marktwert, für viele der entscheidende Punkt , einer Ü2o Regelung, wird wie gewohnt einmal mehr unterbelichtet. Während Umlagen und Abgaben feste Größen sind, auf die sich ein
Ü 20 Betreiber ( Prosumer ) einstellen kann, ist das beim EE Marktwert nicht der Fall.
Der gegenwärtige Marktwert für EE Strom kommt diskriminierend zustande, und könnte für den
Ü 20 Betreiber zu nicht kalkulierbaren Kosten führen. Nämlich dann, wenn immer mehr EE Strom an der Börse anfällt, und die Preise deshalb immer öfter negativ werden.
Die EE werden seit 2010 wo sie mit einer Ermächtigungsverordnung zum zusätzlichen Vermarkten an die Börse verbannt wurden diskriminiert, in dem sie sich selbst entwerten. Seither ist diese Diskriminierung nur bei der überhöhten Umlage negativ zu Buche geschlagen, währen der Förderung war ja der Überschuss bei den Prosumern eine feste Vergütung..
Das ändert sich nun, wenn der Überschuss nicht mehr gefördert wird, sondern zum „Verramschen“ an den Markt muss. Ich fürchte wenn der BSW Solar von diskriminierungsfreiem Weiterbetrieb spricht, ist denen nicht bewusst, dass dazu eine Systemänderung nötig ist. Nur mit Appellieren an die Verantwortlichen ist da nichts getan..
Üblicherweise wird der erzeugte PV Strom direkt an der Übergabestelle und somit ohne physische Belastung des allg. Stromnetzes, Netzkosten; dem allg. Stromnetz zur Verfügung gestellt.
Warum in Gottes Namen soll hierfür bei Eigenverbrauch eine Berechnung von Netzentgelten und anderen Zusatzkosten indirekt für den Eigenverbrauch zur Anrechnung kommen?
Vielmehr sollte für die Ü20 Anlagen, aber sinnrichtig auch für andere PV mit Eigenverbrauch eine intelligente Regelung kommen, die sich nicht an den puren Stromerzeugungskosten, schlimmer noch mit Negativkosten an den Vermarktungskosten, sondern an den Bereitstellungskosten des Konsumenten orientieren sollte!
Bitte umdenken im Sinne des Verbrauchers; es vermeidet eine standortferne Stromerzeugung mit all den zusätzlichen Maßnahmen!
30 cnt/kWh minus………
Sonst wird das Nichts werden, mit der Energiewende!