Neue Details zur Pleite von Solar Millennium

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Anmerkung der Redaktion: Wegen einer vorläufigen Einstweiligen Verfügung des Amtsgerichts Köln gegen die Süddeutsche Zeitung musste eine Passage des nachfolgenden Artikels gestrichen werden.
Seit der Insolvenz von Solar Millennium im Dezember 2011 sind bereits viele Ungereimtheiten ans Licht gekommen, die ein zweifelhaftes Licht auf die Unternehmensführung geworfen haben. Nun liegen der „Süddeutschen Zeitung“ weitere interne Papiere vor, die ehemalige Aufsichtsräte und Vorstände weiter in Bedrängnis bringen könnten. Bislang ist bekannt, dass Solar Millennium rund 30.000 Anleger, Aktionäre und Anleihegläubiger um etwa 200 Millionen Euro gebracht haben soll. Der Projektierer solarthermischer Kraftwerke hatte fleißig Geld eingesammelt, aber nur einen winzigen Bruchteil der Projekte realisiert. Unklar sei bislang, wo das Geld abgeblieben sei. Nun erhärte sich aber der Verdacht, dass Solar Millennium wohl „zum Spielball nachteiliger Aktiendeals eigener Führungskräfte wurde“, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ auf Grundlage neuer interner Dokumente. Die Spuren führten demnach zur früheren Unternehmensspitze und dem Aufsichtsrat um Firmengründer Hannes Kuhn. Es gehe um „höchst diskrete Geschäfte“, die über das Schweizer Geldhaus Vontobel-Bank in Zürich abgewickelt worden seien. Dabei solle es auch einen Zusammenhang mit dem Engagement des Kurzzeit-Vorstandschef Utz Claassen geben, der Anfang 2010 für zweieinhalb Monate das Unternehmen leitete.
Claassen hatte Solar Millennium damals im Streit mit Kuhn verlassen. Es folgte eine Schlammschlacht, wobei sich die Kontrahenten wiederholt gerichtlich anzeigten. Für Solar-Millennium-Gründer Kuhn sei es bereits vor dem Abgang des ehemaligen EnBW-Chefs Claassens klar gewesen, dass dessen Rücktritt den Aktienkurs ins Bodenlose stürzen lassen würde. Damit steht weiterhin der Verdacht des Insiderhandels gegen Teile der ehemaligen Unternehmensführung im Raum. Dies steht in Deutschland unter Strafe. Kuhn könnten laut „SZ“ mehrere Jahre Haft drohen. Sein Anwalt wollte sich zu den Vermutungen auch nicht äußern.
Bereits seit vergangenen Herbst ermittelt die Staatsanwaltschaft in München gegen ehemalige Führungskräfte von Solar Millennium wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Wertpapierhandelsgesetz, darunter auch gegen Hannes Kuhn. Allerdings ging es bislang primär darum, dass vor dem Wechsel Claassens zu Solar Millennium die Unternehmensspitze drei Aktienhändler vorab darüber informiert haben soll. Diese hätten dann drei Millionen Euro in Aktien von Solar Millennium investiert und zwischenzeitlich einen Gewinn von bis zu 2,5 Millionen Euro erzielt. Die Aktienhändler, die bereits einschlägig bei der Justiz bekannt gewesen seien, sind bereits im April 2012 wegen anderweitiger Marktmanipulationen zu Haftstrafen verurteilt worden. Auch in Nürnberg gibt es Vorermittlungen wegen des Verdachts der Untreue gegen Kuhn.

Insolvenzverwalter erwägt Schadenersatzklage

Der Insolvenzverwalter von Solar Millennium, Volker Böhm, überlegt dem Bericht zufolge, die ehemaligen Vorstände und Aufsichtsräte des Unternehmens auf Schadenersatz zu verklagen. Diese könnten sich nach Spekulationen im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich bewegen. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters wollte dies nicht bestätigen; nur dass es derzeit Prüfungen dazu gebe. (Sandra Enkhardt)

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