Historischer Moment: Letztes Kohlekraftwerk in Österreich geht vom Netz

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Am Freitag nahm der Betreiber Verbund das Fernheizkraftwerk Mellach in der Steiermark dauerhaft vom Netz. Damit ist die Kohleverstromung in Österreich beendet, denn das Fernheizkraftwerk war der letzte Kohlemeiler in der Alpenrepublik. 34 Jahre lang hatte das Kraftwerk zuvor insgesamt mehr als 30 Milliarden Kilowattstunden Strom sowie 20 Milliarden Kilowattstunden Fernwärme produziert. Künftig werde es für die Anforderungen der sogenannten Engpassvermeidung auf der Brennstoffbasis Erdgas betriebsbereit gehalten, hieß es von Verbund.

„Die Schließung des letzten Kohlekraftwerks ist ein historischer Schritt: Österreich steigt damit endgültig aus der Verstromung von Kohle aus und macht einen weiteren Schritt zum Ausstieg aus fossilen Energien“, erklärte die österreichische Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Die Regierung will die Stromversorgung bis 2030 auf 100 Prozent erneuerbare Energien umstellen. „Das bringt uns auch wirtschaftliche Unabhängigkeit: Wir geben derzeit zehn Milliarden Euro für Importe von Kohle, Öl und Gas aus“, sagte Gewessler weiter.

Ähnlich auch die Äußerungen aus dem Umweltministerium. „Österreich rückt ein Stück weiter in Richtung Klimaneutralität“, sagte Staatssekretär Magnus Brunner zu Abschaltung. Das Land werde mit diesem Schritt zum Vorbild für andere europäische Länder. „Der Umbau des Standortes zu einem Innovationsgelände ist ein gutes Beispiel, wie der Weg aus der fossilen Energiewelt hin zu einer innovativen und erneuerbaren Zukunft passieren kann“, so Brunner weiter.

„Am Weg von Old zu New Economy bleibt Mellach ein wichtiger Standort für uns, der ideale Voraussetzungen zur Entwicklung von Zukunftstechnologien bietet“, ergänzte Verbund-Vorstandchef Wolfgang Anzengruber. Verbund werde Mellach nun zum Innovations-Hub weiterentwickeln. Eine Pilotanlage für Hochtemperaturelektrolyse und Brennstoffzellenbetrieb für die Wasserstofferzeugung sei bereits errichtet worden. Auch großvolumige Batteriespeicher werden für den Einsatz als Pufferspeicher zum Beispiel bei Ultraschnellladestationen für die Elektromobilität am Standort getestet, wie Verbund betonte.

Nach Ansicht von Photovoltaic Austria hat das Land „noch einen sehr intensiven Weg“ vor sich. „Denn Österreich produziert immer noch ein Viertel des Stromes aus fossilen Energieträgern. Für eine nachhaltige Stromversorgung müssen die natürlichen Ressourcen noch viel stärker genutzt werden“, erklärte Geschäftsführerin Vera Immitzer auf Anfrage von pv magazine. Allein die installierte Photovoltaik-Leistung im Land müsse in den nächsten zehn Jahren verzehnfacht werden, um 100 Prozent Ökostrom bis 2030 zu erreichen.

Für das von Photovoltaic Austria ausgegebene Ziel von 10 Gigawatt gebe es auch Rückhalt in der Regierung. „Die Grundlage, um unser Stromsystem auf gesunde Beine zu stellen, ist aber ein durchdachtes Erneuerbaren Ausbau Gesetz, dass tatsächlich alle Hebel in Bewegung setzen kann“, so Immitzer weiter. Dabei sei die durch die Corona-Krise bedingte Rezession auch eine Chance. „Gerade jetzt in Zeiten der wirtschaftlichen Herausforderung schaffen zielgerichtete Investitionen in den Ausbau der erneuerbaren Energieträger eine Belebung der regionalen Wirtschaft, verschafft uns Unabhängigkeit und ermöglicht uns Krisenfestigkeit“, betont Immitzer. Gerade kleine Photovoltaik-Anlagen könnten ein rasches Mittel sein, um Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung zu sichern.

Nach Erhebungen von „Europe Beyond Coal“ haben bereits 15 europäische Länder einen Ausstieg aus der Kohleverstromung beschlossen. 14 davon wollen diese bis 2030 beenden. Nur Deutschland hat sich mit 2038 bislang einen späteren Ausstiegszeitpunkt gesetzt.

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