„Das Ende der Bürger-Energiewende“

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Der folgende Beitrag stützt  sich auf ihr Video „Das Ende der Bürger-Energiewende“, in dem Frank Farenski und Eicke Weber die Details erläutern.

 

Photovoltaik-Anlagen, die demnächst aus der EEG-Förderung fallen, können gut und gern weitere 20 Jahre lang Strom produzieren. Es liegt nahe, dass sich die Besitzer nun einen Batteriespeicher zulegen, um einen möglichst großen Teil des erzeugten Stroms selbst zu verbrauchen. Dadurch vermindert sich der Bedarf an Netzstrom, der derzeit gut 30 Cent pro Kilowattstunde für Privathaushalte kostet. Wenn auch nach dem Laden des Elektrofahrzeugs mit eigenem Strom ein Überschuss verbleibt, könnte der Solarstrom diesen – für eine geringere Vergütung als zuvor – ins Netz einspeisen.

Die sich hierdurch ausweitende Eigenversorgung würde das Geschäft von Netzbetreibern und Versorgern schmälern, was diese verständlicherweise verhindern wollen. Zu diesem Zweck hat die Bundesnetzagentur unter anderem folgenden Vorschlag für ein künftiges Prosumer-Modell (siehe Grafik oben) herausgegeben. Zumindest nennt es die Bundesnetzagentur so, obwohl es in der Realität wohl eher ein „Eigenverbrauchsverhinderungsvorschlag“ ist: Eigenverbrauch soll es nicht mehr geben. Der benötigte Strom muss zu 100 Prozent aus dem Netz zum üblichen Preis von 30 Cent pro Kilowattstunde bezogen werden. Der auf dem eigenen Dach erzeugte Solarstrom muss vollständig ins Netz eingespeist werden und wird beispielsweise mit 10 Cent pro Kilowattstunde vergütet.

Es handelt sich um folgenden Vorgang: Der Erzeuger darf den von ihm produzierten Strom nicht selbst verbrauchen, sondern muss ihn für einen geringen Preis ins Netz abgeben. Verbrauchen darf er nur den Strom, den er für 30 Cent pro Kilowattstunde aus dem Netz bezieht. Den von ihm für 10 Cent ins Netz verkauften Strom muss er also für 30 Cent zurückkaufen.

Eicke Weber, ehemaliger Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme, verdeutlicht das durch folgendes Bild: Ich habe auf meinem Balkon Erdbeeren gezüchtet. Diese darf ich aber nicht essen, sondern muss sie an einen Markthändler verkaufen. Von diesem erhalte ich 1 Euro dafür. Wenn ich die Erdbeeren essen will, muss ich wieder zum Markthändler gehen und meine Erdbeeren für 3 Euro zurückkaufen.

Wenn jemand seinen Strom unbedingt physisch selbst verbrauchen will, wird auch dies ermöglicht. Die Bundesnetzagentur schlägt dafür eine sogenannte „Lieferanten“-Option“ (siehe Grafik unten) vor: Für seinen ins Netz eingespeisten Überschuss erhält der Betreiber der Anlage sogar 30 Cent pro Kilowattstunde, hat durch den Rückkauf also keinen Verlust. Das schöne Gefühl, dass die Waschmaschine mit der Sonnenenergie vom eigenen Dach läuft, sollte ihm allerdings einen Obulus wert sein: 14,60 Euro pro in seiner Anlage installiertem Kilowatt – monatlich.

Der vollständige Foliensatz ist unter https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Energie/Unternehmen_Institutionen/ErneuerbareEnergien/ProsumerModell.pdf?__blob=publicationFile&v=1 abrufbar.

Grafik: Bundesnetzagentur

Bei einer 4-Kilowatt-Anlage wären das knapp 60 Euro im Monat – da kommt selbst ein Romantiker ins Rechnen, denn damit könnte er seinen Strom bezahlen und sich die ganze Photovoltaik-Anlage ersparen.

Eicke Weber folgert, dass derartige Regelungen dazu einladen, sich per Insellösung von einem solch absurden Netz gänzlich abzukoppeln. Er meint aber, dass eine Inselanlage mit Versorgungssicherheit durch Dieselgenerator statt Netz auch nicht wünschenswert ist. Dem stimme ich zu! Aber wieso Dieselgenerator? Für die Versorgungssicherheit gibt es Speicher, Batteriespeicher und früher oder später auch bezahlbare Saisonspeicher. Nicht anders als Photovoltaik und Windkraft werden auch die Speicher ihre „Lernkurve“ machen.

Die Vorhaben der Bundesnetzagentur sind eine „unfassbare Frechheit“, wie Farenski sagt. Dieser wird noch der i-Punkt aufgesetzt, indem die Bundesnetzagentur für ihre Modelle, die den Eigenverbrauch gerade verhindern, den Begriff „Prosumer“ – also die Kombination aus Produzent und Konsument des Stroms – usurpiert. Umso klarer macht all dies, was es mit dem zentralen, von Konzernen gesteuerten Netz auf sich hat und wie notwendig es ist, die Wegweiser in Richtung autarker Zellen oder Waben in Hand der Bürger zu stellen. Wie diese funktionieren könnten, dazu haben jüngst Hans-Josef Fell und Thure Traber die passenden „Eckpunkte für eine Gesetzesinitiative zur Systemintegration Erneuerbarer Energien“ vorgelegt.

— Der Autor Christfried Lenz, politisiert durch die 68er Studentenbewegung,  Promotion in Musikwissenschaft, ehemals Organist, Rundfunkautor, Kraftfahrer und Personalratsvorsitzender am Stadtreinigungsamt Mannheim, Buchautor. Erfolgreich gegen CCS mit der BI „Kein CO2-Endlager Altmark“, nach Zielerreichung in „Saubere Umwelt & Energie Altmark“ umbenannt und für Sanierung der Erdgas-Hinterlassenschaften, gegen neue Bohrungen und für die Energiewende aktiv (https://bi-altmark.sunject.com/). Mitglied des Gründungsvorstands der BürgerEnergieAltmark eG (http://www.buerger-energie-altmark.de/). Seit 2013 verfügt der stellvertretende Sprecher des „Rates für Bürgerenergie“ im Bündnis Bürgerenergie (BBEn) über eine 100-prozentige Strom-Selbstversorgung durch Photovoltaik-Inselanlage mit 3 Kilowattpeak. —

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com

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