Stadt München fördert jetzt auch Batteriespeicher mit Nickel-Mangan-Kobalt-Zellen

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Bezüglich der Sicherheit und Lebensdauer folgt die Stadt München einer fachlichen Korrektur des Öko-Instituts, nach der es die Speicher mit Lithium-Eisenphosphat-haltigen Batteriezellen (LFP-Zellen) und Nickel-Mangan-Kobalt-haltigen Batteriezellen (NMC-Zellen) in Bezug auf Sicherheit und Lebensdauer nicht mehr unterschiedlich bewertet. Die Münchner Richtlinie zum Förderprogramm Energieeinsparung wurde zum 1. April so abgeändert, dass zukünftig auch Lithium-Nickel-Mangan-Kobalt-Batterien gefördert werden. Das hat die Vollversammlung des Stadtrates München hat am 18. März beschlossen.

In der Branche tobt schon seit längerem ein Streit darüber, ob man von der Batteriezellen-Chemie auf die Sicherheit und Lebensdauer der Batteriespeichersysteme schließen kann, die diese Zellen enthält, oder ob es sich dabei um eine irreführende Verkürzung komplexer Sachverhalte handelt, da es auch unsichere LFP-Zellen gibt.

Der von der Branche verabschiedete Sicherheitsleitfaden definiert beispielsweise nicht die Zellchemie, sondern eine Reihe von System-Eigenschaften, die die Sicherheit der Systeme gewährleisten sollen. Danach lassen sich Batteriespeicher mit NMC-Batteriezellen mit gleich hoher Sicherheit bauen wie mit LFP-Batteriezellen. Diese Einschätzung liegt nun auch der Änderung der Förderbedingungen in München zugrunde.

Dass in München zunächst LFP-Batteriespeicher bevorzugt wurden, lag an einer Kurzstudie, die das Öko-Institut im Herbst 2017 für die EWS Schönau veröffentlicht hat. Sie kam damals zu dem Schluss, dass Systeme mit LFP-Zellen sicherer seien als solche mit NMC-Zellen. Das Förderprogramm der EWS Schönau hat daraufhin NMC-Zellen ausgeschlossen. Die Städte München und Münster folgten dem Kriterium in ihren Förderprogrammen.

In der September-Ausgabe 2019 des pv magazine Deutschland („Manche Zahlen darf man nicht so ernst nehmen“) haben viele der Experten, deren Arbeiten zur Begründung in der Kurzstudie des Öko-Instituts selbst zitiert worden sind, Kritik an dieser Bewertung geäußert. Sie sehen in der Interpretation ihrer Arbeiten eine unzulässige Verallgemeinerung und stellen klar, dass man auf Basis der Unterscheidung in LFP und NMC-Kathodenmaterialien nicht auf die Sicherheit und Lebensdauer der Batteriesysteme schließen kann. Daraufhin hat das Öko-Institut die Aussage dazu revidiert. „Aus unserer heutigen Sicht ist diese Kritik in einer Reihe von Punkten gerechtfertigt“, schreibt das Institut. „Daher würde das Öko-Institut heute bei den beiden Kriterien Lebensdauer sowie Sicherheit nicht mehr zwischen LFP- und NMC-Batterien unterschiedlich werten.“

Weitere Umweltauswirkungen

Die Punkte Sicherheit und Lebensdauer waren allerdings nur zwei von vier Kategorien, die in der Studie des Öko-Instituts zur Bevorzugung der Lithium-Eisenphosphat-Speicher geführt haben. Dazu kommen die Bedingungen bei der Förderung der Rohstoffe und die Toxizität des Lithium-Nickel-Mangan-Kobalt-Oxid. „In diesem Zusammenhang weisen wir hier ausdrücklich darauf hin, dass sich durch weitere technologische Entwicklungen sowie mögliche Veränderungen bei Materialzusammensetzung und Förder- und Lieferbeziehungen auch die Bewertungen zu Gefahrstoffen und Rohstoffen verändern können oder auch neue Bewertungen bislang enthaltender Stoffe möglich sind“, schreibt das Öko-Institut aktuell.

Insbesondere beim Kobalt gelten die Förderbedingungen für einen Teil der Minen in der demokratischen Republik Kongo als problematisch. Amnesty International fordert allerdings nicht dazu auf, dass Unternehmen sich zurückziehen. Im Gegenteil, sie sollen ihren Einfluss geltend machen, um die Lage für die Bergleute und ihre Familien zu verbessern. Dazu laufen auch bereits Projekte, etwa von LG Chem. Außerdem gibt es andere Materialien, deren Förderung große Umweltauswirkungen hat. „Wenn Sie einen Rohstoff verurteilen und mit dem Rest weitermachen wie bisher, dann haben Sie gar nichts gewonnen“, sagt Thomas Timke, Batterieexperte bei Solarwatt. Auch beim Lithium selbst gibt es Ansätze, die Umweltauswirkungen bei der Förderung zu reduzieren. Sowohl LG Chem als auch Solarwatt dürften sich über die Änderung der Förderbedingungen in München freuen, da die Batterien beider Unternehmen NMC-Zellen nutzen.

Münchner Förderprogramm

In München sind jetzt alle Lithium-Ionen-Batterietypen zur Förderung zugelassen, ebenso Salzbatterien. Ausgeschlossen bleiben nach wie vor Bleibatterien und Prototypen. Voraussetzung ist außerdem eine Notstrom-Funktion. Die Förderung beträgt 300 Euro pro Kilowattstunde Nutzkapazität, jedoch maximal die Hälfte der förderfähigen Investitionskosten. Es werden maximal ein Batteriespeicher pro Photovoltaikanlage und 15.000 Euro gefördert. Für die „Insel- bzw. Autarkiefähigkeit“ der Anlage gibt es einen Bonuszuschlag von 500 Euro.

In den 9 Monaten nach Beginn des Förderprogramms vor einem Jahr sind Anträge für circa 345 Batteriespeicher gestellt worden, was Mittel in Höhe von 1,1 Millionen Euro binde. Allerdings wurden erst 40 Batteriespeicher als „gebaut“ gemeldet.

In Zukunft könnte das Förderprogramm noch weiter angepasst werden. „Über die Kriterien der Öko-Instituts-Studie hinaus werden weitere Punkte in der Öffentlichkeit diskutiert, die für eine Bewertung der grundsätzlichen Sinnhaftigkeit einer Förderung … eine Rolle spielen“, heißt es in dem Referentenantrag, der Grundlage des Münchner Beschlusses war. Das seien zum Beispiel die CO2-Bilanz von Batteriespeichern und die Bedeutung der Speicher für die Netzstabilisierung. „Dabei stellt sich die Frage, welcher Einsatz von Speichern sinnvollerweise unterstützt werden soll, Heimspeicher mit kleinen Kapazitäten oder Speicher mit größeren Kapazitäten, die übergeordnet im Netz integriert werden“.

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