Ende vergangenen Jahres stellte Axpo seine Pläne für das erste alpine Photovoltaik-Kraftwerk in der Schweiz vor. Eine 2-Megawatt-Anlage soll an der Muttsee-Staumauer auf fast 2500 Höhenmetern entstehen. Am Mittwoch genehmigten die zuständigen Behörden des Kantons Glarus das Projekt. Gemeinsam mit der Gemeinde Glarus Süd und dem Bundesamt für Energie erfolgte die Bewilligung. Axpo kündigte daraufhin an, weitere Schritte unternehmen zu wollen, um die Anlage im Sommer 2021 zu bauen und in Betrieb zu nehmen. Bezüglich Finanzierung liefen derzeit ebenfalls Abklärungen, sagte Christoph Sutter, Leiter Neue Energien bei Axpo. «Wir stehen in Verhandlungen mit Unternehmen, die interessiert sind, den Strom der Muttsee-Solaranlage abzunehmen.» Die abschließenden Entscheidung, ob die Photovoltaik-Anlage gebaut wird, werde Axpo im Laufe des Jahres fällen.
Die Erträge der Photovoltaik-Anlage in dieser Höhe sind vielversprechend. Rund 2,7 Gigawattstunden Solarstrom sollen erzeugt werden. Axpo hat in den vergangenen Monaten dafür zahlreiche Untersuchungen hinsichtlich von Wind- und Schneelasten in Auftrag gegeben. Eine Studie des Schweizer Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) kommt zu dem Ergebnis, dass in einigen Bereichen der Photovoltaik-Anlage hohe Schneelasten auftreten könnten. Dies betreffe vor allem den Fuss der Mauer, wo sich abrutschender Schnee sammelt. Um langfristig Schäden an den Solarmodulen zu vermeiden, werde Axpo das Design der Photovoltaik-Anlage leicht anpassen und wolle weitere Varianten der Unterkonstruktion prüfen. Insgesamt sollen rund 6000 Solarmodule auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern installiert werden.
Der Schweizer Energiekonzern will in den nächsten Wochen auch den Antrag stellen, die Anlage in die Liste der Leuchtturmprojekte des Bundesamtes für Energie aufzunehmen. Vorher solle über die konkrete Ausgestaltung der Photovoltaik-Anlage entschieden werden. Die bisherigen Pläne sahen vor, die obere Modulebene mit einer Neigung von 77 Grad und der unteren mit 51 Grad zu installieren. Der Netzanschluss für die Abnahme des Solarstroms ist bereits vorhanden. Zudem ist die Staumauer nach Süden ausgerichtet.
Nach den Erwartungen von Axpo wird die Photovoltaik-Anlage rund die Hälfte ihrer Stromproduktion im Winterhalbjahr liefern. Bei Anlagen vergleichbarer Größe im Mittelland sei es nur ein Viertel. Die Vorteile der Höhenlage: Sie liegt seltener im Nebel und bekommt daher mehr Sonne ab. Auch die Wirkungsgrade der Module seien bei tiefen Temperaturen höher. Dazu kommt die Verstärkung des bifazialen Effekts bei einer geschlossenen Schneedecke im Winter, wie Axpo bereits im November erklärte. Damit könnten Anlage dieser Art dazu beitragen, die Winterstromproblematik in der Schweiz zukünftig zu entschärfen.
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Das gehört aber auch zur Schönrednerei, wenn man sagt, dass eine Anlage, die gerade mal die Hälfte ihres Stroms im Winterhalbjahr liefert, die Winterproblematik „entschärfen“ würde. Entschärfen würde sie diese, wenn sie im Winter das, was zu der Winterproblematik führt, nämlich die Ausfälle der Wasserkraft, der PV im Flachland und den höheren Verbrauch kompensieren würde. So trägt sie gerade mal dazu bei, die Problematik nicht weiter zu verschärfen, was auch schon mal ein Fortschritt ist. Aber von „Entschärfung“ kann nicht die Rede sein.