Die weltweiten Treibhausgasemissionen sinken seit dem Ausbruch der Corona-Krise deutlich. Der weltweite Flugverkehr ist auf ein minimales Niveau gesunken. Die Industrieproduktion bricht ein. Mein Blick auf die A7 in der Nähe meines Wohnortes zeigt mir überdeutlich, dass fast keine Autos und Busse mehr unterwegs sein, fast nur noch LKWs und Lieferwagen.
Der energiepolitische Think Tank Agora Energiewende hat berechnet, dass wegen der Corona-Krise 2020 das lange für unerreichbar geltende deutsche Klimaschutzziel wohl mit bis zu 45 Prozent Emissionsreduktion seit 1990 sogar deutlich überschritten wird. (https://www.dw.com/de/corona-krise-deutschland-schafft-klimaziel-f%C3%BCr-2020-pandemie-merkel-deutschland-co2-covid-19/a-52862238)
Das alles ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die immer gesagt haben, Konsumverzicht sei der beste und einzige Weg zum Klimaschutz. Doch diese schreckliche Krise zeigt, dass Konsumverzicht alleine – ein reflektierter Umgang mit dem eigenen Konsum ist dennoch wichtig – eben nicht zu wirksamen Klimaschutz führt, aber schlimmste gesellschaftliche Auswirkungen wie massenhafte Insolvenzen und Massenentlassungen bewirken kann. Zudem entstehen weiterhin erhebliche Emissionen durch den Transport von Waren und Lebensmitteln, den steigenden Energie- und Materialbedarf der Krankenhäuser und den erheblich gesteigerten Datenverbrauch, beispielsweise durch mehr Homeoffice, Videokonferenzen und vor allem eine höhere Streaming-Nachfrage. Des Weiteren kommt es im Zuge der Krise zu einem wesentlichen Anstieg des Plastikverbrauchs etwa in Krankhäusern (auch wenn in diesem Fall aktuell unvermeidbar) und bei Essenslieferungen.
Alleine Deutschland wird trotz Corona-Krise 2020 wohl immer noch bis zu 60 Prozent der Emissionen von 1990 in eine mit Treibhausgasen bereits überlastete Atmosphäre abgeben. Dies wird die Konzentration der Treibhausgase noch weiter steigern, damit wird die Antriebskraft für die jährliche Temperaturerhöhung auf der Erde immer stärker.
Nur eine Nullemissionswirtschaft bis 2030 kann vielleicht noch den Eintritt der Menschheit in eine unkontrollierbare Heißzeit verhindern; eine Heißzeit, deren Auswirkungen für die Menschheit viel schlimmer sein werden, als die ohnehin schon furchtbare Corona. Eine Atmosphäre, die den meisten Menschen keine ausreichenden Lebensbedingungen mehr bescheren wird – gegeben durch die Heißzeit –, wird voraussichtlich schlimmer sein als die Corona-Pandemie. Davor warnte gestern ebenfalls der Generaldirektor der Weltwetterorganisation (WMO), Petteri Taalas, und mahnte, dass der Kampf gegen den Klimawandel mindestens ebenso dringlich sei wie der Kampf gegen das Coroanvirus. (https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/klimawandel-in-corona-zeiten-wmo-fordert-entschlossenheit-100.html)
Doch genau hier greift das eigentliche Klimaproblem der Corona-Krise. Die Umstellung auf eine Nullemissionswirtschaft wird im Gesamtkontext der massiven wirtschaftlichen Einbrüche ebenfalls erheblich behindert. Die Bundesregierung beschränkt sich auf die Bekämpfung der Gesundheitskatastrophe und seine Auswirkungen auf die Wirtschaft. Klimaschutz spielt nun erst recht keine Rolle mehr.
Erneuerbare-Energien-Branche bricht weiter ein & politische Hilfe ist nicht in Sicht
2020 werden die Neuinvestitionen in Photovoltaik weltweit erstmal unter das Niveau des Vorjahres fallen, prognostiziert Bloomberg aufgrund der Corona-Krise.
Viele Solarparkbauer in Deutschland können ihre im Bau befindlichen Anlagen nicht mehr entsprechend der im EEG geforderten Fristen rechtzeitig ans Netz anschließen, weil ihnen schlicht die Arbeiter ausgehen. Diese flüchteten oft wegen der Corona-Krise in ihre Heimatländer oder wurden auch dorthin beordert. Zudem kündigen Netzbetreiber an, dass sie keine Solaranlagen mehr anschließen können, aus Mangel an Personalkapazitäten. Außerdem bestehen weiterhin Lieferengpässe für Solarmodule, insbesondere aus China.
Dies alles kann dazu führen, dass neue gebaute Solaranlagen nicht mehr rechtzeitig angeschlossen werden können, was zum Verlust der zugesagten Vergütungen und damit zu Bauruinen führen wird. Es sei denn die Bundesregierung schafft Befreiungen von diesen Fristen und anderen Auflagen. Doch dies ist nicht in Sicht, obwohl die Bundesregierung eifrig bemüht ist, zu signalisieren, dass Unternehmen, die wegen der Corona-Krise in Existenznöten sind, schnelle und unbürokratische Hilfe bekommen würden.
— Nachtrag von Hans-Josef Fell: Entgegen dieser Annahme hat die Bundesnetzagentur doch schnell gehandelt und die Fristen für die Verwirklichung von Ausschreibungsprojekten auf Grund der Corona-Krise verlängert. Damit können Investoren und Projektierer erst einmal aufatmen. Dennoch zeigt die Bundesregierung weiterhin keinerlei Entgegenkommen, wenn es darum geht, weitere entscheidende Blockaden für den Ökostromausbau aufzuheben: 52 Gigawatt Photovoltaik-Deckel, 1000 Meter Abstandsregel für Windkraftanlagen, Nachfolgeregelung für Post-EEG-Anlagen. —
2021 werden viele Betreiber von bestehenden EEG-Anlagen – Solarkraft, Windkraft, Biogas – aus dem EEG fallen. Alleine im Solarsektor sind es 18.100 Anlagen mit 71 Megawatt Leistung. Eine Anschlussvergütung ist nicht in Sicht. Auch der Niedergang der Windkraftinvestitionen durch die Umstellung auf Ausschreibungen führte bereits zu Massenentlassungen und Konkursen bei Herstellern. Die große Koalition aus SPD/CDU/CSU hat bislang kein Erbarmen mit der Ökostrombranche und ist nicht willens weitere Maßnahmen zu ergreifen, um die Energiewende nicht vollends abzuwürgen, wie etwa die Abschaffung des 52 Gigawatt-Deckels bei der Photovoltaik oder den drohenden, Investitionen verhindernden 1000-Meter-Abstand bei der Windkraft.
Zu dem vom Coronavirus verursachten massiven Einbruch der deutschen Wirtschaft kommen durch die Anti-Klimaschutz- und Anti-Erneuerbare-Energien-Politik der Bundesregierung also weitere Insolvenzen und Massenentlassungen hinzu. Die Bundesregierung scheint mit zweierlei Maß zu messen: Massenentlassungen und Insolvenzen, verursacht durch die Corona-Krise sollen durch ein gigantisches Neuverschuldungsprogramm mit 150 Milliarden Euro abgemildert werden. Insolvenzen und Massenentlassungen in der Branche der erneuerbaren Energien, hervorgerufen durch eine eigens verfehlte Politik sollen aber – wie in den letzten Jahren – unvermindert weiter gehen.
Emissionshandel und CO2-Steuer werden wegen Corona-Krise vollkommen wirkungslos
Die Corona-Krise deckt schonungslos die Irrwege vieler Klimaschützer*innen auf. Fast alle setzen auf Emissionshandel und CO2-Steuer. Deren Einführung bzw. Ausbau im Klimapaket der Bundesregierung wurden von vielen Seiten begrüßt. Doch mit den durch die Corona-Krise fallenden Öl- und CO2-Zertifikatspreise zeigt sich, dass beides überhaupt keine Klimaschutzwirkung entfalten wird. Der CO2-Preis für ein Zertifikat fiel innerhalb weniger Tage von 24 Euro pro Tonne CO2 am 11. März auf 16 Euro am 20. März. Damit rutscht der europäische CO2-Handel wieder in die fast völlige Wirkungslosigkeit. (https://www.quandl.com/data/CHRIS/ICE_C1-ECX-EUA-Futures-Continuous-Contract)
Die immer in den Wind geschlagenen prinzipiellen Warnungen vor dem Emissionshandel, dass er unkontrollierbar ist, weil er wie jedes Börsenprodukt von vielen Einflussfaktoren abhängig ist, erweisen sich nunmehr als richtig. Der CO2-Zertifikatspreis ist einfach mit der allgemeinen Börsentalfahrt nach unten gerutscht, eine echte Klimaschutzwirkung kann er damit wie in den letzten 15 Jahren seit seiner Entstehung jetzt erst recht nicht mehr entfalten. Zudem ist er Opfer des eigenen Systems, denn eigentlich soll ja die Verknappung der Zertifikate entsprechend einer politisch festgelegten abnehmenden CO2-Emissionsobergrenze (Cap) den Börsenpreis nach oben treiben. Nun aber wird durch den Corona-bedingten Konsumeinbruch noch nicht einmal diese Obergrenze erfüllt, kein Wunder, dass der Preis fällt. Ich bin sehr gespannt, ob die Verfechter des CO2-Handels (wie Joachim Weimann, Prof. Justus Haucap, Vors. der Wirtschaftsweisen Christoph Schmidt oder auch PIK-Chef Prof. Ottmar Edenhofer) nun immer noch behaupten, CO2-Bepreisung sei wirkungsvoll und das wichtigste Klimaschutzinstrument.
Ganz ähnlich ist es mit der CO2-Steuer. Sie soll ja die Konsumenten, zum Beispiel durch höhere Spritpreise zur sparsameren Nutzung und zum Umstieg auf Alternativen bewegen. Nun hatte die Bundesregierung ja mit ihrem Klimapaket beschlossen, dass die Einführung des CO2-Handels im Verkehr zunächst mit einer festen CO2-Steuer geschieht. Die Steuer sollte 2025 25 Euro pro Tonne CO2 erreichen. Das würden den Spritpreis um etwa 7,5 Cent pro Liter verteuern. (https://www.zeit.de/politik/2019-12/co2-preis-bund-und-laender-erzielen-durchbruch-beim-klimapaket)
Mit der Corona-Krise ist aber der Rohölpreis drastisch gesunken und mit ihm der Preis für Super E10 Benzin in Deutschland um ca. 19 Cent seit Januar 2020. Damit verpufft die Klimaschutzwirkung der CO2-Steuer völlig. Wie soll bei solchen Schwankungen des Ölpreises jemals eine langfristige Wirkung der CO2-Steuer für den Klimaschutz entfacht werden? (https://www.tanke-guenstig.de/Benzinpreise)
Nun wird deutlich, dass sich viele Klimaschützer, fehlgeleitet durch unzureichend durchdachte Vorschläge von Ökonomen, hinter den falschen Forderungen versammelt haben. Noch immer höre ich nichts Vernehmbares von vielen Klimaschützern und Verbänden der Erneuerbaren zum Ursprung des Einbruchs der Investitionen in Erneuerbare Energien, der Umstellung auf Ausschreibungen, und einer dementsprechend notwendigen EEG-Reform. Sie halten lieber an CO2-Steuer und Emissionshandel als angeblich wirksamen Klimaschutzinstrumenten fest ohne EEG-Reformen und damit wirklichen Klimaschutz zu fordern.
Einbruch des Ölpreises als Chance für den Klimaschutz
Der weltweite Einbruch der Ölpreise infolge der Corona-Krise von etwa 60 Dollar je Barell im Januar 2020 auf heute ca. 25 Dollar ist in der Geschichte fast beispiellos. Verbraucher mögen jubeln wegen billigem Heizöl und billigen Spritpreisen. Für sie gibt es natürlich keinen Anreiz klimaschützend auf Nullemissionen umzusteigen. Doch für die Ölkonzerne ist der Preisverfall existenzbedrohend. Waren schon vor der Corona-Krise viele Konzerne bereits überschuldet, so können sie ihre Schuldenlast jetzt erst recht nicht mehr abtragen. (https://hans-josef-fell.de/die-fossile-energiewirtschaft-in-der-krise-kommt-bald-der-grosse-crash)
Es ist nur eine Frage der Zeit bis viele Ölkonzerne Konkurs anmelden werden und mit ihnen ganze Länder am Rande des Staatsbankrotts stehen könnten, gemeint sind etwa Russland, Irak oder Nigeria, deren Haushalte existenziell von den Öleinnahmen abhängen. Zudem wird der Bankencrash nicht lange auf sich warten lassen, da im fossilen Energiegeschäft riesige Geldanlagen liegen, die nun – noch schneller als ohnehin schon – zu sogenannten „Stranded Assets“ (verlorene Vermögenswerte) werden.
Doch ob damit die fossile Wirtschaft wirklich in die Knie gehen wird und so dem Klimaschutz endlich eine substanzielle globale Chance gegeben wird, hängt wiederum von den Regierungen der Welt ab und davon, wie sie ihre Rettungspakete schnüren werden. Wenn Teile der großen Wirtschaftshilfen nun auch in die Konzerne der Öl-, Gas-, Atom- und Kohlewirtschaft fließen, um deren Konkurse zu vermeiden, dann wird es sehr schwer werden, überhaupt noch Klimaschutz zu verwirklichen. Denn das wird womöglich dazu führen, dass die weltweite Temperatur weit vor 2035 über 1,5 Grad Celsius steigen wird und wohl 2040 die unkontrollierbare Heißzeit der menschlichen Zivilisation mehr zusetzen wird, als es das Coronavirus je schaffen könnte.
Die Corona-Krise birgt die einmalige Chance, jetzt die Krisen- bzw. Wirtschaftshilfen voll auf den Klimaschutz auszurichten, mit den Zielen 100 Prozent erneuerbare Energien, 100 Prozent Biolandwirtschaft und artgerechte Tierhaltung, abfallfreie Kreislaufwirtschaft und weitere Maßnahmen. Dies muss nun der Kern aller Forderungen der Klimaschützer*innen und der ganzen Gesellschaft sein. Diese Maßnahmen schützen nicht nur das Klima, sondern sind auch entscheidend, weil sie die Gesunderhaltung der Gesellschaft befördern, mit Schutz vor krankmachender Luft- und Gewässerverschmutzung, Pestiziden und tierischen Antibiotika. Klimaschutz ist also aktiver Gesundheitsschutz, der in der Corona-Krise plötzlich alles andere überschattet, als Argument für wirksamen Klimaschutz aber nie eine ernsthafte Rolle für politisches Handeln spielte.
Die Corona-Krise hat gezeigt, dass schnelles und gravierendes staatliches Eingreifen zum Schutze der Gesundheit der Bürger*innen möglich ist. Ein Handeln zu dem uns Klimaschützern immer gesagt wurde, dass Klimaschutz nicht möglich sei, weil es die Wirtschaft belasten würde und siehe da, es geht doch. Nun muss es auch gesamtgesellschaftlichen Druck für mehr Klimaschutz geben, mitsamt der Forderung, dass alle Wirtschaftshilfen mit dem Klimaschutz vereinbar sein müssen. Die eigentliche Chance in der Corona-Krise liegt in der möglichen Erkenntnis weiter Teile der Gesellschaft, dass die Warnungen vor existenziellen Krisen wie Pandemien und vor allem dem Klimawandel eben keine apokalyptische Angstmacherei sind. Vielmehr haben solche Warnungen oftmals reale Ursachen, die bei Nichthandeln unweigerlich die Existenz der menschlichen Zivilisation gefährden werden.
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com
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Die Corona-Krise ist temporär , sie geht vorbei.
Die Klimakrise wird aber über das Sein und Nichtsein entscheiden.
Die Mobilisierung großer Teile der Bevölkerung ist möglich, wenn
der Druck groß genug ist und die Politik handeln muss.
Menschen brauchen Führung und klare Ansagen. Wichtig ist
dabei die Kommunikation. Wenn Maßnahmen erklärt und gut
kommuniziert werden, macht die Bevölkerung mit und trägt auch
harte Einschnitte.
Corona ist nur ein Warnschuss!
Wir müssen uns grundsätzlich fragen:
Welche Zukunft wollen wir?
Nach der Corona-Krise gibt es für Politiker weniger Ausreden für schnelle und große Änderungen. Wenn etwas als Notwendig erachtet wird, muss man halt handeln.
Die Corona Krise fällt in die Amtszeit der verantwortlichen Politiker…
Da Steht Profilierung an vorderster Stelle. Bei der Energiewende ist bei vielen Politikern eher der Gedanke, nach mir die Sintflut, das Problem.
Man kann die Klimapolitik nicht dem Freien Markt überlassen. Festgelegte Höhe der CO2 Zertifikate werden angesichts der aktuellen Turbulenzen nutzlos…
Forderung:
Staatlich festgelegte Energiepreise, die jährl. nachgesteuert werden (müssen)!
Steuern kommt von steuern!
Ein Energie-Fond, der durch „D“ ins Leben gerufen werden sollte, wird die Preisschwankungen wirksam abfedern. Großes Volumen – großer Impakt. Durchsetzungsstarke Verhandlungspartner auf Seiten der Verwalter wären gefragt!
Und Autofahrer wären befreit von dem ständigem lästigem Auf und Ab an den Zapfsäulen;
oder auch von dem richtigen Termin für die Nachtankung der Heizölreseren.
Der Blick wäre weniger verklärt, als duch das heutige zufällige Tagesgeschehen.
Bei der Regelenerie wird es seit Jahren praktiziert, für Strom oder auch Öl + Gaspreis wäre es genauso zu wünschen.
Bei anderen staatl. organisierten Leistungen läuft es schon seit Jahren erfolgreich. Bsp. Umlage für Wasser/ Abwasser, Berufsgenossenschaft und andere Leistungen der öffentlichen Hand.
Es hängt nur am Willen für die Umsetzung durch die Politik.
Einen unvorhersehbaren Corona-Impakt, wie offensichtlich aktuell, wäre damit auf alle Fälle Einhalt geboten.
Herr Fell verbeisst sich ziemlich hoffnungslos in alte Gegnerschaften, lässt dabei aber jedes Gefühl für Zusammenhänge vermissen.
1. Es mag sein, dass das Gesundheitswesen zur Zeit mehr CO2-Emissionen produziert. Das reicht aber nicht, um die weggefallenen Emissionen im Verkehrs- und Industriesektor zu kompensieren. Es zeigt allerdings: Im Ernstfall sind wir in der Lage, unsere Mittel (auch das Kontigent an unvermeidlichem Umweltbrauch) dort zu einzusetzen, wo es wirklich wichtig ist. Das ist zur Zeit die unmittelbare Lebensbedrohung für einige 10.000 potentielle Corona-Tote alleine in Deutschland, und die Frage, ob das mehr oder weniger sein werden, weil unser Gesundheitswesen dem Ansturm gewachsen sein wird, oder eben nicht.
2. Natürlich ist Konsumverzicht ein Mittel, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Tourismus, Sport und Kultur, die Branchen, die gerade am meisten leiden, müssen nicht sein. Aber was wären wir ohne Kultur? Und in welchem Staat würde man leben, wenn man Tourismus und Sport einfach verbietet? Auch große Wohnungen, schwere Autos und andere Ressourcenverschwendung müssen nicht sein. Aber in einem freiheitlichen Staat geht es nur über den Preis. Herr Fell würde vielleicht lieber in einem Staat wie der DDR leben. Dort hat der Tourismus wenig CO2-Emissionen verursacht, und die Autos und Wohnungen waren klein und knapp. Weniger CO2 wurde dort trotzdem nicht emittiert, weil es für Energie keinen freien Markt gab, der durch staatliche Lenkungsimpulse Sparanreize monetär vermittelte.
3. Der CO2-Handel ist natürlich effektiv. Die gegenwärtige Krise beweist doch gerade das: in dem Augenblick, in dem die Nachfrage runtergeht, sinkt auch der CO2-Preis, weil die Zertifikate nicht mehr knapp sind. Wenn die Nachfrage wieder raufginge, stiege der Preis wieder, sobald die Zertifikate knapp werden. Ebenso steigt er, wenn die Menge der Zertifikate reduziert wird. Seit die Zertifikate den Reduktionszielen entsprechend verknappt wurden, ist der CO2-Preis auch so gestiegen, dass die angestrebten Reduktionsziele erreicht werden. Im Augenblick werden sie übererfüllt, solange kann einem der CO2-Preis völlig egal sein.
Das einzige, womit Herr Fell leider recht hat, ist, dass unsere gegenwärtige Regierung die Erneuerbaren nur noch um der alten Gegnerschaft willen bekämpft. Insofern ist sie in den gleichen alten Konfrontationen verstrickt, aus denen auch Herr Fell nicht herausfindet. Die Zukunft ist anderswo: Bei den Fragen, wie die neue Energiewelt aussehen wird, und wie wir dort hinkommen.
Ich stimme JWC voll und ganz zu!
Perfekt argumentiert!
Ich hatte Anfang März die naive Idee, daß ein alljährlicher, weltweiter 2-wöchiger CO2 Emissionsstopp (regenerative Energie darf natürlich weiter genutzt werden) vielleicht ein wenig zur Klimaverbesserung beitragen würde und bei Bedarf auch ausgedehnt werden könnte.
Schließlich würden regenerativ betriebene Firmen weiter arbeiten und sich so einen Vorteil verschaffen können, was anderen wiederum nachahmenswert erscheinen dürfte…
Größenordnungen, die StromverbraucherInnen interessieren müssten:
https://www.pv-magazine.de/2020/01/17/eeg-konto-geht-mit-zwei-milliarden-euro-im-plus-ins-jahr-2020/#comment-109665
Stellt sich die Frage ob routinemäßige Netzoptimierung den „Erneuerbaren Energien“ angelastet wurde. Diese Argumentation hat etwas nachgelassen, die Netzentgelthöhe hält sich.
Die Kosten der (verzögerten) Netzanbindung der Offshore Windparks wurde aus dem Netzentgelt, als Offshore-Netzumlage, ausgelagert.
„Gleichzeitig wurde die Offshore-Netzumlage für das Jahr 2020 veröffentlicht. Sie bezieht die Kosten für den Ausbau des Offshore-Netzes in Nord- und Ostsee ein, die vor 2019 über die Netzentgelte gewälzt wurden. Die Offshore-Netzumlage beträgt 0,416 ct/kWh für das Jahr 2020 (2019: 0,416 ct/kWh).“ Kostenvolumen ca. 1.6Mrd. Euro.
Methoden der Marktmonopolisten zurück?
„So hat die Bundesnetzagentur in ihrem Datenblatt der Strom- und Gasnetzbetreiber vom 12. Dezember 20181 unter anderem folgende Daten der Stromnetzbetreiber geschwärzt (vgl. Abbildung 1):
→Regulierungskonto: Saldo des Jahres und Zu- beziehungsweise Abschlag aus der Auflösung des Saldos des Regulierungskontos
→Grundlagen der Berechnungen des Effizienzwerts
→Anzahl der Anschlusspunkte
→Anzahl der Messstellen
→Stromkreislängen
→zeitgleiche Jahreshöchstlast
→installierte dezentrale Erzeugerleistung
→Summe der Aufwandsparameter
→summierter Kapitalkostenaufschlag
→dauerhaft nicht beeinflussbare Kosten
→genehmigte Investitionsmaßnahmen
→vorgelagerte Netzkosten
→vermiedene Netzentgelte
→Anpassungsbetrag volatile Kosten
Im Kern darf die Bundesnetzagentur laut eigenen Aussagen nur noch die Ergebnisse dieser Berechnungen, das heißt die Erlösobergrenzen und die Effizienzwerte veröffentlichen. “
https://www.agora-energiewende.de/fileadmin2/Projekte/2014/transparente-energiewirtschaft/Agora_Netzentgelte_2019.pdf
im Zusammenhang dazu:
https://www.pv-magazine.de/2019/09/27/bundeskartellamt-und-bundesnetzagentur-veroeffentlichen-leitfaden-zur-missbrauchsaufsicht-bei-stromerzeugung-und-grosshandel/
https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Energie/Unternehmen_Institutionen/HandelundVertrieb/Marktueberwachung_REMIT/Leitfaden_Missbrauchsaufsicht.pdf?__blob=publicationFile&v=2
Wen interessieren denn schon kniddelige 150-170Mrd. Euro?
„Staatlich festgelegte Energiepreise, die jährl. nachgesteuert werden (müssen)!“
Chancen und Risiken … was für wen in dieser Gesellschaft?
https://www.energieverbraucher.de/de/netzentgelte__370/
Pseudonym H. Müller ?
https://de.wikipedia.org/wiki/Hildegard_M%C3%BCller#T%C3%A4tigkeit_f%C3%BCr_RWE/innogy
Teile und informiere:
https://www.netzentwicklungsplan.de/de/offshore-netzentwicklungsplan
Wo findet sich zukünftig eine verbrauchernahe Zusammenfassung der Planungsentwicklung und der real erfolgten Ausbautätigkeit, wenn nicht im NEP?
„Mit der Corona-Krise ist aber der Rohölpreis drastisch gesunken und mit ihm der Preis für Super E10 Benzin in Deutschland um ca. 19 Cent seit Januar 2020. Damit verpufft die Klimaschutzwirkung der CO2-Steuer völlig.“
Die Einnahmen daraus können unbenommen der Höhe des Rohölpreises in Erneuerbare Energien Kapazitäten und deren Unterstützung investiert werden. Die vernünftige Nutzung des günstigeren Kraftstoffes kann man anregen und müsste deshalb nicht zwangsläufig zu höheren Verbräuchen führen, wenn dazu zeitnah anwendungsgerechte Elektromobilität akzeptiert und damit erschwinglich würde?
Sie schrieben:
„Der CO2-Zertifikatspreis ist einfach mit der allgemeinen Börsentalfahrt nach unten gerutscht, eine echte Klimaschutzwirkung kann er damit wie in den letzten 15 Jahren seit seiner Entstehung jetzt erst recht nicht mehr entfalten.“
Das ist eine sehr kurzsichtige Aussage: Die Klimaschutzwirkung des EUETS entfaltet sich nicht anhand von Wochen oder Monaten, sondern anhand von Modellierungen, wie die Verknappung von Zertifikaten – also der Cap – über die nächsten 5-10 Jahre neue Investments beeinflusst.
Die Marktstabilitätsreserve (MSR) wird langfristig einen Grossteil der durch Corona unbenutzten Emissionsrechte wieder vom Markt nehmen und also anteilsmässig mehr verknappen. Die MSR Formel ist bekannt, Analysten werden diese in ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigen. Ein Ansteigen unbenutzter CO2 Zertifikate von die Verknappung etwas Abfedern, aber ein Risikomanager kann sich nicht auf niedrige CO2 Preise verlassen sondern muss höhere CO2 Preise in die Wirtschaftlichkeitsstudie mit einbauen.
Dass ein kurzfristiges Sinken der Preise die Klimaschutzwirkung lähmt ist ebenso falsch wie die Annahme, dass ein steiler Anstieg kurzfristig massiv neue Investments freisetzen würde. Neue Investments mit 10+ Jahren Lebenszeit werden von langfristigen Modellen getrieben, nicht von kurzfristiger CO2 Preis Volatilität. Letztere mag zwar tatsächlich dazu führen, dass kurzfristig zB mehr Kohle verbrannt wird als mit höheren CO2 Preisen. Auf dieser Basis aber die Klimaschutzwirkung des EUETS in Frage zu stellen, dessen Phase 4 über 10 Jahre läuft (2020-2030), verlangt schon ein grosses Mass an Pessimismus.