Es handelt sich um den Abdruck eines Redebeitrags zur Kundgebung am AKW Neckarwestheim am 8. März 2020 anlässlich Fukushima-Jahrestag.
Das eigentlich Unfassbare ist eingetreten: Bei den Problemen in Fukushima ist kein Ende abzusehen, die Atommülllagerung ist nach wie vor ungeklärt – und doch wird seit einiger Zeit ein erneuter Ausstieg aus dem Atomausstieg wieder thematisiert. Zum Beispiel von einem so exponierten Politiker wie dem NRW-Ministerpräsidenten und möglichen CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet.
Der Boden, dass es hierzu kommen konnte, wurde von langer Hand bereitet. Entscheidend für die Erfolge der Anti-AKW-Bewegung war ja gewesen, dass sie nicht nur die Atomenergie ablehnte, sondern mit der lachenden Sonne die Alternative präsentierte: nämlich die erneuerbaren Energien. Und genau hier, an der Möglichkeit der lebensfreundlichen Alternative zur Atomkraft – setzten die Kräfte, die die Profitmaximierung dem Lebensschutz vorziehen, die Axt an.
Das im Jahr 2000 in Kraft getretene EEG hatte eine einzigartige Entwicklung von Photovoltaik und Windkraft ausgelöst. 2012, im Jahr nach Fukushima, holte der damalige FDP-Wirtschaftsminister Philipp Rösler dann aber zum Gegenschlag aus: Er senkte die Einspeisevergütung, führte die „Sonnensteuer“ ein, wonach für selbst erzeugten und verbrauchten Grünstrom EEG-Umlage zu zahlen ist und setzte dem Gesamtausbau eine Obergrenze. Folge: von den zuvor 150.000 Arbeitsplätzen der Photovoltaik-Branche wurden 80.000 vernichtet.
Röslers Nachfolger Sigmar Gabriel von der SPD setzte das Zerstörungswerk seines FDP-Vorgängers fort. Gabriels energiepolitische Leitlinie lautete: Der „Welpenschutz“ für die erneuerbaren Energien muss aufhören. Denn sie sind zu gefährlichen „Jagdhunden“ herangewachsen, die an die Kette gehören.
Durch mehrere Novellierungen wurde das EEG von ursprünglich 10 auf 140 Seiten aufgebläht. – 130 Seiten voller absurder bürokratischer Verkomplizierungen mit keinem anderen Zweck, als vom Bau erneuerbarer Energien abzuschrecken. Dass der Ausbau dennoch nicht völlig zum Erliegen kam, ist ausschließlich den Akteuren zu verdanken, die mit unvorstellbarer Mühsal Pfade durch den Paragraphendschungel herausfanden, um doch noch Projekte zu realisieren.
Im Kontext des Kohleausstiegs soll nun aber ein ganz grundlegender Schlag gegen die Energiewende ausgeführt werden. Nach den Plänen der Bundesregierung soll
die Kohle nämlich nicht durch erneuerbare Energien, sondern durch Erdgas ersetzt werden. Der als Drapierung von Schlechtigkeiten bewährte Begriff „Brückentechnologie“ kommt mal wieder zum Einsatz: Da bei der Verbrennung von Erdgas weniger CO2 emittiert wird als bei der Kohle, müsse Erdgas als Brückentechnologie dem Umstieg auf die Erneuerbaren vorgeschaltet werden. Es handelt sich um ein reines Betrugsmanöver. Denn verschwiegen wird, dass im
Zuge der Erdgasproduktion das extrem klimaschädliche Methan in solchen Mengen freigesetzt wird, dass der Klima-Fußabdruck des Erdgases schlechter ist als der der Kohle. Ersatz der Kohle durch Erdgas macht den ganzen Kohleausstieg klimapolitisch obsolet.
Auf Dauer wird sich diese Tatsache auch nicht verheimlichen lassen, und dann soll die Atomenergie als die angeblich klimafreundliche Alternative zum Zug kommen. Damit wäre das konventionelle atomar-fossile System wiederhergestellt und die Energiewende auf ein Nischendasein reduziert.
Das Klima auf diesem Planeten darf nicht auf eine Situation zusteuern, in der höheres Leben gar nicht mehr möglich ist. Und die Katastrophentechnologie Atomkraft muss ein für alle Mal abgeschaltet werden.
Das Mittel, mit dem Beides erreicht wird, ist der Umstieg auf die 100-prozentige Versorgung durch erneuerbare Energien! Erst wenn sie verwirklicht ist, wird es auch mit der als Damoklesschwert über unseren Köpfen schwebenden Atomkraft endgültig vorbei sein.
Die Kräfte, die das verhindern wollen, sind allerdings noch stark. Von der Regierung können wir keine Unterstützung für die Energiewende erwarten. Verbal ist sie dafür, weil sie sich angesichts der öffentlichen Stimmung nichts anderes erlauben kann, aber ihre Absichten und Handlungen zielen ganz klar in die entgegengesetzte Richtung: So organisiert CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier durch Lieferungen aus Russland, USA, Mittelmeerraum und wo er es sonst noch herbekommen kann, ganz gezielt ein Überangebot an Erdgas, damit es durch Niedrigpreis den Erneuerbaren gefährlich wird.
Beim Kampf gegen die Atomenergie hat uns auch keine Regierung geholfen. Mit unseren Herzen, unseren Händen, Körpern und Köpfen haben wir zwei Atomausstiege bewirkt.
Bei der Energiewende ist es genauso. Auch sie kann nur durch unsere Kraft zum Erfolg werden. Die Voraussetzungen hierfür sind gegeben: Die erneuerbaren Energien – insbesondere die Photovoltaik – sind ihrem ganzen Wesen nach dezentral, kleinteilig. Wenn auch Konzerne bei großen Solarparks mitmischen wollen – die Stammdomäne der Photovoltaik sind die Dächer, und von denen ist jedes wieder anders. Das verträgt sich schlecht mit einheitlicher Massenproduktion.
„Energie des Volkes“ nannte Hermann Scheer die Sonnenenergie in seinem berühmten Buch „Sonnenstrategie“ (1993). In der Tat! Vom Volk geht die Nutzung dieser Energie aus. Und das bedeutet, dass die ganze Energiewirtschaft von wenigen Konzernen in die Hände von Millionen Menschen übergeht. Der grundlegende Wirtschaftszweig wird demokratisiert – was nicht ohne Auswirkung auf die Gesellschaftsstruktur insgesamt bleiben kann.
Der Kampf – oder jetzt vielleicht besser gesagt: die Arbeit – für den Aufbau der positiven Alternative zur Kernenergie hat natürlich andere Formen als die Aktionen zur Verhinderung von Atomkraftwerken:
Die Photovoltaik ist so billig geworden, dass auch Haushalte mit kleinem Geldbeutel – sofern sie ein Dach ihr Eigen nennen – ihren Strombedarf in Verbindung mit einem Batteriespeicher leicht zu 100 Prozent selbst erzeugen können. Wem also das – zu Unrecht „öffentlich“ genannte, weil von privaten, profitorientierten Konzernen dominierte – Netz nicht passt, weil darin noch eine Menge fossil/atomarer Strom transportiert wird, kann es einfach unterlaufen. Wir sagen mal wieder „nein danke“, und machen uns den Strom selbst beziehungsweise lassen ihn uns von der Sonne schenken.
Wenn Nachbarn das gemeinsam tun, ergeben sich weitere Vorteile.
Es gibt sogar einen politischen Rückenwind für derartige Projekte: Im Dezember 2018 verabschiedete das EU-Parlament die Richtlinie „zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen“.
Hierin wird
- die Bildung von „Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften“ angeregt,
- vorgeschrieben, dass „eigenerzeugte Elektrizität aus erneuerbaren Quellen, die an Ort und Stelle verbleibt“, keinen „diskriminierenden oder unverhältnismäßigen Verfahren“ und keinen „Umlagen oder Gebühren unterworfen“ werden darf,
- verlangt, dass auch Mietern, sowie einkommensschwachen und bedürftigen Haushalten die „Eigenversorgung mit erneuerbarer Elektrizität“ ermöglicht werden muss.
Das Anliegen dieser Richtlinie geht über Energiepolitik im engen Sinn hinaus, beziehungsweise trägt der Tatsache Rechnung, dass die Nutzung der Sonnenenergie in die Struktur der Gesellschaft verändernd und erneuernd hineinwirkt. So wird „Entwicklung und Zusammenhalt der Gemeinschaft“ unter den Vorteilen einer dezentralen Energieerzeugung aufgeführt und hervorgehoben.
Das Bündnis Bürgerenergie hat in einem Positionspapier verdeutlicht, dass die Richtlinie ein „neues Zeitalter für ganz Europa“ einläutet und einen „wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Mehrwert für das
Gemeinwesen“ generiert, „der über die Vorteile der bloßen Bereitstellung von Energiedienstleistungen hinausgeht“.
Während in Spanien und Frankreich bereits erfreuliche Entwicklungen im Gang sind, hält die deutsche Regierung die EU-Richtlinie als allererstes einmal unter Verschluss. Sie soll vor der Öffentlichkeit geheim gehalten werden. Erst bis Mitte 2021 muss die Umsetzung in deutsches Recht spätestens erfolgen. Und die Zeit bis dahin wird die Regierung nutzen, um diverse Weichen so zu stellen, dass die Richtlinie bei der Umsetzung in deutsches Recht maximal verbogen und kastriert werden kann. Verständlich! Ein gutwilliges Aufgreifen und Umsetzen der Intentionen der Richtlinie würde schließlich eine Kehrtwende zur Energiepolitik der Regierungen seit 2010 bedeuten.
Wir – „das Volk“ – sind daher gut beraten, den Geist der Richtlinie vor ihrer zu erwartenden Deformation in Praxis umzusetzen. Unverzüglich sollten wir die „Kraft der Nachbarschaft“ mobilisieren und Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften bilden!
Damit betreten wir den Boden für die Entstehung nicht nur neuer Energie, sondern auch eines neuen Rechtsverständnisses. Oder genauer: eigentlich gehen wir über Rechte, die in Paragraphen gefasst werden können, hinaus und in eine Dimension hinein, die eher mit einem Begriff wie etwa „Ethik“ zu beschreiben wäre. Denn für Gelingen und Erfolg von Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften dürfte das Verhältnis der Menschen untereinander, die sich hierfür zusammentun, von großer Bedeutung sein. Zum Beispiel wird freundschaftliches Geben und Nehmen vermutlich vorteilhafter sein als punktgenaues Abrechnen – vorteilhafter für die Gemeinschaft und ebenso für jeden Einzelnen.
Über den letztlich destruktiven Geist individueller Raffgier, der das kapitalistische System kennzeichnet, können wir hierbei hinauswachsen und in eine Welt der „freundschaftlichen Kooperation“ eintreten. Die „freundschaftliche Kooperation“ könnte sich weiter auf unser Verhältnis zum ganzen Planeten auswachsen, so dass wir eines Tages zu unseren Mitlebewesen sagen werden: „Uns Menschen geht es nur dann gut, wenn es auch euch Tieren und Pflanzen gut geht.“
Ich möchte schließen mit einem Zitat aus der soeben erschienenen „Solarstrategie“ von Daniel Bannasch von Metropolsolar, der in den letzten beiden Jahren hier an dieser Stelle gesprochen hat. Ich zitiere:
„Echte Energiewende kommt ‚von unten‘. Von Millionen Bürgerinnen und Bürgern. Der notwendige massive Ausbau der Photovoltaik erfordert die massenhafte Selbstermächtigung und Selbstorganisation von Bürgerinnen und Bürgern. Niemand muss und niemand sollte auf ‚die Politik‘ warten. Jede und jeder kann die Dinge selbst in die Hand nehmen und eigenen Solarstrom wirtschaftlich erzeugen und nutzen. Und jede und jeder Einzelne kann eine lokale ‚Solarzelle‘ starten, um vor Ort den Umbruch zu organisieren. Sofort. Überall. Die Energiewende muss wieder ein gutes Spiel werden, an dem sich alle gerne beteiligen. Lasst uns die Weichen dafür stellen. In einem offenen Prozess. Gemeinsam.“
— Der Autor Christfried Lenz war unter anderem tätig als Organist, Musikwissenschaftler und Rundfunkautor. Politisiert in der 68er Studentenbewegung, wurde „Verbindung von Hand- und Kopfarbeit“ – also möglichst unmittelbare Umsetzung von Erkenntnissen in die Praxis – zu einer Leitlinie seines Wirkens. So versorgt er sich in seinem Haus in der Altmark (Sachsen-Anhalt) seit 2013 zu 100 Prozent mit dem Strom seiner PV-Inselanlage. Nach erfolgreicher Beendigung des Kampfes der BI „Kein CO2-Endlager Altmark“ engagiert er sich ganz für den Ausbau der Erneuerbaren in der Region. Als Mitglied des Gründungsvorstands der aus der BI hervorgegangenen BürgerEnergieAltmark eG, wirkte er mit an der Realisierung einer 750 Kilowatt-Freiflächenanlage in Salzwedel. Lenz kommentiert das energiepolitische Geschehen in verschiedenen Medien und mobilisiert zu praktischen Aktionen für die Energiewende. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.
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„ihren Strombedarf in Verbindung mit einem Batteriespeicher leicht zu 100 Prozent selbst erzeugen können.“
Ja, es ist richtig, den Stromberdarf kann man selber erzeugen, mit 11,2 kw/p schaffe ich es sogar noch Strom für 40.000km E-Auto zusätzlich zu erzeugen, aber von Oktober bis März muss ich trotzdem massiv Strom zukaufen. Eine 100 Prozent versorgen ist zur Zeit ohne riesen Aufwand leider nicht möglich.
Ja, Derartiges bekomme ich öfters zu hören. Ich frage mich dann immer: Was mache ich eigentlich falsch, dass ich mich seit nunmehr 7 Jahren sommers wie winters zu 100% mit selbst erzeugtem PV-Strom versorge, aus einer 3 KWp-Anlage – und 5000 km mit dem CityEl fallen dabei auch noch ab…???
@ Chr. Lenz:
Was Sie falsch machen, werter Herr Lenz, ist schnell erklärt.
Sie wollen uns etwas verkaufen, was nicht möglich ist, nämlich eine utopische Maschine namens „perpetuum mobile“.
Erklären Sie mir/uns doch bitte mal wie Sie an langanhaltenden, kalten und nebligen Wintertagen oder an regnerischen Tagen, Ihren Stromverbrauch zu 100% mit Ihrer PV-Anlage produzieren.
Erklären Sie uns doch bitte auch, wie Sie denn Nachts den Strom den Sie verbrauchen mit Ihrer PV Anlage produzieren.
Selbst wenn sie eine Speicherbatterie besitzen, was ja nach Ihrem Statement nicht der Fall ist, wäre diese sofort leer und könnte während diesen Tagen nicht geladen werden.
Sie scheinen nicht zu begreifen, dass 100 % Autarkie so eben nicht möglich ist und sie ergo zu gewissen Zeiten auf Stromlieferanten angewiesen sind und um genau das geht es.
Es nützt niemanden etwas, wenn Sie an schönen Tagen wo eine Übermenge Strom vorhanden ist, dann auch noch Ihren Überschuss abgeben. Die Netze müssen den Bedarf so decken, dass in langanhaltenden, kalten und nebligen Wintertagen der sehr hohe Strombedarf gedeckt werden kann.
Sehr schade, dass jemand der für die richtige Sache kämpft sich mit viel Unsinn in seinem Text so angreifbar macht. Auch wir, die die Energiewende wollen und Stück für Stück herbei führen, müssen bei den Fakten bleiben.
Antwort an Jürg Schneeberegr: Wie kann die Versorgung bei Dunkelflaute abgesichert werden.
Unsere Regierung wollte keine Energiewende sie wollte das gegen Atomstrom demonstrierende Volk reinlegen.
Denn ab 31.12.2022 ist es gesetzlich verboten Atomstrom in Deutschland zu erzeugen es ist aber nicht verboten Atomstrom aus den europäischen Nachbarländern zu verbrauchen. Dazu ist der monsterartige Netzausbau über Deutschland erforderlich. Im Focus der Regierung steht die Erweiterung des europäischen Binnenmarktes die Energiewende soll dabei als Deckmäntelchen dienen.
Wir hatten schon 20 % unseres Bedarfs an Überschüssen die in unsere Nachbarstaaten flossen, Überschüsse destabilisieren das Netz und sind kostenlos für den Abnehmer, teilweise wird er sogar für die Abnahme bezahlt.
Wenn es in Deutschland aber zu wenig PV- und Windstrom gibt kaufen wir zu hohem Preis dann den Strom vom Nachbarland.
Das alles nur wegen der falschen deutschen Energiepolitik.
Sie haben gewusst, dass der Wind- und PV Strom fluktuierend ist. Das Netz kann aber nur stabil gehalten werden, wenn Einspeisung und Entnahme sich die Waage halten, die Frequenz verträgt nur eine äußerst geringe Toleranz. Wenn nun nicht mehr die Erzeugung nach dem Bedarf der Verbraucher erfolgt, muss die Sache einfach umgedreht werden indem sich die Verbraucher möglichst nach dem Erzeugern richten, das geht über den Strompreis und einem intelligenten Zähler.
Nun kommt die Digitalisierung hier zur Hilfe, indem z.B. die Blockchain-Datenbanktechnologie zur Steuerung genutzt wird. Künftig wird der bisherige Handel sich ändern müssen da in Zukunft Erzeuger und Verbraucher auch immer mehr untereinander handeln werden. Schaut man auf die vielen Startups so ist zu erkennen, dass sich bei der Stromversorgung wahrscheinlich alles ändern wird. Nun hat aber unsere Regierung nicht vor das zu unterstützen, so dass es funktioniert, da sie ja den großen europäischen Stromsee in den Focus gestellt habt, in den sollen alle europäischen Kraftwerke egal welcher Art einspeisen können und durch den Wettbewerb soll dann der europäische Strompreis gesenkt werden. Der Strompreis unserer Nachbarländer kann dadurch schon gesenkt werden aber nicht der deutsche Strompreis auf diesen werden die Netznutzungskosten die nach dem Bau der Monstertrassen gewaltig steigen werden draufgerechnet. Durch die hohen Strompreise wird dann immer mehr Industrie ihre Produktion ins Ausland verlegen wo der Strompreis immer billiger wird. Das hat zur Folge, dass immer mehr Arbeitsplätze in Deutschland dadurch verloren gehen werden.
Zurzeit wird das schon von den Niederlanden praktiziert, da gibt es oberhalb der Niederlande riesige deutsche Windparks. Ist nun Großwindaufkommen, dann ist gleich zu viel Strom im Netz, weil in diesem bereits Kohle- und Atomstrom zur Deckung der Grundlast fließt, diese beiden Produzenten eignen sich nicht zum Regeln sie können nicht sekundenschnell vom Netz gehen, wenn fluktuierend Wind- und PV-Strom eingespeist werden deshalb lässt man sie durchlaufen. Die Niederländer haben nun hauptsächlich Gaskraftwerke die sich zum Regeln eignen, sie können sekundenschnell runtergefahren werden. Der Strom im Übertragungsnetz kennt nun keine Grenzen, er fließt immer dahin wo der geringste Widerstand ist, ist nun Großwindaufkommen an der Nordsee dann fahren die Niederländer ihre Gaskraftwerke runter so dass der überschüssige Strom im deutschen Netz in das Netz der Niederlande ausweichen kann, dieser Überschussstrom kostet nichts manchmal zahlt Deutschland sogar für die Abnahme. Das hat zur Folge, dass die Niederlande einen Strompreis von 15Cent für die Kilowattstunde bezahlen.
2014 gab es einen Blogschreiber der einen ins Deutsche übersetzten Bericht aus der Amsterdamer Tageszeitung veröffentlichte, in dem Bericht wurde über die Deutschen gespottet, dass sie den niederländischen Strommarkt subventionieren.
Warum machen wir es nicht ebenso wie die Niederländer und regeln mit Gaskraftwerken selber unseren fluktuierenden Strom?
Da gibt es in Deutschland am Strommarkt den Merit Order Effekt das ist die Bestimmung der Einsatzreihenfolge der Kraftwerke beim Einspeisen. Diese wird durch die Grenzkosten der Stromerzeugung bestimmt. Das heißt die Kohlekraftwerke mit den niedrigsten variablen Kosten dürfen als erste einspeisen, bis das bietende Gaskraftwerk dann an der Reihe ist, ist der Auftrag schon erledigt, so wurden die deutschen Gaskraftwerke unwirtschaftlich gemacht, so dass sie abgeschaltet wurden anstatt dass welche gebaut wurden weil Wind- und PV-Strom sie dringend zum Regeln brauchen würden.
Was Bayern betrifft, da steht in Irsching das modernste Gaskraftwerk es kann den Strom von Isar II liefern, wenn Dunkelflaute ist, wenn es also weder Wind- noch PV Strom gibt. Durch unsere Politik die andere Ziele hat geht das aber nicht.
Wäre die Energiewende von Anfang an so geplant worden, dass am Ende der gesamten Erzeugung lastdeckender Strom steht, dann hätte man z.B. von Anfang an sagen können, es werden virtuelle Kraftwerke geschaffen die gesicherte Leistung liefern. Da hätte dann ein Gaskraftwerksbesitzer 1000 PV Anlagen und 200 Windräder zu seinem Gaskraftwerk dazu gepachtet sich vielleicht auch noch einen Speicher zugelegt durch den man die Stromspitzen hätte kappen können dann würde dieser Kraftwerkbesitzer sobald Wind weht und Sonne scheint sein Gaskraftwerk dementsprechend runter fahren und Gas sparen und somit auch Geld sparen. Überschüsse würden auf diese Weise nur noch wenig anfallen, so würden dann nicht mehr die Niederlande und andere Nachbarstaten von unseren Überschüssen profitieren, sondern wir würden unseren erzeugten Strom selbst nutzen.
Dadurch, dass es keine Überschüsse mehr gäbe wäre auch das Netz stabil bleiben, somit hätten sich bei dieser Systemumstellung diese geplante Natur- und menschliche Gesundheit zerstörenden Trassen erübrigt.
Auch der Übergang zur Digitalisierung in der Energiebranche könnte so beschwerdefrei verlaufen. Was bei der jetzigen Planung ganz bestimmt nicht passiert.
Lieber Christfried Lenz, Ihr Punkt zur für den Atomausstieg wichtigen Energiewende ist richtig und gut. Ich muss aber Tim Wolf beipflichten, dass mit PV alleine im Privatbereich im Normalfall keine 100% Stromversorgungslösung rund ums Jahr gelingt, auch wenn das bei Ihnen aufgrund evtl. besonders günstiger Voraussetzungen der Fall sein mag. Die Wissenschaft hat aber vielfältig aufgezeigt (s. z.B. Umweltbundesamt Szenario „Regionenverbund“ 2010) , wie in einem Gesamtkonzept aller EE, insbesondere mit Windkraft zusätzlich zur PV die 100%-Versorgung rund ums Jahr garantiert werden kann. Dann ggf. immer noch verbleibende Deckungslücken bei „Dunkelflauten“ können nach diesen Studien durch Saisonalspeicher-Techniken wie z.B. Power-to-Gas überbrückt werden. Das gelingt aber nur in einem mittelgroßen bis größeren Verbund, nicht auf der Privatebene.
Die Rettung aus dem Dilemma ist und bleibt die Wasserstoff Technologie. Mittels Strom aus Windkraft und Photovoltaik Wasserstoff erzeugen. Mit dem gespeicherten Wasserstoff können dann auch die langanhaltenden, nebligen Wintertage überbrückt werden. Man muss es nur wollen!
@Kühnel, Danke für den Artikel!
Wie bringen wir den Gedanken auf Minister-Ebene?