Überall werden derzeit Modelle für die Energieversorgung der Zukunft ausprobiert – so auch in der Schweiz. Dort ist der Feldversuch «Quartierstrom» gerade erfolgreich abgeschlossen worden. Dafür sind in Walenstadt insgesamt 37 Haushalte zu einem lokalen Strommarkt zusammengeschlossen worden, die untereinander den erzeugten Solarstrom teilten. Bei dem Pilotprojekt sei der Anteil des vor Ort verbrauchten Solarstroms zum 27 Prozent gestiegen. Insgesamt hätten sich die Haushalte zu einem Drittel selbst mit dem Strom der Photovoltaik-Anlagen versorgt, was eine Verdopplung bedeutet, wie die Projektpartner am Donnerstag veröffentlichten.
Dabei musste kein lokaler Energieversorger aktiv werden. Die Prozesse wurden über eine Blockchain-Plattform gemanagt. «Mit dem Projekt konnte untersucht werden, inwiefern sich Blockchain und künstliche Intelligenz für die direkte Vermarktung von Strom aus dezentralen Energieressourcen eignen und welche Rolle der Energieversorger in einem solchen Bottom-up-Ansatz spielt», sagte Benoit Revaz vom Bundesamt für Energie (BFE). Es hat die Feldphase «Quartierstrom» als Leuchtturmprojekt unterstützt.
Ein Novum sei gewesen, dass die Haushalte den minimalen Verkaufspreis ihres Solarstroms und den maximalen Einkaufspreis für Solarstrom vom Nachbarn auf einem Portal selbst festlegen konnten. «Die Teilnehmenden nutzten diese Möglichkeit vor allem zu Beginn häufig. Sie setzten aber ihr Preislimit für den Kauf des lokalen Solarstroms kaum höher als für den normalen Netzstrom», ergänzte Verena Tiefenbeck, Projektleiterin vom Bits to Energy Lab der ETH Zürich. Weniger als zehn Prozent der Angebote lagen über diesem Tarif. So wundert es wenig, dass das Pilotprojekt von vielen Beteiligten als «grün, lokal und fair wahr» eingeschätzt wurde. Während des Projekts sei auch die Funktion der automatischen Preisbildung getestet worden, was die Mehrheit der Haushalte als Modell bevorzugte.
Die Projektbeteiligten berichteten weiter, dass die Blockchain-Software sehr zuverlässig funktionierte, aber immer mal wieder zu Ausfällen bei der Hardware kam. Auch der Stromverbrauch habe sich für die Blockchain-Technologie in Grenzen gehalten. Die kleinen Computer, die als Smart Meter und Blockchain-Knoten dienen, verbrauchten während der gesamten Projektdauer rund 3300 Kilowattstunden Energie. Gemessen am Volumen des im lokalen Markt gehandelten Strom lag deren Verbrauch bei rund vier Prozent, wie es weiter hieß.
Während der Pilotbetrieb des lokalen Strommarkts im Rahmen des BFE-Leuchtturmprojekts Ende Januar auflief, wurde nahtlos ein Nachfolgeprojekt gestartet, das auf einer automatischen Preisfestlegung basiert. Zudem solle die Hardware in den nächsten Monaten schrittweise durch Seriengeräte ersetzt werden. Die Handelsplattform soll zudem zu einem markfähigen Produkt weiterentwickelt werden, so das Ziel des Spin-offs Exnaton, das Mitglieder des Entwicklungsteams der ETH Zürich gegründet haben. Weitere Hintergrundinformationen und Livedaten zu dem Projekt sind unter www.quartier-strom.ch zu finden.
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Die Darstellung finde ich nicht richtig. Physikalisch wurde die PV-Energie vorher im gleichen Maß im Quartier verbraucht. Es wurde nur kaufmännisch die Energie, die im Überschuss erzeugt wurde, nicht an den Netzbetreiber sondern innerhalb des Quartiers verkauft. Das Blockchain-Modell lohnt sich für die deutschen EEG-Erzeuger dann, wenn die EEG-Einspeisung in Deutschland weiter sinkt und die EEG-Erzeuger immer weiter in die Direktvermarktung gedrängt werden. Daher ein positives Modell für die Zukunft.
Alles sehr interessant.
Ausser der Tatsache, dass Blockchain-Technologie eingesetzt wurde. Das lässt sich alles genausogut auch ohne Blockchain realisieren. Man hat ja vertrauenswürdige Dritte, wenn man will, und man kennt sich zudem, ist vermutlich sogar vertraglich miteinander verhängt.
Die KI wird vermutlich wenistens in der nächsten beschriebenen Ausbaustufe etwas bringen, so wie sie beschrieben ist.
Die Blockchain-Technologie hat einzig dazu geführt, dass für die Informatik viel mehr Energie verbraucht wurde, als nötig wäre. Aber man musste wohl die üblichen Hypes (Blockchain, KI) bedienen, um Aufmerksamkeit zu erreichen.