Dies ist Teil drei des Jahresrücklicks (Juli bis September). Hier finden Sie Teil 1 (Januar bis März) , hier Teil 2 (April bis Juni) und hier Teil 4 (Oktober bis Dezember).
Juli
Das zweite Halbjahr begann mit guten Nachrichten. So zeigten die Auswertungen zur Nettostromerzeugung von Energy Charts des Fraunhofer ISE, dass die Photovoltaik erstmals die stärkste Erzeugungsquelle war. Auch hatten Photovoltaik und Windkraft in den ersten sechs Monaten mehr Strom als Braun- und Steinkohle produziert. Die Wetterbedingungen und steigende CO2-Preise machten die marktgetriebene Kohlereduktion möglich.
Maxsolar weihte zudem Anfang des Monats eine Dachanlage ein. Nichts Besonderes, könnte man denken, doch es war die erste Dachanlage in Deutschland, für die ein Ausschreibungszuschlag eingelöst wurde.
In Berlin rangen die Spitzen der Koalition dagegen noch weiter über die Bepreisung der CO2-Emissionen. Da die Sommerpause jedoch nahte, verschob die Bundesregierung ihr Klimapaket in den September. Wirtschaftsminister Peter Altmaier von der CDU versprach dem Koalitionspartner von der SPD jedoch noch für den Herbst eine Novelle der Photovoltaik-Mieterstromförderung. Die SPD freute sich, wohl aber zu früh, dann die Reform wird jetzt voraussichtlich doch erst 2020 kommen.
Den Coup des Monats lieferte jedoch Brüssel. Das EU-Parlament wählte Ursula von der Leyen zur neuen Kommissionspräsidentin. In ihrer Bewerbungsrede versprach sie für die ersten 100 Tage einen European Green Deal. Die Umrisse dafür lieferte sie in der Tat nur wenige Wochen nach ihrem Amtsantritt, der sich auf Anfang Dezember verzögerte. Mit ihrer Rede gewann sie genug Stimmen der Parlamentarier, doch mit ihrem Green Deal muss sie noch konkreter werden.
Auch in Sachen Speicher tat sich im Juli einiges. So beendete Baden-Württemberg sein Förderprogramm, da die mehrfach aufgestockten Mittel zur Neige gingen. Einen 50 Megawatt-Speicher begann dagegen die LEAG in der Lausitz zu bauen. Er soll im Sommer 2020 im Industriepark Schwarze Pumpe in Betrieb gehen.
Das Urteil des Monats kam vom Landgericht München: Die Richter wiesen eine Klage der Verbraucherzentrale NRW ab. Sie entschieden 12:0 für Sonnen. Doch der Rechtsstreit dürfte nächstes Jahr in eine neue Runde gehen. Das Oberlandesgericht Düsseldorf kippte zudem das Mischpreisverfahren für Regelenergie. Next Kraftwerke hatte geklagt und gerade kurz vor der Entscheidung zeigte sich, wie anfällig das neue System ist. Die Bundesnetzagentur entschied nach dem Urteil, zum alten Ausschreibungsverfahren für Regelenergie zurückzukehren.
August
Im August legte Bayern ein neues Förderprogramm für Batteriespeicher auf, die im Zusammenhang mit neuen Dachanlagen installiert werden. Die Nachfrage war enorm und auch leichte Nachjustierungen kurz nach Förderstart schreckten die Interessenten nicht ab.
Ein Thema, was mit Blick auf die nächsten Jahre immer relevanter wird, kam im Sommer schon mal auf die Tagesordnung. Was sollte mit Photovoltaik-Anlagen geschehen, die ab 2021 aus der EEG-Förderung laufen? Rechtsanwalt Sebastian Lange klärte auf, dass diese nach derzeitigem Gesetz zu „wilden Einspeisern“ werden könnten, wenn Sie sich nicht einen Abnehmer für ihren Strom finden.
In Berlin beschäftigten sich die Landespolitiker dagegen mit der Einführung einer Solarpflicht. Mit Grünen und Linken sind aber bisher nur zwei von drei an der Regierung beteiligten Parteien von der Idee angetan. Von der SPD um den Regierenden Bürgermeister hört man dagegen bisher wenig, weshalb das Thema auch wieder eher in der Versenkung verschwand.
Der VDMA und das Fraunhofer ISE präsentierten derweil ihre ausführliche Studie. Sie zeigt, dass die Herstellung von Solarmodulen auch in Europa zu wettbewerbsfähigen Preisen möglich ist. Allerdings gibt es dafür einige Randbedingungen zu erfüllen. So sollte sie etwa schon mindestens fünf Gigawatt Jahreskapazität besitzen.
Die Bundesnetzagentur strich im August auch mal die Pläne der Netzbetreiber zusammen. Nur 96 der 164 vorgeschlagenen Maßnahmen sind nach Ansicht der Behörde notwendig. In Spanien wiederum erklärte Renovalia, dass es eine Finanzierungszusage für ein erstes Großprojekt gesichert hat, dessen Solarstrom ausschließlich an der Börse vermarktet werden soll. In China zeichnete sich derweil ab, dass ein Zubau in den Regionen von 40 bis 50 Gigawatt in diesem Jahr außer Reichweite ist. Im ersten Halbjahr lag die neu installierte Leistung bei gerade einmal 11,4 Gigawatt.
Immerhin im August wurde der Entwurf für das „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen“ durch das Kabinett gewunken. Damit sollen Milliarden verteilt für die Regionen werden, die der Kohleausstieg am meisten betrifft. Doch die ganze Gesetzgebung rund um den Kohleausstieg kam danach mächtig ins Stocken.
September
Die Kosten für Photovoltaik sind natürlich auch in diesem Jahr noch weiter gesunken. Wie wettbewerbsfähig die Technologie bereits ist, zeigte eine Auswertung von ETIP PV Anfang des Monats. Demnach sind die Photovoltaik-Stromgestehungskosten in vielen Ländern weltweit bereits günstiger als die durchschnittlichen Strommarktpreise. Doch bei politischen Entscheidungen werden oftmals falsche Kostenannahmen herangezogen, was den Zubau insgesamt vielerorts behindert. Ein Bericht der IEA wenig später zeigte jedoch auch, dass der Vormarsch der Photovoltaik in den kommenden Jahren nicht mehr aufzuhalten sein wird.
Die Entscheidungsträger der Stadt Freiburg legten ein innovatives Förderprogramm auf. Er sieht Zuschüsse für vollbelegte Dächer, Balkonmodule, kombinierte Photovoltaik- und Solarthermieanlagen sowie für die Steuerberatung vor. Sachsen-Anhalt startete für Photovoltaik-Heimspeicher auch ein eigenes Förderprogramm. Wenige Wochen später folgten im Oktober noch Rheinland-Pfalz und Berlin sowie im November Brandenburg mit solchen Initiativen. Auch aus anderen Bundesländern kam zu dieser Zeit Druck auf die Bundespolitik. Sie legten gleich mehrere Bundesratsinitiativen vor, die auf die Abschaffung des 52-Gigawatt-Deckels abzielten und auch – wie im Fall Bayern – eine Entlastung bei der EEG-Umlage für solaren Eigenverbrauch vorsahen.
Denn während es bei der Windkraft in diesem Jahr gar nicht lief, erholte sich der Photovoltaik-Zubau gegenüber den Vorjahren wieder. Doch das jetzt erreichte Niveau wird nicht ausreichen, wenn Deutschland im Zuge der Abschaltung der Atom- und Kohlekraftwerke eine Stromlücke vermeiden will. Unter anderem 162 Gigawatt Photovoltaik braucht Deutschland nach der Studie von EuPD Research, dem BSW-Solar und The Smarter E bis 2030, um gesichert mit Strom versorgt zu sein.
In dem Monat veröffentlichte das Bundeswirtschaftsministerium auch seinen Evaluationsbericht für die Photovoltaik-Mieterstromförderung. Dabei zeigte sich, was angesichts der geringen Zubauzahlen in diesem Segment eigentlich offensichtlich ist – sie funktioniert nicht und muss an vielen Stellen nachjustiert werden.Im September bekam auch Eon endlich grünes Licht von den EU-Kartellbehörden für seinen Deal mit RWE und die Übernahme von Innogy. Die Wettbewerber zeigten sich ob der sehr geringen Auflagen der Behörden enttäuscht. Die Angst vor neuen Riesen auf verschiedenen Märkten wächst.
Die Entscheidung des Monats, die lang erwartet und schwer verhandelt war, lieferte jedoch das Klimakabinett am 20. September. Während auf den Straßen weltweit an diesem Tag Millionen Menschen für Klimaschutz demonstrierten, lieferten die regierenden Parteien in Berlin ein Kompromisspapier ab, das viele Wünsche offen ließ. Die Kritik danach war deutlich größer als die Freude und sie kam von allen Seiten. Immerhin stand in dem Papier – schwarz auf weiß – der 52-Gigawatt-Deckel wird abgeschafft. Allein in den Folgemonaten fehlten bislang die Taten.
Hier finden Sie die anderen Schlaglicher:
Schlaglichter 2019 Teil 1 (Januar bis März)
Schlaglichter 2019 Teil 2 (April bis Juni)
Schlaglichter 2019 Teil 4 (Oktober bis Dezember)
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