In den vergangenen drei bis vier Jahren sind die Großhandelspreise an der Strombörse deutlich angestiegen. „Während der Baseload-Preis im Jahr 2016 noch bei knapp unter 30 Euro pro Megawattstunde lag, stieg dieser im Jahr 2018 auf fast 45 Euro pro Megawattstunde an. Für 2019 erwarten wir einen durchschnittlichen Preis von knapp über 40 Euro pro Megawattstunde“, sagt Tim Steinert, Senior Consultant bei Enervis, im Gespräch mit pv magazine. Die Gründe für die drastische Erhöhung seien teilweise auf die gestiegenen Brennstoffkosten und vor allem höhere CO2-Zertifikatspreise. Letztere lägen mittlerweile bei rund 25 Euro pro Tonne CO2 und damit fünf Mal höher als noch 2016, so Steinert weiter.
Der CO2-Preis werde auch in den kommenden Jahren wohl weiter steigen, da der Zertifikatsüberschuss in der EU bis Mitte der 2020er Jahre kontinuierlich abgebaut wird. Zudem erwartet Steinert, dass die Trends zur Reduktion der Kohle- und Kernenergiekapazitäten in Deutschland, aber auch außerhalb in den nächsten fünf bis zehn Jahren erhebliche Auswirkungen auf die Strompreisbildung haben werden. Für 2020 sieht man an den Terminmärkten aktuell einen Baseload-Preis um die 50 Euro pro Megawattstunde und eine weiter steigende Tendenz in den Jahren danach.
Im Blick auf die Installation neuer Solarparks in Deutschland dürfte dies eine gute Nachricht sein. Die immer weiter sinkenden Vollkosten für neue Anlagen machten die PPA-Projekte, also ohne EEG-Förderung, zunehmend attraktiv, zumal auch die Banken langsam bereit seien, Risiko zu übernehmen, ergänzt Enervis-Consultant Benedikt Ziegert. Mit allgemein sinkenden Modulpreisen, höheren Modulwirkungsgraden und daraus resultierenden günstigeren BOS-Kosten seien Photovoltaik-Anlagen über den Strommarkt längerfristig durchaus finanzierbar.
Noch gebe es in Deutschland eher kleine Testballons, doch sie seien wichtig, um den Schritt von „theoretisch wirtschaftlich machbar“ zu „Realisierung im großen Stil“ zu vollziehen. Letzteres könnte erreicht werden, wenn ein Delta von fünf bis zehn Euro pro Megawattstunde zwischen Photovoltaik-Stromgestehungskosten (LCOE) und Baseload-Preis erreicht wird, sagt Ziegert weiter. Noch schätzt Enervis die LCOE für große Photovoltaik-Anlagen mit 50 Megawatt Leistung in Deutschland auf rund 43 Euro pro Megawattstunde. Bis 2025 werden die Stromgestehungskosten jedoch unter die Marke von 40 Euro pro Megawattstunde sinken, wie die Grafik von Enervis zeigt.
Für 2020 schätzt Ziegert den Marktvolumen für Photovoltaik-PPA-Projekte in Deutschland auf rund 500 Megawatt. Im Zuge des kompletten Kernenergieausstiegs Deutschlands bis Ende 2022 sowie weiteren Stilllegungen von Kohlekraftwerken werde es noch mehr Marktpotenzial geben. „In den nächsten fünf bis acht Jahren wird sich ein Fenster für PPA-Anlagen öffnen“, sagt Ziegert. Doch der Markt für solche Photovoltaik-Anlagen sei auch begrenzt: zum einen durch die Finanzierung und zum anderen durch die Zahl der potenziellen Abnehmer. Mittel- bis langfristig ist zu erwarten, dass die Marktwerte wieder fallen, ergänzt Steinert. Bis Mitte der 2020er Jahre ist ein weiterer Anstieg der Großhandelsstrompreise realistisch, spätestens ab Beginn der 2030er Jahre wieder deren Verfall erwartbar.
Für PPA-Projekte wird dann auch entscheidend sein, wie groß der Markt bis dahin ist und wie sehr damit der Kannibalisierungseffekt zum Tragen kommt, gibt Ziegert zu bedenken. Auch wenn die Kosten für Speicher weiter sinken, so sieht er in den kommenden Jahren doch noch „kein substanzielles Geschäftsmodell für PPA-Projekte aus Photovoltaik und Kurzfristspeichern. Das wird dann wohl erst Mitte oder Ende der 2030er soweit sein. Allerdings – bei aller Angst vor sinkenden Marktwerten – sagt Steinert auch: „Solarstrom wird langfristig einen Wert haben und nicht auf null sinken.“
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