Seit Monaten reißt die Debatten über den 52-Gigawatt-Deckel im EEG nicht ab. Potenzielle Investoren sind zunehmend verunsichert, ob sie noch in eine Photovoltaik-Anlage investieren sollen und ob sie den Netzanschluss rechtzeitig vor einem Erreichen der Grenze sicherstellen können. Mit einer installierten Leistung von 52 Gigawatt soll nach dem aktuellen EEG die Solarförderung für Photovoltaik-Anlagen bis 750 Kilowatt auslaufen. Der politische Willen, den Deckel ersatzlos aus dem Gesetz zu streichen, ist bekundet, allein es fehlen die Taten.
Hinzu kommt, die Photovoltaik befindet sich derzeit in einer Art „Geiselhaft“ für die Windkraft. Die restriktiven Abstandsregeln fpr neue Windparks will die SPD auf jeden Fall verhindern. Als Konsequenz fielen die geplanten EEG-Änderungen – darunter eben die Streichung des Photovoltaik-Deckels – zumindest zwischenzeitlich aus dem Kohleausstiegsgesetz. Der komplette Entwurf wird von einer zur anderen Sitzung verschoben, so dass das Kabinett bisher noch nicht darüber beraten hat. Eigentlich war die Verabschiedung schon für den November geplant. Auch die Sitzung am 3. Dezember ist nun verstrichen, ohne dass sich das Kabinett mit dem Kohleausstiegsgesetz befasst hat. Wann es auf der Tagesordnung stehen wird, ist unklar. Ebeso die Tatsache, ob die EEG-Änderungen dann doch im Entwurf enthalten sind oder nicht.
Ungeachtet dessen wird seit längerem wild spekuliert, wann in Deutschland eine installierte Photovoltaik-Leistung von 52 Gigawatt erreicht sein wird. Experten gehen von Mitte nächsten Jahres aus, wobei die Prognosen zwischen Frühjahr und Herbst schwanken. Komplizierter wird das ganze Thema, da nicht alle Photovoltaik-Anlagen in die Berechnung für den 52 Gigawatt Deckel einbezogen werden. Auf Nachfrage von pv magazine erklärte ein Sprecher der Bundesnetzagentur, dass mit Stand 31. Oktober 2019 der Zubau aller Photovoltaik-Anlagen, die auf den 52-Gigawatt-Förderdeckel angerechnet werden, bei 49,213 Gigawatt lag. In diesen Zahlen sei auch der Rückbau von Photovoltaik-Anlagen berücksichtigt. Generell würden nur Photovoltaik-Anlagen eingerechnet, die in Betrieb sind, wie der Sprecher weiter erklärte. Die Photovoltaik-Anlagen, die mit einem Zuschlag aus den Sonderausschreibungen realisiert werden, oder keine Zahlungen nach Artikel 19 EEG in Anspruch nehmen, werden hingegen nicht auf den Photovoltaik-Deckel angerechnet.
Im Widerspruch zu diesen Angaben stehen die Veröffentlichungen der Bundesnetzagentur in ihrer Kraftwerksliste. Dort wird eine installierte Nettoleistung von 47,351 Gigawatt für die Photovoltaik angegeben (siehe Grafik). Die letzte Aktualisierung stammt dabei aus dem November 2019, wobei jedoch nur EEG-Anlagen bis zum 30. Juni ausgewertet wurden.
Somit beträgt die Differenz nicht knapp zwei Gigawatt, da zwischen Juli und Oktober rund 1,2 Gigawatt zugebaut wurden. Die Bundesnetzagentur ist derzeit dabei, zu eruieren, wie der Unterschied zustande kommt, wie der Sprecher der Bonner Behörde versicherte.
„Die Kraftwerksliste berücksichtigt die Nettoleistung alle Kraftwerke, die in das öffentliche Netz einspeisen und einen Zahlungsanspruch nach dem EEG haben. Deshalb sollte sich der 52-Gigawatt-Deckel auf die Daten der Kraftwerksliste der Bundesnetzagentur beziehen“, fordert Bruno Burger vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme.
Der Unterschied könnte wichtig werden, würde er bei dem derzeitigen Zubauniveau den Investoren und der Politik gleichermaßen zumindest einige Monate Luft verschaffen, um noch Photovoltaik-Anlagen bis 750 Kilowatt mit Förderung realisieren zu können.
Der Sprecher der Bundesnetzagentur erklärte, wann genau die Solarförderung für Photovoltaik-Anlagen bis 750 Kilowatt nach der derzeitigen Regelung enden würde. „Bei Erreichen des Photovoltaik-Förderdeckels verringern sich die anzulegenden Werte zum ersten Kalendertag des zweiten auf die Überschreitung folgenden Kalendermonats auf null.“ Als Beispiel führte er aus, wenn der Photovoltaik-Deckel im September überschritten wird, gilt für alle Neu-Inbetriebnahmen ab November, dass sie keine Vergütung mehr erhalten. Die im September und Oktober gemeldeten neu in Betrieb genommenen Photovoltaik-Anlagen erhielten hingegen noch die volle Förderung.
Im Klartext bedeutet dies: Da die Bundesnetzagentur die Zubauzahlen immer mit einer Verzögerung von einem Monat bekannt gibt, wird mit Verkünden des Erreichens der 52 Gigawatt installierten Photovoltaik-Leistung keine Vergütung mehr gezahlt.*
*Anmerkung der Redaktion: Der letzte Satz wurde zur Präzisierung nachträglich am 6.12.2019, 10:00 Uhr eingefügt.
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Auf ein Wort…
Soso, wir diskutieren immer noch über den den 52 GW Deckel.Seit wie lange schon? Und warum eigentlich?
Und warum eigntlich nicht 53, 57 oder 75 GW?
Sicher, es gibt Gründe für diese Zahl aber im Prinzip ist sie willkürlich festgelegt und ein Grund ist die Geschäftsmodelle „anderer Erzeuger“ nicht zu gefährden.
Ohne das ursprüngliche, sinnvolle Konzept der EEG Umlage wären PV, Wind und Biogas nur eine Nische der Energieerzeugung geblieben. Die EEG Umlage hat zu einem Boom, zeitweise zu einer „Goldgrube“ für Investoren und letzendlich zur Technologie-Übernahme durch China geführt.
Und sicherlich war es sinnvoll und nötig das Konzept etwas nachzubessern.
Aber was in den letzen Jahren unter dem Stichwort „Nachbesserung“ gelaufen ist, ist bei näherer Betrachtung eher der verzweifelte Versuch, die Technik auszubremsen und gleichzeitig die „alten“ Technologie möglichst lange am Leben zu erhalten.
Wir alle erinnern uns noch an die „Sonnensteuer“, Wegfall des Grünstromprivilegs, Netzentgeld für Egenverbrauch, die neue Abstandsabregelung für Windanlagen und all die anderen Ungerechtigkeiten, die sich die Politiker bei den Nachbesserungen haben einfallen lassen. Und auch dieser 52 GW Deckel ist eine solche „Nachbasserung“.
Und als oberster Veantwortlicher ist Peter Altmaier (CDU) letzendlich der eigentliche Bremser und Deckel bei der ganzen Thematik, gut gefüttert durch Zurarbeit der entsprechenden Lobbyisten.
Die Fürsprecher der Erneuerbaren sind einfach zu sehr Gutmensch für „erfolgreiche“ Lobbyarbeit.
Es wird ja vermutet, dass so lange diskutiert wird weil das eigentliche Ziel ist, das gesamte EEG Konzept abzuschaffen. Quasi als Deal, der Deckel kommt nur weg wenn das ganez EEG auch wegkommt.
Ok, das wäre eine Variante – aber nur wenn es dann wirklich freien Wettbewerb geben würde! Das bedeutet aber auch: Keine Subventionen für niemand, auch nicht die unsichtbaren Freibeträge für Atomstrom und auch keinen „Kohlepfennig“. Und keine Milliarden für den Braunkohlekahlschlag damit „die Region“ nicht abgehängt wird. Nein, dann tatsächlich Wettbewerb.
PV und Wind sind unschlagbar wirtschaftlich und zwar nicht durch versteckte Subventionen oder unbezifferbare Folgekosten (AKW Rückbau oder Klimaschäden usw.). Das wissen wir ja alle und nur wenige wollen das – und auch den Klimawandel – immer noch besprechen oder nochmal anayliseren.
PV Projekte gewinnen Auktionen bei 6 Cent (oder weniger?) pro kWh. D.h. selbst bei diesen niedrigen Preisen lassen sich – wenn auch unter Schmerzen und bei Reduzierung der Qalität – Anagen ans Netz bringen.
Wie soll der Endverbraucher verstehen und akzetieren, dass er/sie dann 30 Cent für die kWh bezahlen soll. In welcher Tasche landet das Geld, wo ist die undichte Stelle? „Netzverluste“?
Es ist ja allgemein bekannt, dass Großverbraucher in der Industrie vom – durch die Erneuerbaren – günstigen Strompreis profitieren und zusaätzlich von dem Umstand, dass sie von der EEG Umlage befreit sind.
Es ist erstaunlich, dass die Endverbaraucher diese Ungerechtigkeit immer noch mitmachen.
Hut ab, das ist erfolgreiche Lobby- und Medienarbeit, dass die Endverbraucher bei dieser Ungerechtigkeit noch ruhig bleiben.
Ein Slogan ist ja „Der Deckel muss weg“ aber ich habe über die letzen Jahre den Endruck gewonnen, dass damit Herr Altmeier von der CDU gemeint sein könnte.
Naja, die Bürger (er)tragen schon so viel, die Kosten für (Früh-)Pension von Herrn Altmaier wäre da auch nicht weiter schlimm. Aber der Bürger ist auch vergesslich und bei der nächsten Wahl wird wieder nur das kleinere Übel gewählt. D.h. es ist nicht davon auszugehen, dass Veränderungen von der Politik ausgehen werden.
Aber der Bedarf an klima- und umweltfreundlichem Strom (also ohne Atommüll usw.) geht weiter und es ist sehr begrüßenswert, dass PV Anlagen über PPA Konzeppt ganz ohne „Förderung“ realisiert werden können. Das hat leider immer noch nicht den gewünschten Effekt für den Endverbraucherpreis aber trotz politischer Bremsen geht es weiter.
Naja, ist alles schon gesagt worden aber mir war grad so…
Wenn es Ihnen unklar ist, wie man von 6ct für PV-Strom auf 30ct für Haushaltsstrom kommt, schauen Sie sich mal die Erzeugungs- und Verbrauchskurven auf dem Agorameter an, und zwar Tag für Tag, Stunde für Stunde, das ganze Jahr. Und dann rechnen Sie aus, was es kosten könnte, diese Kurven zur Deckung zu bringen. Können Sie nicht? Ich auch nicht. Aber näherungsweise ginge schon. Dann kommt man darauf: Demand-Side-Management, Speicherung, Ersatzkraftwerke, Überkapazitäten, Stromleitungen, Netzsteuerung, Strom- und Mehrwertsteuer und Abrechnung – kostet alles Geld und wahrscheinlich sogar etwas mehr als bisher. Ihr Vergleich krankt alleine schon an der vergessenen Mehrwertsteuer, und die kommt auf alle nicht bedachten Kostenfaktoren auch noch drauf.
Ich habe selten eine Kommentar gelesen wie den von wie-lange-den-noch,der es so präzise auf den Punkt gebracht hat. Klasse.
Bei dem Thema
wird mir spei übel wie hier der kleine Mann zu Ader gelassen wird durch systematischen blockieren verhindert erschweren u schikanieren auch von Stellen die hier noch nicht genannt wurden. Jeden Tag geht die Sonne auf und heitzt uns auf aber die Nutzung ist sehr erschwert in Deutschland und wie lange können wir uns das noch leisten, dass in Zeiten des Klimawandel.???
Ich möchte demjenigen danken, der mir dem Kommentar „wie-lange-denn-noch“ für alle „Normalleser“ so gut auf den Punkt gebracht hat.
Herr Altmeier steht wie ein Fels in der Brandung um kam nur durch einiges zutun mal ins stolpern.
Mal darf nicht vergessen, dass Frau Merkel als „chefin“ auch ihm immer wieder den Rücken stärkt.
Das Ganze hat also breite Unterstützung in der CDU/CSU.
Wann wird sich die SPD endlich aus der Klammer lösen und mit den Grünen und den Linken eine soziale und klimafreundliche Politik auf den Weg bringen. Das „C“ hat die CDU/CSU ja bereits verschenkt.
Nein, so nicht weiter
Die Diskussion am 51 MV Deckel geht mir mittelerweile auf den S…. und vollkommen am Thema vorbei.
Ich erwarte hoffentlich bis Jahresende einverlässlichen Masteplan der Bundesregierung, wie denn die Klimazusagen, klima neutrale Energienutzung in 2050, für die so hoch gehängte propagierte Klimaneutralität erreicht werden sollen…
Für 2020, 2021, 2022……2050. Jährlicher Rechenschaftsbericht; bitte gleich in 03.2020!
Es geht da nicht um Förderungsdeckel von PV, sondern um ein schlüsssiges und sicheres Konzept der Stromversorgung in D.
Da sollten die Staatssekritäre des Ministeriums bitte mal schnellstens angehalten, einen konkreten Plan zu erarbeiten und endlich liefern.
Das Wahlfolk wird dann schon folgen. Aber ohne Plan…….
Ich befürchte, es wird da NICHTS geben! Leider.
Na,ja; Ich hab eine Gelbweste im Auto
Thomas sagt:
Da sollten die Staatssekretäre des Ministeriums bitte mal schnellstens angehalten, einen konkreten Plan zu erarbeiten und endlich liefern.
@ Thomas.
So lange die folgenden Leute noch sagen wo es lang geht, werden wir auf einen Ziel gerichteten Plan noch warten müssen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Externe_Mitarbeiter_in_deutschen_Bundesministerien
Deren Devise ist, so lange wie möglich die gewohnten Pfründe zu erhalten.
Jüngstes Opfer ist der Deckel. In Folge der letzten grünen Wahlergebnisse, und dem Trend auf der Straße, wurde notgedrungen erst mal versprochen, der Deckel kommt weg. Wenn dann etwas Zeit vergangen ist, beginnt man daran zu arbeiten, wie man da auf Schleichwegen retten kann, was noch zu retten ist. Zu nächst wurde der Deckel aus dem Klimapaket gestrichen, mit der Ankündigung, das müsse an anderer Stelle geregelt werden. Man hat mit dieser Verzögerung, zu mindestens mal ein Ziel erreicht, in dem man die Planungssicherheit in Frage gestellt hat.
Die Energiewende ist leider ein „Kalter Krieg“ zwischen zwei Systemen, wo die maßgebenden Akteure, sprich Versorgungsfachleute. vermehrt auf der anderen Seite aktiv sind.
Mit dem Argument, die Versorgungssicherheit muss gewährleistet sein, und Blackouts verhindert werden, verschaffen die sich bei den zuständigen Politikern Einfluss.
Solche EE Bremsklötze sind — in den unterschiedlichtsen Formen — für mich nichts Neues. In den Neunzigerjahren wurden den EE Betreibern zusätzliche Abnahmeverträge – mit Paragraphen bestückt – zugeschickt, obwohl im damaligen Stromeinspeisegesetz alles, leicht verständlich, geregelt war.
Einen guten Bekannten, der bei meinem Versorger beschäftigt war darauf angesprochen, dass doch im Gesetz alles geregelt sei, sagte damals zu mir werfe es in den Papierkorb, das ist lediglich eine Empfehlung von unserer Dachorganisation, der damaligen VDEM.
Ähnlich war es mit den Vergütungen. Da stand bei jeder Überweisung, dass sie nur unter Vorbehalt gezahlt würden, weil dagegen am Europäischen Gerichtshof eine diesbezügliche Klage anhängig wäre.
Das Urteil war schon über zwei Jahre zu Gunsten der EE rechtsgültig, da stand das bei mir immer noch auf den Überweisungen, bei anderen noch länger.
Das war natürlich auch in der Presse ein Thema, und ein Grund, dass viele Interessenten beim Bau einer PV Anlage zögerten. Ich habe es bei Bekannten von mir selbst erlebt, die davon abgehalten wurden, und erst Jahre später eine PV Anlage gebaut haben.
Vor diesem Hintergrund ist es eigentlich erstaunlich, dass die Energiewende schon da ist, wo sie gegenwärtig ist.
Der leider all zu früh verstorbene Hermann Scheer, hat auf einem Vortrag in den Neunzigerjahren mal gesagt, die Energiewende muss von ganz unten kommen, und genau so ist es, von oben wird nur gebremst.