Freiburg gilt als Vorreiterkommune in Sachen Klimaschutz. Kein Wunder, dass die Stadt auch mit ihrem 2017 eröffneten „Rathaus im Stühlinger“ ein Zeichen setzen wollte: Das Gebäude sollte in der Jahresprimärenergiebilanz genauso viel Energie zur Verfügung stellen, wie es selbst benötigt. Einem Monitoringbericht der Projektpartner Fraunhofer ISE, Badenova, DS-Plan GmbH und Stadt Freiburg zufolge wurde das Ziel fast erreicht, so dass das Rathaus schon jetzt als das europaweit größte öffentliche Netto-Nullenergiegebäude gilt.
Wie aus dem Projektunterlagen hervorgeht, arbeiten in dem Gebäude 840 Beschäftigte auf einer Nettogrundfläche von 22.650 Quadratmetern. Für die Energiegewinnung haben die Architekten auf ein Bündel an Maßnahmen gesetzt: Photovoltaik in der Fassade, Photovoltaik und photovoltaisch-thermische Kollektoren auf dem Dach, Grundwasser-Wärmepumpen, Grundwasser-Wärmetauscher, Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. „Für Gebäude dieser Größenordnung ist eine ausgeglichene – oder positive – Jahresenergiebilanz eine Herausforderung, da ein Gebäude je größer desto kompakter ist. Daher sinkt relativ zur Nutzfläche die zur lokalen Energiegewinnung über Photovoltaik verfügbare Hüllfläche“, so Projektleiter Peter Engelmann vom Fraunhofer ISE. „Das ‚Rathaus im Stühlinger‘ zeigt, dass dies trotzdem gelingen kann.“
Laut Fraunhofer ISE wurde im ersten vollen Betriebsjahr 2018 das Energieziel fast erreicht. Wenn die im Monitoring identifizierten Defizite und Optimierungspotenziale im Betrieb der gebäudetechnischen Anlagen behoben beziehungsweise erschlossen würden, könne das Ziel vollständig erreicht werden. Der Gebäudebetrieb soll demnach weiter wissenschaftlich begleitet werden, um das langfristige Leistungsverhalten und die Belastbarkeit des Konzepts beurteilen zu können.
Wie die Wissenschaftler weiter ausführen, können Gebäude mit eigener Stromerzeugung nicht nur überschüssigen Strom ins Netz einspeisen, sondern ihren Strombezug zur Wärme- und Kältebereitstellung auch an die Bedürfnisse der Netze anpassen. Damit könnten solche Gebäude in Zukunft aktiv eine netzdienliche Rolle spielen. Im Zuge des Forschungsprojekts zum „Rathaus im Stühlinger“ würden daher Werkzeuge zur integralen Planung und Erfolgskontrolle eingesetzt und weiterentwickelt sowie die dynamischen Lastprofile von Bedarf und Erzeugung im Betrieb optimiert. Neben der Betriebsüberwachung sollen zudem auch Konzepte für einen netzdienlichen Betrieb erarbeitet werden.
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