Derzeit gibt es bundesweit gut 20.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektrofahrzeuge. In den kommenden zehn Jahren soll diese Zahl um den Faktor 50 wachsen – eine Millionen Ladepunkte sollen 2030 installiert sein. Wie das zu bewerkstelligen ist, diskutieren mehrere Bundesminister, Ministerpräsidenten von Ländern mit starker Autoindustrie, die Spitzen von Union und SPD, Vertreter des Autoverbandes VDA sowie von Autoherstellern sowie Gewerkschaften jetzt unter Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Grundlage der Diskussion ist der „Masterplan Ladeinfrastruktur“, den die Bundesregierung erarbeitet hat. Er sieht unter anderem vor, dass die Industrie eine Förderung erhält, wenn sie Ladepunkte an einzelnen, für das Netz strategisch wichtigen Punkten einrichtet – falls sich die Installation dort ohne Unterstützung nicht rechnen würde. Sollten die Unternehmen allerdings auch mit staatlicher Förderung dort keine Ladepunkte einrichten wollen, könnten ordnungsrechtliche Maßnahmen ergriffen werden.
„Im Masterplan Ladeinfrastruktur werden viele gute Ansätze und Empfehlungen der Branche zur Verbesserung der Rahmenbedingungen aufgegriffen“, erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Sie betont, dass der Zubau an Ladesäulen mit dem tatsächlichen Bedarf der Kunden und mit dem technologischen Fortschritt im Einklang stehen müsse. „Nur so kann der Betrieb wirtschaftlich werden“, sagt Andreae. Als ersten Schritt sollte die Bundesregierung ihrer Meinung nach nun das Miet- und Wohnungseigentumsrecht anpassen, damit der Einbau privater Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern erleichtert wird.
Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft, verweist darauf, dass der Umstieg auf Elektromobilität dem Klimaschutz nur dann dient, wenn der Strom zu hundert Prozent aus Erneuerbaren Energien stammt. „Um diese steigende Nachfrage bei gleichzeitigem Atom- und Kohleausstieg decken zu können, ist eine Vervielfachung der Solarstromkapazitäten notwendig“, so Körnig. Die Verdoppelung der Solarstromkapazität auf rund 100 Gigawatt erst 2030 erreichen zu wollen, sei mit den Ausbauzielen der Elektromobilität unvereinbar. „Wir werden Versorgungssicherheit und Klimaschutz nur dann gleichermaßen gewährleisten können, wenn 2030 bereits mehr als 150 Gigawatt Solarstromkapazität in Betrieb sind.“
Damit der Solarstrom unkompliziert vor Ort für das Laden von Elektrofahrzeugen genutzt werden kann, müssen Marktbarrieren fallen und unnötige Umlagen und Abgaben beseitigt werden, so Körnig. „Wie der Stellplatz für das Auto muss auch die mit einem Stromspeicher kombinierte solare E-Tankstelle zum Standard von Wohn- und Gewerbeimmobilien werden“, erklärt er. Die Kombination von Solaranlagen auf dem Dach, Stromspeichern im Keller und Solar-Tankstellen vor der eigenen Haustür oder beim Arbeitgeber sollten gezielt angereizt werden
Barbara Metz, Vize-Geschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe (DUH), kritisiert in einem Interview mit dem Fernsehsender n-tv, dass der Autogipfel ohne zivilgesellschaftliche Akteure stattfindet. Wie komme man auf die Idee, dass man dann wirklich eine Lösung findet, die gesamtgesellschaftlich tragfähig ist, fragt Metz. „Die Umweltverbände sollten dabei sein“, fordert die DUH-Vertreterin.
Nach dem Klimapaket der Bundesregierung sollen 2030 hierzulande sieben bis zehn Millionen Elektroautos unterwegs sein. Bislang sind in Deutschland 220.000 Fahrzeuge angemeldet.
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Deutschland beginnt eine Ladeinfrastruktur massiv auszubauen, wenn der Rest der Welt die Zeichen der Zeit (aka „einbrechende Verkäufe bei Elektromobilen“) bereits erkennt und sich Teile der Interessenten für Wasserstoff begeistern, der sich ohne Milliardeninvestitionen in Kabelsalat an normalen Tankstellen nachrüsten läßt. So kennen wir die Bundesregierung.
Eine Wasserstofftankstelle kostet sicher locker eine Million Euro.
Da kann man wie viele E-Auto Ladesäulen dafür bauen?
Wasserstoff ist keine Lösung.
Wo genau setzt sich denn die Wasserstoffwirtschaft durch?
Im Bekanntenkreis kenne ich viele, die ein E-Auto haben oder wenigstens einen Plug-In haben. Ein Wasserstofffahrzeug hat im Umkreis von 100km aber keiner…
Eine Wasserstoffwirtschaft wird zwingender Bestandteil eines 100%-EE-Systems sein. Siehe hierzu auch meinen ausführlichen Kommentar bei
https://www.pv-magazine.de/2019/10/29/deutsche-energiewirtschaft-reduziert-co2-emissionen-um-40-prozent
Was Elektroautos anbelangt wird ein Großteil des nächsten Jahrzehnts auf Batterien basieren. Parallel wird sich im Langstrecken- und Schwerlastverkehr sicherlich die Brennstoffzelle langsam aber sicher etablieren können. Denn in dem Bereich wiegen die Vorteile schwerer als die Nachteile. Beides sind aber E-Fahrzeugeund keine Verbrenner.
Tankstellen sind kein Problem, sofern die Politik und die Wirtschaft das wirklich wollen. Alle 400 Autobahntankstellen mit H2-Zapfsäulen auszustatten kostet max. läppische 400 Millionen Euro (eher weniger durch die Kleinserie). Das kann also nicht das Problem sein. Selbst mehrere tausend Tankstellen sind keine wirklich große Investitionssumme, wenn der Abnahmemarkt für H2 endlich da ist.
Würde man statt bei den PKW bei den Bussen des öffentlichen Nahverkehrs anfangen, wären schnell gut genutzte und somit wirtschaftlich zu betreibende Tankstellen da. Die PKW-Käufer hätten dann auch keine Hemmschwelle mehr. Es bliebe also lediglich die Kostenfrage übrig. Brennstoffzellen als Massenprodukt wären aber gar nicht mehr teuer. Die derzeitigen handgefertigten Ministückzahlen sind da nicht repräsentativ.
Ladesäulen für Batteriefahrzeuge werden auch in großer Anzahl notwendig werden und sollten eher gefördert werden als der Fahrzeugkauf. Es wird zukünftig eine große Anzahl verschiedener Fahrzeugtypen für verschiedene Bedarfslagen geben. So wie beim Verbrenner derzeit auch.
Ich bin mir sicher, dass Verbrenner keine große Zukunft mehr haben und E-Fahrzeuge bald aufgrund sinkender Preise ein absoluter Renner werden. Es gibt in einer Übergangsphase auch noch Plug-In-Hybride aller Art. Der Wandel kommt zwar noch schleichend, aber sicherlich bald deutlich schneller als viele sich das derzeit Vorstellen können. Der weltweite Wettbewerb im Automarkt wird für ein hohes Innovationstempo sorgen. Wir denken und argumentieren viel zu sehr auf Deutschland beschränkt.
Sehr wichtig wird auch sein, dass die Politik für ein neues zukunftsorientiertes faires und neutrales Abgaben-/Steuersystem sorgt. Denn hier wird derzeit noch viel verzerrt.