Die Bundesnetzagentur hat am Dienstag bekannt gegeben, dass die EEG-Umlage 2020 auf 6,756 Cent pro Kilowattstunde steigen wird. 2019 lag die Umlage noch bei 6,405 Cent pro Kilowattstunde.
In vielen Berichterstattungen wird die Steigerung der EEG-Umlage mit einer gleichwertigen Strompreiserhöhung gleichgesetzt, so wie bei dieser Meldung der ARD.
Dieser scheinbare Automatismus ist aber nicht gegeben. Meist wirkt sich eine Steigerung der EEG-Umlage senkend auf die Börsenstrompreise aus. Die Beschaffungskosten vieler Stromverkäufer an der Strombörse könnten – wie in der Vergangenheit – sogar sinken. Leider geben dann viele Stromverkäufer die gesunkenen Strombeschaffungskosten aber nicht an die Stromkunden weiter, sondern erhöhen ihre Gewinne, verschweigen aber ihre Gewinnerhöhungen und schieben den „schwarzen Peter“ dann den Erneuerbaren zu.
So wird bewusst immer wieder der falsche Eindruck erzeugt, dass mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien die Strompreise steigen würden. Woraus dann die politische Forderung abgeleitet wird, den Ökostromausbau zum Schutze der Geldbeutel der Stromkunden auszubremsen. So geht das Spiel der Atom- und Kohlekonzerne in Verbindung mit der Politik von Union, SPD und FDP nun seit über einem Jahrzehnt.
Der Verlierer ist der Klimaschutz, den es in Deutschland unter anderem deshalb gar nicht mehr gibt. Auch nicht mit dem „Klimapaketchen“ der Bundesregierung, weil dort die Blockade gegen den Ökostromausbau sogar noch weiter festgezurrt wird.
Dabei haben die erneuerbaren Energien in diesem Jahrzehnt, genauer gesagt von 2011 bis 2018, sogar dazu geführt, dass die Stromkunden niedrigere Strompreise als ohne den Ökostromausbau. Darauf hat erst kürzlich eine aktualisierte Studie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hingewiesen.
Volkswirtschaftlich betrachtet, haben die erneuerbaren Energien sogar wegen vermiedenen externen Schadenskosten und vermiedenen fossilen Subventionen sogar noch wesentlich höher Kosten vermieden, wie gerade eine Studie des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von Greenpeace Energy belegte: Jede zusätzliche Kilowattstunde aus Wind und Sonne spart der Gesellschaft demnach ab 2020 Kosten in Höhe von rund 9,7 Cent pro Kilowattstunde.
Es wird Zeit, dass auch die großen Medien wie die ARD die wahren Hintergründe in diesem bösen Spiel aufdecken und nicht nur die täuschende Lesart der Atom- und Kohlekonzerne wiedergeben. Ökostrom senkt die Strompreise und ist der wichtigste Beitrag zum Klimaschutz. Medien wie die ARD und viele andere, die immer wieder anderes behaupten, sind somit die maßgeblichen Verursacher dafür, dass es in Deutschland keinen Klimaschutz mehr gibt und die Strompreise gleichzeitig immer weiter steigen.
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com
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H.J. Fell ist ja nun einer der Väter der Energiewende, der weiß wie der Hase läuft.
Deshalb wundert mich, dass er die folgende Tatsache in seinem Artikel für den normalsterblichen nicht aussagekräftiger formuliert hat.
Zitat Fell.
Meist wirkt sich eine Steigerung der EEG-Umlage senkend auf die Börsenstrompreise aus.
Zitat Ende.
Mal davon abgesehen , dass umgekehrt der Fall ist. Nicht steigende Umlage wirkt auf die Börsenpreise, sondern sinkende Börsenpreise bewirken eine höhere Umlage.
Um den weniger informierten Lesern diese Ungerechtigkeit näher zu bringen, hätte ich geschrieben, „Paradoxerweise“ steigt die EEG Umlage nur deshalb, weil die Börsenpreise sinken.
Das heißt in der Praxis, je billiger sich die Versorger bei sinkenden Börsenpreisen Strom beschaffen können, desto höhere EEG Umlage müssen die Verbraucher bezahlen.
Nur auf die einfachste Darstellung der Sachlage, kann man auch die unbedarften Leser zum Nachdenken anregen.
„Paradoxerweise“ steigt die EEG Umlage obwohl Börsenpreise sinken, würde ich es formulieren.
Und wenn ich auch überzeugt bin, dass das EEG-Umlage paradox zu sinkendem Börsenpreis steigtt, muss ich einräumen, dass da noch Weiteres dabei wirkt.
In der neusten EEG 2020 Berechnung (6,756 zu 2019 noch 6,405) wird ja mitgeteilt, dass dabei eine Börsenstrompreissteigerung von rund 4 auf 4,9 Cent/ kWh zu Grunde gelegt wurde.
Es wirkt also vermutlich auch noch, dass der gegenrechenbare Wert des PV-Tagesbörsenzwangshandels bis zu Negativpreisen die Umlage wieder weniger mindern konnte.
Auch werden vermiedene Netzentgelte für PV nicht mehr anerkannt, obwohl doch Haus-PVn die klar sehr geringe Netznutzung brauchen.
Auch gesteigete Vergütungen wirkt dabei für Meereswindstrom, der ohne jede Degression überhöht an Großkonzerne bezahlt wird, samt Ersatzzahlungen für mangelnde Netztransporte.
Weitere Netzkosten erhöhen auch außerhalb der EEG-Umlage den Haushaltsstrompreis.
UND neben allen dankenswert verlinkten Hinweisen zu Studien, die den wahren klimapreisgünstigen Wert von EE (auch PV) gegenüber fossilen Energien berechneten,
fehlt mir auch der Sonderkostentreiber skandalöse Fehlverteilung der Umlage mit der Subventionierung von über 2400 Energieintensiven Betrieben zu 119 TWh auf Kosten von auch ärmsten Haushalts-Stromverbrauchern.
Die sind aus dem Etat zu bezahlen und sollten nach neuster FÖS-Studie zudem deutlich differenzierter viel weniger Betriebe überhaupt subventioniert werden, die zudem alle Energieeffizienz beweisen müssen.
Bis 2012 wurden ohnehin nur Betriebe mit über 10 GWh a Verbrauch subventioniert, danach schon welhe mit 1 GWh a, was leider auch zu Verschwendungen eingeladen haben soll.
Und was fehlt noch zur Erklärung viel zu hoher EEG-Umlageberechnung?
Und noch die Nachfrage: Gab es ab 2006, also vor der sehr abwertend wirkenden Ausgleichmechanismus-VO 2009, schon Börsenstrompreissteigerungen. Wirkten die dann nicht EEG-Umlagesteigernd, weil damals noch jeder EE-Strom wirklich physikalisch vor Ort angenommen und in Bändern gebündelt zu vergüten war (Ecthtzeitwälzung)?
Wieso fordern wir die dann – gern in verbesserter, auch sektorgekoppelter, Form zu erneuern!
Sun On Tobiko sagt:
In der neusten EEG 2020 Berechnung (6,756 zu 2019 noch 6,405) wird ja mitgeteilt, dass dabei eine Börsenstrompreissteigerung von rund 4 auf 4,9 Cent/ kWh zu Grunde gelegt wurde.
@ Sun
Das ist ja ein Teil des Schwindels. Als die Börsenpreise sanken, stieg die Umlage, weil die Differenz zu den Vergütungen größer wurden. Die dadurch entstandenen niedrigeren Beschaffungskosten blieben bei den Versorgern, es sei denn man hat zu einem gewechselt, der wenigsten einen Teil davon weiter gab. Jetzt wo die Börsenpreise gestiegen sind, und die Differenz zu den Vergütungen kleiner wurde, die Umlage deswegen eigentlich sinkt, werden die gestiegenen Beschaffungskosten, sofort weitergereicht mit einer Erhöhung.
Fazit, bei sinkenden Börsenpreise muss man durch Anbieterwechsel selbst dafür sorgen in den Genuss des Vorteils zu kommen , während bei steigenden Börsenpreise, die Erhöhung automatisch von statten geht.
Die EEG-Umlage ist aus meiner Sicht eine Umverteilung von nicht nachvollziehbaren Lasten, die formalrechtlich Jeden treffen sollte, der sie verursacht. Darüber hinaus stellen die Mehrversteuerungen eine Rechtsbeugung dar, die unsere Regierungen zu verantworten haben. In Summe also eine riesige Schweinerei zu Gunsten armer Golfspieler etc. aber zu Lasten der redlichen Steuerzahler, oder wenn man so will, des duldsamen Deutschen Michel. Wie lange soll die Augenwischerei noch so weiter gehen?
Wer das glaubt, denkt auch dass Zitronenfalter Zitronen falten. 😉
Es ist unglaublich was diese CDU/CSU und SPD-Regierung hier für Hürden auflegt, um dem Wirtschaftsrat der CDU und allen Energiewende-Verhinderern ein Lächeln abzugewinnen und damit die Nebeneinkommen zu verbessern.
Es muss jetzt wie bei den Zuteilungen von Funkfrequenzen ein Gebot für die Erlaubnis zur Installation von Erneuerbaren-Energien abgegeben werden.
Das ist nach EU-Recht gar nicht zulässig.
Hier müßte die dreckige Energie-Branche den gleichen Teil an Geldwert dazu legen, damit der Strompreis dank Energiewende-Verhinderern nicht ins Unermeßliche steigt.
Ich denke Verbote und Bremsen behindern die Wirtschaft?
Ja, aber nur die Wirtschaft die noch die Neandertal-Technik vertritt.
Hier müsste man vor Gericht gegen dieses unzuulässige Verfahren klagen, da es die Ziele der Menschheit, auf einem sauberen Planeten gesund zu leben, verhindert.