Haushalte müssen im kommenden Jahr mehr für ihren Strom bezahlen, erwartet der Ökostromversorger Lichtblick. Größter Kostentreiber sind die Netzentgelte, die dem Unternehmen zufolge im kommenden Jahr um rund sechs Prozent steigen werden. Haushalte mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden zahlen dann im Schnitt ein Netzentgelt von rund acht Cent pro Kilowattstunde Strom. Zudem wird die EEG-Umlage wird 2020 leicht auf 6,7 Cent steigen.
„Die Netzentgelte sind überhöht. Die neue Preisrunde spült dreistellige Millionenbeiträge in die Kassen der Netzfirmen. Die Verbraucher sind die Dummen“, kritisiert Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei Lichtblick. Im vergangenen Sommer hatte die Bundesnetzagentur noch eine Absenkung der Garantierenditen für Netzbetreiber durchgesetzt. Dass die Entgelte jetzt trotzdem wieder steigen, ist laut Lücking „ein klares Zeichen für die massive Fehlsteuerung bei der Kontrolle der Netzkosten.“
Das Vermittlungsportal „Check24“ erwartet bei den Netzentgelten gar einen Anstieg um etwa neun Prozent. Ein Haushalt mit einem Verbrauch von 2500 Kilowattstunden würde dadurch voraussichtlich 17,50 Euro mehr im Jahr zahlen. Der Osten Deutschlands wird mit einem Plus von zwölf Prozent stärker belastet als der Westen – hier legen die Entgelte um acht Prozent zu.
Die Mehrkosten für die höhere EEG-Umlage beziffert „Check24″ bei einem Verbrauch von 2500 Kilowattstunden auf neun Euro im Jahr. „Durch die Abschaffung der Ökostromumlage könnte die Bundesregierung deutsche Haushalte um über 8,5 Milliarden Euro entlasten“, sagt Lasse Schmid, Geschäftsführer Energie bei dem Portal. „Soll die Energiewende gelingen, muss Strom nicht nur sauberer werden, sondern auch bezahlbar bleiben.“
Die Bundesregierung hatte sich mehrfach dazu bekannt, Strom günstiger und fossile Brenn- und Kraftstoffe teurer zu machen, um die Sektorenkoppelung voran zu bringen. Eine umfassende Reform der Steuern, Abgaben und Umlagen auf Energie ist die schwarz-rote Koalition bislang allerdings schuldig geblieben.
Der prognostizierte Anstieg der Haushaltsstrompreise könnte geringer ausfallen, wenn die Versorger die niedrigeren Börsenpreise an ihre Kunden weitergeben würden. So sind die Großhandelspreise „Check24“ zufolge 2019 gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent zurückgegangen. Stattdessen sei es schon 2018 zu Preiserhöhungen gekommen: Seit August haben 22 Stromgrundversorger Preiserhöhungen durchgeführt. Die Erhöhungen betragen im Schnitt 4,2 Prozent und betreffen rund 440.000 Haushalte.
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Die Versorgung zum Grundversorgertarif wird für die Versorger immer unattraktiver, weil das zugrundegelegte Verbrauchsprofil immer weniger den Verhältnissen entspricht. Deshalb wird dieser Tarif immer höher. Zum Grundversorgertarif bezieht ja kaum ein Kunde seinen Strom. Das mindeste ist, dass man den Online- oder Ökostromtarif oder was der örtliche Versorger sonst so im Angebot hat, wählt. Der Fortgeschrittene sucht sich gleich einen Tarif bei dem Anbieter, der seinem Anspruch an Ökologie oder Ökonomie am besten entspricht. Diese Anbieter geben natürlich die gesunkenen Großhandelspreise an die Stromverbraucher weiter, weil sie untereinander in Konkurrenz stehen. Insofern sind die immer gleichen Sprüche, die Versorger würden die gesukenen Börsenpreise nicht weitergeben, nichts als leeres Gerede. Im Grundversorgertarif bleiben nur Kunden mit Eigenerzeugung oder Kleinverbraucher. Bei den Eigenverbrauchern ist es ganz klar, dass sie ein für den Versorger ungünstiges Verbrauchsprofil haben, bei den Kleinverbrauchern ist der Verwaltungsaufwand im Verhältnis zum Umsatz sehr hoch.
Der Hase liegt an einer anderen Stelle im Pfeffer: Wenn die Börsenpreise sinken, sinken auch die Erlöse des EEG-Fonds. Um seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Anlagenbetreibern nachzukommen, muss er die entstehende Deckungslücke an die Stromverbraucher weiterleiten und erhöht dazu die EEG-Umlage. Dabei werden aber nicht alle herangezogen, die von den gesunkenen Börsenpreisen profitieren. Die privilegierten Stromverbraucher freuen sich über die gesunkenen Bezugspreise, und eine Erhöhung der EEG-Umlage trifft sie nicht, weil sie sie nicht zahlen müssen. Die Erhöhung für die Nicht-Privilegierten ist deshalb um so höher, weil sie den Anteil, der auf die Privilegierten entfällt, mitzahlen müssen. Auf diese Weise fällt die Erhöhung für sie um 30% höher aus, als wenn sie gleichmäßig auf alle Stromverbraucher umgelegt würde. Auch dabei handelt es sich um eine Fehlkonstruktion der EEG-Umlage, von der freilich die großen Stromverbraucher profitieren, weshalb unsere Regierung keinen Grund sieht, daran etwas zu ändern.
Zwie Lösungsmöglichkeiten wären denkbar: Was an der EEG-Umlage auf gefallene Börsenpreise zurückgeht, wäre nicht privilegierungsfähig und müsste wieder von allen bezahlt werden. Dabei wäre es natürlich nicht so einfach, welchen Wert man als Basis für den „eigentlichen Börsenpreis“ ansetzen sollte, aber man kann sich auch auf einen synthetisch berechneten Wert festlegen, der eine vernünftigerweise zu erwartende stetige Marktentwicklung berücksichtigt.
Die andere Möglichkeit wäre die Übernahme der Privilegierungskosten durch staatliche Mittel, beispielsweise aus der CO2-Abgabe. Sicher ein sehr bequemer Weg, der aber den Spielraum, um einen sozialen Ausgleich mit der CO2-Abgabe zu schaffen, einengen würde. Dieser soziale Ausgleich ist aber bisher schon nicht erkennbar. Das einzige, was bisher geplant ist, um etwas von den durch die CO2-Bepreisung höheren Energiekosten relativ direkt an die Bürger zurückzugeben, ist eine höhere Pendlerpauschale und eine Senkung der EEG-Umlage. Von beidem profitieren vor allem die, die viel Energie in Form von Strom oder zum Pendeln verbrauchen – wahrscheinlich nicht die Ärmeren in dieser Gesellschaft. Die Übernahme der Privilegierungskosten aus Mitteln der CO2-Bepreisung würde da ins Bild passen – im Handlungsschema unserer Regierung also durchaus konsequent, aber nicht wirklich wünschenswert.
JCW sagt:
Diese Anbieter geben natürlich die gesunkenen Großhandelspreise an die Stromverbraucher weiter, weil sie untereinander in Konkurrenz stehen. Insofern sind die immer gleichen Sprüche, die Versorger würden die gesukenen Börsenpreise nicht weitergeben, nichts als leeres Gerede.
@JCW
Bis dahin richtig. Aber die EEG Umlage steigt, wenn die Börsenpreise sinken. Es profitieren nur diejenigen, die sich die Anbieter suchen, die die gesunkenen Börsenpreise ( Merit Order Effekt ) weitergeben. Andere die das nicht tun zahlen sogar mehr Umlage wenn die Börsenpreise sinken. Die Umlage wird hochgehalten als Stimmungskanone für die, ach so teuren Erneuerbaren, und unbezahlbare Energiewende..
Wenn schon bei der Ermittlung der EEG Umlage der Preis dämpfende Merit Order Effekt ( MOE ) berücksichtigt würde, könnte jeder in den Genuss kommen, die Umlage wäre mindestens um die Hälfte kleiner und aus der Schußlinie.
JWC, Hans DieHl, was schlagen Sie vor zu tun, um an der von Ihnen richtigerweise dargestellten Misere Etwas zu ändern?
Wie von „Die Anstalt“ genüsslich festgestellt, werden eigentlich nur „die Priviligierten“ Unternehmen von der Energiewende profitieren.
Warum ist das eigentlich so, dass energieintensive Betriebe einen unlimited Sonderstatus eingeräumt bekommen haben, um aus der verordneten Solidar-Gemeinschaft der Umlage für Erneuerbaren Energien aus zu scheren?
Drohende Konkurrenz? Die Betriebe haben doch mehr als Zeit genug gehabt, sich auf geänderte Verhältnisse ein zu stellen!
Auch die Zugspitzbahn mit ihrem Sonderstatus! Peinlich.
Ich fordere die Politik auf, den Sachverhalt der Priviligierung für energieintensive Betriebsstätten aufzurollen, zu klären, jährlich einer Prüfung zu unterziehen und mit einem Enddatum der bisherigen Regelung des Welpenschutzes für energieintensien Betriebe zu versehen und damit zur Anteilnahme am EEG zu verplichten.
Die energieintensive Betriebe sind für ca. 50% des Strombedarfes der BRD verantwortlich und bezahlen keinen cent an EEG…. UND …NetzEntgelten!!??
Oder gibt es Jemanden, der diese Bevorzugung wirklich und schlüssig auch noch für die nächsten 10 -20 Jahre erklären und für Gut heissen kann?
Thomas
Thomas sagt:
WC, Hans DieHl, was schlagen Sie vor zu tun, um an der von Ihnen richtigerweise dargestellten Misere Etwas zu ändern?
@ Thomas.
Zurück zum Kosten/Nutzen System, wie das bis 2009 der Fall war. Die Umlage muss Merit Order bereinigt werden.
Das heißt, die sinkenden Börsenpreise müssen der Umlage zugute kommen, und nicht das Gegenteil bewirken, wie gegenwärtig der Fall.
Siehe hier, wie sich die Umlage von den Vergütungen nach oben verabschiedet, anstatt kompensiert zu werden..
https://www.youtube.com/watch?v=VjN_J3QA3RI
Die Umlage sollte ursprünglich ja mal die Mehrkosten darstellen, die bei den Versorgern anfallen weil sie den relativ teuren EE Strom vergüten müssen.
Wenn ein Versorger 35% teuren EE Strom vergüten muss, sich dafür aber seine restlichen 65% fast zum halben Preis beschaffen kann, halten sich die Mehrkosten für seine 100% ja wohl in Grenzen.
Schauen Sie mal hier;
https://www.energy-charts.de/price_avg_de.htm?price=nominal&period=annual&year=all
Von 2011 bis 2016 haben sich die Beschaffungskosten für die Versorger fast halbiert.
Was ist in dieser Zeit geschehen ??? Die Umlage hat sich von 3,53 auf 6,35 Cent erhöht.
Wenn Lobbyisten das 2010 nicht geändert hätten, wäre die Umlage Heute kein Thema mehr.