Im März 2018 haben wir erstmals eine Marktübersicht zu Stecker-Solar-Geräten veröffentlicht. Seitdem hat sich der Markt weiterentwickelt und sowohl die Zahl der Anbieter als auch die Anzahl der Produkte pro Anbieter ist enorm angewachsen. Die Übersicht enthält nun 21 Anbieter mit insgesamt 65 Produkten. Dies zeigt zum einen, dass einfach zu montierende kleine Photovoltaik-Anlagen bei Mietern und Personen mit geringem Stromverbrauch zunehmend beliebt sind. Auch die Statistiken unserer pv magazine-Website belegen diesen Trend. Artikel zum Thema sind oft die Renner in der Lesergunst. Zum anderen verdeutlicht es, dass sich die Bemühungen um klarere Regeln und vereinfachte Abläufe auszahlen (hier mehr zum aktuellen Stand der Normung).
Der Vertrieb der Mini-Anlagen erfolgt meist über Webshops, die jeder der Anbieter selbst betreibt. Zusätzlich werden einige Produkte auch über größere Plattformen, wie Ebay oder Amazon angeboten. Die Webseite von „Herr Strom“ war bei Redaktionsschluss noch im Aufbau, soll aber laut Anbieter in Kürze verfügbar sein.
Interessant ist, dass jeder Hersteller wirklich seine eigene Kombination aus Modulen, Wechselrichter, Befestigung und Anschlussleitung konfiguriert. Ein gründlicher Vergleich zu Komponenten und Lieferumfang lohnt sich daher. Die Anlagengrößen reichen von einem Modul mit 180 Wattpeak bis zu sechs Modulen mit 1.980 Wattpeak. Das kleinste Gerät ist weiterhin das Produkt „Simon“ mit den Abmaßen 69 mal 138 mal 5 Zentimetern. Wobei das Modul 30 Watt an Leistung zugewonnen hat. Das größte Solar-Stecker-Gerät hat Herr Strom im Programm. Hier empfiehlt es sich aber, vor dem Anschluss an eine Steckdose zu prüfen, ob der Stromkreis für diese hohe Einspeiseleistung geeignet ist.
Von Leichtgewicht bis Überlänge
Wie bei „Simon“ sind auch bei vielen anderen Balkonkraftwerken die Modulleistungen angestiegen. Am gängigsten sind die zwei Größenklassen 270 bis 300 Wattpeak und 550 bis 600 Wattpeak. Neben den typischen Glas-Folien-Modulen mit Alurahmen bieten viele Hersteller auch vollkommen schwarze Systeme an. Das Gewicht der Module liegt zwischen 14 und 28 Kilogramm pro Modul. Nur die zwei Produkte von EET „SolMate“ und „LightMate“ liegen deutlich darunter. Mit nur 2,5 Kilogramm sind die Laminate so leicht, dass zur Befestigung nur Klettbänder notwendig sind.
EET ist außerdem der einzige Anbieter, der Anlagen komplett mit Speicher ausliefert. „SolMate B“ beispielsweise besteht aus fünf der leichten Module zu insgesamt 525 Wattpeak und einem Lithium-Eisenphosphat-Speicher mit einer Kapazität von einer Kilowattstunde. Der Preis dafür beträgt 2.799 Euro. Ein ganz ähnliches Set mit zwei Standardmodulen und 600 Wattpeak Leistung kostet bei EET insgesamt 2.399 Euro. Diese beiden Sets sind die einzigen, die einen Datenlogger zum Monitoring mit an Bord haben. Viele andere Anbieter ermöglichen das durch optionales Zubehör, sei es ein USB-Stick zur kabellosen Datenübertragung, ein Powerline-Gateway oder ein USB-RS485-Schnittstellenadapter.
Bei den Maßen der Systeme haben wir jeweils die Größe eines Moduls angegeben, da man diese oft beliebig im Hoch- oder Querformat anbringen kann. Eine interessante Option bietet hier das Solar-Info-Zentrum (SIZ), das Module in individuellen Abmaßen von 1,70 bis 3,50 Metern Länge fertigt. Auch die Farbe ist wählbar.
Für schwierige Einbausituationen bieten einige Wechselrichter, wie beispielsweise der „YC600“ von AP Systems, zwei MPP-Tracker an. Die Module könnten damit sogar in zwei unterschiedliche Richtungen aufgehängt werden. In Bezug auf die Wechselrichter ist noch zu beachten, dass zwar alle Anbieter angegeben haben, sie würden nach der sogenannten Niederspannungsrichtlinie VDE-AR-N 4105 zertifizierte Geräte einsetzen, allerdings wurde diese im Mai 2018 novelliert und die Hersteller dürfen noch bis Anfang 2020 Geräte einsetzen, die zwar schon die Anforderungen erfüllen, aber noch nicht nach der neuen Richtlinie zertifiziert sind. Ab 1. April 2020 muss dann ein neues Zertifikat vorliegen.
Über den notwendigen Stecker wird gestritten. Der Wieland-Einspeisestecker schützt auch im ungesteckten Zustand vor Berührung der Kontakte, allerdings ist dann für den Anschluss eine entsprechende, spezielle Buchse für den Anschluss notwendig. Nach Auffassung der Deutschen Gesellschaft für Solarenergie ist allerdings unerheblich, ob das Balkonkraftwerk mit Schukostecker oder Einspeisestecker ausgerüstet ist. Der eingebaute Netz- und Anlagenschutz im Wechselrichter verhindere, dass die Steckerkontakte Strom führen, wenn keine Netzspannung anliegt, so dass keine Sicherheitsbedenken bestünden. Antworten zur Frage, was inzwischen legal und was noch in Diskussion ist, finden Sie ab Seite 69.
Aufgrund der ganz unterschiedlichen Optionen und Leistungsklassen ist ein Preisvergleich der Stecker-Solar-Geräte schwierig. So kostet das günstige System „MK 275 EVT“ von Carpe Diem Energy mit einer Nennleistung von 275 Watt nur 270 Euro. Es ist aber kein Befestigungsmaterial enthalten, das Anschlusskabel wird mit offenem Kabelende geliefert und der Versand kostet 45 Euro zusätzlich. Das vergleichbare System „Solar-Pac 275 basic Plug & Play“ von Infinitum kostet dagegen 349 Euro. Die Versandkosten betragen hier 29 Euro. Es müsste aber noch eine extra Anschlussleitung, zum Beispiel mit Wielandstecker für 22,50 Euro, mitbestellt werden. Für 40 Euro extra ist im Solar-Pac aber auch eine Befestigung für Flachdach, Fassade oder Schrägdach enthalten. Für einen aussagekräftigen Preisvergleich lohnt es sich somit, das gesamte System mit allen Komponenten zu konfigurieren und erst dann zu entscheiden.
Zu unserer aktualisierten Marktübersicht der Stecker-Solar-Geräte
In unserer aktuellen Ausgabe (03/2019) finden Sie ebenfalls noch den Artikel zum aktuellen Stand der Normung für Stecker-Solar-Geräte von Thomas Seltmann von der Verbraucherzentrale NRW.
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