Mit Blick auf die Energiewende stellt McKinsey Deutschland ein schlechtes Zeugnis aus. Dem aktuellen Energiewende-Index zufolge, den die Unternehmensberatung am Donnerstag veröffentlicht hat, verfehlt das Land den Großteil seiner selbstgesteckten Ziele für 2020. Gleichzeitig sei mittelfristig nach dem beschlossenen Atom- und Kohleausstieg die Versorgungssicherheit gefährdet, wenn die abgeschalteten Kapazitäten nicht rechtzeitig flexibel ersetzt würden und der Ausbau der Transportnetze nicht schneller vorankomme. Der Energiewende-Index betrachtet seit 2012 alle sechs Monate den Status der Energiewende in Deutschland entlang der drei Dimensionen des energiewirtschaftlichen Dreiecks Klima- und Umweltschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit.
Bei den CO2-Emissionen ist der mangelnde Fortschritt besonders augenfällig. 2018 lag der Wert laut Energiewende-Index trotz einer Reduktion um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr immer noch 116 Millionen Tonnen über dem anvisierten Ziel von 750 Millionen Tonnen CO2. Wenn sich Tempo der Einsparungen nicht beschleunigt, werden nach Berechnungen von McKinsey die CO2-Ziele für 2020 erst 2028 erreicht – und die Ziele für 2030 sogar erst 2046. Zudem habe bislang fast ausschließlich der Stromsektor zu den CO2-Einsparungen beigetragen, zu einem geringen Teil auch der Heizsektor. Im Verkehrssektor und in der Industrie habe sich der CO2-Ausstoß dagegen erhöht.
McKinsey schlägt vor diesem Hintergrund einen weiteren Ausbau der Erneuerbaren vor – und auch mit Blick auf die Versorgungssicherheit nach dem Ausstieg aus Kohle und Kernkraft. Zudem müssten neue flexible Kraftwerke errichtet oder vorhandene Kraftwerke als Reserve erhalten werden. Denn aufgrund der beschlossenen Abschaltung der Kohle- und Atomkraftwerke würden in Deutschland in den kommenden zehn Jahren rund 43 Prozent der gesamten gesicherten Leistung des Jahres 2018 vom Netz gehen. Ohne ausgleichende Maßnahmen sei die Versorgungssicherheit in Deutschland in Gefahr, warnt McKinsey. Modellrechnungen zufolge würden bis 2030 zusätzliche Kapazitäten von 17 Gigawatt benötigt, um die Stilllegungen zu kompensieren, Schwankungen bei den Erneuerbaren auszugleichen und Spitzenlasten abzufedern. Laut McKinsey müssen dafür zudem die Transportnetze verstärkt beziehungsweise deren geplanter Ausbau beschleunigt werden. „Läuft der Netzausbau in diesem Tempo weiter, wird das Ziel für 2020 erst im Jahr 2037 erreicht“, so die Unternehmensberatung.

Grafik: McKinsey Energiewende-Index
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Mit der Wahlentwicklung in den östlichen Bundesländern sollte man zu einem vorschnellen Aufbau der synthetischen Kraftstofftechnologien Abstand halten. Da könnte man meinen der Netzausbau würde die Ausgleichsprobleme überbrücken, nur läßt die Unternehmensberatungsagentur die Frage der Finanzierungsdetails scheinbar unberücksichtigt.
120 TWh des Stromverbrauch werden dabei sogar vergünstigt. Da wünscht man sich teils lieber in ein anderes Land, mit freiwilliger, unternehmerischer Verantwortungsübernahme für die Gesamtaufgabe, als das hier diese Unternehmen zeigen, aufgrund des globalen Wettbewerbs?
Wenn darin kein Widerspruch liegt, dann haben wir das nicht verstanden