Photovoltaik-Anlagen auf Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden sind in Berlin offenbar ein schwieriges Thema. Nachdem Schulneubauten in den letzten Jahren meist ohne Photovoltaik errichtet wurden, hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Ende März erläutert, dass das auch für die 65 Neubauten der Schulbauoffensive nicht grundsätzlich vorgesehen sei. Deren Bedenken in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit und die CO2-Bilanz teilen andere Akteure zum Glück nicht.
So melden die Berliner Stadtwerke, dass mit Tempelhof-Schöneberg nun der dritte Bezirk ein Photovoltaik-Paket mit dem Unternehmen abgeschlossen hat. Darin sind sechs Projekte gebündelt für den Bau, die Wartung und den Unterhalt von fünf Photovoltaik-Anlagen auf Schulen und einer auf einem Dienstgebäude. Der Bezirk verpachtet die Dächer für einen symbolischen Betrag an die Stadtwerke, die darauf Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 385 Kilowattpeak errichten. Die Anlagen seien so bemessen, dass zwischen 83 und 97 Prozent der erzeugten Energie direkt im Gebäude verbraucht würden, schreibt das Unternehmen. Der Bezirk pachtet die Anlagen und erzielt damit laut Wirtschaftlichkeitsberechnung einen kleinen Überschuss aus dem Verkauf des Reststroms und Einsparungen beim Stromeinkauf.
Auch Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf haben bereits solche Pakete abgeschlossen, so dass noch in diesem Jahr voraussichtlich 1050 Kilowattpeak auf 19 Gebäuden installiert werden können. Der Bau der ersten Anlagen soll schon in den Sommerferien starten, sagt Stadtwerke-Sprecher Stephan Natz. Er rechnet in den nächsten Wochen mit weiteren Unterschriften aus anderen Bezirken. Aufgrund der Berliner Verwaltungsstrukturen sei die Vorbereitung schwierig gewesen. So musste der Umgang zwischen den Bezirken und dem noch jungen Akteur auf dem Berliner Energiemarkt erst etabliert werden, so Natz.
Die Berliner Stadtwerke waren erst 2014 gegründet worden, um der Stadt wieder einen eigenen kommunalen Energieversorger zu verschaffen. Das Unternehmen investiert dabei ausschließlich in erneuerbare Energien. Es gliedert sich in zwei Teilgesellschaften – die Energiepartner- und die Kommunalpartnergesellschaft. Erstere ist als Energieversorger tätig und setzt auch Mieterstromprojekte gemeinsam mit städtischen Wohnungsgesellschaften um. Als Kommunalpartner können die Stadtwerke Projekte auf öffentlichen Liegenschaften umsetzen. Dafür kommen nicht nur Bezirksimmobilien in Frage, sondern auch landeseigene Gebäude der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) und Dächer der Wohnungsgesellschaften. „Das Potenzial in Berlin ist gigantisch“, sagt Natz. Die Bündelung von Projekten in Paketen soll die Umsetzung beschleunigen und auch wirtschaftlicher machen.
Wenn sich die Zusammenarbeit mit der Berliner Verwaltung und den Stadtwerken eingespielt hat, ist somit mit weiteren Projekten zu rechnen. Das ist auch nötig, wenn Berlin bis 2050 klimaneutral werden will. Erste Maßnahmen aus dem Masterplan Solarcity enthüllte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop von den Grünen in einem pv magazine-Interview. „Ich will eine Photovoltaik-Anlage auf jedem Neubau und auf jedem neuen Berliner Schuldach“, erklärte Pop. Somit ist wohl auch in Sachen Schulneubau noch nicht das letzte Wort gesprochen, denn gerade auf diesen Dächern ist es leicht, die Vorbildfunktion öffentlicher Gebäude wahrzunehmen und sichtbar zu machen.
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Dass irgendwelche kleine oder größere Beamte der Meinung sind „PV hat sich noch nie gerechnet“, und dann danach handeln, kann man nicht verbieten. Aber ihre Vorgesetzten, und das ist letztlich die Politik, müssen, statt sich mit kleinkarierten Machtspielchen zu beschäftigen, mehr Sacharbeit leisten und den Beamten auf die Finger schauen. In Berlin hat das ganz schön lange gedauert!
Man sieht: Die Energiewende braucht auch das Engagement vor Ort. Auch da versagt die Politik auf der ganzen Linie, weil zu wenige Politiker Ahnung haben, was geht und was gemacht werden müsste, und, das auch vor Ort bekannt zu machen, darum kümmert sich gleich gar keiner.
Schade, dass die Anlagen anscheinend auf maximalen Eigenverbrauch ausgelegt werden, und nicht auf maximal mögliche Produktion. Damit wird Stromproduktions- und Einnahme-Potential verschenkt.