Wie sich Mercedes-Benz Energy im Batteriespeichermarkt positioniert

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pv magazine: Wo sehen Sie sich Markt der stationären Batteriespeicher positioniert?
Thomas
: Die Aktivitäten zu stationären Energiespeichern haben 2015 bei der Accumotive begonnen. Die Mercedes-Benz Energy ist dann im Juni letzten Jahres ausgegründet worden, um sich stärker auf das Feld der stationären Energiespeicher zu fokussieren. Wir sind verantwortlich für die Entwicklung und die weltweite Vermarktung der stationären Energiespeicher, sowohl für private als auch für industrielle Anwendungen. Die Produktion der stationären Energiespeicher übernimmt die Accumotive für uns. Beide Unternehmen sind 100-prozentige Tochtergesellschaften der Daimler AG.

Was haben Sie auf dem Heimspeichermarkt bisher erreicht?
Thomas
: Wir haben den Vertrieb beginnend in Deutschland aufgebaut und arbeiten dabei beispielsweise mit Energieunternehmen oder Großhändlern zusammen. Wir haben mit unseren Partnern rund 700 Fachinstallateure geschult. Wir sind über die Marktentwicklung erfreut, und sie entspricht unseren Erwartungen.

Was sind die nächsten Herausforderungen?
Gaßmann
: Interessant ist, wie sich die Anforderungen weltweit entwickeln. Das betrifft sowohl die Gesetzgebung als auch die Marktmodelle. Das ist ein sehr dynamisches Feld. Darauf zu reagieren ist eine Herausforderung. Dabei reagieren wir nicht nur, sondern gestalten das Feld aktiv, indem wir die zuständigen Kanäle beraten, in Gremien mitarbeiten und Kunden sensibilisieren.

Wie sehen Sie das Thema Hochvoltbatterien?
Gaßmann
: Das ist etwas, was wir uns sehr gut ansehen. Die Logik, die dahintersteht, ist nicht wegzudiskutieren. Andererseits sind im 48-Volt-Batteriesegment sehr viele Player für Leistungselektronik und für Batterien etabliert, sodass sich die 48 Volt als Quasi-Standard herauskristallisiert haben. Wir sind aber zuversichtlich, dass das Hochvoltthema eine Veränderung am Markt bewirken wird. Wir können jedenfalls schon Hochvoltbatterien herstellen, wie wir es für Industrieanwendungen ja auch schon tun.

Sie stellen auch Batteriespeicher für industrielle Anwendungen her. Werden diese von EPC-Unternehmen eingebaut oder bieten Sie die Projektierung mit an?
Gaßmann
: Perspektivisch gibt es beide Möglichkeiten. Wir bekommen aus beiden Segmenten Anfragen. Die Bereitschaft, auf Marktentwicklungen zu reagieren, ist in dem dynamischen Umfeld notwendig. Wir machen das, was dazu führt, dass für den Kunden die beste technische Lösung entsteht.

Sie bieten die Batterie und kein All-in-one-System an. Wir hören immer wieder Klagen, dass sich bei technischen Problemen weder der Batteriehersteller noch der Hersteller der Leistungselektronik zuständig fühlt. Wie sehen Sie das? Ist das ein Grund, eventuell auch noch Leistungselektronik anzubieten?

Thomas: Ich kann nicht bestätigen, dass wir heute im Feld damit Probleme haben. Wir sind sehr zufrieden mit unserem Partner für Wechselrichter und wir haben keine konkreten Pläne, in dieses Thema einzusteigen. Wichtig ist, dass die Kundenbetreuung stimmt, unabhängig davon, ob sich ein Kunde beziehungsweise sein Installateur hilfesuchend an uns oder unseren Partner wendet. Das stellen wir in beiden Fällen sicher.

Marc Thomas, Vorsitzender der Geschäftsführung Mercedes-Benz Energy, pv magazine-Chefredakteur, Michael Fuhs, und Gordon Gaßmann, CTO Mercedes-Benz Energy, im Gespräch über das Batteriemanagementsystem (v. li. n.re). Foto: pv magazine

Was ist ein Privatkunde bereit für das Qualitätsversprechen, das Sie in den Vordergrund stellen, zusätzlich zu zahlen?
Thomas: Ich tue mich schwer, das in Prozenten auszudrücken. Aber ich bin davon überzeugt, dass sie bereit sind, eine gewisse Prämie zu zahlen. Wir setzen Automobilbatterien ein, die für ein sehr anspruchsvolles Umfeld entwickelt wurden. Unsere Kunden haben dadurch den Vorteil, an der Langlebigkeit und Qualität der Speicher zu partizipieren.

Wie viele Zyklen hält die Autobatterie im Smart, wie viele Zyklen hält der stationäre Heimspeicher? Wenn die Zahlen unterschiedlich sind, wie erreichen Sie das mit den gleichen Zellen?

Thomas: Die Batterie im smart electric drive ist ausgelegt für eine Lebensdauer von zehn Jahren, was dem Niveau konventioneller Fahrzeuge entspricht. Danach haben die Batterien je nach Nutzungsweise eine immer noch recht hohe Restkapazität und können zum Beispiel einen weiteren Lebenszyklus in einem Second-use-Batteriespeicher eingesetzt werden. Beim Mercedes-Benz Energiespeicher Home gehen wir von einer Lebensdauer von 8.000 Zyklen aus. Die Lastprofile der Batterien im sehr anspruchsvollen Automotive-Umfeld und vergleichsweise „schonenden“ stationären Umfeld sind sehr verschieden, die hochperformanten Lithium-Ionen-Zellen sind jedoch identisch.

Wie kann man Qualität nachweisen?

Gaßmann: Der Markt tritt in eine Phase ein, in der nicht mehr so viele ganz kleine Start-ups mit sehr viel Mut zum Risiko unterwegs sind. Viele Player sind seit drei oder vier Jahren im Markt etabliert und haben zum Teil sehr viel auch schmerzlich gelernt. Das führt dazu, dass die Produkte, die in den Markt kommen, jetzt eine Basisqualität haben. Die Unterschiede zwischen den Systemen zeigen sich in der Zuverlässigkeit und Langlebigkeit der Systeme im Feld. Natürlich ist es nicht leicht, die Performance der Systeme über zehn Jahre vorherzusagen. Wir können in der Produktion zeigen, an wie vielen Stellschrauben man Wert auf eine gute Umsetzung legen muss, um das vom Vertrieb gegebene Versprechen im Produkt einzulösen. Da haben wir einen wesentlichen Vorteil bei unserer Produktpalette und der Produktionstechnologie.
Thomas: Wir sehen durchaus auch Unterschiede bei den Batteriezellen von Markenherstellern. Unsere Kollegen von Accumotive haben eines der größten Testzentren für Batteriezellen in Europa am Standort Nabern bei Stuttgart. Da ist ein sehr großes Know-how vorhanden. Das Know-how macht uns sehr sicher, dass wir das Markenversprechen geben können. Wenn wir zehn Jahre Garantie auf ein Produkt geben, sind wir sehr sicher, dass wir das auch einhalten können.

Das Gespräch führte Michael Fuhs.
pv magazine hat die Produktion im sächsischen Kamenz besucht. Lesen Sie in dergedruckten Ausgabe des pv magazine oder imdigitalen Heftarchiv, was wir gesehen haben.

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