Gestern wurden mit einer viel beachteten Abschlusskonferenz in Berlin die Ergebnisse des APV RESOLAR Forschungsprojektes vorgestellt. Das Forschungsprojekt am Freiburger Fraunhofer Institut für Solare Energietechnik (ISE) kann mit hervorragenden Ergebnissen aufwarten.
RESOLAR zeigt auf, dass die landwirtschaftliche Flächeneffizienz mit Solaranlagen auf dem Acker wesentlich erhöht werden kann. Damit kann einer der Grundkonflikte in unserer Gesellschaft gelöst werden. Der hohe Flächenbedarf für die Solarstromgewinnung kann im Einklang mit der Biodiversität oder Bioenergieerzeugung Realität werden, ohne nennenswerte Einbußen in der Lebensmittelerzeugung. Bauernverband und Naturschutzverbände behaupten häufig, dass Freiflächen-Photovoltaikanlagen gutes Ackerland wegnehmen oder gar zu Bodenversiegelung beitragen würden. Beides ist schlichtweg falsch, wenn eine gemeinsame Nutzung Wirklichkeit wird. In einem dicht besiedelten Land wie Deutschland, mit hohem Flächendruck ist die Erhöhung der Flächeneffizienz besonders bedeutsam.
Der Ausbau der Dachflächen in Deutschland ist wichtig und zu beschleunigen. Aber Dachflächen alleine werden nicht ausreichen, da bei einer Energiewende zu 100 Prozent erneuerbaren Energien, Solarstrom auch für Heizungen und Verkehr benötigt wird. Freiflächenanlagen sind auf Grünflächen – mit hoher Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren – genauso erforderlich wie PV-Anlagen auf Äckern, auf denen weiterhin Lebensmittel erzeugt werden können, bestenfalls im Rahmen biologischer Landwirtschaft.
Die Forschungen brachten sehr interessante Ergebnisse hervor. So ist der landwirtschaftliche Ertrag im Verbund mit APV nicht automatisch geringer. Vielmehr können gerade in trockenen, landwirtschaftlichen Gebieten viele Synergien zur Sicherung der Lebensmittelerzeugung geschaffen werden, gerade in Zeiten des Klimawandels. Die beschattende Wirkung der Photovoltaik-Module erzeugt zudem bedeutsame Effekte im Wasserhaushalt. So kann die Bodenfeuchte in Trockenzeiten besser gehalten werden. Das hat auch positive Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel, der ja auch in Deutschland bereits vielerorts in bedrohliche Tiefen absinkt. Die höhere Feuchtigkeit im Boden leitet bei Regenfällen das Regenwasser besser ins Grundwasser. Somit wirken APV Anlagen doppelt: Sie tragen zum Klimaschutz bei durch die Erzeugung von emissionsfreiem Strom und sind gleichzeitig ein Instrument zur Anpassung an den Klimawandel, da sie in Trockenzeiten die Ernährungs- und Wasserversorgungssicherheit erhöhen können.
Agro-Photovoltaik-Anlagen haben in anderen Weltregionen wegen ihrer Synergiewirkung bereits einen höheren Stellenwert. In China stehen bereits über 1,9 Gigawatt APV-Anlagen, insbesondere in Wüstenrandgebieten. Dadurch konnten dort neue Agrarflächen erschlossen werden. In Japan, besonders in der Region um Fukushima, gibt es bedeutende Entwicklungen.
Auch die koreanische Regierung will APV großflächig nutzen, um dort der Abwanderung aus den ländlichen Räumen entgegen zu wirken und so gleichzeitig Lebensmittelerzeugung und den beschlossenen koreanischen Atom- und Kohleausstieg zu bewältigen.
Als Vorsitzender des Forschungsbeirates von RESOLAR forderte ich in meinem Grußwort den Bauernverband und die Bundesregierung auf, APV endlich aktiv politisch zu unterstützen. Es braucht eine wesentliche Erhöhung der Flächenkulisse für APV-Anlagen im EEG. Zudem müssen, wie beispielsweise in Frankreich erlaubt, auch die Agrarbeihilfen unter den APV-Anlagen gewährt und nicht wie in Deutschland verboten werden. Nur dann bekommen wir genügend Flächen für die Menge an Photovoltaik-Anlagen, die wir zur Umsetzung der Pariser Klimaschutzziele zwingend benötigen.
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com
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Warum werden keine photovoltaikanlagen über denn Autobahnen gebaut wenn soviel Platzmangel herrscht? Würde glaub ich auch die strassen schonen vor Regen Schnee und Sonneneinstrahlung.
Hab ich auch gedacht, dann fragte ich mich aber, was passiert bei einem Unfall, kein Heli kann landen.
Die Autobahnen wären natürlich eine enorme Fläche
Sehr geehrter Herr Fell,
danke für Ihren Beitrag zur Agro- Photovoltaik. Ich kann es nur unterstützen, wenn wir endlich mehr Fläche auf den Feldern für PV-Anlagen erhalten. Mich freut zu hören, das die hochgeständerten Anlagen die Doppelnutzung (Strom / Feldfrucht) zulassen und zudem in trockenen Gebieten sich positiv auf den Wasserhaushalt auswirken.
Was kann ich tun, damit dieses Anliegen weiter vorankommt?
Was muss getan werden, damit die Agrar- Subventionen auch für die PV-Genutzen Felder / Wiesen gezahlt werden?
Mit freundlichen Grüßen
A. Meinel, Markt Schwaben
Die Kosten für die zusätzliche Aufständerungen dürften viel höher sein als der landwirtschaftliche Ertrag von Feld- oder Ackerfrüchten.
Wirtschaftlich sinnvoll wäre PV nur mit Weidehaltung möglich bzw. als Auslauffläche z.B. für Geflügel.
Kommt immer darauf an
Auf minderwertigen Grenzertragsböden wovon wir in Deutschland auch genug haben,
steht der Mehraufwand der Aufständerung in keinem Verhältnis zum Entgangenen Ertrag
von Konventionellen Freiflächenanlagen.
In Osteuropa,Russland liegen noch viele Millionen ha besten Bodens Brach.
Solange macht es keinen Sinn aufzuständern.
Allenfalls in Höchstertrags oder Gartenbau Regionen.
Eine Aufständerung ist zu aufwendig und nur in der Theorie sinnvoll.
Besser sind bifaziale Module die senkrecht aufgebaut beidseitig Ost- und West arbeiten. Dadurch verschiebt sich die Lastspitze auf Vor- und Nachmittag. Die Kosten sind wesentlich geringer. Die Flächen dazwischen (je ca. 10 m) können bewirtschaftet werden. besonders in Verbindung mit Grünland geeignet. Ich bemühe mich aktuell um Pilotanlagen im Allgäu.
weitere Info`s gibt es u.a. unter https://next2sun.de/#DasKonzept
Seht bitte zu, bei aller Schlauheit, das ihr uns nicht weiter vergiftet.
@ Alexander Aberer: Ich finde das eine geniale Idee, die Autobahnen mit PV zu überdachen. Aufständerung in Verbindung mit Lärmschutz und Ausrichtung entweder Süd oder Ost/West je nach Straßenverlauf. Das könnte dann direkt und ohne Leitungsverluste mit (südlich Lübeck testweise installierten) Oberleitungen zur Stromversorgung und Ladung während des Fahrens verbunden werden…
Besser noch: Transporte zurück auf die Schiene und diese mit PV entlang der Strecke für die direkte RES Stromversorgung der Züge ausstatten. Vorteil: Die benötigte Infrastruktur (Oberleitung und ausreichend starke Ständer) existieren bereits.
Es ist vieles Gute möglich – wir müssen es nur tun!
Es macht keinen Sinn die Autobahnen zu überdachen , da genügend Flächen neben der Autobahn zu Verfügung stehen.
Mal wieder eine Schnapsidee von Herrn Fell die sehr wenig Sinn macht , da die Kosten für die zusätzliche Aufständerungen viel höher sind als der landwirtschaftliche Ertrag von Feld- oder Ackerfrüchten.
….warum solch eine komplizierte Aufständerung mit Zwangspunkten für die Feldarbeit – es gibt doch Nachführsysteme (Tracker), mit denen man denselben Nutzen erreicht und sogar den Solarertrag durch die (ein oder zweiachsige) Nachführung noch steigern kann. Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß man in hügeligem/welligen Gelände besser installieren kann und die einzelnen Tracker sozusagen wie Bäume auf dem Acker stehen!
Die Dummheit der Ökujünger und ihr religiöser Ansatz drücken sich immer wieder in neuen Schnapsideen wie dieser aus. Der Anteil an Solarstrom ist heute bereits gefährlich hoch, wir brauchen aber Regelenergie die ohne Sonne kommt, vor allem für die wahnsinnigen Anforderungen der 160kw Supercharger.
Nuklearabwärme kann Gewächshäuser beheizen und wenn der CO2 gehalt steigt können wir die Nahrung für den überbevölkerten Planeten noch 10Jahre länger produzieren.