Der Rekord hielt nur eine Woche. Mit 65 Prozent erreichten die Erneuerbaren in der Kalenderwoche zehn einen Anteil, wie sie ihn eigentlich erst 2030 haben sollten. Nur eine Woche später vermeldet Energy-Charts vom Fraunhofer-ISE nun, dass Windkraft, Photovoltaik und Co. nochmals zulegten und 66,9 Prozent in der vergangenen Woche (Kalenderwoche elf) verzeichneten.
Allein die in Deutschland installierten Windkraftanlagen trugen 49,6 Prozent zur Nettostromerzeugung bei. Die Biomasse lag bei 7,6 Prozent, die Photovoltaik-Anlagen erzeugten 4,9 Prozent. Die Wasserkraft kam auf einen Anteil von 4,7 Prozent.
Angesichts des hohen Erneuerbaren-Anteils bleibt nicht mehr viel für die atomaren und fossilen Kraftwerke. Die AKW verzeichneten in der vergangenen Woche dabei einen Anteil von 12,4 Prozent, die Braunkohlekraftwerke von 10,4 Prozent und die Steinkohlekraftwerke von 4,6 Prozent. Die Gaskraftwerke trugen 5,3 Prozent zur Nettostromerzeugung bei, wie aus den aktuellen Zahlen von Energy-Charts hervorgeht.
Die hohe Einspeisung der Windkraftanlagen in diesem Monat hinterlässt auch Spuren an der Strombörse. Bereits drei Mal waren im März negative Strompreise zu verzeichnen. Zuletzt am vergangenen Sonntag durchgehend zwischen 0 und 17 Uhr. In dieser Zeit erhalten die Betreiber von EEG-Anlagen in der verpflichtenden Direktvermarktung keine Vergütung für ihren eingespeisten Strom.
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Die Aussage „Mit 65 Prozent erreichten die Erneuerbaren in der Kalenderwoche zehn einen Anteil, wie sie ihn eigentlich erst 2030 haben sollten“ stimmt so nicht, weil das Ziel für 2030 ist 65 % im Jahr zurreichen, und nicht nur in einer Woche. Und davon werden wir 2019 weit entfernt sein
Ja. Um es genau zu sagen: Auf Jahresbasis sind wir 2018 bei 40%, was bedeutet, dass wir in zwölf Jahren (2019+2030 inklusive) noch 25% zulegen müssen, also 2,1% pro Jahr, was etwa der bisherigen jährlichen Zunahme entspricht.
Dabei sind folgende Effekte erschwerend zu berücksichtigen: Wenn die Sektorenkopplung etwas greift, dann wird der Stromverbrauch zunehmen. Diese Zunahme muss natürlich durch Erneuerbare erfolgen, sonst hat es ja keinen Sinn.
Sparen („Effizienz“) traut sich die Politik nicht vorzuschreiben, da wird nichts zu erwarten sein.
Sektorenkopplung, bei der nicht nur Strom zum Betrieb von Wärmepumpen eingesetzt wird, sondern auch Brennstoffe zur Produktion von Strom und Wärme in KWK (was die PV einigermaßen sinnvoll jahreszeitlich ergänzen würde), scheint auch keine Lobby zu haben.
Da wir schon heute einen Teil des Erneuerbaren Stroms abregeln müssen (ca. 3%), wird weiterer Zubau diesen Anteil erhöhen. Um trotzdem den Anteil des verbrauchten erneuerbaren Stroms zu halten, wird man entweder mehr zubauen müssen, oder parallel in Speicher investieren. Vielleicht gelingt es ja auch, einen Teil des Biogases stärker bedarfsorientiert einzuspeisen.
Es ist eigentlich ganz klar, was wir machen müssten, aber die Politik lässt es laufen oder legt sogar Steine in den Weg: Probleme werden überbetont, Chancen nicht ergriffen.
Und von 2030 sind wird noch viel weiter entfernt.
Es war ein stürmischer Monat. Der Hauptanteil lag deshalb auch bei der Windenergie.
Wie man sagt: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer
Das beweist noch gar nichts Ein einziger Monat ist nicht aussagekräftig. Nicht immer sehr so viel Wind.
Große Freude über das Erreichte angesichts symbolträchtiger Werte (quasi „zwei Drittel von Deutschland“) darf den nüchternen Blick auf die Realität nicht verblenden:
Wir schaffen es trotz über 20jähriger Bemühungen zur Energiewende noch immer nicht, selbst in ganz kurzen Spitzenzeiten mehr als zwei Drittel der Nettoerzeugung erneuerbar zu decken. Von einer vollumfassenden, sprich ganzjährigen, weitgehenden Versorgung ganz zu schweigen.
Das Dramatische daran: Innerhalb der nächsten 3 Jahre müssen wir den derzeitigen Kernenergieanteil auch irgendwie ersetzen, innerhalb der nächsten 2 Jahrzehnte auch die ganze Kohle. Und zusätzlich stellen wir derzeit Hunderttausende von Heizungen auf Strom um (Wärmepumpe etc.) und in ein paar Jahren dürsten zusätzlich noch Millionen Elektroautos nach Strom. Sinn macht das alles nur, wenn wir all diese Verbraucher weitgehend mit erneuerbarem Strom versorgen. Und da gibt es noch sehr viel zu tun. Vielleicht mehr, als je zuvor.
Beides stimmt! Wir sind weit hinter den eigentlich notwendigen Zielsetzungen zurück UND wir freuen uns trotz dieses Wissens über solche Wochen und solche Grafiken sehr! Letztere verwenden wir durchaus ohne Manschetten im täglichen Strassen-Kampf um die Köpfe und Meinungen unserer Mitbürger. Denn dort würden (sachlich fundierte, hier vorgetragene) Bedenken und Einwendungen mehr verwirren als notwendig. Wenn man dann aber `mal mit jemand wirklich im Gespräch ist, packt man die weniger guten Fakten natürlich auch aus, spricht das oben Angeführte an und vergisst auch nicht, zu erwähnen, dass es bei den grössten Erfolgen bisher nur um Strom geht, dass der Wärme- und Verkehrssektor aber weitaus schlechter dastehen. Aber zuerst postet man immer besser die Erfolgs-Story.
Alles richtig erfasst und beschrieben. Zusehends lächerlich wird die gesamte Anstrengung, wenn das alles nicht europäisch gedacht und gehandelt wird. Geradezu grotesk sind doch die Zustände bei den Nachbarn, die östlicherseits im Braunkohlemorast versinken und westlich die Atomkraft schön vor sich her produziert (CO2-frei, mehr oder weniger) und man sich Energiewende a la Germany nicht leisten kann und will, hierzulande aber alles abgeschaltet und runtergefahren wird, ohne irgendeinen Masterplan zu haben. Die Sahnehaube bei all der politischen Ahnungslosigkeit ist die Elektromobilität mit den SUV-Panzern und deren 600KG-Batteriepaketen. In den Städten werden die Strassen immer mehr verdichtet durch diese Monster für Immobilienhaie, golfspielende Finanzoptimierer und Gelegenheitsjäger. Und VW nun im Gewand und Gestus des Heilsbringers, noch im Rauch des Abgasbetruges steckend. Oder: Vom Saulus zum Paulus.
Wenn es nicht so traurig wär, könnt man drüber lachen.