Einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsunternehmens Prolytics und des Bundesverbandes der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zufolge würde es 65 Prozent der Befragten vorziehen, ihr Elektroauto daheim zu laden. 15 Prozent bevorzugen öffentliche Ladesäulen, nur sieben Prozent das Laden bei ihrem Arbeitgeber.
Der BDEW leitet aus diesen Zahlen die Forderung ab, Hindernisse beim Aufbau privater Ladeinfrastruktur zügig zu beseitigen. Vor allem müsse das Miet- und Wohneigentumsrecht angepasst und auch über eine finanzielle Förderung nachgedacht werden. Besonders Mieter in Mehrfamilienhäusern und Wohnungseigentümer hätten rechtlich oft noch keine Möglichkeit, eine eigene, private Ladestation an ihrem Stellplatz zu installieren. Das Bundesjustizministerium hat zwar bereits einen ersten Entwurf für die Änderung des Miet- und Wohneigentumsrechts erstellt. Diesen gelte es nun zeitnah umzusetzen.
Allerdings sind längst nicht alle Verteilnetze für eine wachsende Zahl privater Ladestationen gerüstet. Probleme könnten mancherorts dann auftreten, wenn eine größere Zahl von Fahrzeugen gleichzeitig geladen wird. Eine Metastudie des Forums Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE|FNN) und BDEW empfiehlt ein ganzes Bündel an Maßnahmen, um Engpässe zu vermeiden. Dazu zählt zum Beispiel die Entwicklung von Konzepten zur Ladesteuerung, bei denen Lasten dynamisch an die Netzkapazitäten angepasst und bestehende Netze besser genutzt werden könnten. Auch Marktpreise könnten verwendet werden, um die Ladevorgänge an die Netzsituation angepasst zu steuern. Wenn die Optimierung nicht stattfinde, müssten Netze ausgebaut werden. Die Studie zeigt auch, dass die Netzauslastung lokal und situationsbedingt sehr verschieden sein kann. Ein Faktor sei hier, wie viele Photovoltaik-Anlagen vor Ort ins Verteilnetz einspeisen.
Was mit einer Ladesteuerung möglich ist, erprobt die EnBW-Tochter Netze BW – die für die Verteilnetze in weiten Teilen Baden-Württembergs verantwortlich ist – derzeit in Ostfildern bei Stuttgart. Dort hat das Unternehmen zehn Einfamilienhäuser mit Ladestationen ausgestattet und den Bewohnern Elektroautos zur Verfügung gestellt. Netze BW testet hier mehrere Ladestrategien. So können die Teilnehmer zum Beispiel über eine App angeben, bis wann die Akkus ihres Autos voll geladen sein sollen. Das Unternehmen erstellt dann für alle Autos einen Ladefahrplan, der die Netze möglichst wenig belastet.
Alternativ wird die Ladeleistung automatisch gesenkt, wenn in den Leitungen Spannungsabfälle auftreten, weil zu viele Autos zur gleichen Zeit am Netz hängen. Zudem hat Netze BW stationäre Batteriespeicher installiert, die tagsüber geladen werden, um abendliche Lastspitzen zu kappen.
Nach Angaben des Unternehmens zeige sich bereits, dass Lademanagement und Speicher gut geeignet seien, um die Netze zu entlasten. Doch ganz ohne Netzausbau werde es nicht gehen. Denn manche heute schon gut ausgelastete Netze kämen an die Grenze ihrer Kapazität, wenn dort nur drei Elektroautos zur gleichen Zeit mit 22 Kilowatt laden. Gesteuertes Laden und Speicher reichten da nicht aus, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Insgesamt 500 Millionen Euro will das Unternehmen bis 2025 investieren, um seine Netze auf die Elektromobilität vorzubereiten.
Nach einer Kurzstudie der TU Braunschweig sind Photovoltaik-Anlagen in Kombination mit Speicher geeignet, um Ladepunkte im Ortsnetz komplett zu versorgen und damit einen Netzausbau auf Verteilnetzebene überflüssig zu machen. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) sieht dafür Rückenwind aus Brüssel, da die EU eine Doppelbelastung von Speichern bei der Erbringung von Netzdienstleistungen abschaffen will.
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