Tier-1-Einstufung nicht streng genug – Kriterien für die Modulauswahl

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Wenn Module in großen Photovoltaik-Projekten die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen, wenn die Ausfälle sich häufen oder die Performance zu wünschen übrig lässt, dann ist es für alle Beteiligten schädlich. Der Investor und Betreiber erleidet Ertragseinbußen, der Errichter muss Garantien einlösen und so gut es geht vom Hersteller oder Lieferanten zurückfordern. Um finanzielle oder Imageschäden zu vermeiden, versuchen EPCs möglichst genau herauszufinden, welcher Hersteller mit welchen Methoden gute Module produziert und welche Produkte aus welchen Fabriken sich als verlässlich erwiesen haben. Doch wie viel Aufwand ist nötig und welche Kriterien haben sich als wichtig erwiesen? Wir sprachen im Vorfeld zum pv magazine-Webinar am kommenden Mittwoch mit Lars Josten, Geschäftsführer von Pfalzsolar, das Initiativpartner des Webinars ist.

pv magazine: Welche Risiken gehen EPC-Unternehmen ein, wenn sie keinen geprüften Qualitätsmanagementprozess haben?

Lars Josten: Eine Sicherstellung der Qualität der Module ist unumgänglich, wenn ein EPC keine unkalkulierbaren Risiken eingehen und neben finanziellen Risiken auch Imageschäden vermeiden möchte. Diese Risiken sind alleine durch die Gewährleistung, wir bieten mindestens zwei Jahre, sehr groß. Zwar gelten gesetzlich ebenfalls zwei Jahre Gewährleistung für die Module, danach greifen lediglich noch die Produkt- und Leistungsgarantie, die je nach Hersteller stark in den Details abweichen können. Aber gerade unter Berücksichtigung der immer stärker werdenden Anforderungen von Performance-Ratio-Garantien (auch über die zwei Jahre hinaus), muss sich der EPC absichern.

Für kleine Projekte entscheidet oft der gute Name des Herstellers. Die Kriterien für eine Tier-1-Einstufung eines Modulherstellers durch Bloomberg New Energy Finance gelten als streng. Dennoch gibt das Unternehmen selbst an, dass sich Investoren bei der Entscheidung für ein Modul, nicht allein darauf verlassen sollte. Welche weiteren Quellen ziehen Sie für die Auswahl heran?

Ich bin nicht der Meinung, dass es sich bei der Tier-1-Einstufung um eine strenge Auswahl handelt. Tier-Rankings haben eine starke Verwendung in der Zulieferindustrie der Automobilbranche. Nimmt man sich dies als Beispiel, wundert man sich zwangsläufig wie „minimal“ die Richtlinien von Bloomberg New Energy Finance sind. Bloomberg New Energy Finance weist ausdrücklich und „strongly“ daraufhin, anstelle des Rankings einen renommierten PV-Consultant zu nutzen. Für uns ist eines der wichtigsten Auswahlkriterien der finanzielle Background des Unternehmens. Wir haben in Deutschland erlebt, wie schnell sich der Photovoltaik-Herstellermarkt konsolidiert hat. Gleiches ist auch in China zu erwarten – dies ist gerade im Hinblick auf 20-jährige Garantien sehr wichtig.

Wie schätzen Sie Modultests durch Prüfinstitute und Zertifizierer ein. Lassen Sie sich von Rankings beeinflussen?

Ich persönlich bin über jeden Modultest froh, denn es gibt immer neue Impulse. Man lernt nie aus und bekommt so immer wieder neue Kandidaten auf den Schirm.

In unserem Webinar am 20. Februar werden sie eine Checkliste von 21 Kriterien für den Vergleich von Modulherstellern vorstellen. Wie viele dieser Kriterien überprüfen Sie in der Projektplanungsphase selbst an einzelnen Modulen im Labor?

Keines davon. Es handelt sich um eine „klassische“ Festlegung von Qualitätskriterien, die im ersten Schritt entscheidend für uns sind.

Probleme zeigen sich oft erst nach Jahren. Wie können Sie verifizieren, dass Ihre Kriterien gut sind?

Da sich die Modultechnik und auch die Analyse verändern, können wir Probleme nicht ausschließen und genau deswegen sollte man einen guten Rahmenvertrag haben. Unser Ziel und das Ziel des Lieferanten sollten möglichst übereinstimmen, denn nur so holen beide das Optimum für den Investor heraus.

Neben Lars Josten sprechen wir Webinar auch mit Lars Podlowski, Vorstand beim PI Berlin. Sein Unternehmen ermöglicht es Investoren Module aus bestimmten auditierten Produktionslinien zu erwerben und versucht so, das Risiko beim Einkauf zu senken. Außerdem erläutert Dirk Voges, Partner bei Weitnauer Rechtsanwälte, wie Verträge ausgestaltet sein sollten, um sich im Schadensfall gut abzusichern.

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