An der Verfügbarkeit von Rohstoffen wie Lithium, Kobalt und Nickel wird die weltweite Ablösung von Benzin- und Dieselfahrzeugen durch Elektroautos nicht scheitern – das ist ein zentrales Ergebnis einer Kurzstudie, die das Öko-Institut jetzt veröffentlich hat. Deutlich problematischer dürften dagegen fehlende Kapazitäten für die Batteriezellproduktion werden. Der prognostizierte Bedarf liegt um ein Vielfaches höher als der gegenwärtig geplante Ausbau der Kapazitäten, so die Studie.
Das Autorenteam des Öko-Instituts hat zunächst untersucht, wie hoch der Anteil der Elektroautos an den neu verkauften Fahrzeugen sein muss, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Danach müssen 2030 die Hälfte aller neuen Autos mit elektrischen Antrieben unterwegs sein, 2050 sogar sämtliche PKWs. Ein Alternativszenario – dem eine maximale Temperaturerhöhung von zwei Grad bis 2100 zugrunde liegt – kommt für 2030 auf einen Anteil von 30 Prozent und für 2050 auf 80 Prozent.
Daraus folgt für das erste Szenario im Jahr 2030 ein globaler Bedarf an Batteriekapazitäten in Höhe von 1500 Gigawattstunden und für das zweite Szenario von 1000 Gigawattstunden. Bis 2050 steigt der Bedarf auf 6600 Gigawattstunden beziehungsweise 3500 Gigawattstunden. Gegenwärtig geplant ist aber nur eine Produktionskapazität für Batteriezellen von 313 Gigawattstunden im Jahr. Derzeit die favorisierte Technologie für die Akkus der Elektroautos sind Lithium-Ionen-Batterien. Diese Technologie dominiert derzeit auch den Markt für Photovoltaik-Heimspeicher.
Mit dem Markthochlauf der Elektromobilität steigt der Bedarf an Lithium und Kobalt rasant an. Auch Nickel, Kupfer, Graphit und Silizium werden deutlich stärker nachgefragt. Damit verbunden kommt gern die Frage auf, ob die Rohstoffe irgendwann ausgehen könnten. Angesichts der ausreichend hohen Reserven und Ressourcen schließen die Forscher des Öko-Instituts eine physische Verknappung aus. Allerdings könnte es unter Umständen temporär zu Engpässen kommen.
Recycling gewinnt an Bedeutung
Große Bedeutung messen die Experten des Öko-Instituts dem Recycling bei: Zehn Prozent der Nachfrage nach Lithium, Kobalt und Nickel könne 2030 durch eine konsequente Verwertung ausgedienter Batteriespeicher gedeckt werden. Bis 2050 könnte der Anteil auf 40 Prozent steigen. „Gerade für Europa ist das Recycling der Lithium-Ionen-Batterien eine strategische Notwendigkeit zur Minderung von Rohstoffabhängigkeiten“, heißt es in der Studie.
Zudem plädieren die Autoren für den Aufbau einer europäischen Zellfertigung, um sich aus der Abhängigkeit von asiatischen Herstellern zu lösen. Um Deutschland als Leitmarkt für Elektromobilität zu etablieren, müsse auch die Wertschöpfung überwiegend hierzulande angesiedelt werden, so die Experten. Das sieht auch die Bundesregierung so. Sie will 500 Millionen Euro investieren, um mit dem Aufbau einer „Forschungsfabrik Batterie“ die Voraussetzungen für eine konkurrenzfähige industrielle Lithium-Ionen-Batteriezellfertigung in Deutschland zu schaffen.
Das Öko-Institut hat die Kurzstudie im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojektes „Fab4LiB“ erstellt.
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Ich entnehme aus der Studie, das ein Elektroauto gegenüber einem konventionellen Fahrzeug einen Mehrbedarf beim Rohstoff Kupfer hat, da Kupfer auch für die Herstellung der Li-Ionen-Batteriezellen gebraucht wird. Allein der sich für diese Verwendung ergebende Kupferbedarf wird betrachtet. Wie sinnvoll ist es nun, nur diesen Teilbedarf und nicht den GESAMTEN Mehrbedarf, der aus der Produktion von Elektroautos resultieren wird, zu analysieren. Dieser ist ja sicherlich sehr erheblich größer, da Kupfer zusätzlich in signifikantem Maße für den Antriebsmotor, zusätzlichen Kabeln und schließlich auch beim Zusammenschalten der Zellen zum Batteriemodul benötigt wird.