Mainova bei Photovoltaik-Mieterstrom ganz vorne

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Mainova gehört nach einer Erhebung von Harald Will, Urbane Energie, zu den Unternehmen, die mit am meisten Photovoltaik-Mieterstromprojekte umgesetzt haben. Das Unternehmen hat bisher 160 Anlagen mit über drei Megawatt Leistung errichtet. Das ist gemessen an der Zahl der Einwohner immer noch nicht viel, aber nach Wills Einschätzung ist es mehr als ein guter Anfang. Es komme auch darauf an, dass die Verantwortlichen dem Mieterstrom die zur Umsetzung erforderliche Zeit geben. Für pv magazine ist das ein Anlass, Mainova-Vorstand Norbert Breidenbach zu seiner Einschätzung zu befragen.

Mainova-Vorstand Norbert Breidenbach

Foto: Mainova

pv magazine: Seit wann bieten Sie Mieterstrom an?

Norbert Breidenbach (Foto): Die Idee, auch Mietern die Möglichkeit zu bieten, vor Ort erzeugten Sonnenstrom selbst zu nutzen und damit am zukunftsweisenden Umbau der Energieversorgung aktiv zu partizipieren, ist noch relativ jung. Wir haben uns ab 2014 intensiv mit ihrer Umsetzung beschäftigt und 2015 in Frankfurt die ersten Projekte dazu realisiert. Damals gehörten wir zu einem der ersten Anbieter, die das Thema Mieterstrom in größerem Maßstab verfolgt haben. Inzwischen bieten wir seit rund drei Jahren verschiedene Lösungen zur Eigennutzung von Photovoltaik-Strom an. Neben Mieterstrom gehören dazu auch Pacht- und Kaufmodelle für Gewerbetreibende sowie Lösungen mit Batteriespeicher für Privatkunden.

Was ist Ihre Bilanz nach rund einem Jahr Mieterstromzuschlag? Ist die Förderung des Photovoltaik-Mieterstroms für Sie ein Grund, sich zu engagieren?

Mainova hat in der Vergangenheit keine Förderung aus dem Mieterstromgesetz in Anspruch genommen. Das liegt daran, dass wir bereits vor Inkrafttreten des Gesetzes mit einem eigenen Mieterstrommodell gestartet sind. Dieses entsprach nicht den Förderanforderungen, da das Mieterstromgesetz erst später gestartet ist. Perspektivisch planen wir aber, Anpassungen vorzunehmen, um Förderungen für die Umsetzung einsetzen zu können.

Schließen Sie sich dem Eindruck vieler Experten an, dass Mieterstrom nicht richtig vorankommt? Wenn ja, woran liegt es?

Insgesamt kommt der Ausbau der Photovoltaik im urbanen Raum im Vergleich zu ländlichen Regionen immer noch zu langsam voran. Mainova geht hier als Marktführer bei Photovoltaik-Mieterstromanlagen mit gutem Beispiel voran. Wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren 160 Photovoltaik-Anlagen für Mieterstrom in Frankfurt ans Netz gebracht. Dass Mieterstrom noch nicht den gewünschten Erfolg hat, hängt auch damit zusammen, dass die gesetzlichen Regelungen für selbstgenutzten PV-Strom in Mehrfamilienhäusern so viel komplizierter sind als bei einem Eigenheim. Ein wesentlicher Unterschied besteht in der vollen EEG-Umlage, die beim Mieterstrom auf jede selbst verbrauchte Kilowattstunde anfällt und diese entsprechend verteuert.

Wenn alle Energieversorger agierten wie Sie, käme Mieterstrom dann voran? Machen Sie etwas anderes als viele andere Energieversorger?

Wie andere Unternehmen an das Thema Mieterstrom herangehen, entzieht sich meiner Kenntnis. Bei Mainova ist die traditionell enge Zusammenarbeit mit der regionalen Wohnungswirtschaft hilfreich bei der Umsetzung von Mieterstromprojekten, beispielsweise über das von Mainova initiierte Immo-Netzwerk Rhein-Main zur Steigerung der Energieeffizienz. Auch hilft uns das im Mainova-Konzern gebündelte Know-how von Produktentwicklung und Vertrieb über die technische Umsetzung vor Ort bis hin zu Messung und Bilanzierung.

Warum engagieren Sie sich im Mieterstrom stark?

Auslöser unseres frühzeitigen Engagements für Mieterstrom war ein von der Stadt Frankfurt erstelltes Solarkataster, das das Potenzial für Photovoltaik für Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet untersuchte. Im Zuge dessen entstand bei Mainova die Idee für ein Geschäftsmodell mit Mieterstrom, das gleichzeitig die Klimaschutzziele der Stadt unterstützt.

Ist es auch Kundenbindung, die Sie erreichen wollen?

Kundenbindung spielt beim Mieterstrom selbstverständlich auch eine Rolle. Denn die Identifikation der Hausbewohner mit unserem Mieterstrommodell ist erfahrungsgemäß sehr hoch. Oft hilft dabei auch der „Flurfunk“ mit. Durch die Weiterempfehlung des Nachbarn kommen auch nach einem halben oder ganzen Jahr noch Kunden dazu. Zudem nehmen die Kunden positiv wahr, dass Mainova mit dem Engagement für Mieterstrom die Energiewende direkt vor Ort vorantreibt und damit auch den Klimaschutz und die Klimaschutzziele der Stadt Frankfurt unterstützt.

Spielen zusätzliche Einnahmen eine große Rolle?

Unser Engagement für den Klimaschutz muss auch wirtschaftlich darstellbar sein. Vor diesem Hintergrund basiert unser Mieterstromtarif auf einem langfristigen Geschäftsmodell, dass die Refinanzierung unserer Investitionen in Planung, Bau und Betrieb der Photovoltaik-Anlagen berücksichtigt.

Wie aktiv gehen Sie vor – suchen Sie gezielt Projekte, oder warten sie, bis von Eigentümern Anfragen kommen?

Unsere Projekte ergeben sich zum größten Teil aus bereits bestehenden Kooperationen mit unseren Partnern aus der Wohnungswirtschaft.

Wie groß ist der Prozentsatz, wo Sie auch Eigentümer der Immobilie sind?

Mainova ist bei den Mieterstrommodellen fast immer Eigentümer der Photovoltaik-Anlagen, nicht aber der Gebäude. Für die Nutzung der entsprechenden Dachflächen zahlen wir eine Pachtgebühr an den Eigentümer.

Wenn ich die Daten aus der Studie von Urbane Energie nehme, ist die durchschnittliche Mieterstromanlage 15 Kilowatt groß, das sind rund 1,6 Kilowatt pro Anschlusspunkt. Das sieht nach kleinen Anlagen aus. Liegt das daran, dass die Dächer nicht mehr hergeben?

Die zur Verfügung stehenden Dachflächen sind nur teilweise das Problem. Neben der Beschaffenheit der Dächer mit Dachluken und -gauben macht auch die enge Bebauung in Frankfurt größere Anlagen teilweise nicht möglich. Hinzu kommen der zu erwartende Verbrauch und das Nutzerverhalten, die häufig eine eher geringere Auslegung der Anlagen sinnvoll machen. Begrenzungen in der Größe bedingen sich zudem dadurch, dass die Leistungen mehrerer Photovoltaik-Anlagen auf einem Dach summiert werden, auch wenn diese unterschiedliche Einspeisepunkte haben. Da jedoch der Strom von Photovoltaik -Anlagen ab 100 Kilowattpeak (in Summe) direkt vermarktet werden muss und dies sehr aufwendig für den Betreiber ist, sind die einzelnen Anlagen auf jeweils einem Dach so ausgelegt, dass sie zusammen genommen diesen Wert nicht überschreiten.

Wie nehmen die Mieter den Mieterstrom an? Welcher Prozentsatz an Mietern, die am Mieterstrom teilnehmen können, wählen diese Option?

Das Angebot des vor Ort erzeugten, vergleichsweise günstigen Ökostroms wird sehr gut angenommen. An den Standorten, an denen wir entsprechende Photovoltaik-Anlagen installiert haben, entscheiden sich rund 60 Prozent der Haushalte für unseren Mainova-Mieterstromtarif.

Sind Sie mit dem Mieterstrom für den Kunden auch günstiger als die besonders günstigen Stromanbieter?

Unser Mieterstromtarif „Mainova Strom Lokal PV“ ist derzeit mit 27,27 Cent je Kilowattstunde plus 79 Euro Grundpreis (brutto) der günstigste Ökostrom-Tarif der Mainova. Auch gegenüber dem Grundversorgungstarif spart ein durchschnittlicher 3-Personenhaushalt mit 3.500 Kilowattstunden Jahresverbrauch über 100 Euro.

Mieterstrom und Batteriespeicher – wird das in Zukunft ein Thema? Wo sind die Synergien, wenn ich Batterien in Mietshäusern auf dem Regelenergiemarkt vermarkte?

Stromspeicher sind ein wichtiges Thema zum Gelingen der Energiewende. Die Kombination von Batteriespeichern mit Photovoltaik-Anlagen im Mieterstrommodell liegt deshalb nahe. Mainova führt zurzeit das deutschlandweit erste Pilotprojekt seiner Art dazu durch. Gleichzeitig nimmt der Batteriespeicher im Mainova-Pilotprojekt am Primärregelenergiemarkt teil und leistet so einen Beitrag zur Systemintegration. Durch die Speichermöglichkeit erhöht sich der Anteil der vor Ort als Mieterstrom genutzten Strommengen, da diese auch zur Verfügung stehen, wenn die Sonne nicht scheint. Dadurch werden auch die öffentlichen Netze weiter entlastet. Die Entwicklungen auf dem Speichermarkt lassen zudem die spezifischen Kosten aktuell weiter sinken, so dass der Einsatz von Speichern in Mieterstrom-Objekten in naher Zukunft massentauglich sein wird. Besonders im Hinblick auf bereits heute absehbare Entwicklungen wie der Elektrifizierung des Verkehrs ist der Einsatz von systemdienlichen Speichern eine logische Konsequenz.

Die Fragen stellte Michael Fuhs. Norbert Breidenbach hat sie schriftlich beantwortet.

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