Greatcell musste nach einer gescheiterten Refinanzierungsrunde nun Insolvenz anmelden. „Die Entscheidung folgte einer Reihe von unglücklichen und unerwünschten Entwicklungen in den letzten Wochen, darunter der frühzeitige Tod des Chefwissenschaftlers Hans Desilvestro bei einem Bergsteigerunfall am 10. November“, erklärte Greatcell in einer Börsenmitteilung.
Die Direktoren des australischen Perowskite-Solarzellen-Entwicklers sahen alle anderen Optionen – außer der Insolvenz – ausgeschöpft. Sie entschuldigten sich bei allen Gesellschaftern, dass sie es nicht geschafft hätten, eine ausgereifte Technologie entwickelt zu haben, die sie zu diesem Zeitpunkt zu einem überzeugenden Investment Case hätten machen können, heißt es in der Erklärung weiter. Die Insolvenz betreffe die Gesellschaften Greatcell Solar Ltd, Greatcell Solar Industries Pty Ltd and Greatcell Solar Australia Pty Ltd., nicht jedoch die 50-prozentige Tochter Greatcell Solar Materials.
Die Aktien von Greatcell sind bereits seit Ende Februar vom Börsenhandel ausgesetzt. Seither versuchte das Unternehmen, sich eine langfristige Finanzierung für den Bau einer Prototypenproduktion für Großflächendemonstration (MAD) bei CSIRO in Clayton im Bundesstaat Victoria zu sichern. Diese Anlage galt als wichtiger Validierungsschritt für eine erfolgreiche Kommerzialisierung der Perowskite-Solarzellen. Die notwendigen 25 Millionen australische Dollar für das Projekt sollten aus einer Mischung aus Kapitalinvestitionen und staatlichen Zuschüssen zusammenkommen. Doch Greatcell konnte nicht genügend Investorengelder einsammeln. Die Situation verschärfte sich, nachdem der strategische Anteilseigner Tasnee, ein Industriekonzern aus Saudi-Arabien, mitteilte, er sei nicht mehr in der Lage, Greatcell weiter finanziell zu unterstützen. Dennoch hielt der Hersteller – der früher unter dem Namen Dyesol firmierte – an seinem Streben fest, einen fortgeschrittenen, vorkommerziellen Status seiner Perowskite-Technologie zu erreichen und tätigte dafür erhebliche Investitionen.
Die Australian Renewable Energy Agency (ARENA) stellte insgesamt sechs Millionen australische Dollar zur Verfügung, um die Entwicklung einer Prototypanlage zu unterstützen, die die Herstellung von hochwertigen, großflächigen, aktuellen und Next-Generation-Perowskit-Geräten als Voraussetzung für die Großserienfertigung ermöglichen sollte. Die Finanzierung des Projekts mit dem Titel „Perowskite Solar Cell Technology – Large Area Module Development Project“ erfolgte im Anschluss an den früheren Zuschuss von ARENA in Höhe von 450.000 australische Dollar an Greatcell, um zu beweisen, dass Perowskit-Solarzellen sowohl effizient als auch stabil sind, was die potenzielle Lebensfähigkeit und Konkurrenzfähigkeit bei den Kosten der Entwicklung für die kommerzielle Produktion bestätigen sollte.
Im vergangenen Jahr erhielt das Photovoltaik-Unternehmen einen weiteren großen finanziellen Schub, indem es einen Zuschuss in Höhe von 2,5 Millionen australische Dollar zur Unterstützung eines Projekts mit dem Titel „Large Area Perovskite Photovoltaic Material Coating on Glass Substrate“ vom australischen Industrieministerium erhielt.
Es scheint jedoch, dass diese Fördermittel nicht leicht zu erreichen waren. In seiner Börsenmitteilung erklärt Greatcell, dass sein Finanzierungsmodell aufgrund des stark reglementierten Zugangs zu verfügbarer staatlicher Unterstützung – auch wegen steigender Bürokratie und Änderungen bei den Förderansprüchen nachteilig beeinflusst wurde.
Ein weiteres Hindernis waren die energiepolitischen Rahmenbedingungen der Bundesregierung, die Investitionen in erneuerbare Energien nicht unterstützen, wie das Unternehmen weiter erklärte. Dies habe den Zugang zu den australischen Eigenkapitalmärkten für Unternehmen der erneuerbaren Energietechnologien sehr schwierig gemacht.
Die Entwicklungsarbeit von Greatcell wurde weltweit anerkannt. Der chinesische Photovoltaik-Hersteller Jinko Solar gehörte zu denen, die große Hoffnungen in Greatcell setzten. Im vergangenen Jahr unterzeichneten die beiden Unternehmen eine nicht-exklusive Vereinbarung, auf deren Grundlage Jinko Solar Zugang zu den entwicklungsfähigen Perowskit-Solarzellen des Unternehmens erhielt, mit dem langfristigen Ziel, eine formelle Vereinbarung zur Kommerzialisierung der Technologie und zum Aufbau einer großtechnischen Fertigung zu treffen.
*Anmerkung der Redaktion: Es handelt sich um australische Dollar, nicht wie ursprünglich geschrieben um US-Dollar.
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Es ist erstaunlich wie hart hier das (australische) Unternehmen den Staat angeht. Wer die Firma nicht denkt sieht zudem in der Einleitung nicht sofort ob es die Bundesregierung verbockt hat oder wer.
Deysol war ja eine Art Überlebenskünstler die schon seit x- Jahren Solarzellen auf Farbbasierte avisiert haben und dann auf den Perowski- Pfad gewechselt haben. Wenn sie dort mit der technischen Entwicklung genauso (am Ende erfolglos) wie mit der Farbsolarzellen waren ist ja vielleicht doch nicht die Regierung schuld sondern der eigene Misserfolg. Sorry, aber ich bin über die 26 Jahre im Solargeschäft sehr mißtrauisch geworden wenn Unternehmen mit einem solchen Track Record am Ende vor allem eine Regierung und Bürokratie bei Fördermitteln die Schuld geben.
Also sehen wir mal ob Jinko die Firma wirklich so toll fand wie man das in Nichtssagenden Absichtserklärungen ja leicht formulieren kann. Denn dann kann das Unternehmen ja weitergehen.
In Australien wohlgemerkt.