WEMAG eröffnet Batteriekraftwerk in Schwerin

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In Schwerin ist am Dienstag der Fünf-Megawatt-Speicherkraftwerk von WEMAG eröffnet worden. Es sei Europas größter kommerzieller Batteriespeicher, teilte der Ökostromversorger mit. Er wolle damit künftig vollautomatisch kurzfristige Schwankungen der Frequenz ausgleichen, die bei der Einspeisung von Strom aus regenerativen Energien ins Netz auftreten würden. Der Bau des Batteriekraftwerks sei notwendig geworden, da die WEMAG in ihrem Netzgebiet fast ausschließlich Ökostrom verteile. „Er ist die technisch beste Lösung, um die naturbedingten Schwankungen aus regenerativer Einspeisung auszugleichen. Zudem ist das wirtschaftlich sehr attraktiv“, sagte Thomas Pätzold, technischer Vorstand der WEMAG. Bereits ab der Inbetriebnahme am Primärregelleitungsmarkt werde sich der Großspeicher rentieren. „Zukünftig soll die Batterie darüber hinaus andere Systemdienstleistungen wie Schwarzstartfähigkeit oder Blindleistung bereitstellen“, so Pätzold weiter.

Die offizielle Eröffnung wollte sich auch die politische Prominenz nicht entgehen lassen. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering, kamen nach Schwerin. „Das Batteriekraftwerk der WEMAG ist ein gutes Beispiel für das Engagement kommunaler Energieversorger für die Energiewende, welches auch andernorts in Deutschland Schule machen kann“, lobte Gabriel.

WEMAG hält Energiespeicher für nahezu unverzichtbar, wenn es um das Zurückfahren konventioneller Kraftwerke bei der Energiewende geht. Bislang hätten vor allem Kohlekraftwerke zur Stabilisierung der Stromnetze beigetragen. Ihre fehlende Flexibilität führe aber dazu, dass sie ein Vielfaches der benötigten Ausgleichsleistung produzieren müssten, was die Netze für die Einspeisung von erneuerbarem Strom blockiere. Die Folge sind erhebliche volkswirtschaftliche Schäden von etwa fünf Milliarden Euro jährlich ab 2017, wie die WEMAG auf entsprechende Berechnungen des Energieforschungszentrum Niedersachsen verweist. Batterieparks ließen sich hingegen schneller und genauer steuern. Die in Schwerin errichtete fünf Megawatt-Batterie ersetze das Regelpotenzial einer konventionellen 50 Megawatt Turbine, heißt es bei WEMAG weiter.

Eine Einschätzung, die man auch beim Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) teilt. „Solarstromspeicher sind ein unverzichtbarer Baustein der Energiewende. Die Photovoltaik kann mithilfe von Stromspeichern wichtige Systemdienstleistungen übernehmen, die bislang nur Kohle- und Atomkraftwerken zugeschrieben wurden. Solarstromspeicher tragen zur Netzstabilität bei und reduzieren Einspeise- und Lastspitzen. Und oft sind Speicher eine kostengünstige Alternative zum Netzausbau, gerade dann, wenn der Netzausbau nicht im erwarteten Umfang kommt. Das Energiewendeland Deutschland braucht intelligente Solarbatterien. Sie werden mit einem Mehr an Ökostrom immer wichtiger", kommentiert Jörg Mayer, Geschäftsführer des BSW-Solar, die Inbetriebnahme.

Die Bauzeit des Batteriekraftwerks betrug zwölf Monate und erhielt eine Anschubfinanzierung des Bundesumweltministeriums von 1,3 Millionen Euro. Younicos aus Berlin hat den Speicher schlüsselfertig errichtet. Im Inneren des etwa turnhallengroßen Gebäudes speicherten 25.600 Lithium-Manganoxid-Zellen Strom in Millisekunden. Die Batteriezellen hat Samsung SDI geliefert. Fünf Mittelspannungstransformatoren verbinden das Kraftwerk sowohl mit dem regionalen Verteilnetz als auch mit dem nahegelegenen Höchstspannungsnetz.

Michael Sterner, Professor für Energiespeicher an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg, wird mit folgender Einschätzung zu dem Batteriekraftwerk zitiert: „Aus Sicht der Wissenschaft ist klar, dass Batteriekraftwerke technisch besonders gut zur Systemstabilität beitragen können. Bei den derzeit stark fallenden Batteriepreisen wirkt ihr Einsatz kostensenkend und ist damit gesamtwirtschaftlich sinnvoll.“ Er verweist auch auf die von ihm geleiteteStudie der Agora Energiewende, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Darin „haben wir empfohlen, bestehende Märkte und neue Märkte für Flexibilität technologieoffen zu gestalten und damit den Speichern durch Abbau von Hemmnissen eine faire Chance zu geben.“ Allerdings wurde die Studie mit dem Fazit verkauft, dass in den kommenden zehn bis 20 Jahren stationäre Stromspeicher nicht wichtig seien, um Solar- und Windstrom ins Netz zu integrieren und es andere Flexibilisierungsoptionen gebe, die günstiger wären. (Sandra Enkhardt)

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