Wenn ab dem Jahr 2021 immer mehr Photovoltaik-Anlagen aus der EEG-Förderung herausfallen, wird das aus Sicht von Pricewaterhouse Cooper (PwC) den Eigenverbrauch und die Zahl der Strom-Selbstversorger deutlich wachsen lassen. 2033 könnten demnach die Betreiber von mehr als einer Million Photovoltaik-Anlagen auf den freien Strommarkt drängen. Bisher sei unklar, wie die Einspeisung und der Vertrieb dieser Energiemenge außerhalb der EEG-Förderung geregelt wird.
Der aktuellen PwC-Analyse „Energyfacts: Alte Photovoltaik-Anlagen – Ende der Förderung in Sicht“ zufolge wird es für Anlagenbetreiber häufig attraktiver sein, den Solarstrom im eigenen Haushalt zu verbrauchen, als ihn an der Börse zu verkaufen. Eigentümer von typischen Dachanlagen auf Einfamilienhäusern, bei denen die Förderung 2021 endet, könnten mit dem Stromverkauf an der Börse im Schnitt nur 163 Euro pro Jahr erlösen. Gleichzeitig könnten sie aber 533 Euro pro Jahr sparen, wenn sie den Strom selbst nutzen. Der finanzielle Vorteil falle noch deutlicher aus, wenn die Photovoltaik-Anlage mit einem Speicher kombiniert werde.
„Dank sinkender Speicherpreise ist der Eigenverbrauch mit Hilfe eines Speichers nach unseren Berechnungen ab 2021 die lukrativste Option für Betreiber typischer privat genutzter Anlagen“, sagt Norbert Schwieters, Leiter Energiewirtschaft bei PwC. In den Folgejahren werde diese Option noch lukrativer, weil die Speicherpreise auch nach 2021 weiter kräftig sinken dürften. PwC geht im Vergleich zu heute nahezu von einer Halbierung der Preise bis 2025 aus.
Laut PwC wird der wachsende Eigenverbrauch für Energieversorger eine große Herausforderung – einfach weil sie im Lauf des nächsten Jahrzehnts sukzessive weniger Strom an die Kunden verkaufen können, die sich für die Selbstversorgung entscheiden. Die Unternehmen sollten daher neue Möglichkeiten prüfen und beispielsweise als Plattformanbieter die zukünftigen dezentralen Technologien vernetzen und Produkte dazu anbieten. Neben Energieversorgern betreffe das Problem aber auch Netzbetreiber und Politik, da nach der aktuell geltenden Rechtslage Selbstversorger keine Netzentgelte zahlen. Als Folge würden diese Entgelte für die verbleibenden Stromverbraucher vermutlich steigen.
Bayern und Baden-Württemberg werden laut PwC besonders von der Entwicklung betroffen sein, da es dort besonders viele Photovoltaik-Anlagen gebe, bei denen zwischen 2021 und 2030 die EEG-Förderung auslaufe. Als regionale Spitzenreiter nennt die Unternehmensberatung die bayrischen Regionen Landau-Dingolfing, Landshut und Deggendorf, auf den weiteren Plätzen folgen Schwäbisch-Hall und Biberach in Baden-Württemberg. Auch im südlichen Niedersachsen und im nördlichen Nordrhein-Westfalen gebe es überdurchschnittlich viele Photovoltaik-Anlagen mit nur noch wenige Jahre laufender EEG-Förderung.
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Ja es ist bestimmt sinnvoll seitens der Stromanbieter über eine Stromcloud nachzudenken. Zentrale Speicher sind nicht von allen Photovoltaik leicht zu bedienen und die Kosten sind auch nicht zu vernachlässigen.
Aus Renditebetrachtungen lohnt sich PV nach EEG heute noch fast so wie vor 20 Jahren, in absoluten Zahlen natürlich nicht mehr. Dennoch erwarte ich für wirklich gute Dächer eher den Bau einer neuen PV nach EEG und Verwendung der Alten Module auf Nord-Dächern. Das würde den von PWC beschriebenen Effekt noch verstärken. Allerdings hängen solche Konzepte sicher von geeignetem Marketing der Solarteure ab. Aber diese sollten sich das Repowering nicht entgehen lassen.
Wer günstig einkaufen kann und ggf. ein bisschen was selber macht, kann heute schon Norddächer nach EEG mit knapp zweistelliger Rendite betreiben. Zumindest südlich der Mainlinie.
Nach heutigem Stand der Technik ist sicherlich ein Batteriespeicher eine bevorzugte Lösung, danach den Wechselrichter auf 0 kW Einspeisung eingestellt, die Firma schließen und sich um die andere schöne Dinge im Leben kümmern … aber vielleicht gibt es bald ein bezahlbare Lösung für die Langzeitspeicherung von Energie, bei so manchen wird der Austausch der alten Heizung sicherlich auch schon auf den Plan stehen.
Sehr guter Artikel. Der Solarenergier-Förderverein Deutschland setzt sich ebenfalls für klare Richtlinien ein, die es ermöglichen die funktionsfähigen Anlagen weiter zu betreiben, ohne dass die Betriebskosten die Renditen übersteigen.
Bei durchschnittlichen Privathaushalten ist es ohne Speicher leider meist nur möglich einen Bruchteil des Solarstromes selbst zu nutzen, weil hier gerade tagsüber wenig Strom verbraucht wird. Und selbst mit Speicher fällt meist in den Sommermonaten noch deutlich mehr Solarstrom an, als verbraucht wird. Dieser lässt sich nicht bis zum Winter speichern. Es gibt also keine echte Alternative zur Einspeisung des Überschusses.
Interessant wäre dieser Markt auch für „echte“ Öko-Strom-Anbieter, die den Betreibern im Rahmen der Direktvermarktung die Abnahme des eingespeisten Stromes anbieten könnten. (Möglicherweise in Kombination mit Stromlieferverträgen)