Im Rahmen der am Freitag endenden 35. EU Photovoltaic Solar Energy Conference (EU PVSEC) haben prominiente Vertreter der Solarbranche eine Resolution verabschiedet. Zahlreiche Becquerel-Preisträger, eine der bedeutendsten Photovoltaik-Auszeichnungen in Europa, fordern dabei den Ausbau der europäischen Produktion entlang der gesamten Photovoltaik-Wertschöpfungskette im großen Maßstab. Dies sei besonders wichtig, das Solarstrom bis 2050 eine dominierende Rolle in der Energieversorgung einnehmen werde und gerade europäische Forschungseinrichtungen bei der Photovoltaik-Technologieentwicklung führend seien. Die renommierten Wissenschaftler sorgten sich, dass die europäische Photovoltaik-Industrie, speziell die Zell- und Modulfertigung, komplett an die asiatische Konkurrenz verloren gehe, hieß es in der vom Fraunhofer-ISE am Freitag versandten Mitteilung.
Die Resolution der Becquerel-Preisträger umfasst vier Punkte. So werden die EU-Kommission sowie die Regierungen aller Mitgliedsstaaten aufgefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Wiederaufbau einer neuen, großskaligen europäischen Photovoltaik-Produktion erlaubten. Dabei solle die komplette Wertschöpfungskette abgedeckt werden, also Wafer, Solarzellen und -module. Für einen solchen Rahmen würden passende Kreditlinien, Produktionsstandorte und länderübergreifende Kooperationen benötigt, heißt es in der Resolution. Zudem sollten alle EU-Länder sich wieder aktiv für eine Unterstützung des Photovoltaik-Zubaus engagieren, etwa durch finanzielle Anreize oder Regelungen, die Photovoltaik in allen Neubauten vorschrieben. In ihrem dritten Punkt fordern die Wissenschaftler, dass mit sofortiger Wirkung ein Öko-Label für Solarmodule eingeführt werden müsse, dass auch Recyclingaspekte berücksichtige. Punkt vier der Resolution sieht vor, dass die Forschungspolitik der EU auf den Wiederaufbau der Photovoltaik-Produktion in Europa ausgerichtet werden sollte. Dies könnte etwa im Zuge des neuen Horizon Europe Programms für die Zeit 2021 bis 2027 erfolgen oder über die Finanzierung von Photovoltaik-Forschungsprojekten, die sich direkt auf Herausforderungen bei der Herstellung beziehen.
Insgesamt 16 Becquerel-Preisträger haben die Resolution unterzeichnet, darunter die Fraunhofer-ISE-Wissenschaftler Andreas Bett, Stefan Glunz und Adolf Goetzberger. Auch der diesjährige Preisträger Peter Würfel sowie Winfried Hoffmann, Wim Sinke und Richard Swanson befinden sich unter den Unterzeichnern der Resolution. Der Becquerel-Preis wird seit 1989 auf der EU PVSEC für herausragende Verdienste im Sinne der Photovoltaik von der EU-Kommission vergeben.
Zu Beginn der EU PVSEC in Brüssel am Montag war die Gründung einer neuen Allianz bekanntgeben worden: Im European Solar Manufacturing Council (ESMC) haben sich Forschungsinstitute, Maschinenbauer, Material- und Komponentenhersteller aus Europa zusammengeschlossen. Sie wollen dem Upstream-Sektor wieder eine stärkere Stimme verleihen. Auch bei ESMC steht der Aufbau von Photovoltaik-Produktionen im Gigawattmaßstab im Zentrum der Bemühungen. Das Bündnis will sich bei der Politik Gehör verschaffen, damit die notwendigen Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau der Solarindustrie in Europa geschaffen werden. Für die beteiligten Forschungsinstitute sei dies essenziell, um ihre Arbeit fortsetzen zu können und einen technologischen Vorsprung, etwa gegenüber der Konkurrenz aus Asien zu erhalten.
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Ich lese hier viel über Standards für Produkte, leider nichts über das Thema „was wollen die verschiedenen Kunden in der EU und weltweit eigentlich“.
Dabei ist die PVsec mit richtig coolen neuen Zielen gestartet- ich zitiere mal den englischen pv magazine newsletter vom 28.9.2018:
“
This week, the 35th EV PVSEC conference and exhibition opened its doors in Brussels. The opening session began with a presentation from Conference Chair, Pierre Verlinden, who described the PV industry’s current outlook as “exciting but scary”. He also made bold predictions that we will see products with efficiencies above 30% by 2022, that the PV industry will grow to a production capacity of 1 TW per year by 2028, and that prices will fall below $0.10/W by 2035.“
Wow- nochmal 50% mehr Effizienz aus die nun langsam auch in der EU Standard werdenden 310-320 WP Mono PERC Half Cell 60 Zellen Module und Preise unter 10 US- Cent! Solar ist heute schon billig und wird noch wesentlich billiger. Ich denke wir sehen die 10 US Cent schon vor 2025 und hoffe die 30% als Moduleffizienz vor 2030 als Mainstream zu haben.
Das sind die ZIel die wir gemeinsam kommunizieren sollten und dafür massive Unterstützung auf der gesamten Wertschöpfungskette in der EU einfordern.
Gemeinsam heißt für mich einen neuen und sehr viel engeren Dialog als je zuvor zwischen Wissenschaft, (EU)- Herstellern und die den Kunden in Gang zu setzen. Denn gerade durch den „solaren Bürgerkrieg“ um die Zölle haben sich die Seiten in der EU voneinander entfernt wie noch nie und so sehen heute viele die Ankündigung es neuen Verbandes und auch diesen Aufruf als Aufruf für eine neue Welle des Protektionismus- das dieser nichts bringt haben wir ausreichend gesehen am Mißerfolg der Zölle.
Es bringt aber nach vorne viel wenn also überlegt wird – gemeinsam- welche Produkte denn 2025 von den Kunden gebraucht werden. Denn die 60 und 72 Zeller um die heute gestritten wird (um den niedrigsten Preis bei guter Qualtiät) können ganz große Teile der weltweiten Potenziale an Gebäuden überhaupt oder nur sehr teuer nutzen. Von BiPV über ultraleichte Module direkt für die Dachhaut von Dächern mit schwacher Statik zu den wirklich an regionale Bedingungen angepasste Module und Anwendungen darüber hinaus haben wir nix. Leistungelektronik im Modul steht komplett am Anfang usw. – also was brauchen die Kunden 2025? Bitte stellt doch öfter diese Frage im Rahmen von alten wie neuen Herstellern und bei den Forschern- die Antworten werden zeigen das die erwähnten Produkte völlig andere Wertschöpfungsketten haben werden als die heutigen. Also auch andere Spieler und Fertigungsorte- weltweit. Viele Chancen, auch für die EU.
Und klar: Obwohl wir schon jetzt ein tolles Ökoprodukt haben können wir das besser machen und auch Vorreiter als PV Branche sein- auch im Einfordern von sozialen Standards. Beides gibt in vielen Bereichen schon- oft in der globalen Entwicklung begriffen weil es ja auch durchsetzbar sein muss in EU und Weltweit. Wenn es uns gelingt hier die besten Ansätze aufzugreifen dann wird das was- neue Alleingänge mit protektionisten Absichten werden niemand weiterbringen.
Und ja: Es wäre auch schön zu lesen wenn z.B. ein ja sehr hart wegen seiner Umweltschäden im Kerngeschäft Öl&/Gas und der Behandlung von Menschen in den Fördergebieten immer wieder scharf kritisiertes Unternehmen wie TOTAL mal 10 Milliarden Euro für eine xxx GWp Fertigungskette in der EU in die Hand nehmen würde.
Kluge Sprüche zum Thema Öko wie rund um die Gründung des neuen Verbandes sollte gerade TOTAL mit seinem Leumund beim Öl besser stecken lassen. Denn wer denkt er könne mit veralteten Fertigungen in Micky Mouse Größe und neuen versteckten Forderungen nach Protektion den Weltmarkt gestalte der wird auf extrem harten Widerstand der Kunden in der EU treffen. Und es ist auch einfach nur unglaubwürdig. Auch steht ja nach dem Scheitern u.a. von Shell und BP im PV Bereich in den Nullerjahren immer noch die Frage im Raum ob ein Ölkonzern das überhaupt hinkriegt- bisher sieht TOTAL da mit Sunpower nicht so wirklich gut aus. Spielchen mit dem Zoll in den USA und der Übernahme von Solarworld USA die sich dann sofort gegen Ausnahmen für die Solarworld D gewendet hat zeigen mir eher ein Bild von Verhinderungen denn Gestaltung. Vielleicht haben ja Umweltschützer doch Recht die schon immer behaupten die klassischen Ölfirmen würden Solartechnik noch immer nur ausbremsen wollen?
Aber vielleicht ändert sich dies ja – Raum für viel Neues ist ja da.