Julian Jansen, Senior Analyst bei IHS Markit, hat im pv magazine-Webinar mit Initiativpartner Senec Ende Juli seine Untersuchungen zu Stromgestehungskosten (LCOE) von Photovoltaik- und Speicheranlagen in Europa vorgestellt. Im Nachgang erläutert er nun die Randbedingungen und Annahmen für seine Studie und die Aussichten für die Speicherwirtschaftlichkeit, wenn der Strompreis sich stabilisiert und nicht weiter ansteigt. Weitere Details zur Wirtschaftlichkeit des konkreten Beispiel des Senec-Speichers diskutieren wir am Dienstag (11. September) in Teil zwei des Webinars.
Hier können Sie das Webinar nachsehen und die Präsentationen herunterladen.
Manche Experten gehen davon aus, dass ab Mitte des nächsten Jahrzehnts die Strompreise nicht weiter steigen oder sogar zurückgehen, da die EEG-Umlage sinken wird. Macht das Batteriespeicher nicht unwirtschaftlich?
Julian Jansen: Das entspricht so auch unseren Erwartungen. Entsprechend basieren die von uns vorgestellten Wirtschaftlichkeitsrechnungen auf einer ähnlichen Annahme. Allerdings prognostizieren wir, dass Kostenreduktionen sowohl bei Solar als auch Batteriespeichern die Wirtschaftlichkeit entsprechend gewährleisten. Schon heute, ohne die Annahme von steigenden Strompreisen, können die Stromgestehungskosten von Photovoltaik-Anlagen mit Speichern finanziell attraktiver sein. Viel wichtiger für die Wirtschaftlichkeit als die endgültigen Strompreise ist die Kostenstruktur und Abrechnung der verschiedenen Kostenelemente.
Wenn Sie davon ausgehen, dass der Strompreis ab Mitte der 20er Jahre konstant bleibt, was denken Sie, wie der Rückbau der AKWs finanziert wird? Werden diese Kosten nicht auch wieder auf den Endverbraucher übertragen, so dass auch wenn die EEG-Umlage zurückgeht die Strompreise weiter steigen werden?
Sollten die Strompreise steigen, wirkt sich dies natürlich wiederum positiv auf die Wirtschaftlichkeit von Batteriespeichern aus. Über Spekulationen darüber, wie der Rückbau der AKWs finanziert wird, kann ich mich nicht äußern. Dies ist am Ende eine rein politische Entscheidung.
pv magazine Webinar
Wie kann man eigentlich die Kapazität eines Speichers „managen“? Welche Rolle spielen Temperatur und Aufstellungsort? Ist das nicht einfach eine eingebaute Reservekapazität?
Die vielen Fragen aus dem ersten Webinar mit Senec am 25. Juli haben uns dazu motiviert, noch tiefer einzusteigen. Die Experten des sächsischen Speicherherstellers und Initiativpartners dieser Webinar-Serie werden daher in einem zweiten Webinar am 11. September die Zuschriften aufgreifen und das Kapazitätsmanagementsystem (KMS), das die neuen Geräte inklusive mitliefern, im Detail erläutern.
Außerdem wird die Wirtschaftlichkeit in absoluten Zahlen vorgerechnet, so dass der Effekt des KMS deutlicher wird. Und es gibt auf jeden Fall eine ausführliche Fragerunde in der wir auch offene Fragen aus dem ersten Webinar beantworten. Zum Beispiel:
- Kann ich genau die Kapazität nutzen, die auf dem Typenschild des Akkus steht?
- Ist es möglich, alte Systeme damit nachzurüsten und was kostet das?
- Ist das KMS patentiert?
- Sind die Zellen über 10 Jahre alterungsfrei? …
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Was sind die Randbedingungen ihrer Wirtschaftlichkeitsberechnungen?
Unsere Annahmen basieren auf Durchschnittswerten, die in der Industrie so allgemein anerkannt sind. Wir gehen von einem Austausch der Batteriemodule, des Batteriewechselrichters und der Photovoltaik-Wechselrichter innerhalb der 20 Jahre aus – die Austauschkosten basieren dabei auf unseren detaillierten Langzeitprognosen zu den jeweiligen Komponentenkosten (diese teilen wir nur mit Kunden von IHS Markit). Ein Strombedarf von 5.100 Kilowattstunden pro Jahr wird bei einem Preis von 30 Eurocent pro Kilowattstunde angenommen.
Sie rechnen optimale Speichergrößen bezogen auf die Wirtschaftlichkeit aus. Sollte ein Speicher nicht auf den Nachtverbrauch des Haushaltes ausgelegt werden? Wie verhält sich das mit Ihren optimalen Dimensionierungen?
Grundsätzlich sollte der Speicher auf den Stromverbrauch des Nutzers und die Größe der Photovoltaik-Anlage ausgelegt werden. Dazu kommt dann noch die Fragestellung was der Kunde erreichen will – niedrigste Kosten, Maximierung des Eigenverbrauchs, bester Return on Investment oder Maximierung der Autarkie. All diese Einstellungen können miteinander im Konflikt stehen und entsprechend sollte man nicht pauschalisieren.
IHS Markit prognostiziert ab 2025 einen stabilen Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde und das Ende der EEG-Vergütung. Wie viel dürfen Photovoltaik und Speicher kosten, wenn diese Parameter so eintreffen?
Pauschal kann man diese Frage nicht beantworten, da dies stark auf die individuelle Installation und Größe ankommt. Allerdings können (basierend auf den von uns errechneten Stromgestehungskosten) Speicher schon heute wettbewerbsfähig mit Netzstrom sein, entsprechend gehen wir auch ohne eine radikale Kostenreduktion davon aus, dass Speicher wirtschaftlich bleiben. Ausschlaggebend wird vielmehr sein, ob Stromkosten umstrukturiert werden. Besonders der Fixkostenbeitrag auf der Stromrechnung macht hier den großen Unterschied.
Welchen Mehrwert bietet eine Cloud oder Community für das Energiesystem?
Cloud- oder Community-Modelle können in dem Sinne einen Mehrwert schaffen, indem sie dezentrale, erneuerbare Energiequellen für den Kunden interessanter machen und somit durchaus einen Beitrag zur Energiewende leisten. Außerdem ist die langfristige Vernetzung von dezentralen Erzeugern und Speichersystemen wünschenswert, da diese Flexibilitätsleistungen für das Energiesystem erbringen können. Diese Flexibilität wird in Zukunft gebraucht werden um die Energiewende effizient zu ermöglichen. Da regulatorische Hürden den Wert solcher Flexibilität nicht entsprechend honorieren und sogar aktiv dagegen steuern, sehe ich eher einen langfristigen, als einen aktuellen Beitrag.
Lesen Sie zu diesem Thema auch den Artikel mit Webinar-Antworten von Senec-Experten: Fragen und Antworten zum Webinar „100 Prozent Kapazitätsgarantie“ mit Senec – Teil 1
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Zitat „… dass Speicher wirtschaftlich bleiben“. Soll heißen, Heimspeicher sind aktuell wirtschaftlich? Bei einer Lebensdauer von bis zu 15 Jahren dürfte ein Heimspeichersystem maximal 400 bis 500 Euro pro Kilowattstunde Kapazität kosten, um wenigstens keine finanziellen Verluste zu produzieren. Das lässt sich mit einer einfachen Überschlagsrechnung abschätzen.
Wie kommt Herr Jansen zu seiner Aussage?