Deutschland könnte sein Klimaziel 2020 noch erreichen, ohne die Versorgungssicherheit bei Strom und Wärme zu gefährden. Dies ist die Kernaussage einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) im Auftrag von Greenpeace. Es müssten nur die ältesten Braunkohle-Blöcke vom Netz gehen und die Braunkohlekraftwerke alter als 20 Jahre sollten ihre Leistung leicht drosseln. Gleichzeitig sollten Photovoltaik und Windkraft, wie im Koalitionsvertrag vereinbar, ausgebaut werden. Allein mit diesen Maßnahmen ist es der Studie zufolge möglich, die Senkung der CO2-Emissionen von 40 Prozent gegenüber 1990 bis 2020 noch zu erreichen.
In der Studie gibt es zwei Szenarien – eines mit den versprochenen Ausschreibungen für Photovoltaik und Windkraft und eines ohne diesen zusätzlichen Erneuerbaren-Ausbau. Mit den zusätzlichen Auktionen, die für 2019 und 2020 versprochen sind, aber noch kein Rechtsrahmen existiert, werden bis 2020 die Stilllegung von 14 Braunkohlekraftwerksblöcke vorgeschlagen. Sie haben zusammen eine Kapazität von 6,1 Gigawatt, also weniger als ein Sechstel der Gesamtleistung deutschen Kohlekraftwerke. Ohne Sonderausschreibung müssten die Blöcke eine Gesamtleistung von 7,4 Gigawatt haben. In der Studie wird dabei eine regional ausgewogene Verteilung bei der Abschaltung vorgeschlagen. Die Photovoltaik müsste mit Sonderausschreibungen bis 2020 auf eine installierte Leistung von 52,5 Gigawatt kommen. Für Windkraft an Land wären 60,9 Gigawatt installierte Leistung erforderlich und 8,6 Gigawatt an Offshore-Windparks bis 2020, um die Versorgung sicherzustellen.
„Wenn die Bundesregierung ihr Klimaziel ohne Not aufgibt, torpediert sie jeden internationalen Ehrgeiz, den Planeten zu kühlen“, sagt Anike Peters, Energieexpertin von Greenpeace, bei der Vorstellung der Studie am Donnerstag in Berlin. Nach ihrer Einschätzung fehlt der Regierung derzeit „allein der politische Wille“. Die technischen Möglichkeiten seien zumindest vorhanden.
Seit Jahren stagniert die CO2-Ausstoß in Deutschland auf hohem Niveau. Greenpeace sieht den Grund dafür in der hohen Stromproduktion der Kohlekraftwerke in Deutschland. Diese produzierten mehr Strom als Deutschland brauche, so die Umweltorganisation mit Blick auf die Exportüberschüsse, die seit Jahren immer neue Rekorde erreichen. „Technisch ist das Klimaziel 2020 problemlos erreichbar. Die versorgungssichere Lösung ist ein Dreiklang aus Abschaltung und Drosselung der ältesten Braunkohleblöcke sowie dem im Koalitionsvertrag beschlossenen Ausbau von Solar- und Windanlagen“, sagt Fraunhofer-IEE-Wissenschaftler und Studienautor Norman Gerhardt.
Bis spätestens 2030 fordert Greenpeace, sollte dann der vollständige Ausstieg aus der Braun- und Steinkohle erfolgen. Es gelte schnell zu handeln, da jede Verzögerung weitreichende Folgen habe. Nach der Studie zeigen Klimamodelle des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung haben ergeben, dass jede Verzögerung des Scheitelpunktes der weltweiten CO2-Emissionen um fünf Jahre einen zusätzlichen Anstieg des Meeresspiegels von 20 Zentimeter bedeuten kann, mit katastrophalen Folgen für Küsten und Inseln. „Der diesjährige Hitzesommer mit Dürre, Waldbränden und Starkregen zeigt, wie empfindlich die Natur auf die Erderhitzung reagiert“, so Peters. „Jedes Jahr, das reiche Länder wie Deutschland den nötigen Kohleausstieg verzögern, steigert die wirtschaftlichen Schäden des Klimawandels – auch in Deutschland. Die Bundesregierung sollte unseren Plan daher prüfen – und zügig umsetzen.“
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Alles schön und gut, aber ich vermisse das Thema Energiespeicherung, Durchleitungsmöglichkeit Nord-Süd, ohne diese elementaren Punkte wir der Ersatz der Kohle/Braunkohle-Kraftwerke nicht gelingen!
Es sei denn man glaubt immer noch daran, dass der Strom einfach nur aus der Steckdose kommt, in den Baumärkten gibt es ja genug davon … unfassbar !!!
Bitte Artikel genauer lesen: Reduziert werden sollen nur die Stromexporte – für Deutschland bleibt genug übrig. Die Studie schlägt außerdem eine „regional ausgewogene Verteilung“ der abzuschaltenden Kraftwerke vor. Die angesprochenen Probleme (Nord-Süd-Ausgleich, etc.) müssen außerdem gelöst werden, würden aber bei weniger Überschussproduktion für den Export geringer.
Die andere Frage ist natürlich, wie das Ausland den fehlenden Importstrom dann ersetzt. Durch Braunkohle kaum, je nach Energiepolitik des Landes wird es Kernkraft, Steinkohle oder Erdgas sein. Außerdem werden sich in unseren Nachbarländern neue Fenster zur Unterbringung von erneuerbar erzeugtem Strom öffnen, ein Fenster, das bisher durch deutschen Braunkohlestrom zugekleistert worden war. Licht und Schatten also dort, hier nur Licht.
Die Vorredner sprechen mir aus der Seele. Die Feststellung des technisch Machbaren für Deutschland der Studie dürften passen und wäre von hohem Wert.
Leider wird tatsächlich die Frage nach dem Strombezug des Auslands nicht betrachtet. Und um ehrlich zu sein zweifel ich dran, dass man die Frage der Stromversorgung überhaupt noch mit nationalem Fokus sinnvoll betrachten kann. Ebenso sinnlos wäre es dann aber auch, nur deutsche Klimaschutzziele in die Betrachtung einzubeziehen. Für das CO2 wäre es unbdeutend, wenn in Deutschland Kohlekraft vom Netz geht und dafür in Polen oder Tschechien neue gebaut würde. Man erinnere sich: Deutscher Kohletagebau in der Lausitz und Kohlekraftwerke sind an einen Investor mit tschechischem Hintergrund verkauft worden.
Ich komme bei einer Berechnung des Einflusses der zuletzt stark gestiegenen Co2-Emmissionspreise nicht so ganz zu einem passenden Ergebnis, aber ich denke, die Kohle lässt sich durch die Wettbewerbsfähigkeit der Erneuerbaren in Verbindung mit den CO2-Preisen durchaus aus dem Markt drängen.
Einer kWh-Strom wohnen bei Erzeugung im Kohlekraftwerk rund 1 kg CO2 inne.
Eine Megawattstunde Strom auf dem Spotmarkt kostet meistens zwischen 47 und 77 Euro.
1 to CO2 Emmission über Zertifikate kostet 18 Euro.
Einer Megawattstunde Strom müssten rund 1 to CO2 innewohnen. Ergo kostet die Megawattstunde schon 18 € allein wegen der CO2-Emmissionen. Dazu kommen variable Kosten für Braunkohle.
Ich komme auf rund 113 kWh Strom pro Tonne aufbereiteter Braunkohle und die kostet wohl so um die 9 Euro. Also liegen die Brennstoffkosten bei rund 80 Euro pro Megawattstunde. Deckt sich mit einer älteren Veröffentlichung des Fraunhoferinstitutes, die von 4-8 ct/kWh sprach.
Somit treiben die steigenden CO2-Preis die Kohle langsam aber sicher aus der Gewinnzone bzw. zwingen die Kohlestromerzeuger zu Preiserhöhungen die dann die Preislücke zwischen EEG-Strom und Kohlestrom weiter schließen würde. Für den Stromkunden wirkt sich die dann mögliche Senkung der EEG-Umlage preisdämpfend aus.
Eigentlich ein schönes Konzept.
Kann jemand die o.g. Berechnung verfeinern oder korrigieren?
Also Klimaschutzziel 2020 ist machbar stellt das Spitzenwissenschaftsfachinstitut fest, dass eben nicht von der Kohle-Atomwirtschaft oder der Groko bestellt erkennt.
Ich erinnere auch kurz an die vielen unsinnigen Behnderungen des EE und speziell solaren Aufbaus.
– ZB-Ausschnitt:
Zwangsverkauf von FEE am Spot-Tagesmarkt nach dem atomar-fossile teils jahre vorher am Terminmarkt verkauft haben.
– Unsinnsumlage für Solaranlagen, aber Umlage-Befreiung sogar desw Betriebsstromes für Kohle-KWs.
– Vielerlei Netzgebührn für messungen und sogar Geringstrombedarf von 1 kWh anno!
Vieles, vieles mehr ist zu nennen, für das hier kein (Lese)-Raum ist.
Auch deren viel mehr gesteigerte Aufbau wäre bis 2020 also möglich. Schon wenn die Aufbaumenge wenigstens bei den dringend geforderten 7 GW a solar statt den 2,4 GW a bestimmt würde und nicht schon ab 100 kW Börsenveremarktet werden müsste und ab 750 kW gar nur ausgeschrieben möglich ist.
Bis 1000 kW müsste dirkt vergütet aufgebaut werden und die Vergütungshöhe jährlich von Fraunhofer Fachinstituten, wie dem ISE bei PV, berechnet werden.
Dann würden Vergütungen angemessen -insbesondere bei Hausanlagen- auch angehoben, statt tricksig gesenkt.
Und die Neu-Vergütungen steigern die EEG-Umlage ohnehin kaum. Die EEG-Umlage steigt durch sachfremde Hochrechnungen, wozu schon oft geschrieben wurde.
Werde dazu auch bald veröffentlichen beim gemeinnützigem http://www.sunon.org
Das hätte sich alles kontinuierlich von selbst geregelt, wenn die EEG Neuordnung 2010 nicht gekommen wäre.
Vom IWR im Folgenden treffend beschrieben.
Zitat: Der steigende Anteil erneuerbarer Energien hat am Spot- und Terminmarkt zu immer niedrigeren Strom-Einkaufspreisen geführt. Grund ist ein von der Politik beschlossener Wechsel der EEG-Lieferung ab 2010 (Wälzungsmechanismus). Bis 2009 erhielten die Stadtwerke den EEG-Strom als sog. EEG-Stromband monatlich tatsächlich physisch geliefert, so dass die großen Vorlieferanten (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, etc.) auch faktisch weniger an die Stadtwerke liefern konnten. Seit 2010 muss der EEG-Strom an der Börse verkauft werden und das hat weitreichende Folgen: RWE, E.ON & Co. beliefern Stadtwerke seit 2010 wieder weitgehend vollständig mit konventionellem Strom, der EEG-Strom an der Börse kommt zusätzlich auf den Markt und drückt auf die Preise. Weil die Börsen-Strompreise durch den Verkauf des EEG-Stroms teilweise auf Rekordtiefs sinken, profitieren zwar die Großabnehmer und die Industrie, gleichzeitig steigen die Differenzkosten zu den Vergütungspreisen und letztendlich steigt dadurch die EEG-Umlage
Zitat Ende.
Während Kohle bis 2009 der Nachfrage angepasst werden musste, können die seit 2010 wieder unbeschadet drauf los produzieren.
Der Export blüht seit dem.
Siehe hier wie die jährlichen Exporte seit 2011 zunahmen.
https://www.solarify.eu/2017/08/25/207-zu-viel-schmutziger-strom/
Und obendrein sehr lukrativ.
Siehe hier: https://www.iwr.de/news.php?id=26696
Münster – Die deutsche Stromwirtschaft hat im Jahr 2013 mit dem Export von Strom so viel verdient wie noch nie.
Wir verdrängen bei unseren Nachbarn deren Dreckschleudern, der Dreck bleibt bei uns, und wir müssen uns vorhalten lassen, dass trotz Energiewende, wir die Klimaziele nicht erfüllen können.
Wenn nun einer glaubt die Politik hätte großes Interesse da mehr zu tun als die „Bremse“ nicht zu offensichtlich werden zu lassen, sollte wissen wer die Politik ist, die uns das erst mit der EEG Neuordnung 2010 ein geprockt hat.
Schaut mal hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Externe_Mitarbeiter_in_deutschen_Bundesministerien
Einer breiteren Öffentlichkeit wurden Personalaustauschprogramme, und die Mitarbeit Externer in Bundesministerien, durch das Fernsehmagazin Monitor am 19. Oktober 2006 bekannt. Der Beitrag wurde anmoderiert mit den Worten:
„Lobbyisten versuchen, die Politik zu beeinflussen, um ihrem Arbeitgeber Vorteile zu verschaffen. Dazu sprechen sie auch in Ministerien vor. Manche Lobbyisten haben das gar nicht mehr nötig – sie sind nämlich schon da. Ja, richtig, das ist neu: Lobbyisten haben in unseren Ministerien mittlerweile eigene Büros – Tür an Tür mit Regierungsbeamten und …mit eigener Durchwahl, und schreiben an Gesetzen mit. Bezahlt werden sie von ihren Unternehmen. Leihbeamte – gut für die Wirtschaft, schlecht für Bürger. “
Ganz herzlichen Dank für die Super-Erweiterung, Herr Diehl! So macht es Spaß!
Und dieses direkt in Gesetzestexte nach Konzerninteresse Hineinschreiben scheint gar auch KURZ VOR BUNDESTAGSABSTIMMUNG MÖGLICH ZU SEIN, soweit ich es als Bürger aus der Ferne erkennen kann.
Das betraf fast alle EEG-, wie EW-Novellen seit 2009.
Jedes mal war es so viel Text, dass er eigentlich für Niemanden überschaubar, lesbar und begreifbar war.
Aber im Nachgang gab es teils angesprochene Punkte, die nach Gestzesbeschluss anders zu lesen bzw. mitgeteilt wurden.
Welcher Parlamentarier kontrolliert die EEG- und EW-Gesetzesnovellen? Auch bei anderen Themenbereichen kam es zu Änderungen kurz vor Abstimmungen.
Änderungsbedarfe von EE-Fachleuten in Ausschußberatungen wurden hingegen oft nicht beachtet.
Fragt sich was alles von Konzernvertretern in Groko-Anträge kam. Wer prüft es?
Wer prüft überhaupt Argumente, die Gesetze begründen?
Gerade die von Ihnen auch per IWR beschriebene Wälzungsmechanismusänderung auf FDP-Ini angeregt als Verordnung vor der Sommerpause durchgewunken, wurde begründet, dass sie erhebliche Kostensenkungen für den Stromkunden schaffen würde.
Von wegen Tagesbörsenzwangsverkauf günstig für Stromkunden. Damit wurde die EEG-Umlage immer absurder fern des tatsächlichen Anlagenvergütungsbedarf gesteigert. Und auch noch durch weitere Mechanismen, von denen konkret bekannt werden sollte, wer sie verantwortlich formuliert hat.
Nur noch dieses zB: Nach § 49 EEG 2017 ist die Absenkung der Vergütungen völlig unpassend viel zu schnell und viel zu hoch vorgegeben, während die Vergütungserhöhung viel zu spät und viel geringer geregelt wird. Wer persönlich hat die formuliert, wer nicht logisch kontolliert?
UND diese falschen Mechanismen wirken bezogen auf willkürlich unbegründete Jahresaufbaumenge von 2,5 GW a, wo für PV zumindest 7 GW a, nach Sektorkopplungsstudie hwt sogar 14 GW a sinnvoll aufzubauen wären; ja auch um den 100%-Aufbau schnell zu schaffen, um die unnötigen Dumm-Kosten des doppelt bezahlten atomar-fossilen Stromes mit seinen vielen versteckten Schadenskosten, wie dem eigentlich einsparenden erneuerbaren Stromes, zu vermeiden.
UND nochmals: Es geht hier darum, ob es Bürgern und sozial verantwortlichen Verwaltungen per Kosten leicht ermöglicht wird Aufbau zu bezahlen oder vielfältig verunsichernd erschwert wird!