Die deutschen Übertragungsnetzbetreiber Tennet, TransnetBW und 50 Hertz haben eine europaweite Ausschreibung für Gleichstrom-Erdkabel gestartet. Es handelt sich um die beiden Verbindungen „Suedlink“ und „Suedostlink“, die weltweit zu den größten Erdkabelprojekten gehörten, hieß es von den Netzbetreibern. Die Ausschreibung erfolge über die europäische Plattform https://ted.europa.eu. Der Vergabeprozess werde dabei voraussichtlich bis Ende 2019 laufen, auch um den Herstellern genügend Vorbereitungszeit zu geben. Es handele sich um eine technologieoffene Ausschreibung. So gebe es keine Vorfestlegung auf die Spannungsebene. Zur Auswahl stehen neben den in Deutschland bereits eingesetzten 320-Kilovolt- auch die 525-Kilovolt-Kabel, für die es mittlerweile Anbieter gibt, die sich aber noch in Präqualifizierungstests befinden, wie es weiter hieß.
Ab 2025 sollen über den „Suedlink“, für dessen Realisierung Tennet und TransnetBW verantwortlich sind, und dem „Suedostlink“ von Tennet und 50 Hertz der Windstrom aus dem Norden in die Ballungsräume Bayerns und Baden-Württembergs transportiert werden. Die Länge der notwendigen Erdkabel wird von den Übertragungsnetzbetreibern mit 700 und 580 Kilometern angegeben. Die Investitionsvolumen liegen demnach für den „Suedlink“ bei zehn Milliarden Euro und für den „Suedostlink“ bei rund fünf Milliarden Euro. Die Investitionen können die Übertragungsnetzbetreiber über 40 Jahre abschreiben.
Mit dem weiteren Zubau erneuerbarer Energien kommt das bestehende Stromnetz mehr und mehr an seine Grenzen. Dies zeigt sich unter anderem in den steigenden Kosten für netzstabilisierende Maßnahmen. Diese Redispatchkosten beliefen sich im vergangenen Jahr auf etwa 1,4 Milliarden Euro. „Die beiden großen Gleichstromverbindungen Suedlink und Suedostlink haben eine besonders wichtige Rolle für den Transport des grünen Stroms“, erklärt Tennet-Geschäftsführer Lex Hartman. Daher schreibe man die Erdkabel „sehr frühzeitig“ aus, auch um Engpässe zu vermeiden, da mehrere tausend Kilometer Erdkabel benötigt würden. „Neben der zügigen Fertigstellung müssen zudem Qualität und Preise der Komponenten stimmen. Hierfür ist ein breiter Wettbewerb auf Seiten der Lieferanten, insbesondere der Erdkabel-Hersteller, ein wichtiger Faktor“, ergänzt Boris Schucht, Vorsitzender der Geschäftsführung von 50 Hertz.
Aktuell befänden sich „Suedlink“ und „Suedostlink“ noch in der Bundesfachplanung, an deren Ende die Bundesnetzagentur einen 1000 Meter breiten Korridor festlegen werde, in der die Erdkabel verlegt werden dürften. Erst in den anschließenden Planfeststellungsverfahren entscheidet die Bundesnetzagentur über die Erdkabel-Verläufe für beide Verbindungen, wie es weiter hieß. Die Projekte verantwortlichen Übertragungsnetzbetreiber hätten sich dennoch entschieden, die Ausschreibungen der Erdkabel bereits in dieser frühen Phase zu starten, um so potenzielle Lieferanten frühzeitig für das große Produktionsvolumen und die damit verbundenen logistischen Herausforderungen zu sensibilisieren.
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Es ist und bleibt fraglich, ob die teure Ertüchtigung (Ausbau) der Übertragungsnetzte nicht vermieden werden könnte, wenn konsequent Kohle- und Atomstrom im Norden gedrosselt würden. Mit 15 Milliarden ließe sich vermutlich eine ausreichende Menge Erneuerbarer Energie im Süden Deutschlands errichten (mindestens 30 GW PV oder weniger PV dafür ein paar Speicher dazu).
Für den Winter bleibt eine Lücke, das ist klar. Hier muss eine grundsätzliche Entscheidung her und eine konsequente Kraft-Wärmekopllung installiert werden. Dann ist wiederum ausreichend elektrische Energie dezentral erzeugt und kommt ohne neue Hochspannungstrassen aus.
Der Wahre Grund für den Netzausbau, den Gegenbeweis hat zumindest noch keiner glaubhaft angetreten meine ich, ist das Modell „Deutschland=Kupferplatte“. In Deutschland wird jede Menege überschüssiger Atom- und Kohlestrom exportiert und vermutlich auch viel von Ost nach West oder Nord nach Süd durchgeleitet. Soweit mir bekannt, entfallen auf den exportierten Strom bzw. den durchgeleiteten Strom aber KEINE Netzentgelte.
Das heist aber, die deutschen Stromnachfrager bezahlen einen Netzausbau, den sie selbst so gar nicht bräuchten.
Absehbar ist aber, dass das Refinanzierungsmodell für die neuen Leitungen nicht funktionieren wird. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass die sinkenden Preise bei erneuerbaren Energien die Eigenversorgung immer lukrativer machen und seit 2014 die Gestehungskosten von PV-Strom so viel günstiger geworden sind, dass auch 100% EEG-Umlage auf den Eigenverbauch kein Game-Changer mehr sind. Den Bremskeil des Herrn Gabriel hat zumindest die PV wegdeflationiert. Die lächerlichen EU-Schutzzölle auf PV-Module, die auch allein dem Zweck der künstlichen Verteuerung von PV gedient haben dürften, dürften auch eher deshalb installiert worden sein, weil die wohlgehörten Kohlelobbyisten (für Frankreich natürlich Atom-Lobbyisten) erfolgreich waren als aufgrund der verbliebenen europäischen HErsteller.
Mit sinkenden Preisen bei PV werden immermehr Stromverbraucher ihren Netzbezug reduzieren, immer weniger Strombezug bedeutet immer weniger Netzentgelte (Volumen) bedeutet immer höheren Netzentgelte (Preise) bedeutet widerum immer mehr Vorteil für Eigenerzeuger.
Undn was im Sommer die PV ist im Winter die KWK.
Es ist bedauerlich, aber Deutschland wird unter dieser und wurde unter der letzten Regierung an die Position der roten Laterne geführt, nicht nur bei der Energie. Und das eigentlich ohne Not. Der Einfluss der Kohle Lobbyisten ist offenbar gigantisch, zumal man mit dem Arbeitsplatzargument auch die Gewerkschaften auf die eigene Seite zieht.
„CO2 stinkt nicht und reizt die Atemwege nicht und macht keinen Krebs, also was solls…“ scheint die Denke.
Es dreht sich im Moment alles und allein um die Bewahrung des Geschäftsmodells „zentrale Energieversorgung“.
Und im Übrigen bin ich der Meinung:“Macht die Dächer voll, dann wird’s schon!“
Sehr gut kommentiert. Genauso ist es.
Was die Übertragungsnetzbetreiber mit ihrem überdimensionierten Netzausbau erreichen wollen, ist die sichere 9,05% Eigenkapitalrendite in einem risikolosen, regulierten Markt für Ihre Finanzinvestoren. Das ist der Grund des HGÜ-Baus und der Europäische Stromkabel. Es gibt keinen Kohleausstieg in Deutschland, dennoch wird immer nur „Windstrom“ von Norden nach Süden geleitet. Von Dezentralität zu sprechen ist genauso eine Volksverdummung, denn Suedlink und Süd-Ost-Trasse haben keine Möglichkeit auf der Strecke aufzunehmen oder abzugeben. Lediglich in einem Punkt haben die ÜNB Recht. Im neo-liberalen europäischen Energiemarkt mit „Öl-Kommissar“ Canete wird alles daran gesetzt die europäische Atom- und Kohlestromerzeugung auch wieder nach Deutschland verstärkt zu leiten und die dezentrale Bürgerenergiewende hier zu bremsen. Und wir bezahlen diese Infrastruktur für den Stromkabel über die Netzentgelte. Für die Versorgungssichherheit brauchen wir die HGÜ-Trassen nicht. Für die Energiewende sind sie kontraproduktiv. Immer daran denken, wer diese Trassen beschlossen hat und sie vehement fordert. Mit Energiewende haben diese Interessengruppen nichts am Hut.
Stromkabel = Stromhandel
Danke für den Hinweis.
tausende Jahre Europa wurde zum friedlichen, gegenseitigen Interessenausgleich
Stromkabel=Europa
Welchen Stromhandel will Europa?
Die Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland wurden reguliert und müssen die Netzplanung gegenüber der Bevölkerung begründen. Wir sind dann als Experten dafür gefordert.
Die Wettbewerber sind Energiekonzerne mit jahrzehntelanger Erfahrung, Detaileinsichten und Reorganisationsmöglichkeiten. Empfinden Gesamtbevölkerung und Stromverbraucher Vertrauen in diese Konzernstrukturen. Oder in die neuen Konzernstrukturen mit dem Anspruch die Erneuerbaren Energien einflußreich zu fördern?
Damit wird eine Perspektive für diese Nord-Süd-Trasse sichtbarer, welche eine energiepolitische, nationale Entscheidung (Brokdorf_Grafenrheinfeld, Wolmirstedt_Netzknoten Isar) erklärbar macht, die langfristige europäische Wirkung wird dazu nicht ausreichend thematisiert. Oder?
Echo einer Zukunft sagt:
Die Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland wurden reguliert und müssen die Netzplanung gegenüber der Bevölkerung begründen. Wir sind dann als Experten dafür gefordert.
Die Wettbewerber sind Energiekonzerne mit jahrzehntelanger Erfahrung,
@ Echo
Wettbewerber mit jahrzentelanger Erfahrung ist richtig. Aber auch mit jahrzentelangen monopolistischen Eigeninteressen, denen wir fachlich als Experten weniger Durchblick entgegenzusetzen haben.
Deshalb höre ich mir gerne diejenigen von der anderen Seite an, die sich damit beschäftigen.
Siehe z.B. hier: https://www.onetz.de/weiden-in-der-oberpfalz/politik/professor-jarass-kritisiert-plaene-fuer-gleichstromtrasse-nur-fuer-kohlestrom-d1666202.html
oder hier:
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=41512
Die Erkenntnis der eigenen Unkenntnis ist zwar vorhanden, aber die Konsequenz – informieren, lernen und nachdenken – wird nicht gezogen.
Was immer fehlt: Netze sind „Dual-Use“-Produkte für erneuerbaren Strom wie auch für konventionellen. Sie deshalb zu verteufeln wäre so schlau, wie die Medizin abzulehnen, bloß weil sie auch dazu dient, verletzte Soldaten fit zu machen, damit sie wieder einsetzbar sind.
Wenn man unsere Stromversorgung vom Ende her denkt, dann stellen leistungsfähige Netze eine preiswerte Möglichkeit dar, erneuerbare Erzeuger an Stellen, wo sie uns nicht so übermäßig stören (im Meer) aufzubauen und den Strom ohne teure Zwischenspeicherung direkt zu nutzen. Je geringer der Anteil an Zwischenspeicherung ist, desto preiswerter wird diese zukünftige Versorgungsstruktur. Eine weitere Reduzierung des Zwischenspeicherdarfs erreicht man, wenn der internationale Ausgleich verstärkt wird. Also auch hier Mehrfach-Nutzen von Netzen.
Zum Thema KWK: Diese stellt natürlich eine ideale Ergänzung zur Photovoltaik dar, weil das Erzeugungsprofil im Jahresverlauf gegenläufig ist. Es stellt sich aber immer die Frage, mit welchem Brennstoff die KWK betrieben wird. Ist es Wind-, Solar- oder Biogas, ist es OK. Die Versuchung beim billigeren Erdgas zu bleiben, ist aber groß. Hier lohnt sich Protest gegen die Erdgas-Lobby und gleichzeitig deren Einbindung in die Produktion, Speicherung und Verteilung von erneuerbar erzeugtem Gas.