Im Zuge der Eröffnung des regulären Insolvenzverfahrens will die Solarworld Industries GmbH ihre Zellfertigung im thüringischen Arnstadt herunterfahren. Die Produktion werde am Freitag gestoppt, da das Material für die Herstellung zur Neige gehe, erklärte der Insolvenzverwalter Christoph Niering dem Sender „MDR Thüringen“. Die Produktion gehe zunächst auf Stand-by bis die Entscheidung über einen möglichen Investor gefallen sei, hieß es auf Nachfrage von pv magazine bei Solarworld.
Es gebe mehr als ein Dutzend Angebote für die Zellfertigung in Arnstadt. Den potenziellen Käufern gehe es dabei nicht nur um die Hallen und Grundstücke, sondern auch den Erhalt der Arbeitsplätze. Um diese Option zu wahren, werde Niering die Gehälter der etwa 200 Mitarbeiter in Thüringen bis Ende September weiterzahlen. Dafür sei genug Geld auf dem Konto, zitierte „MDR Thüringen“ den Insolvenzverwalter. Im Mai erhalten die Mitarbeiter zum letzten Mal Insolvenzgeld. Die Fortsetzung der Produktion der Solarzellen kommt für Niering zunächst nicht in Frage. Sie sei defizitär und er wolle auf Kosten der Gläubiger kein weiteres Material einkaufen. Die Verhandlungen mit den möglichen Investoren liefen derweil weiter.
Niering ist auch für die Idee aufgeschlossen, in Arnstadt eine Photovoltaik-Forschungsfabrik zu eröffnen, wie es weiter hieß. Eine Produktion von Solarzellen zu international wettbewerbsfähigen Preisen sei derzeit in Deutschland jedoch nicht möglich. Nach dem Vorbild der Mikroelektronik müsste eine solche Forschungsfabrik daher mit staatlichen Geldern unterstützt werden.
Mit der Forderung nach einer Forschungsfabrik dieser Art hatten sich in der vergangenen Woche rund 35 deutsche Photovoltaik-Unternehmen und Forschungsinstitute in einem Offenen Brief an die Bundesregierung gewandt. Zudem plädierten für ein „solares Airbus-Projekt“, bei dem wettbewerbsfähige Produktionskapazitäten im x-Gigawatt-Maßstab aufgebaut werden sollten. Dafür müssten deutsche und französische Unternehmen ihre Aktivitäten bündeln. Die Unterzeichner des Briefes forderten von der Bundesregierung zudem, Nachhaltigkeitskriterien bei der Solarförderung stärker zu berücksichtigen. So sollte bei den geplanten Sonderausschreibungen mit jeweils zwei Gigawatt 2019 und 2020 nicht allein der Preis für die Zuschläge maßgeblich sein, sondern etwa die klimafreundliche Produktion der verwendeten Produkte.
Unlängst hatte Solarworld die Beantragung des regulären Insolvenzverfahrens für Juni angekündigt. Dabei hieß es bereits, dass die Zellfertigung in Arnstadt bis zum Abschluss der Investorengespräche stillstehen soll. Die Modulproduktion im sächsischen Freiberg wird Solarworld dagegen zunächst fortsetzen.
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Aha- Zitat Insolvenzverwalter:
“ Eine Produktion von Solarzellen zu international wettbewerbsfähigen Preisen sei derzeit in Deutschland jedoch nicht möglich.“ – er will dann eine Forschungsfabrik mit Dauersubvention.
Warum gibt es dann 10 Interessenten?
Ok, für die Belegschaft (so die sich noch keine neuen AP sucht, die Beweglichsten machen das sicher) wäre ein großer Investor der echt mal so richtig in der EU aufdreht das Beste. Auch für den Produktionsstandort. Aufdrehen würde bedeuten Monozelle >10 GWp/a zu machen. Sonst kann man es lassen, der Abstand zu Longi, Tongwei und Co. ist sonst auch weitehrin eine Zehnerpotenz. Mit allen negativen Folgen/ Nachteilen der Minigröße. SW hat 650 MWp und massiven Investitionsbedarf. Vielleicht ist jetzt ja jemand soweit der auch dafür glaubhaft genug Geld hat und nicht nur Träume.
Aber ich befürchte, dass die meisten der Anbieter denken die absurden Zölle gehen so weiter. Auch wenn es vielleicht nur 2 Jahre sind kann man ja mit wenig Geld ggf. was mit der Zellfabrik machen- danach dann eben nicht mehr. Kann man so denken, machen auch genug in der Branche so. Strategie Zolloptimierung …
Ich bin daher gespannt was wir da von EUPROSUN bis zum 3.6.2018 noch sehen. Mangels auch nur annährend wettbewerbsfähiger Zellhersteller (Mono- und Poly, siehe auch Statement Insolvenzverwalter) bin ich gespannt ob die illustren Modulhersteller in der EUPROSUN Gruppe sich weiterhin den Zugang zu Marktkonformen Zellangeboten selbst abschneidet. Und sich damit eben von allen Fertigungen wo auch immer in der Welt immer weiter in den Kosten entfernt. Plus massiver Einschränkung der Lieferantenauswahl. Auch das vielleicht ein Geschäft von kurzer Dauer- wie beschrieben eh vielen egal.
Also- richtig massiv investieren (im Mrd. Beriech) und dann kann nochmal was kommen. Sonst, nun ja.
Mal nochwas zu der Nummer „Klimafreundlich“:
Wie beschrieben sind die „Besten“ Module laut der französischen Atomdiktion (sorry, die machen die CO2 Reduktionsnummer nur um ihren Atomstrom weiter zu verkaufen) nur 2 Monate schneller in der CO2 Amortisaition als ihr „schlechtesten“ Kollegen … ok, man kann das trotzdem fordern.
Dann kaufe ich Module aus China die ihre Produktion eben eigener 300 MWp Dach- oder Freilandanlage betreiben und Wacker Silizium kaufen. In dem Moment sind alle Kohlestromkäufer in der EU wieder einfach nur klein und zu teuer.
Das ist sehr ernst gemeint. Wacker hat weiterhin einen hohen Weltmarktanteil und die beste CO2 Bilanz der Fertigung von Si. Und die o.g. Fertigung von Zellen, Modulen in China gibt es auch.
Also- man kann eine CO2 Steuer auf Module aus der offenkundig immer weltfremder werdenden Forschungs- und EU Szene fordern. Denn mehr EEG Umlage für < 2 Monate weniger CO2 Amortisation zu fordern und dabei auch noch so zu tun als wäre es ein gewaltiges Problem in der Branche ist für mich mind. weltfremd. Denn sie befeuert das Geschäft unserer Gegner- der zwielichtige Daniel Wetzel von der Welt weidet sich als glühender Solarfeind ja schon daran: Vorgebliche Recyclingprobleme, hohe CO2 Emssionen usw.- lest mal die Meldungen von ihm dazu.
Aber denkt bitte nicht dass Chinesen oder andere aus Asien die Hosen mit der Beißzange anziehen. Das hat genau dieser Teil der Szene arrogant bis zum Umkippen schon 2004 ff. gedacht.