Das Erreichen der Klimaziele durch mehr erneuerbare Energien und Energieeffizienz nicht nur technisch möglich. Es wäre auch wirtschaftlicher, sozialer und umweltfreundlicher als der Weg, der sich aus den derzeitigen Plänen und Politiken ergibt. Das ist das zentrale Ergebnis des Berichts „Global Energy Transformition – a Roadmap to 2050“, den die International Renewable Energy Agency (IRENA) am Dienstag auf dem 4. Berlin Energy Dialogue vorstellte.
IRENA hat mit der „REmap“ einen globalen Fahrplan erstellt, wie das Unter-Zwei-Grad-Ziel erreicht werden kann. Demnach könnten erneuerbare Energien bis 2050 in vielen Ländern 60 Prozent oder mehr des gesamten Endenergieverbrauchs ausmachen. So ließe sich etwa in China der Erneuerbaren-Anteil von sieben Prozent im Jahr 2015 auf 67 Prozent 2050 steigern. In der Europäischen Union könnte der Anteil von etwa 17 Prozent auf über 70 Prozent steigen. Auch in Indien und den USA sei ein Anteil von zwei Drittel oder mehr bis zur Mitte des Jahrhunderts möglich.
Im Stromsektor ist dem IRENA-Bericht zufolge insbesondere durch Photovoltaik und Windkraft ein Anteil erneuerbarer Energien von 85 Prozent bis 2050 möglich, 2017 lag der Anteil weltweit bei 25 Prozent. Im vergangenen Jahr hat der Stromsektor demnach weltweit 167 Gigawatt an Erneuerbaren-Kapazitäten hinzugefügt, ein Wachstum von 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und eine Fortsetzung der früheren Wachstumsraten seit 2010 mit durchschnittlich acht Prozent pro Jahr.
Trotzdem müsse auch hier der Energie-Umbau beschleunigt werden. Eine umfassende Energiewende kostet laut der Studie bis 2050 etwa 1,7 Billionen US-Dollar jährlich mehr als nach bisherigen Plänen. Allerdings würden Einsparungen durch geringere Luftverschmutzung, bessere Gesundheit und geringere Umweltschäden diese Kosten bei weitem übersteigen. Laut dem REmap-Szenario würden in diesen drei Bereichen bis 2050 durchschnittlich sechs Billionen US-Dollar pro Jahr an Kosten eingespart. Die Energiewende würde sich jedoch auch wirtschaftlich positiv auswirken. Im Vergleich zum „business as usual“-Szenario gehen die IRENA-Analysten bis Mitte des Jahrhunderts von einer um 52 Billionen US-Dollar höhere Wirtschaftsleistung (BIP) aus.
Um dies alles zu erreichen, seien jedoch um 30 Prozent höhere Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz nötig – das wären bis zur Mitte des Jahrhunderts 120 Billionen statt den 93 Billionen US-Dollar, wie sie sich nach den bisherigen Plänen abzeichnen. 18 Billionen US-Dollar davon müssten IRENA zufolge in Stromnetze und Energieflexibilität investiert werden – das wäre das Doppelte der Investitionen nach derzeitigen und geplanten Politik.
Dem Bericht zufolge würde der Energie-Umbau am Ende auch zu mehr Jobs führen. So würde das REmap-Szenario bis 2050 den Verlust von 7,4 Millionen Arbeitsplätzen im Bereich fossile Energien zur Folge haben, auf der anderen Seite würden jedoch 19 Millionen neue Arbeitsplätze in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Netzausbau und Energieflexibilität entstehen. Unter dem Strich würden so 11,6 Millionen Arbeitsplätze mehr geschaffen.
Bis 2050 müssen laut Bericht weltweit zusätzliche 470 Gigatonnen im Vergleich zu aktuellen und geplanten Maßnahmen eingespart werden. Setzt sich stattdessen das Business-as-usual-Szenario weiter fort, wäre das CO2-Budget im Hinblick auf das Klimaziel bereits in weniger als 20 Jahren aufgebraucht.
Minister eröffnen vierten Berlin Energy Transition Dialogue
In Berlin haben Außenminister Heiko Maas und Wirtschaftsminister Peter Altmaier den vierten Berlin Energy Transition Dialogue im Auswärtigen Amt eröffnet. Bei der zweitägigen Konferenz unter dem Motto „towards a global Energiewende“ kommen Minister und hochrangige Delegationen aus 40 Ländern mit Vertretern aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen, um Strategien für eine intelligente Transformation des Energiesystems, des Verkehrssektors und der Wärmeversorgung zu entwickeln.
Für Außenminister Maas ist Energiepolitik nach eigenen Worten eine Plattform für Kooperation, für Dialog und für den internationalen Austausch. „Erneuerbare Energien sind nicht nur nachhaltig, sie sind auch reichlich und nahezu überall vorhanden. Dadurch verliert Energie das Potential als Macht- und Druckmittel in der internationalen Politik missbraucht zu werden“, sagt Maas.
Der Berlin Energy Transition Dialogue wird von der Bundesregierung gemeinsam mit dem Bundesverband Erneuerbare Energie, dem Bundesverband Solarwirtschaft, dem Beratungsunternehmen eclareon sowie der Deutschen Energie Agentur veranstaltet. Mit seinem Rahmenprogramm bildet er den Kern der Berlin Energy Week vom 16. bis 20. April, die dieses Jahr durch das Tech Festival der Start Up Energy Transition Initiative, die Energie-Blockchain-Konferenz EventHorizon und das Urban Energy Forum ergänzt wird.
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Das sind doch Zahlen, die man zumindest qualitativ nachvollziehen kann: Erneuerbaren-Ausbau kostet Geld, das führt zu wirtschaftlichem Wachstum und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Immerhin ist es sinnvolles Wachstum, im Gegensatz zu immer dickeren SUVs, die laut, dreckig und gefährlich sind, für die immer breitere Straßen und Parkplätze gebaut werden müssen und die letztlich den Menschen zukünftiger Generationen die Lebensgrundlagen entziehen.
Als noch sinnvolleres Wachstum erschienen mir Investitionen in Menschen: Gesundheit, Pflege, Bildung, Kultur. Damit will ich die Erneuerbaren nicht schlecht reden, aber darauf hinweisen, dass sie nur Mittel zum Zweck sind, nicht der Zweck selbst. Deshalb sollte man sich bemühen, auch beim EE-Ausbau sparsam zu sein, damit genug Ressourcen für den eigentlichen Zweck bleiben: Allen Menschen auf der Erde heute und in Zukunft ein gutes Leben zu ermöglichen.