Der schwedische Energiekonzern Vattenfall ist bislang nicht als großer Player im Photovoltaik-Markt aufgefallen. Wenn es nach dem Willen von Claus Wattendrup geht, soll sich das aber in den kommenden Jahren ändern. Wattendrup leitet als Vice President den Bereich Solar und Batterien bei Vattenfall mit derzeit rund 45 Mitarbeitern. Sie befassen sich mit den Themen large-scale und dezentrale Photovoltaik-Anlagen sowie Batteriespeicher.
Wattendrup gibt offen zu, dass Vattenfall bis vor einigen Jahren der Photovoltaik sehr skeptisch gegenüberstand. Doch nicht nur der Energiekonzern, sondern auch er selbst war zu Beginn des Jahrzehnts noch alles andere als überzeugt: „Ich habe mir die Photovoltaik angeschaut und dachte, 1000 Volllaststunden im Jahr bei den Preisen. Das lohnt sich doch nicht.“ Wattendrup projektierte zu dieser Zeit vor allem Offshore-Windparks. Doch dann begann der rasante Preisverfall und heute ist die Photovoltaik bereits pari mit den Stromgestehungskosten von Onshore-Windparks und wird bald unter dem Börsenstrompreis liegen. Das führte dann auch bei Wattendrup zum Umdenken. „Wir müssen in Photovoltaik investieren“, sagt er heute. „Die Photovoltaik wird weltweit das Rennen machen.“
2016 begann er mit einem kleinen Team erste Pilotprojekte bei Vattenfall umzusetzen. Seinen ersten Solarpark mit 4,9 Megawatt hat Vattenfall dafür zu einem ähnlich großen Windpark in Wales installiert. Nach den positiven Erfahrungen aus diesem und weiteren Projekten fiel Mitte vergangenen Jahres dann der offizielle Startschuss für das Photovoltaik-Geschäft bei Vattenfall. Der Konzern konzentriere sich dafür zunächst auf seine (nord)europäischen Kernmärkte Schweden, Dänemark, Großbritannien, die Niederlande und Deutschland, erklärt Wattendrup.
In den beiden letztgenannten Ländern hat das Unternehmen in jüngster Zeit mehrere spannende Projekte angekündigt und ist teilweise schon dabei, sie umzusetzen. Gerade in den Niederlanden verfolgt Vattenfall derzeit viele Projekte. Der dortige Markt für große Freiflächenanlagen boomt. Zudem betreibt der Energiekonzern in den Niederlanden auch viele Windparks an Land. Diese Standorte wählt Vattenfall vorzugsweise für seine Solarparks, nicht zuletzt, weil die Fläche schon vorentwickelt ist und ein Netzanschluss existiert, was Kosten spart, wie Wattendrup sagt.
„In Deutschland haben wir noch nicht so viele Windparks an Land gebaut. Hier entwickeln wir daher eher neue Projekte oder bemühen uns um den Kauf von Projektrechten“, sagt er weiter. Der Konzern kündigte jüngst an, sich an den Photovoltaik-Ausschreibungen hierzulande beteiligen zu wollen. Auch bei der laufenden gemeinsamen Ausschreibung von Photovoltaik-Anlagen und Windparks an Land mit Stichtag 1. April 2018 werde sich Vattenfall mit Geboten beteiligen. Wattendrup räumt ein, dass man mit dem Preisniveau, das in den Ausschreibungen mittlerweile erreicht ist, „nicht reich wird“. „Aufgrund der stark gefallenen Preise könnten wir in Deutschland aber etwas ambitionierter sein“, sagt er. Er hält eine entsprechende Anpassung für dringend erforderlich, da in den kommenden Jahren in Europa Photovoltaik und auch Windkraft großes Potenzial bieten.
Mit den sinkenden Preisen wird auch der Photovoltaik-Markt immer professioneller, sagt Wattendrup mit Blick auf die Konkurrenz. „Ich sehe uns auch als professioneller und langfristig orientierter Player in Zukunft“, sagt er weiter. Zugleich investiert der Energiekonzern über seine Plattform „Greenfield“ in Start-ups. Dabei liegt ein Fokus auf jungen Unternehmen, die sich mit Big Data auseinandersetzen. Zuletzt hatte Vattenfall drei Millionen Euro in Solytic investiert. Das Berliner Start-up ist ein solches Beispiel: Es aggregiert und interpretiert große Datenmengen mit Hilfe des Internet of Things und künstlicher Intelligenz. Vattenfall agiere zumeist als Partner der jungen Unternehmen, werde deren Kunde und stehe bei der Produktentwicklung zur Seite, erklärt Wattendrup.
Auch wenn er mittlerweile vom Siegeszug der Photovoltaik ausgeht, will er sich nicht allein darauf verlassen, dass er diesmal richtig liegt. „Wir werden auch weiter das Geschäft mit Windparks an Land und auf See ausbauen.“ Eine spannende Frage für die Zukunft wird sein, ob es wichtiger ist, Photovoltaik-Anlagen in großem Stil zu betreiben oder deren Daten auszuwerten. Wattendrup ist in diesem Fall eindeutig: „Den datengetriebenen Plattformen gehört die Zukunft.“
Während bei der Photovoltaik Vattenfall nun dabei ist, den Vorsprung der Konkurrenz einzuholen, sieht Wattendrup den Energiekonzern bei Batterien „eher voran dran“. So habe der Energiekonzern schon in einigen größeren Projekten Erfahrungen sammeln können und einen 22 Megawatt/15 Megawattstunden Batteriespeicher zu einem Windpark mit 220 Megawatt in Wales kombiniert. Die Erfahrungen aus dem Projekt zeigten aber auch: „Batterien werden nicht die Lösung sein, sie können nur einen kleinen Beitrag leisten.“ Angesichts der Größenverhältnisse könne der Speicher immer nur kurzfristig Schwankungen ausgleichen. Für eine Stabilisierung der Stromerzeugung im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien hält er Power-to-Gas-Technologien für wichtiger. Zugleich sieht er Nachbesserungsbedarf auf politischer Ebene: „Die derzeitige Regulierung ist nicht darauf angelegt, erneuerbare Energien und Speicher zu kombinieren.“
Was die Photovoltaik-Geschäftsentwicklung bei Vattenfall angeht, so sagt Wattendrup: „Ich wünsche mir immer, dass es schneller vorangeht.“ Doch wenigsten sind jetzt erst einmal die 100 Millionen Euro für die Photovoltaik bei Vattenfall „geearmarkt“, wie er es nennt. Das Geld will der Energiekonzern 2018 und 2019 für dezentrale Projekte bei Kunden und die Entwicklung neuer Photovoltaik-Kraftwerke – vor allem in den Niederlanden und Deutschland – ausgeben. Wie viel damit umgesetzt werden kann, hängt auch davon ab, welche Projekte mit Partnern realisiert werden.
Ob Vattenfall sich irgendwann auch in sonnigere Gefilde für seine Photovoltaik-Anlagen wagen wird, konnte Wattendrup noch nicht sagen. Derzeit schaue er sich den französischen Markt genauer an. Dort habe Vattenfall auch eine Niederlassung und könne sich den Markteinstieg vorstellen. Länder wie Spanien, Italien, Griechenland oder die Türkei seien dagegen noch weiter weg, wenngleich nicht uninteressant, sagt Wattendrup.
Eine schöne Anekdote hat er noch zum Schluss: Sein Name bedeutet auf Schwedisch in etwa Wassertropfen. Und getreu dem Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein, treibt er unbeirrt das Photovoltaik-Geschäft in dem ursprünglich als Wasserkraftkonzern gegründeten Unternehmen voran. Nur bei der Kombination beider Elemente ist er noch skeptisch. Bei den angekündigten Projekten zur Kombination von Offshore-Windparks mit Photovoltaik-Anlagen, wie sie jüngst aus den Niederlanden und Belgien zu hören waren, sagt der erfahrene Hochsee-Ingenieur: „Angesichts der Wellen und Korrosion kann ich mir nicht vorstellen, dass das funktioniert.“ Ähnlich skeptisch war er bei schwimmenden Photovoltaik-Projekten. Nun, da er aber erste Erfahrungswerte mit diesen Floating-PV-Anlagen gesehen und ausgewertet hat, ist er doch wieder positiver. Er hat sich mit seinen Einschätzungen in der Vergangenheit schon einmal geirrt und sich dann eines Besseren belehren lassen.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Klingt gut, aber warum macht ihr an der Pfählung des Windrades welche Unterwasser ist nicht an den Seiten einfach Wasserturbinen oder Wasserrad ran welche sich in ebe und flut immer drehen und die vorhandene Kabelinfrastruktur zur Stromübertragung mit nutzt. So kann auch gleichmässiger Strom gewonnen werden. Die Pfählung ist doch eh da, also nutzt das doch einfach, das bringt einen riesen finanziellen Gewinn. Mega Ertrag bei fast keinen Installationskosten.Als Möglichkeit für den Anfang wäre da z.b. die Aqualibre Stromboje mit 70kw Leistung um das nur als Anfangsprojekt vorzuschlagen.Natürlich besteht immer die Möglichkeit 1 bis 2 Unterwasserturbinen in der Strömungsrichtung anzubringen und so die Gezeiten zu nutzen. Mit der Aqualibre wären aber schon alle Gutachten da z.B. wegen Treibgut und Fischschutz es soll ja nichts geschreddert werden. Also kauft die Firma auf und macht was draus.