Acht Betriebsführungsunternehmen, die rund 20 Prozent der in Deutschland betriebenen Photovoltaik-Anlagen betreuen, haben in der pv magazine-Umfrage potenzialinduzierte Degradation (PID) an Anlagen mit 160 Megawatt Leistung gemeldet.
Ob das besonders viel oder wenig ist, darüber kann man nun trefflich streiten. PID wird schon seit zwei bis drei Jahren als Schreckgespenst gehandelt. Der Effekt kann auftreten und die Leistung von Modulen um bis zu 80 Prozent reduzieren, wenn Module dafür durch ihre Bauart anfällig sind und zwischen ihnen und ihren Rahmen eine negative Spannung anliegt.
Es war bisher schwierig, sich eine objektive Meinung darüber zu bilden, wie ernst PID den Ertrag von Anlagen bedroht. Es sind vor allem Experten von Prüflaboren, Gutachter und Sachverständige (Technical Due Diligence (TDD) Unternehmen), die betonen, dass das PID-Risiko sehr hoch sei. Das kann stimmen, allerdings haben sie auch ein Interesse daran, dass möglichst viele bei ihnen Tests beauftragen. Eigentümer und Betriebsführer sollten es eigentlich genau wissen, wie viele ihrer oder der von ihnen betreuten Module PID zeigen. Doch sie sprechen nicht gerne darüber und erklären meistens, dass sie PID in ihren Anlagen noch nicht gefunden hätten.
Daher hat pv magazine nicht nur Betriebsführer, sondern auch TDD-Unternehmen, Eigentümer und Modulhersteller befragt. Die vollständige Auswertung der quantitativen Umfrage, Einschätzungen durch Experten und ein Interview mit Manfred Bächler, CEO des Ingenieurbüros Reniva, zu diesem Thema finden Sie im digitalen Heftarchiv "Mehr als ein Phantom, aber keine Bedrohung".
Keine vollständige Entwarnung
Die Angaben der Betriebsführungs-Unternehmen waren sehr heterogen. Fast die gesamte Menge von 160 Megawatt Anlagen mit PID-Belastung stammt von den Angaben einer Firma. Doch auch die TDD-Unternehmen, die Anlagen prüfen und sanieren, haben 111 Megawatt gemeldet.
Auf der pv magazine/Solarpraxis-Betreiberkonferenz am 27.3. bei Schletter können Sie sich unter anderem zum Thema PID austauschen.Zum Programm
Diese Zahlen aus der Umfrage mögen zunächst erschrecken. Doch prozentual am gesamten Zubau sind sie immer noch gering. Daher schätzen Experten die Gefahr, die von PID in Deutschland ausgeht, bisher aber nur als gering oder mittel ein.
Eine vollständige Entwarnung gibt es aber nicht. Eine plausible Erklärung für die Ergebnisse ist, dass PID erst nach einer gewissen Zeit im Feld auftritt und daher oft noch nicht erkannt wurde. Teilweise konnte diese Degradation aufgrund nicht ausreichendem Monitoring auch gar nicht erkannt werden. Die Fallzahlen könnten also noch steigen.
Einige Aussagen der befragten Unterehmen:
Was Betriebsführer zur Relevanz von PID sagen
„Das viel größere Problem besteht bei den Anschlussdosen, defekten Dioden und der Schwierigkeit des Diodentauschs“
„Die Relevanz ist vorhanden. Sollten nicht nachvollziehbare Probleme an den Modulen auftreten sollte der PID Effekt bei der Fehlersuche betrachtet werden.“
Was TDD-Unternehmen zur Relevanz von PID sagen
„In Bezug auf die Vielzahl der von uns überprüften Photovoltaikanlagen wurden nur einzelne Anlagen identifiziert bei denen PID tatsächlich vorhanden ist. Das Thema PID wird teilweise überbewertet“
„PID kann grundsätzlich bei jedem Hersteller auftreten, wir haben sogar bei namhaften deutschen Herstellern, die ihre Module als "PID-geprüft" verkauft haben, PID gefunden. Die Zuverlässigkeit ist gering, da die Hersteller trotz IEC 71630 die Rückseitenfolie und das Verfahren für die Antireflexschicht innerhalb derselben Modultypen während der Produktion wechseln.“
„Relevanz: mittel“
Was Modulhersteller zur Relevanz von PID sagen
„PID ist heilbar und kein Moduldefekt, sondern eher vergleichbar mit einem entladenen Akku. Experten im Feld konnten bislang jede Anlage mit unseren Modulen mit PID-Problematik reaktivieren“
„Das Thema wurde von einigen Modulherstellern massiv für Marketing verwendet und ist deshalb aus unserer Sicht in der Photovoltaik-Community von der Wichtigkeit her stark überbewertet worden.“
„Alle Hersteller sind davon betroffen, da dieses Phänomen lange Zeit unbekannt war.“
„Die Fehlerrate der Modul-Hersteller variiert nur in Abhängigkeit des eingesetzten EVAs“
Was TDD-Unternehmen Anlass gibt, auf PID zu untersuchen
„Verstärkte Leistungseinbußen der Module (Zustandsüberwachung und Kennlinienmessung)“
„Im Regelfall erhalten wir bereits im Rahmen der Beauftragung kundenseitig die Rückmeldung, dass gegebenenfalls PID ein Problem sein könnte.“
„bekannte Module“
Wie TDD–Unternehmen PID identifizierten
„Kombinierte Anwendung von IR-, EL- und Kennlinienmessungen. Auf den Nachweis der Reversibilität des festgestellten Degradationsverhaltens bei Umpolung kann verzichtet werden. Bei unsicheren Fällen findet dies jedoch statt.“
„Durch Messungen der Leerlaufspannung an den Halbsträngen (positiver und negativer Halbstrang) sowie durch Infrarotaufnahmen im Feld. Die endgültige Feststellung von PID durch PID Test an ausgebauten Modulen im Labor.“
(Michael Fuhs)
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Der Artikel ist Teil des Schwerpunkts Bestandsanlagen. Darin berichtet außerdem Dominik Fröhler über die Frage,wie sich Derating von Wechselrichtern detektieren lässt, das Betreiber richtig Geld kosten kann. Andreas Lietz erörtert die Frage,wann es sich lohnt, Versicherungen neu zu verhandeln. Markus Zerer analyisiert,wann es für Bestandsanlagen ökonomisch sinnvoll ist, in die Direktvermarktung zu wechseln, und was dafür nötig ist. Auf 30 Seiten imLeitfaden Qualität beschreibt Karl-Heinz Remmers, was definierte Qualität zu angemessenen Preise ist und was man beim Modulkauf beachten sollte.
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